„Die Duelle der Grand-Prix-Teams von Mercedes-Benz und Auto Union“ bestimmten kurz vor dem zweiten Weltkrieg die wichtigsten Grand Prix-Rennen in Europa. Die wenigen Konkurrenten waren zumeist ohne echte Chance und die deutschen Rennwagen waren dementsprechend gefürchtet. Ein Buch wirft einen Intensiven Blick auf die Zeit …
Durch die Anmerkungen des Autors zu Beginn wird dem Leser zuallererst die Intention des Buches dargelegt und zudem erhält er einen Blick in die nicht immer einfache Recherche. Das erste Kapitel zeigt die Renngeschichte vor 1934 auf und die wichtigen Entwicklungen im Grand Prix-Rennsport. Die deutliche Ausrichtung mit erstklassigem Bildmaterial zu arbeiten wird sofort deutlich und statt purer Masse liefert das Buch hier augenscheinlich sorgfältig ausgewählte Motive. Aber auch die Texte liefern die notwendigen wichtigen Informationen und wirken keinesfalls nur auf das Wesentliche reduziert. Ob Blitzen-Benz oder Tropfenwagen kaum etwas bleibt unerwähnt. Auch einen Blick auf andere Hersteller, die in der Zeit sehr erfolgreich waren, gewährt das Buch.
Das Jahr 1934 stellt das Jahr dar, in dem die deutschen Hersteller durch Unterstützung des nationalsozialistischen Regimes mit hoher Ernsthaftigkeit in den Grand Prix-Sport einstiegen. Das Buch stellt zunächst das Reglement und die Rennwagen vor. Der Auto Union Typ A stellte mit seiner Mittelmotorkonstruktion eine Revolution dar. Er wurde von Ferdinand Porsche konstruiert und ist auch als P-Wagen bekannt. Mercedes-Benz agierte mit einer konventionellen Bauweise und der W25 verfügte über einen Frontmotor. Stärkster Gegenspieler war fraglos Alfa Romeo aber auch Bugatti und Maserati tauchten im Jahr 1934 immer wieder auf den vorderen Positionen der Ergebnislisten auf.
Eine echte Meisterschaft gab es aber erst wieder im Jahr 1935 in Form der Europameisterschaft. Diese bestand dann auch bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges im Jahr 1939. Zu jeder einzelnen Saison zeigt das Buch die neusten technischen Entwicklung auf und sicherlich für viele heutzutage beängstigend sind die damals verwendeten Mischungen des Treibstoffes. Hier gab es noch keine einheitliche Vorgabe und die nur durch Änderung des Treibstoffes erzielte Mehrleistung ist absolut beeindruckend. Durchgängig liefert das Buch eine hervorragende Auswahl an Bildern und zu jedem Grand Prix gibt es eine kurze, aber prägnanten textliche Zusammenfassung. Besonderes Augenmerk haben auch die Bildbeschreibungen verdient die immer sehr ausführlich das Abgebildete erläutern.
Auch die weiteren Jahre von 1936 bis 1939 werden nach dem selben Prinzip vorgestellt und die Entwicklungen der Rennwagen und die erzielten Geschwindigkeiten schreiten trotz gegenläufiger Reglementsänderungen rasant voran. Äußerst beeindruckend ist eine Bilderserie des Fotografen Louis Klemantaski, der bereits sehr früh mit Farbfilmen arbeitete und somit für die einmalige Gelegenheit sorgte selbst aus den Jahren 1938 und 1939 großartige Farbaufnahmen der Rennwagen zu schaffen. Bei vielen Bildern im Buch kommen neben den Rennwagen von Auto Union und Mercedes-Benz auch immer wieder die Konkurrenten sowie auf zahlreichen tollen Aufnahmen auch die Menschen rund um die Rennstrecke zum Vorschein. So erhält der Leser immer auch einen Eindruck des Geschehen neben der Rennstrecke.
Die deutschen Rennwagen haben aber nicht nur bei den Grand Prix’s für Furore gesorgt, sondern standen auch bei Bergrennen und Rekordfahrten im Fokus der Öffentlichkeit. Da dies selbstverständlich im Interesse des damaligen deutschen Regimes war wurden auf gesperrten Autobahnteilstücken Rekordwochen veranstaltet. Diese sollten die Überlegenheit der deutschen Technologie aufzeigen und die Rennwagen konnten fast schon erwartet beeindrucken. Der Höhepunkt stellte der Rekord im Jahr 1938 dar, in den Rudolf Caracciola mit einem Mercedes eine Höchstgeschwindigkeit von 432 km/h erreichen konnte. Der Konter von Auto Union war geplant und Rennfahrer Bernd Rosemeyer fuhr geradewegs in eine Katastrophe – auch diese wird im Buch eingehend beschrieben.
Die Einsätze bei den damals äußerst populären Bergrennen zeigt das Buch wieder mit zahlreichen tollen Aufnahmen nach. Die Fahrer der beiden deutsche Marken werden in kurzen Portraits vorgestellt und das letzte Kapitel blickt auch in die Nachkriegszeit und die ersten zaghaften Neuanfänge im Motorsport. Zum Abschluss folgt ein dreiteiliger Anhang in dem der Verbleib der Rennwagen nachvollzogen wird, die technischen Daten niedergeschrieben sind und auch die ständigen Anpassungen der Grand Prix-Rennformel von 1906 bis 1951 nachvollzogen werden können.
Fazit: Ein bildgewaltiges und massives Buch rund um die Renngeschichte zwischen den beiden Weltkriegen. Mit Mitteln vom Staat schufen sowohl Auto Union als auch Mercedes-Benz heute noch legendäre Rennwagen von denen das Buch viele Einzelheiten darlegen kann. Die ausgezeichnete Bildauswahl zeugt von einer großen Liebe zum Detail und die Texte beschreiben die Entwicklungen hervorragend und tragen damit auch einen wichtigen Teil zum Buch bei.
Die Aufmachung des Titels ist sehr edel und untern dem silber glänzenden Schutzumschlag kommt der Einband mit hochwertigen Heißfolie daher – selbstverständlich in Silber.
Die technische Umsetzung in Druck und Bindung ist hervorragend und holen so das maximal Machbare aus dem alten Bildmaterial heraus.
Der Preis zum Buch ist äußerst heiß! Lediglich 24,90€ muss der Rennsportfan investieren und profitiert hierbei von einer Preissenkung. Ursprünglich waren 98€ zu zahlen. Das riecht nach Abverkauf und somit sollte man unbedingt schnell zuschlagen!
Bibliografie: Silberpfeile – Die Duelle der Grand-Prix-Teams von Mercedes-Benz und Auto Union 1934-1939, Autor: Anthony Pritchard, 504 Seiten, 597 s/w Bilder & 13 Farbbilder, 225 x 280 mm, gebunden mit Schutzumschlag, 1. Auflage 11/2009, 24,90 €, ISBN-Nr.: 978-3-613-03094-7
Bestellbar beim Verlag unter: http://motorbuch.de/
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Audi AG, Marco Rassfeld
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