Die Fahrzeuge unter dem Label Bitter waren immer sehr exklusiv und boten gleichzeitig den Vorteil der Großserientechnik. Der Untertitel seiner Biografie lautet „Rennsport, Automobile, Leben“. Wie es sich für eine Biographie gehört versucht das Buch das komplette Leben von Erich Bitter nachzuzeichnen. Begleitend ist eine DVD mit 50 Minuten Laufzeit erhältlich.
Im Jahr 2013 wurde Bitter 80 Jahre alt und das Buch von den Autoren Matthias Göbel und Lutz Keiss erschien dazu passend im Sportverlag Strauß. Nach der Einleitung folgt das Vorwort von George Gallion der eng mit Bitter verbunden war und ist. Er war maßgeblich am ersten Bitter-Automobil beteiligt und sorgte für das tolle Design des auf dem Opel Diplomat basierenden Bitter CD.
Nach einem Grußwort des Bitter Club International gliedert sich das Buch in sechs Zeitabschnitte..
Die Jahre 1933 bis 1946 blicken zurück auf die Kindheit und Jugend von Erich Bitter, welche durch die damals schwierigen Zeiten geprägt waren. So verbrachte Bitter in den Kriegsjahren viel Zeit weit weg von seiner Familie. Nach dem Krieg wurden schnell der sportliche Ehrgeiz von Bitter durch seine Teilnahme an diversen Radrennen deutlich. Schön anzusehen ist sofort das verwendete, moderne Layout mit immer wieder eingestreuten Bildern. Der sehr hohe Anteil an Zitaten unterstreicht die Authentizität des Buches und lässt den Leser direkt in den Erzählungen von Bitter versinken.
Durch mangelnde Erfolge bei den Radrennen wendet sich Bitter dem Motorsport zu und von 1959 bis 1969 erlebte er „Rasante Zeiten“. Nach diversen Rallyes gemeinsam mit Horst Frischkorn setzt Bitter auf der Rundstrecke einen NSU ein und wird schnell auch Händler für die Marke. Durch die Kontakte im Motorsport gründet Bitter seine Firma „Rallye Bitter“ die Ausrüstungen für den Rennsport anbietet und ein großer Erfolg wird. Nachdem er auch Volvo’s verkauft wird auch Abarth Teil des Bitter-Angebotes. Bitter verstand es in diesen Jahren seine diversen Renneinsätze auch immer mit dem Geschäftlichen zu verbinden. Nach einem schweren Unfall beendet er aber seine Karriere als Rennfahrer.
In den Jahren 1969 bis 1973 entwickeln sich die ersten Automobile die von Bitter stammen. Er importiert die Intermeccanica Italia nach Deutschland die in einer kleinen italienischen Fabrik aufgebaut wurden und mit amerikanischer Ford-Technik ausgestattet waren. Er organisierte ein neues Modell auf Opel-Basis und der Indra war geboren. Lieder entsprach aber die Qualität wie schon beim Italia nicht den Ansprüchen von Bitter und dem aufgerufenen Preis. Diese Erfahrungen bilden die Basis zum ersten Bitter, dem CD auf Basis des Diplomat. In den Jahren 1973 bis 1979 schuf Bitter neben dem CD auch noch den Kadett Aero und kleidete einen Chevrolet Blazer neu ein.
Bitter war durch die Einstellung der Diplomat-Produktion gezwungen ein neues Modell auf Basis des Senator zu entwickeln und der SC entstand nach ähnlichen Muster wie der CD. Neben einem Coupé folgten auch ein Cabriolet und eine Limousine. Hierbei war die Entdeckung des wichtigsten Marktes in den USA ein treibender Hintergrund. Der zeitliche Aufwand für Bitter war allerdings immens und viel Zeit musste er in den USA verbringen. Schließlich kam von Opel erneut die Meldung das der Senator eingestellt werden würde und von kleineren Omega abgelöst werden soll. Für die Entwicklung des Bitter Rallye GT sind natürlich abermals Investitionen notwendig, Das notwendige Geld versuchte der damalige Geschäftsführer der Bitter GmbH, ein guter Freund von Bitter auf ungewöhnliche Wege an der Börse zu erhalten. Die Versuche enden in einem Konkursverfahren der auf haarsträubende Art und Weise zustande kam.
Nach Aufklärung der Sachlage stellt Bitter bereits 1987 das neue Modell vor – den Type 3. Ein hübsches Cabrio dem bald auch eine Limousine zur Seite gestellt wird. Es gibt wieder große Pläne, die aber alle nicht umgesetzt werden können. Es folgen der Sportwagen Tasco von 1991 und die Limousine Berlina 1994. Im Jahr 1998 kehrt Bitter gar zum Motorsport zurück mit dem GT1 auf Basis des Lotus Elise GT1 und einem Motor aus der Viper – leider blieb ihm auch hierbei der Erfolg verwehrt. Die mögliche Produktion des Chronos mit Chrysler und EDAG wird durch die Fusion der Amerikaner mit Mercedes-Benz jäh unterbrochen. Weitere Projekte wie der CD2 scheiterten ebenso aber Bitter gibt bis heute niemals wirklich auf und ist immer wieder für neue Überraschungen gut. Sei es einen neuen türkischen Volkswagen zu entwickeln oder australischen Limousinen zu veredeln.
Neben dem Fokus auf die Automobile liefert die das Buch aber auch immer wieder Einblicke in das Privatleben von Erich Bitter und seine Hobbys. So werden seine drei Ehen thematisiert und auch seine Affinität zur Malerei und die Liebe zu Pferden. So liefert das Buch eine wirklich komplette Lebensstory eines interessanten Menschen der keinesfalls ein leichtes Leben geführt hat.
Auf ebenfalls erhältlichen DVD finden sich zwei Reportagen über Erich Bitter mit eine Laufzeit von ca. 50 Minuten. Hier kommen neben Bitter in Interviews auch George Gallion und Ekkehard Zimmermann zu Wort. Die DVD ist ergänzend zum Buch und vor allem die Beurteilung des Bitter CD von Bitter und Gallion stellt ein Highlight dar.
Fazit: Eine großartige Biografie über ein sehr facettenreiches und vielmals unglaubliches Leben. Das Buch zeichnet durch ein beeindruckend große Menge an Zitaten das Leben perfekt nach und lässt sich sehr gut lesen. Die Auswahl der Bilder ist sehr gut gelungen und das Buch wirkt keinesfalls überladen.
Die technische Umsetzung zeigt sowohl bei der Bindung als auch im Druck keinerlei Schwächen.
Für den Preis von 49,90€ erhält der Interessierte eine echtes Meisterwerk über ein sehr vielseitiges Leben vom Rennfahrer, Fahrzeughersteller und Maler Erich Bitter. In seinem Hochzeit zählte er zu den wichtigsten Menschen in der Automobil-Branche neben den großen Konzernen.
Die DVD liefert kurzweilige Inhalte und einige Bilder lässt aber leider eine professionelle Umsetzung vermissen. Die Bildqualität ist nicht gut und die optische Aufmachung wirkt sehr altbacken. Die Anschaffung zu einem Preis von 19,50€ sollte wohlüberlegt sein.
Bibliografie:
Titel: Erich Bitter – Rennsport, Automobile, Leben
Autor: Matthias Göbel, Lutz Keiss
Umfang: 256 Seiten, zahlreiche z.T. farbliche Abbildungen
Format: 215 x 280 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 1. Auflage 2013
Preis: 49,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-86884-161-9
Bestellbar beim Verlag unter: www.sportverlag-strauss.de
DVD:
Titel: Erich Bitter – „… gewonnen wird auf der Ziellinie“
Discformat: DVD
Laufzeit: ca. 50 Minuten
Bildformat: 16:9 PAL
Sprache: Deutsch
Bestellbar bei Verlag unter: www.sportverlag-strauss.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Auto-Medienportal.Net/Messe Essen, Marco Rassfeld
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