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Buch – Grand-Prix-Geschichte(n)

Fakten, Verrücktes & Furioses aus 1.000 Rennen – der Untertiel zum einem im Eigenverlag von Autor Stefan Ehlen veröffentlichtem Buch lässt auf spannende Stories aus der Welt der Formel 1 hoffen. Schließlich knackte die Königsklasse in der vergangenen Saison die Marke von 1.000 Grand Prix, in denen sich viele, heute kaum vorzustellende Sachen abgespielt haben …

Ein Zieleinlauf war früher deutlich spektakulärer als heutzutage.

Das Buch ist kompakt ausgeführt kommt so in der Größe einem klassischen Taschenbuch nahe. Aber es verfügt über ein Hardcover, so dass die notwendige Stabilität voll gegeben ist. Auf dem Titel findet sich der historische Zieleinlauf beim Grand Prix von Großbritannien im Jahr 1957 wieder. Stirling Moss gewann hier gemeinsam mit Tony Brooks den ersten Lauf einer Weltmeisterschaft in einem englischen Rennwagen. Der Vanwall VW5 sorgte hierbei für den Start der Eroberung der Konstruktionen von der Insel, welche bis heute tonangebend sind in der Formel 1-Weltmeisterschaft. Schließlich kommen die erfolgreichsten Rennwagen der letzten Jahre ebenfalls aus Großbritannien, denn auch die Mercedes-Boliden werden hier zusammengebaut. Ansonsten ist der Titel recht schlicht umgesetzt und zeigt neben dem vollformatigen Bild noch den Buchtitel und den -autor. Auf der Rückseite zeigt sich dann ein weiteres Bild aus vergangenen Zeiten, wobei hier schon die sogenannten Einbäume zu sehen sind. So wurden die ersten Rennwagen mit Mittelmotor gerne genannt und dieses Grundkonzept ist bis heute erhalten geblieben. Somit scheinen beide Bilder mit viel Akribie gewählt worden zu sein, denn beide zeigen wichtige Anfänge der bis heute geltenden Standards. Der Klappentext gibt dann einen ersten Vorgeschmack auf den Inhalt, der sich eben mit den ungewöhnlichen Stories der Formel 1 auseinandersetzt.

Die 500 Meilen von Indianapolis haben eine enge Verbindung zur Formel 1-WM.

Nach dem Aufschlagen des Buches gelangt man schnell zum Inhaltsverzeichnis, welches eine hohe Anzahl an Überschriften zu den Geschichten hervorbringt. Schon beim Überfliegen kann man einen bunte Vielfalt entdecken, welche auf eine breite Vielfalt hinweist. Das Vorwort des Autors trägt die passenden Überschrift Warm-Up und verdeutlicht nochmals den Aufbau des Buches, in dem jedes Kapitel für sich steht. Jede der folgenden Geschichte ist ebenso besonders wie auch ungewöhnlich und des Öfteren auch einzigartig.
Das erste Formel 1-Rennen ist dann der logische Start des Buches und nicht erste beim Start in die offizielle erste Saison im Jahr 1950 war das erste Grand Prix-Rennen. Vielmehr erhielten diese Rennen zu diesem Zeitpunkt ihren Status als Weltmeisterschaft, wurden aber schon seit 1946 durchgeführt. Bis zum Start der WM wurden immerhin schon 65 Rennen mit dem Formel 1-Reglement durchgeführt, so dass die Rennwagen und -fahrer schon wussten was sie erwartet. Auch finden sich in dem Text noch interessante Zusatzinfo, wie die erste TV-Übertragung im Jahr 1953 oder das diverser Einzelrennen ohne WM-Status nach dem bestehenden Reglement noch bis 1983 durchgeführt wurden.
Kein Wochentag ohne Rennen zeigt dann, dass nicht ausschließlich der Sonntag immer der Wochentag war, in dem die Rennen gefahren wurden. Im Laufe der Jahre war jeder Wochentag mindestens einmal Renntag, auch wenn die Sonntage deutlich überwiegen. Seit dem Grand Prix von Südafrika im Jahr 1985 wurde alle Rennen ausschließlich Sonntags gefahren.

Viele unfassbare Geschichte trugen sich in den 1.000 Rennen zu.

Zu dem reinen Text finden sich im gesamten Buch auch immer wieder das passende Bildmaterial wieder, und auch einige Statistiken finden sich als Diagramme wieder. Diese lockern den Text ein wenig auf, auch wenn die Größe der Abbildungen recht klein ausfällt. Da die einzelnen Kapitel generell aber recht kurz und knapp daherkommen ist diese Umsetzung aber fraglos eine passende Wahl. Schließlich sollen die ungewöhnlichen Geschichten im Mittelpunkt stehen und so sollte der Leser auch kein Bilderbuch erwarten. Die prägnanten Texte sind dabei durchgängig sehr kurzweilig geschrieben und bringen somit ein große Freude am Lesen. Dies sorgt auch dafür, dass das Buch auf der Suche nach der einen Story gut als Nachschagewerk funktioniert.
Die Indy 500 und die Formel 1 hatten in den Anfangsjahren der Weltmeisterschaft eine besondere Beziehung. Denn von 1950 bis 1960 gehört das wohl bekannteste Rennen in den USA offiziell zum Kalender der Formel 1-WM. Dabei waren hier weder das Reglement anzuwenden und bis auf wenige Ausnahmen nahmen auch die Fahrer hier nicht teil. Das Rennen ist aber bis heute eines der angesehensten Rennereignisse weltweit und so gab es später immer wieder Formel 1-Fahrer, welche sich auch in die Siegesliste der Indy 500 eintragen lassen wollten. Dabei tauchen so bekannte Namen wie Jim Clark, Graham Hill oder Emerson Fittipaldi auf, die neben dem Gewinn der Formel 1-Weltmeisterschaft auch hier gewinnen konnten. Aktuell versucht sich Fernando Alonso auch an diesem Kunststück, was ihn eventuell zum zweiten Rennfahrer machen würden, dem der Gewinn der Triple Crown gelingen würde. Einzig Graham Hill gelang bislang der Gewinn der Formel 1-Weltmeisterschaft, den Indy 500 und den 24 Stunden von Le Mans.

Immer wieder erstaunlich zu welchen Leistungen Fahrer wie Rennwagen fähig waren.

Auf die Rennen ohne WM-Status geht das Buch dann nochmal einzeln ein und besonders interessant ist hierbei die enthaltene Grafik. So gab es vor allem in den Anfangsjahren oft mehr Rennen ohne als mit WM-Status, ehe sich dies mit Anfang der 1970er Jahre immer mehr reduzieren sollte. Zwar gehörten diese Rennen nie zu den 1.000 offiziellen Grand Prix, aber sind fraglos auch ein wichtiger Baustein in der Geschichte der Formel 1.
Auf Straßen in aller Welt wurden die Rennen ausgetragen und so wechselten die Austragungsorte der Formel 1-Rennen doch recht oft. Hierbei gibt es wieder interessante Diagramme, welche die Austragungsorte ebenso aufführen wie die Verkürzungen, welche im Laufe der Jahre notwendig wurden. Hierbei liegt der Nürburgring in der Eifel uneinholbar vorne, denn von den ehemals 22,835 km auf der gefürchteten Nordschleife bleiben nur 4,542 km auf den Grand Prix-Strecke übrig. Mit Spa, Monza, Sao Paulo und Hockenheim stehen weitere legendäre Rennstrecke auf dieser Liste, die vor allem die Erhöhung der Sicherheit zum Ziel hatte.
Den kommerziellen Einfluss, welcher unnachgiebig in der Formel 1 einzog sorgte dafür das ein Hotelparkplatz als Rennstrecke herhalten musste. 1981 und 1982 war so der Parkplatz vom Caesars Palace der Ort, an dem der Grand Prix von Las Vegas stattfand. Heute findet sich an dieser Retorten-Strecke ein großes Einkaufszentrum und das Mirage-Hotel.

Ungewöhnliche Rennwagen gehörten früher zur Szene und sind heute leider kaum noch möglich durch das klar definierte Reglement.

Die noch folgenden Geschichten lassen sich hier kaum aufzählen, blicken aber auf unterschiedlichste Highlights aus 1.000 Rennen in der Formel 1. Dabei finden sich einmalige Ereignisse, wie der Mini-Grand Prix in Indianapolis im Jahr 2005. Hier gingen nur sechs Fahrzeuge an den Start, da die übrigen Teams die mit Reifen von Michelin ausgestattet waren nicht antreten konnten. Hier konnte der französische Hersteller seinen Teams keine Sicherheit für die Passage zur erhöhtem Zielkurve bieten. So fuhren alle Rennwagen nach der Einführungsrunde unmittelbar an die Box und nahmen nicht mal am Startprozedere teil.
Auch die Geschichte von Hans Heyer, der trotz fehlender Startberechtigung an einem Grand Prix teilnahm darf natürlich nicht fehlen, ebenso wie Fahrer die disqualifiziert wurden weil sie zu langsam waren. Auch die vielen Unfällen, von denen einige leider tödlich verlaufen sollten blendet das Buch keinesfalls aus. Auch besondere Wetter-Verhältnisse oder ganze Saisons ohne Regenrennen werden dem Leser vorgestellt.
Bei 1.000 Rennen kam es zu früh gefallenden Zielflaggen, Rennen ohne Überholmanöver umstrittene Sieger oder ewigen Zweiten. Alles samt Geschichten die zur Geschichte der Formel 1 gehören und ihre Besonderheit ausmacht.

Fazit: Viele unfassbare Stories aus der Geschichte von 1.000 Grand Prix lassen die Fans der Formel 1 aufhorchen. Jeder Leser wird sicher noch etwas ihm unbekanntes entdecken können, was dem Buch ein fraglos hohe Auszeichnung zukommen lässt. Die Text sind kurz aber prägnant geschrieben und liefern so gut verpackt einen gelungenen Blick auf die Formel 1-Weltmeisterschaft. Die Bebilderung ist dazu recht spärlich, aber liefert ausgewählte Highlights aus dem reichen Archiv von Motorsport Images LLC.
Der Preis von 25 Euro ist fair für das Gebotene und die Tatsache, dass in der Welt der Formel 1 kaum ein Story unmöglich scheint, machen das Buch zur Perle unter den Formel 1-Büchern. Für Fans ein unbedingtes Muss!

Bibilografie:
Titel: Grand-Prix-Geschichte(n) – Fakten, Verrücktes & Furioses aus 1.000 Rennen
Autor: Stefan Ehlen
Umfang: 192 Seiten
Format: 215 x 303 mm
Bindung: Gebunden
Auflage: 05/2019
Preis: 25,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-00-062531-2
Beim Verlag unter: www.grand-prix-geschichten.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorsport Images LLC, Marco Rassfeld

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