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Buch – Ford GT – How Ford Silenced the Critics …

… Humbled Ferrari and Conquered Le Mans. Ein langer Untertitel der das Buch aus dem Motorbooks Verlag ziert. Er ist aber als direkter Hinweis darauf zu verstehen was den Leser im Inhalt erwartet. Schließlich liegt das ausschließliche Augenmerk des Titels auf der Geschichte wie es Ford gelang die scheinbar übermächtige Ferrari auf der Rennstrecke zu schlagen. Aus diesem Grund wurde der ursprüngliche Ford GT überhaupt erst konzipiert.

Das Buch kommt im großen Format daher und hat einen sehr ansprechend gestalteten und festen Schutzumschlag. Hier ist logischerweise auch schon der erste Ford GT zu entdecken. Durch eine Logo wird auch deutlich, dass das Buch in Bezug zum 50 jährigen Jubiläum des Triumphes in Le Mans 1966 umgesetzt wurde. Schließlich war das Schlagen des großen Konkurrenten Ferrari eines der unbedingt zu erreichenden Ziele des Ford GT. Das Buch begrüßt den Leser dann schon im Vorsatz mit einer herrlichen Farbaufnahme von ersten Renneinsatz des Ford GT auf dem Nürburgring, ehe zwei weitere Bilder zum Inhaltsverzeichnis leiten.
Vor dem Start des eigentlichen, in acht Kapiteln aufgeteilten Buchs folgt zunächst noch die Einleitung. Hier wird der generellen Ansatz dieses Buch erläutert, in dem es alle Komponenten der werksunterstützten Renneinsätze von Ford zusammenfasst. Dabei bilden die Menschen, die Politik, die Technologie und auch die Rennen den entsprechenden Rahmen. Nur zu logisch erscheint dann auch die chronologische Reihenfolge der Kapitel im Buch.
Kapitel 1 blickt mit den Titel A Giant Awakens auf die Ursprünge und Anfänge der Ford-Rennwagens und deckt den Zeitrahmen von May 1963 bis April 1964 ab. Dabei beschäftigt sich es erstmal mit der Frage in welchen Moment ein Rennwagen geboren wird. Beim Ford GT beginnt die Geschichte in diesem Fall mit dem Versuch von Ford im Mai 1963 die Verhandlungen mit Ferrari abzuschließen. Man wollte die italienische Marke übernehmen und den Gründer Enzo Ferrari mit nicht all zuviel Einfluss noch dulden. Als Ferrari seine entgültigen Entscheidungsgewalten nochmals darlegen ließ und ihn bewusst wurde das fortan die Ford-Chefetage über das Motorsport-Programm bestimmt wird, brach er die Verhandlung abrupt ab. Das Geschäft war geplatzt! Das Buch schildert alleine diese Szene sehr eindrucksvoll und mit den Erinnerungen der direkt Beteiligten, die heute schon ein wenig auseinanderdriften. Am Ende beschloss aber Ford als Revanche die Rennwagen von Maranello auf der Rennstrecke zu schlagen. So wurde der Entschluss zum Bau eines Rennwagen geschaffen, der auf der großen Bühne in Le Mans siegen sollte.

Baby Steps zeichnet die ersten Renneinsätze mit den neuen GT dar und zeigt die frühen Mark I-Modelle im Einsatz. Wie schon im ersten Kapitel und im folgenden kompletten Buch sind zahlreiche, historische Abbildungen enthalten, die auch einen Blick hinter die Kulissen zulassen und auch immer wieder die Menschen in den Mittelpunkt stellen. Im ersten Kapitel erfährt der Leser schon von der Partnerschaft mit Eric Broadley, dem Gründer von Lola Cars in England. Ford war vom neuen Lola GT sehr beeindruckt und stellte Broadley ein um die vorhandenen V8-Motoren von Ford in einem neuen Mittelmotor-Rennwagen zu erproben. Dazu setzte Ford auch auf die Erfahrung von John Wyer, der schon mit Aston Martin in Le Mans gewinnen konnte. Heutzutage würde man hier sicher vom Teammanger sprechen. Seinen ersten Renneinsatz sollte der GT dann bei dem Le Mans Tests im April 1964 erfahren und wurde von Ford Advanced Vehicles eingesetzt. Die Fahrbarkeit ließ allerdings noch zu wünschen übrig und so konnten die Fahrer Roy und Jo Schlosser nicht mehr als Rang 12 und 13 erreichen. Seine echte Feuertaufe erlebte der Ford GT dann bei 1.000 Kilometer-Rennen auf den Nürburgring einen Monat später und endete mit einem Ausfall für Phil Hill und Bruce McLaren. Auch bei den 24 Stunden in Le Mans und den 12 Stunden in Reims konnte kein eingesetzter Ford GT das Ziel erreichen. Für Ford erschreckende Ergebnisse, hoffte man doch in den oberen Etagen auf einen schnellen Erfolg. Nach einem ebenfalls schwachen Abschneiden bei den Nassau Speed Weeks entscheid man dann den Wagen in andere Hände zu geben.
Schon im Dezember 1964 landeten die Rennwagen in Los Angeles bei Shelby American. Die Firma von Carola Shelby hatte schließlich schon bei der Cobra sein Können unter Beweis gestellt, in dem er ein englischen Roadster mit Ford-V8-Motoren verband. Auch auf der Rennstrecken waren die Modelle ein ernst zu nehmender Gegner. Bis zum Ende der offiziellen Ford-Einsätze blieb Ford Shelby treu und dies lässt schon den kommenden Erfolg erahnen. Durch diverse Optimierungen, die allesamt sauber dokumentiert sind wurde der GT zum Mark IA und hatte seinen ersten Einsatz schon bei den 24 Stunden von Daytona im Februar 1965. Viel Zeit stand Shelby also nicht zur Verfügung und trotzdem konnte hier der erste Sieg gefeiert werden. Diesen Erfolg konnte der Ford GT bei den folgenden Rennen aber nicht bestätigen und bleib bis Mai sieglos.

Dann wurde die Idee statt des bisher eingesetzten 289 cui-Motors den 427 cui-Motor in den Ford GT zu implantieren mit Hilfe von Kar-Kraft umgesetzt. Die ersten Motoren kamen von Holmann & Moody, die durch den Einsatz der Ford-Rennwagen in der amerikanischen NASCAR-Serie hinreichende Erfahrung mit dem Aggregat hatten. Die nun Mark II genannten Modelle konnten bei ersten Renneinsatz während der 24 Stunden Rennens in Le Mans aber erneut nur mit einem Ausfall abschneiden. Die Vorbereitung der Rennwagen erfolgte sehr kurzfristig und so brachte man sogar vor Ort noch aerodynamische Hilfsmittel an, mit denen die große Kraft des Motors besser auf die Straße zu bringen sein sollten. Während des Jahres 1965 entstanden zudem auch die ersten Roadster-Versionen des GT, die durch geringeres Gewicht die Siegchance erhöhen sollten. Aber auch diese mit dem 289 cui-Motor ausgestattet Modelle konnten in diesem Jahr keinen Sieg einfahren.
Die Entwicklung des Ford GT wurde aber konsequent weiter vorangetrieben und so stand für die Saison 1966 auch der Mark IIA bereit. Beim Saisonstart in Daytona nahm Ford mit fünf Wagen am Rennen und konnte den Erfolg von Vorjahr noch toppen. Position 1, 2, 3, 5 standen zum Schluss fest und zeigte erneut das im Ford GT schlummerndes Potential. Neben Shelby American setzte nun auch Holman & Moody die Rennwagen ein. Auch das Rennen in Sebring und den Le Mans Test beendet man mit der Postion 1 und unterstrich seinen Anspruch aus dann Rennen rund um die Uhr in Le Mans zu gewinnen. Beim 1.000 Kilometer Rennen in Spa konnte man immerhin den zweiten Platz erreichen. Bei Le Mans-Test kam auch zum ersten Mal ein J-Car zum Einsatz, welches eine umfassende Neuentwicklung des Ford GT darstellte.

Mit gleich acht Fahrzeugen trat Ford dann in Frankreich zum Rennen an und vertraute neben Shelby American und Holman & Moody auch dem Team von Alan Mann. Zwar fielen im Verlauf des langen Rennes fünf Ford GT Mark IIA aus, aber die übrigen drei sorgten für ein 1-2-3-Finish. Dabei kam es zu einem extrem knappen Zieleinlauf nach dem Chris Amon und Bruce McLaren zu den Siegern erklärt wurden. Ford zelebrierte einen prestigeträchitgen Zieleinlauf und sorgte dabei für einige Verwirrung. Kapitel 5 trägt hierzu den passenden Titel Victory! und zeigt den Zeitraum von April bis Juni 1966.
Down And Up Again lautet dann die Überschrift von Juni 1966 bis April 1967. Hier stehen die weiteren Test des J-Car im Mittelpunkt und zeigt einige Interessante Bilder von der Entwicklung. Im Daytona kam das J-Car noch nicht zum Einsatz und die nun Mark IIB genannten GT mussten fünf Ausfälle hinnehmen. Lediglich ein Rennwagen erreichte das Ziel, nach den Siegen in den beiden Vorjahren allerdings nur auf einem enttäuschenden siebten Platz. Das J-Car wurde dann auch aerodynamisch wiederentwickelt und sollte den neuen Modellen der Konkurrenz wieder ein würdiger Gegner werden. Am 1. April 1967 wurde dieses Mark IV-Modell dann bei dem 12 Stunden von Sebring zum ersten mal im Rennen eingesetzt und Ford setzte auf die Kompetenz von Bruce McLaren und Mario Andretti und wurde nicht enttäuscht. Eine Demonstration mit erstem Startplatz und dem ersten Podiumplatz waren die Belohnung. Mit A.J. Foyt und Lloyd Ruby die in einem Mark IIB unterwegs waren konnte zudem auch noch der zweite Platz erreicht werden.

Man hatte also scheinbar mit dem Mark IV wieder vieles richtig gemacht und das letzte Kapitel kann dann auch von zweiten Erfolg in Le Mans berichten. Hier setzte Ford auf vier Mark IV-Modelle und drei Mark IIB waren ebenfalls am Start. Mit Dan Guerney und A.J. Foyt konnten mit der Startnummer 1 auch diesen Platz auf dem Siegertreppchen einnehmen. Somit gewann zum ersten Mal ein komplett amerikanischen Fahrerduo das legendäre Rennen in Le Mans.
Der folgende Epilog zeigt dann auch die folgenden Ereignisse nach, die zum Rückzug von Ford sorgten. Kurz nach dem Le Mans-Rennen wurden die Regeln für die Sportwagen und Prototypen geändert und durch Einschränkungen im Hubraum auf maximal drei bzw. fünf Litern waren die sieben Liter großen Motoren des Ford GT nicht mehr startberechtigt. Dies und natürlich auch das gleich doppelte Erreichen des Ursprungsziel sorgte eben für den Rückzug von Ford, die nun das Feld den Teams überließen. Auch diesen konnte aber in der Folge noch einige Erfolge mit dem Ford GT einfahren. Auch der neue Einsatz eines Ford GT im Jahr 2016 in Le Mans und in der WEC wird noch thematisiert.
Zum Abschluss bietet das Buch noch eine Übersicht der Rennergebnisse sowie die Danksagungen der Autoren.

Fazit: Vollkommen zurecht ist das Buch mit dem Motor Press Guild Award for Best Book of the Year im Jahr 2016 ausgezeichnet worden. Einen textlich und bildlich erstklassigen Rückblick auf die Werkseinsätze des Ford GT im Motorsport liefert das Buch mit offensichtlicher Hingabe durch Autor und Fotograf ab. Mit vielen Zitaten von Zeitzeugen kann der Leser auf Information und Anekdoten aus erster Hand rechnen und wird keinesfalls enttäuscht. Sicher sind schon einige Geschichten bekannt, aber vermutlich kann selbst der eingefleischte Ford GT-Fan noch etwas Neues entdecken. Die Aufmachung des Titels ist sehr gelungen und die großflächige Bebilderung zeigt oftmals auch eine Blick hinter die Kulissen. Auch hier sind viele noch nicht bekannte Bilder zu finden, die Freunde der Ära mit Sicherheit begeistern werden.
Für umgerechnet knapp 40 Euro gehört dieses Buch in jede gute sortierte Motorsport-Bibliothek, welches vor allem durch die konsequente Auslegung erreicht wird. Die auch erhältliche Serienproduktionsmodelle werden folglich auch kaum behandelt.

Bibliografie:
Titel: Ford GT – How Ford Silenced the Critics, Humbled Ferrari and Conquered Le Mans
Autor: Preston Lerner
Umfang: 232 Seiten, 77 Farb- und 223 Schwarz-Weiß-Fotos
Format: 248 x 305 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 09/2015
Preis: £36.00
ISBN-Nr.: 978-0-76034-787-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.quartoknows.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Ford, Marco Rassfeld