„Vom Rennsport zur Legende“ so kann die Entwicklung des heute legendären Flügeltürers 300 SL in vier Worten kurz und knapp beschrieben werden. In einer Spezial-Ausgabe wurde das Buch von Mike Riedner und Günther Engelen wiederaufgelegt.
Das Buch startet mit einer Erzählung von Helmut Zwickl der von einem Menschen mit einer Manie für den 300 SL erzählt und somit zum Start eine einmalige Anekdote liefert. Dieser Artikel wurde im Jahr 1989 in der österreichischen autorevue veröffentlicht. Ungewöhnlicher aber toller Einstieg! Das Vorwort stammt aus der Feder von Rudolf Uhlenhaut der maßgeblich am 300 SL beteiligt war und mit dessen Mithilfe das Buch noch entstanden ist. Folgerichtig widmen die Autoren dem während der Drucklegung verstorbenen Ingenieur das Buch. Nach einem weiteren Vorwort der Autoren wird dem Leser noch kurz der Weg zum 300 SL mit der Vorgeschichte der Firma Mercedes-Benz präsentiert.
Schließlich wird der 300 SL des Jahrgang 1952 eingehend und mit einer sehr hohen Detaildichte vorgestellt. Dabei zeigt das Buch die Entwicklung des Motors auf und liefert umfangreiche Informationen zu Fahrwerk und Karosserie. Auch die ersten Experimente mit einer Luftbremse zur Unterstützung der Trommelbremsen und die verschiedenen Aufbauten werden vorgestellt. Dazu gibt es immer wieder alte Originalaufnahmen sowohl der verschiedenen Fahrzeuge und Aufbauten als auch von vielen Details. Da die Fahrzeuge des Jahrgangs 1952 reine Rennwagen darstellten, nimmt sich das Buch auch die einzelnen Renneinsätze vor und bietet zu jedem Rennen einen sehr guten Report mit vielen Aufnahmen der Rennszenen. Bei der Carrera Panamericana finden sich sogar einige Farbaufnahmen. Auch die Briefe die bis zur Zulassung des 300 SL zwischen Mercedes-Benz und den Rennbehörden hin- und hergingen liefern einen tiefen Einblick in die damalige Szene.
Für das Jahr 1953 konnte der 300 SL mit einigen Neuerungen aufwarten aber das erste hergestellte Exemplar blieb ein Einzelstück. Da Mercedes-Benz seinen Fokus mehr und mehr auf die Formel 1 verlagerte und Sportwagenrennen nicht mehr weiter mit Werkseinsätzen berücksichtigt wurde wurde der 300 SL nicht weiterentwickelt. Nichtsdestotrotz ist der sogenannte „Hobel“ 300 SL ein sehr interessantes Automobil und stellt eine wichtiges Verbindungsglied zwischen Rennwagen und Serienwagen dar. Der Wagen wird ebenso eingehend in Bezug auf die vielen neuen technischen Details betrachtet wie der Jahrgang 1952 und wieder bekommt der Leser zudem tolle Fotos des seltenen Fahrzeugs angeboten.
Das heute sicherlich bekannteste Exemplar der Mercedes-Benz 300 SL ist aber der Flügeltürer der auf Anraten des US-Importeurs Max Hoffmann ab 1954 zu erwerben war. Er war die direkte Evolution aus dem Rennwagen und dem Einzelstück von 1953 und wurde von 1954 bis 1957 produziert. Es entstanden insgesamt exakt 1.400 Exemplare von denen lediglich 28 mit einer leichten Aluminium-Karosserie ausgestattet waren. Nach dem Flügeltürer erfolgte eine Weiterentwicklung zum Roadster der auf die auffälligen Flügeltüren verzichten musste. Dieser wurde von 1958 bis 1964 in 1.859 Exemplaren hergestellt. Neben einer wiederum sehr komplexen Aufarbeitung der Technik der Modelle bietet das Buch gerade zu dem beiden Serien-300 SL eine beeindruckende Anzahl an zeitgenössischen Fotografien. Auch die zwei 300 SLS bleiben nicht unerwähnt. Wer hingegen einen 300 SLR sucht der wird nicht fündig, da dieser keinen direkten Zusammenhang mit dem 300 SL hatte und eher einem verkleideten Formel 1-Wagen gleicht.
Gegen Ende des Buches bietet diese noch einige wichtige Kapitel. So beschrieben die Autoren die Fahrerlebnisse bei einem Zusammentreffen von drei Coupés der Jahre 1952, 1953 und 1954 so wie die entsprechenden Unterschiede zueinander. Dann wirft das Buch einen Blick auf die Rennerfolge der „Serien-300 SL“. Diese wurden von zahlreichen Privatfahrern i zahlreichen Rennen mit beachtlichem Erfolg eingesetzt. Zudem gibt es einen Blick auf prominenten Erstbesitzer und dem exklusiven 300 SL Club.
Auch die Restaurierung mit dem sich einige Firmen einen echten Namen machen konnten und die möglichen Nachfolger in Form des Forschungsfahrzeuges C 111 und auch des Isdera Imperator sind Bestandteil des sehr umfassendem Titels. Schließlich werfen die Autoren noch einen kurzen Blick auf die Miniatur-Modelle des 300 SL und im technischen Anhang bleibt keine Frage unbeantwortet. Neben Chassisnummern findet der Leser auch Produktionszahlen, technische Daten. Modellpflegemaßnahmen und und und …
Fazit: Ein sehr komplettes Buch über den Mercedes-Benz 300 SL mit dem der Hersteller aus Stuttgart sich ein Denkmal setzen konnte. Heute sind die 300 SL immer wieder auf den Auktionen zu beobachten und erzielen Höchstpreise. Das Modell wurde spätestens mit dem SLR McLaren von 2003 vom Hersteller gehuldigt.
Die technische Umsetzung des Buches ist dem Preis entsprechend und durch die Spezial-Ausgabe erhalten die Leser ein unverzichtbares Nachschlagewerk über den 300 SL für einen sehr günstigen Preis von knapp unter 20€. Es stellt das Standardwerk zum Fahrzeug dar und sollte Bestandteil jeder gut sortierten Automobil-Bibliothek sein.
Bibliografie: Mercedes-Benz 300 SL – Vom Rennsport zur Legende, Autoren: Mike Riedner, Günter Engelen, 288 Seiten, 246 s/w Bilder & 60 Farbbilder & 31 Zeichnungen, 230 x 265 mm, broschiert, 1. Auflage 07/2008, 19,95 €, ISBN-Nr.: 978-3-613-02937-8
Bestellbar beim Verlag unter: http://motorbuch.de/
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Daimler, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld
Eine Antwort auf „Buchbesprechung – Mercedes-Benz 300 SL“
[…] allem zum SL finden sich viele Titel auch auf autobuch.guru in der Rezension wieder. Ob der erste 300 SL, der R 107 oder der R 129 – allesamt wurden auf gelungene Art und Weise vom Autor in Buchform […]