Alfa Romeo hatte seine Basis schon früh im Rennsport und konnte sogar die ersten beiden Formel 1-Weltmeisterschaften für sich entscheiden. Mit dem Fahrern Giuseppe Farina und Juan-Manuel Fangio stellte man in den Jahren 1950 und 1951 die Weltmeister. Danach stellte man das Motorsport-Programm aber ein und erst mit dem Giulia TZ nahm Alfa Romeo wieder ernsthaft am Motorsport-Geschehen teil. Ein Buch aus den italienischen Giorgio Nada Verlag blickt auf dieses Modell, welches gebaut wurde um zu siegen.
So lautet der Untertitel zur englischen Ausgabe des Buches passenderweise auch Born To Win. Der Verlag bietet das Buch mit italienischem und englischem Text an. Das Buch zeigt bei ersten Blick ein handliches, aber nicht zu kleines Format. Ein Bild eines Giulia TZ2 bei seiner Rennpremiere schmückt den Titel, dazu ist die englische Ausgabe in Orange gehalten, was auch der Farbe des gezeigten TZ2 entspricht. Die italienische Ausgabe ist dagegen im klassischen Rot gehalten, der eigentlichen Farbe der italienischen Rennwagen. Ein durchaus gelungener Titel, der noch durch eine kleine Italien-Flagge unterstützt wird.
Beim Blick in das Buch folgt dann zunächst das Inhaltsverzeichnis und ein doppelseitiges Foto mit einem Starterfeld voller Alfa Romeo. In der Einleitung von Maurizio Tabucchi blickt das Buch dann auf die Geschichte von Alfa Romeo zurück und zeigt zu Beginn gleich zwei Fotos der Fabrik nach dem zweiten Weltkrieg. Die Zerstörung war allgegenwärtig. Doch schnell besann sich Alfa Romeo auf seinen Ursprünge trat mit dem modifizierten Vorkriegszeit-Formel-Rennwagen 158 im Motorsport an. Bei den Straßen-Automobilen waren die großen Alfa 6C noch zu haben und mit dem 1900 stellte man zu ersten Mal eine kleine, betont sportliche Limousine vor. Eine sehr umfassende Einleitung, die dem Leser die damaligen Umstände bei Alfa Romeo näherbringt. Dazu zeigen sich viele historische Fotos, die viele Szenen aus der Geschichte von Alfa Romeo wiedergeben, selbstverständlich sind auch zahlreiche Automobile zu finden.
Dann folgt das erste, eigentliche Kapitel mit persönlichen Erinnerungen von Autor Vito Witting da Prato an den Alfa Romeo 1900 von 1951. Der 1900 ist für die Entwicklung der Marke Alfa Romeo wichtig, schließlich war es die erste Neuentwicklung nach dem zweiten Weltkrieg. Dazu setzten die Italiener bei 1900 zum ersten Mal ein Fließband ein und setzten auf eine selbsttragende Karosserie. Dabei vergaß man aber nie den sportlichen Hintergrund und setzte die Limousine auch bei diversen Rennen ein. Der entsprechende Werbeslogan lautet auch dementsprechend: Die Limousine, die Rennen gewinnt. Bei wichtigen Rennen wie der Carrera Panamerica, der Rallye Monte Carlo, der Tour de France oder der Mille Miglia war der neue Alfa Romeo vertreten. Bei motorsportbegeisterten Fahrer war der Alfa Romeo 1900 auch sehr beliebt.
Kapitel 2 zeichnet dann den langen Weg bis zum TZ nach und geht dabei konkreter auf die Renneinsätze von Alfa Romeo bei den großen Tourenwagen- und Sportwagen-Rennen ein. Schon mit dem diversen 6C-Modellen traten einige Fahrer bei unterschiedlichsten Veranstaltungen an, ehe der schon erwähnte 1900 das Feld betrat. 1954 stellte Alfa Romeo dann die Giulietta vor, welche als erste als Coupé Sprint präsentiert wurde und über einen 1,3-Liter großen Motor verfügte. So war er folgerichtig noch unter dem 1900 angeordnet und mischte die kleineren Rennklassen auf. Hierzu entwickelten sich verschiedene Versionen wie der TI, der Spider, der Sprint Veloce, der Sprint Zagato und der Sprint Speciale.
Damit entwickelten sich auf Basis der Giulietta die direkten Vorläufer des TZ und einen tieferen Blick zeigt das Buch mit dem nächsten Kapitel. Durch die im Namen schon deutliche Verbindung von Zagato zum Sprint Zagato oder kurz SZ macht diesem zum Vorgänger des TZ. Der Autor war selbst stolzer Besitzer einer Giulietta SZ und berichtet unter anderem über Ausfahrten auf noch nicht freigegebenen Autobahnabschnitten mit dem erstaunlichen schnellen Alfa und der Leser fühlt sich fast wie auf dem Beifahrersitz. Die Presse setzte die Giulietta-Modelle für interessante Vergleiche ein und so trat eine Giulietta Spider gegen den Schnellzug Settebello an. Dieser Zug verkehrte zwischen Mailand und Rom und benötigte für die Strecke 6:37 Stunden, der Spider war beachtliche 38 Minuten schneller unterwegs. Ein ungewöhnliches Modell war der auf dem Turiner Salon präsentierte Alfa-Abarth 1000, der aber nie realisiert wurde. Zum Abschluss des Kapitels stellt sich dann Virgilio Conrero einem Interview und berichtet von der Entwicklung des TZ.
Das der Weg bis zum entgültigen TZ aber durchaus schwierig war, beleuchtet dann das Kapitel 4. Hier spielt die Giulietta SS ebenso eine Rolle wie der Alfa Romeo 2000 Sportiva und vor allem die Verbindung mit dem Karosserie-Schmiede Zagato. Hier steht dann auch die aerodynamische Entwicklung im Mittelpunkt und die Nutzung des Kamm-Hecks.
Ein wenige technischer wird das Buch dann mit der Etablierung der Scheiben-Bremse bei Alfa Romeo, die damals keinesfalls alltäglich war. Die Vorteile bei der Bremskraft waren aber deutlich, lediglich die Kühlung der Bremsen stellte die Ingenieure vor einige Probleme. Dazu bietet das Buch dann auch noch Einblicke in den Teile-Katalog und die Anleitungen des Giulia TZ, welche heute extrem rar sind. Auch die umfangreichen Tests während der Entwicklung und die Präsentation auf eigenen der großen Automessen werden im Kapitel noch berücksichtigt. Mit Bruno Bonini, Guido Morini und Ercole Spada blicken dann noch weitere Zeitzeugen zurück.
Da die Werke von Alfa Romeo zu dieser Zeit sehr ausgelastet waren, tat man sich mit Autodelta zusammen um die Renneinsätze zu begleiten und die Entwicklung der Modelle voranzutreiben. Diese Firma befand sich in Udine und wurden von Carlo Chiti mitbegründet. Dieser war schon früher als Ingenieur bei Alfa Romeo aktiv, schloss sich dann Ferrari an und gründete später ATS. Seine Partner war Lodovico Chizzola, die schon als Händler für Alfa Romeo in Udine aktiv war. Der TZ wurde schließlich bei Autodelta entmontiert und seit der Gründung gab es eine enge Verbindung zu Alfa Romeo. Abermals kommen zwei Protagonisten im Rahmen des Kapitels zu Wort in diesem Fall Lodovico Chizzola und Giuseppe Busso.
Der TZ war also endlich geboren und schnell mischte er die Starterfelder von diversen Rennen auf. Eine sehr lebhaften, weil vorwiegend bildlichen Eindruck davon erhält der Leser im nächsten Kapitel und der Überschrift Alfa Romeo TZ In Competition. Nach einem kurzem textlichen Einstieg, bei dem das erste Rennen des TZ durch einen zeitgenössischen Bericht aus der L’Auto Italiana dargelegt wird, folgen tolle Bilder. Zu jedem gibt es dann auch noch eine erläuternde Bildunterschrift, die das entsprechende Rennen und Fahrer vorstellt. Neben reinen Rennfotos gibt es auch einige Male einen Blick in die Boxen und sogar einige händisch geführte Rundentabellen.
Kapitel 7 ist dann schon der Beginn des ultimativen Alfa Romeo TZ. Der schlicht TZ2 genannten optimierte Wagen nutzte zur Gewichtseinsparung sogar Fiberglas. Dazu wurde das Modell sowohl technisch als auch optisch deutlich überarbeitet. So wirkt der TZ2 deutlich gesteckter und gleichfalls extrem niedrig.
Währenddessen war die Distanz zwischen Alfa Romeo und Autodelta augenscheinlich doch zu groß und Autodelta musste auf Drängen von Alfa Romeo in die Nähe von Mailand umsiedeln. Hier verfügte man über deutlich bessere Bedingungen und die schon deutlich vorhandene Bindung an Alfa Romeo wurde weiter vertieft. Im Prinzip war Autodelta schon immer die Rennabteilung der Mailänder und durch kommenden Aufgaben mit dem GTA und dem 33 war dieser Umzug ein logischer Schritt. Hier wird auch die ungewöhnliche Farbe des ersten TZ2 thematisiert, der bei der Targa Florio im Jahr 1965 in Orange antrat. Speziell zum TZ2 erinnert sich dann nochmals Giuseppe Busso.
Wie beim TZ werden auch die Einsätze des TZ2 in den unterschiedlichen Rennen bildgewaltig präsentiert und lassen die Leser erneut in die damalige Zeit zurückversetzen.
Das nunmehr schon neunte Kapitel widmet sich dann komplett dem raren TZ2, der nur neunmal hergestellt wurde. Bis heute ist der Alfa Romeo TZ2 für viele einer der schönsten Rennwagen der Geschichte und das mit wirklich tollen Aufnahmen gespickte Kapitel stellt diesen umfassend vor.
Zum Abschluss folgen im Anhang noch die Chassis- und Motor-Nummern der TZ und TZ2, sowie eine Übersicht der verwendeten Aluminum- und Fiberglas-Karosserien, der genutzten Farben und ein anschaulicher Stammbau mit allen Giulia TZ-Modellen.
Fazit: Ein beneidenswert schöner Rennwagen ist vor allem der TZ2, der ein entsprechendes Buch ohne Frage verdient hat. Dem Autor Vito Witting da Prato gelingt eine sehr umfassende Dokumentation der beiden klassischen TZ-Modelle von Alfa Romeo die keine Frage offen lässt. Dazu kommen immer wieder auch die damaligen Zeitzeugen mit Interviews zu Wort und berichten aus erster Hand. Selbst der Autor hat eine enge Verbindung zu dem Giulia TZ und kann ebenfalls die ein oder andere Interessante Anekdote beitragen. Eine allzu technische Beschreibung sollte der Leser aber nicht erwarten, in dem Buch geht es nach italienischer Art eher um Emotionen und die Geschichten rundherum. Dazu begeistern ohne Frage auch die hohe Anzahl an tollen, historischen und teilweise unbekannten Aufnahmen, wobei leider einige Male die Abbildungen leider nur sehr klein dargestellt werden.
Für den Preis von etwa 50€ ist das Buch eine gute Investition, zumal das Modell im Markt sehr begehrt ist. Die Faszination der TZ-Modelle ist bis heute ungebrochen und viele Alfisti werden ohne das Buch keine komplette Bibliothek im Regal haben.
Bibliografie:
Titel: Alfa Romeo TZ-TZ2 – Born to win
Autoren: Vito Witting da Prato
Umfang: 216 Seiten, Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos
Format: 243 x 270 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Text: Englisch
Auflage: 12/2016
Preis: 51,00€
ISBN-Nr.: 978-88-7911-641-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.giorgionadaeditore.it
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Alfa Romeo, Marco Rassfeld
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