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Buchbesprechung – Renault 4

Einen bestechend einfachen Kleinwagen für kleines Geld hatte Citroën mit dem 2CV schon lange im Angebot ehe der französischen Renault-Konzern mit einem ähnlichen, aber gleichfalls moderneren Konzept auf den Markt kam. Der Renault R4 war für viele die willkommene Weiterentwicklung des 2CV-Konzepts mit vier Türen und einigen weiteren interessanten Features. Ein Blick in das Buch über den beliebten Franzosen aus der Seiten „Autos, die noch Typen waren“ aus dem Heel-Verlag.


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Das Buch kommt im klassischen Hardcover daher und hat ein eher kompaktes Format. Neben der klassischen Aufnahme auf dem Titel zeigt das erste Bild gleich den Einsatz der R4 auf einer Treppe! Ein Vorgeschmack auf ein reichlich bebildertes Buch welches durch die tatkräftige Unterstützung der Leser von Oldtimer Markt und Oldtimer Praxis auch viele noch nie veröffentlichte Aufnahmen zeigt. Nach dem Vorwort des Autors folgt eine Unterteilung in zehn Kapitel um die Geschichte des R4 gewissenhaft aufzuarbeiten. Im ersten Kapitel wird die „Einführung in Wesen und Ausstrahlung eines kleinen Helden“ gewährt. Hier klärt das Buch zum Beispiel über den Namen auf und auch ein Blick auf die damals schon geschickte Werbung für den R4 wird geworfen. Wiederholt wird das hohe Maß an Abbildungen deutlich und zeigt viele Facetten des Renault.

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Den Weg zum R4 kann der Leser im zweiten Kapitel nachverfolgen und bekommt eine Entwicklung durch die Typengeschichten von Renault geboten. So blickt das Buch auch auf die Vorgänger des R4 und auch auf die Geschichte der Firma Renault. Zur Sache geht es dann endgültig im dritten Kapitel, welche die Entwicklungsgeschichte des R4 aufzeigt. Hier bietet das Buch  neben dem reinen Blick auf das Modell R4 auch einen Blick in die Chefetage von Renault und die wichtigen Männer, die bei der eigentlichen Freigabe zur Entwicklung des R4 maßgeblich beteiligt waren. So kann der Leser einige Interessante Details entdecken. Auch zeigt sich zum ersten Mal eine Tafel zur Zeitgeschichte welche die Jahre 1963 bis 1965 abdeckt und die wichtigsten Weltereignisse wiedergibt.

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Wie das nicht gerade nach des Gesetzten der Schönheit umgesetzte Karossiere-Design des R4 entstand wird im folgenden Kapitel aufgearbeitet. So wird die geniale Raumaufteilung in den Fokus gerückt und zeigt gleichzeitig eine der großen Stärken des kleinen Franzosen.  Zudem gibt es hier einen Blick in die damalige Produktion und die Zeitgeschichte von 1966-1973. Einen tiefen Blick in die Technik des Renault und auch die Weiterentwicklung im Laufe der Produktionsjahre greift das nächste Kapitel auf. Bis hierhin kommt oftmals auch schon der seltene R3 zum Vorschein – eine Billigvariante des R4 die nach nur 2571 hergestellten Exemplaren nach einem Jahr wieder eingestellt wurde. Einfach zu erkennen ist diese Variante durch das fehlende dritte Seitenfenster.

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Selbstverständlich verfolgt das Buch in einem Kapitel auch die Modellgeschichte und die Weiterentwicklung, hier findet der Leser auch die Kastenwagen auf Basis des R4 und auch einige Sondermodelle sind hier erwähnt. Eine Besonderheit stellt der seltenen 4×4 SINPAR dar, mit dem Renault wieder einmal dem Beispiel von Citroën folgte, die mit dem 2CV 4×4 Sahara einen kletterfreudigen Kleinwagen mit zwei Motoren herstellten. Durch die Unterstützung von SINPAR konnte auch der Vierradantrieb im R4 umgesetzt werden. Allerdings mussten wurden Versuche mit zwei Motoren nicht in Betracht gezogen um sich gegen Plagiatsvorwürfe seitens Citroën zu schützen. Diesem Modell ist im Buch bewusst ein eigenes Kapitel gewidmet.

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Auch im Sport konnte der R4 durchaus interessante Ergebnisse einfahren und konnte unter anderem im Rallye-Sport mit einigen Achtungserfolge die beabsichtigte Aufmerksamkeit erregen. Jegliche sportliche Zusammenhänge werden in einem Kapitel vorgestellt. Schließlich folgt auch noch ein sehr spannendes Kapitel über diverse Derivate die auf Basis des R4 entstanden. Hier findet sich der extrem offene Plein Air wieder und auch die Rodéo-Modelle werden vorgestellt. Auch andere Hersteller nutzten den R4 als Basis und schufen teilweise sehr interessante Automobile. So stellt das Buch mit dem JP4 von Car Systems, dem SOVAM, dem SMS Tilbury, dem Jeep Dallas Grandin und dem MAVA Farma echte Exoten vor, die heute kaum noch zu finden sind. Eine wahre Fundgrube!
Zum Schluss folgt noch ein Vergleich der Konzepte 2CV und R4 und auch die technischen Daten, Neuzulassungen in Deutschland und Produktionszahlen finden sich im Anhang wieder und runden das Buch sehr gut ab.

Fazit: Ein durchaus bemerkenswerter Titel rund um eines der wichtigsten Automobile des französischen Herstellers Renault. Neben einen großen Masse an Informationen begeistern vor allem die unglaublich vielen Abbildungen, von denen viele zum ersten Mal veröffentlicht wurden. Alle Seiten des R4 werden kompetent dargestellt und kaum eine Frage bleibt unbeantwortet. Eine allzu technische Betrachtung darf der Leser aber nicht erwarten, hier liefert er aber alle wichtigen Informationen, sicherlich ausreichend für die meisten Leser.
Die Umsetzung von Druck und Bindung sind solide und lassen keinen echten Raum zur Kritik.
Der Preis von lediglich 14,99€ macht den Titel hingegen zu einem Geheimtipp! Freunde des R4 müssen dieses Buch ohne Zweifel haben, alleine schon wegen der vielen Abbildungen. Aber auch für jeden Automobilhistorie-Interessierten ist der Titel einen echten Blick wert.

Bibliografie:
Titel: Renault R4 – Alle Modelle von 1961 bis 1992
Autor: Heribert Hofner
Umfang: 128 Seiten, ca. 200 Abbildungen
Format: 220 x 275 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 2013
Preis: 14,99 €
ISBN-Nr.: 978-3-86852-603-5
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Renault, Heel, Marco Rassfeld