Die Rennwagen des Ferdinand Piëch von 1963 bis 1972 – so lautet der vielsagenden Untertitel des Buches von Eckhard Schimpf rund um den heutigen Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Volkswagen AG.
Unter der Regie von Ferdinand Piëch entstanden bei Porsche fantastische Rennwagen deren Entstehung und Entwicklung in diesem Buch entsprechend gehuldigt wird.
Das Buch ist 14 Kapitel unterteilt und versucht die oft parallelen Entwicklungen halbwegs in durchschaubare Darstellungen zu fassen. Diese gelingt dem Autor wirklich erstaunlich gut – nur vereinzelt sind wirre Querverweise zu finden. Dies trägt in gewissem Maße aber positiv dazu bei die Dynamik, die offensichtlich zur damaligen Zeit in der Porsche Rennabteilung ständig herrschte, wiederzugeben.
Nach der Einführung ins Thema mit Prolog und einem kleinen Interview vom Autor mit Ferdinand Piëch beginnt das Buch mit einem ausführlichen Portrait von Piëch.
Mit dem 1. April 1963 begann die Karriere von Piëch bei Porsche zunächst als Sachbearbeiter im Versuch. Nachdem er zusammen mit den genialen Konstrukteur Hans Mezger zunächst den Sechszylinder-Rennmotor mit 180 PS entwickelt hatte – dieser Motor war erstaunlicherweise standfester als der Serienmotor – wurde er bereits nach einem halben Jahr für die Entwicklung der 911-Serienmotoren abgestellt.
Ab 1965 war Piëch dann Leiter der Porsche Entwicklungsabteilung und Motorsportchef. Die ersten Einsätze des 904 waren – noch mit Vierzylinder versehen – waren in vollem Gange und Piëch stattete diesen mit Sechs- und Achtzylindermotoren aus.
Der erste von Piëch zu verantwortende Rennwagen stand im Februar 1966 in Daytona Beach, Florida am Start. Er handelte sich um den neuen Carrera 6. Dieser basierte in vielen Teilen noch auf dem 904 da Porsche die Teile für eine zweite 100er-Serie bereits produziert hatte …
Auf den Carrera 6 (auch: 906) folgten schließlich 910, 907, 908 und 909 und Piëch sorgte dafür das Porsche zum einem ernsthaften Gegner auf der Rennstrecke wurde. So gewann Porsche zahlreiche Rennen und Meisterschaften – die Meisterstücke von Ferdinand Piëch sollte aber noch kommen …
Den Porsche 917 entwickelte Piëch wegen der spontanen Anhebung der Hubraumbegrenzung auf 5 Liter für die Markenweltmeisterschaft durch die FIA. Der 917 fuhr nach dem ersten – nicht wirklich erfolgreichen – Jahr alle Gegner in Grund und Boden. Bis man schließlich das Reglement seitens der FIA wieder änderte und die 917 nicht mehr startberechtigt waren. Auf den Strecken die besonders eng waren wurde nicht der 917 eingesetzt sondern der 908/3 – eine ultraleichte Weiterentwicklung des 908. Ein nicht weniger beeindruckendes Fahrzeug welches schnell den Spitznamen Wiesel bekam.
Der legendäre 917 hingegen war aber durch das Verbot noch nicht am Ende seiner Rennkarriere. Stattdessen läutete Porsche mit dem 917/10 und 917/30 die nächste Epoche mit einer totalen Überlegenheit in der amerikanischen Can-Am-Serie ein. Bis auch hier das Reglement geändert wurde. Piëch hatte Porsche aber in der Zwischenzeit verlassen.
Zum Abschluss präsentiert das Buch noch eine Übersicht über die wichtigsten Rennfahrer während der Ära Piëch bei Porsche und verfolgt dabei in kurzer und prägnanter Form deren Rennkarriere.
Der Schreibstil von Eckhard Schimpf ist auch bei diesem Buch von höchster Güte und als Leser vertieft man sich in die einzelnen Kapitel. Hervorragende Anekdoten und unzählige Insider-Informationen werden mit viel Hingabe wiedergegeben. Wirklich absolut meisterhafte Arbeit – Paul Frère wäre stolz auf dieses Buch. (Der Autor besuchte den berühmten belgischen Rennfahrer und Journalist kurz von seinem Tod im Krankenhaus und wurde von ihm wiederholt auf das Projekt Piëch-Porsche-Buch hingewiesen)
Mit vielen herausragenden, historischen Aufnahmen aus dem Archiv von Fredi Kräling wird das Buch in absolut perfekter Weise mit Bildern geschmückt. Auch großformatige Abbildungen werden nicht zu wenig eingesetzt, so dass die Text-Bild-Mischung nahezu perfekt ist. Des Weiteren ist das Buch ist äußerst hochwertig gestaltet und mit schwerem Papier ausgestattet, ein toller haptischer Genuss bei Durchblättern. Der ausgegebene Preis von 49,90€ ist vollkommen gerechtfertigt.
Bibliografie: Porsche & Piëch – Die Rennwagen des Ferdinand Piëch von 1963 bis 1972, Autor: Eckhart Schimpf, 272 Seiten, 44 Farbfotos, 139 S/W-Fotos, 315 x 247 mm, gebunden mit Schutzumschlag, 49,90 €, Verlag: Delius Klasing, ISBN: 978-3-7688-3593-0
Fotos: Porsche, Delius Klasing, Marco Rassfeld
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