Unter den klassischen, englischen Roadster ist der Triumph Spitfire ein ebenso beliebter wie bekannter Vertreter. Heute empfehlen sich die kleinen Triumph durch die einfache Technik und dem günstigen Unterhalt als Einstieg in die Klassiker-Szene. Ein neues Buch aus dem Heel Verlag stellt den Roadster und seinen Coupé-Bruder GT6 in den Fokus und trägt den passenden Untertitel Very British Classics.
Das im klassischen Format gehaltene Buch ist eine Adaption des im Jahr 2014 bei The Crowood Press erschienen Buches für den deutschsprachigen Raum. Der Autor Richard Dredge ist ein bekannter Motorjournalist und hat eine echte Nähe zur Marke Triumph, schließlich war sein erstes Auto ein Herald und auf dessen Basis entstand auch der Spitfire. Auf dem Titel zeigt sich dann ein roter Spitfire der ersten Serie in einer Fahraufnahme und steigert das Interesse auf das Auto und das natürlich auch auf das Buch. Dann erhält der Leser zu Beginn einen Überblick in Form einer doppelseitigen Zeittafel, auf der die wichtigsten Meilensteine der Spitfire- und GT6-Modelle zu finden sind. Sie beginnt 1957 mit der Entwicklung des Herald und endet 1980 mit der Fertigstellung des letzten Spitfire 1500. Dazu finden sich auch vier historische Aufnahmen, die einige Modelle schon vorab präsentieren. Eine stimmige Grundlage zum Start des Buches. In der anschließenden Einführung, die schon als Kapitel 1 ausgewiesen wird, wird die zunächst die Geschichte der Marke Triumph erzählt, ehe es natürlich konkreter um das Modell Spitfire geht. Auch die damaligen Konkurrenten fehlen nicht, die entsprechenden Prototypen werden vorgestellt und ebenso wenig fehlen die wichtigsten Menschen, die am Spitfire beteiligt waren. Auf Alick Dick, Harry Webster und Giovanni Michelotti blickt das Buch in gesonderten Kästen. Die passenden Bildern zu Fahrzeugen und Menschen runden das Layout sehr gut ab und liefern eine Blick in die Vergangenheit.
Das erste Modell war dann der Spitfire 4, welcher 1962 auf der Londoner Earls Court Motor Show erstmalig präsentiert wurde. Diese Modell liefert dann folgerichtig die Basis zum nächsten Kapitel, im dem das neue Modell detailliert beschrieben wird. Das Chassis basierte wie schon erwähnt auf dem Herald, wurde aber gekürzt und zudem kam ein 1.2-Liter großer Motor mit 63 PS zum Einsatz. Schließlich wollte der sportlich wirkende Roadster auch mit einem entsprechenden Motor versehen werden. Ein Coupé gab es zunächst nicht, aber die Firma Bond bot mit ihrem GT eine interessante Alternative, auch diese wird im Buch erfreulicherweise erwähnt. Die Produktionskosten eines Spitifre waren zu Beginn aber schlichtweg zu hoch und so standen schon bald erste Optimierungen an. Im ersten Produktionsjahr wurde der kleine Roadster an vielen Stellen verbessert und wenig später erhielten die Käufer als Option einen Overdrive. So wurden lange Fahrten durch eine verringerte Drehzahl deutlich angenehmer und das Extra wurde schnell eine beliebte Zusatzausstattung. Der Blick in die Eindrücke der damaligen Pressevertreter bietet dann Buch dann ebenso wie eine Übersicht der erhältlichen Farben und die für den Spitfire 4 verwendeten Werbematerialien. Dazu werden auch die erhältlichen Verbesserungen durch die Zubehörindustrie vorgestellt und alle technische Daten finden sich ebenfalls wieder. Auch die Modellpflege-Maßnahmen und die Zusatzausstattung werden nochmals übersichtlich aufgeführt. Als dies findet sich in jedem Kapitel zum entsprechenden Modell wieder und rundet die Präsentation sehr gut ab.
Kapitel 3 blickt dann auf den Spirtfire 4 Mark 2 der ab 1965 angeboten wurde. Optisch wurde das erfolgreiche Modell nur kaum wahrnehmbar optimiert und motorseitig standen nun 67 PS zur Verfügung, die durch eine geänderte Nockenwelle erreicht wurden. Als Besonderheit wird noch die Firma SAH näher vorgestellt, welche viele Tuning-Maßnahmen am Spitfire anbot. So konnte unter anderem auch das im Grenzbereich schwierige Fahrverhalten verbessert werden. Als Besonderheit wird auch die Produktion des Spitfire auf der Mittelmeer-Insel Malta beschrieben.
Mit dem ab 1967 angebotenen Spitfire Mark 3 entfiel der Zusatz 4 aus der Modellbezeichnung, welche ursprünglich auf den verwendeten Vierzylinder-Motor hingewiesen hatte. Der im Kapitel 4 vorgestellte Mark 3 hatte weiterhin einen Vierzylinder-Motor unter der Haube, verfügte aber nun über knapp 1,3-Liter Hubraum. Dieser war eine Weiterentwicklung des bisher verwendeten Motors und kam schon in Werks-Rennwagen zum Einsatz. So machte die Leistung einen Satz auf 75 PS und erfreute die Käufer, die nun ein deutlich spritzigeren Roadster erhielten. Doch auch optische vollzog Triumph diesmal deutlich Änderungen, die vor allem dem wichtigen Markt in der USA geschuldet waren. So wurde die Stoßstange vorne höhergelegt und verpasste dem Spitfire eine scheinbar komplett neue Front. Auch die Bedienung des Verdecks wurde mit dem Mark 3 deutlich einfacher und ermöglichte offenes Fahren in nur wenigen Sekunden.
Einen weiteren Schritt machte dann der Mark IV, der nun mit römischen Zahlen gekennzeichnet wurde, vermutlich um Verwechselungen mit dem ersten Spitfire 4 zu vermeiden. Im Kapitel 5 zeigt sich der neue Spitfire abermals optische überholt und führte das Modell in die 70er Jahre. Durch strenge Bestimmungen zur Abgasentgiftung hatte der Motor schon 1969 in den USA an Leistung verloren und die Leistung wurde nun nur noch mit 63 PS angegeben. Dabei handelte es sich aber nicht um eine Verringerung der Leistung, vielmehr wechselte man vom SAE- zum DIN-Standard, welche eine deutlich realistischere Angabe zuließ. Schließlich wurde hier die Nebenaggregate berücksichtigt entgegen der SAE-Norm. Entdecken lassen sich hier auch die stilistischen Versuche von Michelotti den Spitfire noch moderner zu gestalten und mit Klappscheinwerfer auszustatten. Weitere wichtige Verbesserungen waren die neue Hinterachse und zahlreiche kleinere Verbesserungen.
Das letzte Spitfire-Modell war dann der ab 1974 erhältliche Spitfire 1500, der im Kapitel 6 wie gewohnt vorgestellt wird. Der bei den späten Mark IV schon vorhandenen Frontspoiler hatte der 1500 ebenfalls und so gab es optische kaum Änderungen. Der Motor wurde, wie schon am Namen zu erkennen, abermals mit mehr Hubraum versehen. Die Verlängerung des Hubs sorgte für 1,5-Liter Hubraum und so stieg auch die Leistung wieder, diesmal auf 71 PS. Die Version für den US-amerikanischen Markt musste weiter den strengen Bedingungen angepasst werden und stellte damit eine Besonderheit dar, die in einem extra Kasten vorgestellt wird. Im letzten Jahr leistete der USA-Spitfire nur noch 53 PS und wäre durch weitere strengere Vorschriften im Folgejahr auf nur etwa 40 PS geschrumpft. Auch durch diese Tatsache wurde die Produktion schließlich im August 1980 eingestellt und der Spitfire war nicht mehr erhältlich.
Die Geschichte des Spitfire ist damit aber noch nicht zu Ende geschrieben, denn die interessanten Coupé-Modell mit dem Namen GT6 fehlen noch. So wird ab Kapitel 7 die Geschichte mit dem ersten GT6 Mark I, der ab 1966 erhältlich war, weiter geschrieben. Durch eine hohe Verwendung von Gleichteilen konnte der GT6 schließlich trotz der finanziell angespannten Lage von Triumph vorgestellt werden. Wie der Spitfire feierte der GT6 Premiere auf der Londoner Earls Court Motor Show, allerdings mit vier Jahren Abstand im Jahr 1966. Um das unvermeidbar höhere Gewicht zu kompensieren stattete Triumph den GT6 mit dem Sechszylinder-Motor aus dem Vitesse aus. Dieser sorgte mit 95 PS für angemessene Fahrleistungen und gleichfalls für einen höheren Anspruch. Diesen erfüllte der GT6 auch mit einer luxuriösen Ausstattung und mit seinem gelungenen Design. So wurde das Coupé oftmals sogar mit dem Jaguar E-Type verglichen.
Wie beim Spitfire wurde auch der GT6 immer weiter optimiert und so erhielt der ab 1968 erhältliche GT6 Mark 2 die gleichen optischen Verbesserungen wie der Roadster-Bruder. Der Mark 2 erhielt zudem eine neue Hinterachse, welche das Fahrverhalten deutlich verbesserte und den immer noch hohen Anspruch mehr entsprach. Eine Besonderheit stellte der GT6+ für die USA dar, welcher abermals extra präsentiert wird. Alle Details hierzu erhält der Leser des Buches im mittlerweile schon achten Kapitel.
Mit dem Mark 3 vollzog Triumph auch beim GT6 den Weg in die 70er Jahren. Die augenfälligsten Änderung war das neue Heck, welches wie beim Spitfire Mark IV ausgeführt war. Auch hier machte Michelotti einige Design-Übungen mit Klappscheinwerfern, die dem Leser nicht verborgen bleiben. Durch schlechte Verkaufszahlen und hohe Produktionskosten sah sich Triumph aber schon Ende 1973 dazu gezwungen, die Produktion des GT6 einzustellen. Eine moderne Interpretation stellt der Mark IV dar, der vom Schweden Wayne Westermann im Jahr 2002 als 1:4-Modell umgesetzt wurde. Leider ohne echte Serienchancen.
Viele Leser sind nach der sehr aufschlussreiche Lektüre sicher auf den Geschmack gekommen und werden sich eventuell auch mit einer Anschaffung eines Spitfire oder GT6 auseinandersetzen. Hierzu folgt passenderweise mit dem zehnten Kapitel eine Kaufberatung, in der die Stärken und Schwächen der gebrauchten Modelle vorstellt. Hier finden sich viele Hinweise auf relevante Stellen, die beim Kauf zu überprüfen sind und das Buch nutzt dafür auch viel Bildmaterial in dem einige Details gezeigt wird. Dazu gibt es noch eine Liste mit Spezialisten die weitere Anlaufstellen sein können.
Während in den einzelnen Kapiteln schon die damaligen zahlreich erhältlichen Tuning-Maßnahmen vorgestellt wurden, sind die Modelle auch heute noch oftmals Basis für diverse Verfeinerungen. Diese können beim Motor, dem Zylinderkopf, der Nockenwelle und den Ventilen, der Zündung, der Kraftstoffanlage, dem Schmiersystem, der Kühlanlage, dem Auspuff, der Kraftübertragung, den Radaufhängungen, den Bremsen, den Felgen und Reifen, dem Innenraum und der Elektrik durchgeführt werden und alle Möglichkeit stellt das Buch im nächsten Kapitel vor.
Eine spannende Seite des kleinen Triumph ist auch der Einsatz im damaligen Motorsport, der einige interessante Versionen hervor brachte. Einen ersten Einsatz erlebte der Spitfire beim 24 Stunden Rennen in Le Mans im Jahr 1964 und schon 1965 konnte man die GT-1300-Klasse sogar gewinnen. Weitere Einsätze im Rallyesport, in Macau und auch in den USA werden ebenso vorgestellt. Für den Grand Prix in Macau wurde sogar ein spezieller Spitfire aufgebaut, der auch als schon Replika mit hohem Detail nachgebaut wurde.
Zum Abschluss liefert der Anhang dann noch weitere Informationen zur Motorentwicklung. Daten und Identnummern und runden das Buch damit gut ab.
Fazit: Als erfolgreicher englischer Roadster ist der Spitfire heute noch oft zu entdecken, was unter anderem an seiner einfachen Technik und auch an seiner hohen Faszination liegt. Das neue Buch aus dem Heel Verlag stellt in der deutschsprachigen Literatur die vermutlich umfangreichste Ausführung dar und empfiehlt sich für Neulinge ebenso wie Enthusiasten. Neben der guten Struktur, welche dem Leser die Möglichkeit bietet die einzelnen Evolutionen gut nachzuvollziehen, ist generell auch die sehr umfangreiche Darstellung sehr gelungen. Dazu kommen auch viele Abbildungen zum Einsatz, von denen viele zeitgenössisch sind und dem Geist der Jahre widerspiegeln.
Die technische Umsetzung ist genau so solide wie unspektakulär und entspricht den Erwartungen.
Der Preis von knapp 50 Euro scheint auf dem ersten Blick durchaus hoch für eine vermeintlich übersichtlichen Titel. Die detailreiche Darstellung der Modelle und auch den entsprechenden Nebenkriegs-Schauplätzen kann dafür aber absolut überzeugen. Für Fans ein unverzichtbares Buch, welches in jedes Triumph-Regal gehört und für Einsteiger eine perfekte Basis.
Bibliografie:
Titel: Triumph Spitfire und GT 6
Autor: Richard Dredge
Umfang: 176 Seiten
Format: 245 x 290 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 06/2017
Preis: 49,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-506-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: little-triumphs.de, Marco Rassfeld
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