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Buch – KTM X-BOW

Concept, design, production and development of the road-homologated cars – dieser langer Untertitel zeichnet ein neues Buch von englischen Veloce Publishing aus. Es verdeutlicht aber zugleich, worum es im Buch über den KTM X-BOW geht, nämlich um die Straßen-Sportwagen. welches im Modell-Portfolio des Motorrad-Herstellers bei Erscheinen ein Novum darstellten.

Ein gelungener Titel macht neugierig.

Das Buch ist für den englischen Verlag fast schon klassisch quadratisch aufgeführt und reiht sich hiermit in die lange Reihe der verschiedensten Titel aus dem Verlag ein. Auf dem deutsche Markt ist dies immer noch eine Besonderheit, zumindest in dem hier verwendeten, recht kompakten Format. Der Schutzumschlag zeigt auf der Vorderseite dann die Frontal-Aufnahme eines X-BOW, während sich auf der Rückseite die passende Heck-Ansicht wiederfindet. Von dem schlicht-grauen Hintergrund hebt sich das auffällige Fahrzeuge auch durch eine Glanzlackierung ab, welche auch den Buchtitel und den gesamten Rücken bedeckt. So entsteht ein wirklich stimmiger Eindruck, der durch die Tatsache das sich unter dem Schutzumschlag ein knalloranges Buch wiederfindet noch unterstrichen wird. Das Orange ist die Markenfarbe von KTM und findet sich auch auf dem X-BOW wieder, der durch eine Kombination mit schwarz und weiß eher den Eindruck eines Rennwagens erweckt, als den eines Straßenautos. So oder so ist der X-BOW ein besonderes Automobil, welches vor allem auf höchsten Fahrdynamik ausgelegt ist und hierbei waren die Entwickler schon bei der Konstruktion kompromisslos.
Der Vor- und Nachsatz des Buches spielt dann auch gleich mit dieser Dynamik und zeigt den X-BOW in voller Fahrt, wobei die Aufnahme im Nachsatz den Eindruck erweckt, dass die Dynamik noch zugenommen hat und scheinbar hat das Fahrzeug auch eine gewisse Strecke zurückgelegt.

Auch einige Zeichnungen aus der Entwicklung finden sich wieder.

Dann zeigt sich schnell das Inhaltsverzeichnis, bei dem eine straffe Unterteilung in immerhin 19 Kapiteln deutlich wird. Bei 160 Seiten Inhalt bedeutet dies, dass die Kapitel entsprechend kurz sind und gleichzeitig viele Themen rund um den X-BOW dargestellt werden. Zunächst bringen die Autoren mit den Danksagungen, der Einleitung und ihren Biografien ihre Passion zum besonderen Fahrzeug zum Ausdruck und verschweigen auch keinesfalls die Tatsache, dass es sich erst um das zweite Buch handelt, welche sie verfasst haben. Der Start gelang mit dem ersten Buch über den Lamborghini Murciélago, welches hier auch schon vorgestellt wurde. Dies erschien im übrigen ebenfalls bei Veloce Publishing. Das Vorwort stammt dann von Sebastien Stassin, der Chief Creative Director von Kiska ist für das Design den X-BOW maßgeblich mitverantwortlich und selbst auch stolzer Besitzer eines X-BOW.
The Quality of Road Racers lautet dann die Überschrift zum ersten Kapitel im Buch, in dem die Idee zum ungewöhnlichen X-BOW zunächst nochmals vorab vorgestellt wird. Auch auf die Geschichte der Road Racer wird hier nochmals eingegangen und neben dem Text finden sich auch schon erste Abbildungen wieder. Das Layout verwendet hierbei zwei Zeilen und ist im Gegensatz zum recht wilden Murciélago-Buch recht einfach und schlicht gestaltet. Ein wenig verspielt ist da lediglich der Kapiteltitel inklusive Nummer, welches aber den guten Gesamteindruck nicht stört.

Der Besuch in der Fabrik bringt viele Details des Road Racers zum Vorschein.

Dann werden die beiden maßgeblich an der entwickelten Firmen KTM und Kiska vorgestellt. Beide sind in Österreich ansässig und entwickelten den X-BOW auf Basis eines weißen Papiers komplett neu. Anhand vieler Skizzen und Zeichnungen kann der Leser hier ein unmittelbaren Eindruck der Entwicklung gewinnen bei denen das Monocoque als zentrales Element schnell feststand. Auch die italienischen Rennwagen-Spezialisten von Dallara halfen bei der Entwicklung des X-BOW mit und sorgten unter anderem für die hohe Fahrdynamik. Entdecken kann man hier auch den Dallara Stradale, das erste Straßenfahrzeug von Dallara, welches ebenfalls die Möglichkeit bietet Rennsport-Technologie auf der Straße zu erfahren. Ready to Race ist dabei auch immer einer der Leitsprüche des X-BOW, denn dieser bietet dem Fahrer zu jeder Zeit die Möglichkeit die Fähigkeiten des Fahrzeugs auch auf der Rennstrecke auszuprobieren. Weitere Zeichnungen und Eindrücke aus der Entwicklung erhält der Leser dann im fünften Kapitel. Hier ist auch die Aufnahme eines Tonmodels zu entdecken, welches während der Entwicklung entstand.

Fast kein Bestandteil des X-BOW bleibt unanalysiert.

The KTM X-BOW Factory steht dann im Fokus des sechsten Kapitels und verdeutlicht die drastischen Maßnahmen und zugleich Risiken, welche KTM eingehen musste um die erste Produktion eines Automobils zu verwirklichen. Schließlich kam man aus der Motorrad-Szene und war hier auch lange verwurzelt, erlebte aber gleichfalls hier viele Höhen und auch echte Krisen. Die Fabrik wurde so auch neu gebaut und dabei wurden selbstverständlich die neusten Standards berücksichtigt. Auch auf die zunächst rasante Entwicklung der Mitarbeiter-Zahlen geht das Buch hier ein, welche durch eine Krise im Jahr 2009 aber wieder deutlich reduziert werden musste. Im August 2009 kam es gar zu einen Stopp der Produktion, da die Weltwirtschaft in einer Krise steckte. Bei KTM beließ man das Team fortan recht klein und sorgte dafür, dass die Mitarbeiter vielfältiger eingesetzt werden können.
In welchen Schritten ein X-BOW in den Hallen entsteht kann der Leser dann im folgenden Kapitel ganz genau verfolgen. Im zehn Stationen wird der Road Racer nach und nach zusammengebaut, ehe er schließlich bereit zum Verkauf steht.
The Carbon Fibre Monocoque ist einen der Besonderheiten des X-BOW, welcher ansonsten nur bei elitären Supersportwagen zum Einsatz kommt. Wie zum Beweis zeigen sich so gleich zu Beginn des achten Kapitels der McLaren F1 und der Bugatti EB110. Beide Supersportwagen aus den 1990er Jahren nutzten schon ein solchen Monocoque und verhalfen Ihnen zu einem nachhaltig guten Fahrverhalten. Das extrem feste und gleichfalls teuere Material kommt beim X-BOW fast verschwenderisch zum Einsatz und somit sorgt KTM zum einem für eine geringes Gewicht und zum anderen für eine hohe Steifigkeit.

Auch die schon zahlreichen Modell-Varianten des X-BOW werden vorgestellt.

Auch die Aerodynamik ist bei einem Road Racer fraglos wichtig und auch hier wurde in die Entwicklung viel Wert auf gute Eigenschaften gelegt. Zwar wirkt der X-BOW recht zerklüftet, aber bei genauer Analyse kann man schnell feststellen, dass jedes Teil seinen entsprechende Berechtigung hat. Das Buch geht hier im Übrigen auch auf die wichtigsten Menschen der Geschichte ein, die sich mit der Aerodynamik auseinander gesetzt hat. So lassen sich unter anderem Newton, Bernoulli oder Coanda entdecken.
In den verblebenden Kapitel finden sich dann noch zahlreiche weitere Information für eine umfassende Analyse des X-BOW. Nach vielen technischen Details wird der verwendete Audi-Motor vorgestellt und auch die elektrischen Systeme werden berücksichtigt.
Fehlen dürfen natürlich nicht die Model-Varianten, welche im Angebot sind. Nach den Prototypen folgten die ersten 100 Fahrzeuge als Dallara Edition, wobei alle dieser Modell nicht bei Dallara gefertigt wurde. Des Weiteren zeigen sich der Clubsport, der Superlight, der ROC und der Street als Varianten des klassischen X-BOW. Auch die Rennversion GT4, die Evolutonsmodelle R und RR fehlen nicht, ebensowenig der etwas komfortorientierte GT. Die geschlossen Variante des GT4 wird dabei nur kurz vorgestellt.
Schließlich folgt noch ein Blick auf die Individualisierungsmöglichkeiten, die Markenveranstaltung KTM X-BOW Battle und das Pressecho der englische Magazine Autocar, Car Magazine und Evo. Auch die Rivalen werden kurz vorgestellt, die Eindrücke von Experten wiedergegeben, ebenso zum Abschluss noch die persönlichen Erfahrungen aus dem Besitz eines X-BOW.

Fazit: Ein Buch über den offenen KTM X-BOW ist Neuland und man merkt dem Titel eigentlich zu jeder Zeit an, mit welcher Hingabe es umgesetzt wurde. Hier waren echte Fans und Er-Fahrer des kompromisslosen Straßenrenners am Werk und liefern eine umfangreiche Betrachtung eines fahrdynamischen Phänomens. Man kann eigentlich kein Details vermissen und dabei ist es beeindruckend zu entdecken wieviel Informationen auf 160 Seiten passen. Dabei ist das umgesetzte Layout nicht mehr so verspielt wie bei ersten Titel der Autoren und kann auch mit einer ausgewogenen Bild-Text-Komposition überzeugen. Viele Bilder auch aus der Entwicklung der Produktion sind hier zum ersten Mal zu sehen und stellen damit ein Novum dar.
Für aktuell umgerechnet knapp 60 Euro ist das Buch für alle Besitzer und Fans des X-BOW ein zwingende Empfehlung.

Bibliografie:
Titel: KTM X-BOW – Concept, design, production and development of the road-homologated cars
Autoren: Thillainathan Pathmanathan, Anne Christina Reck
Umfang: 160 Seiten, 180 Abbildungen
Format: 248 x 248 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 11/2019
Preis: £50.00
ISBN-Nr.: 978-1-78711-433-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Veloce Publishing, KTM, Marco Rassfeld