Im Sommer finden sich viele Klassiker-Freunde bei unterschiedlichsten Veranstaltungen, die oftmals viele Zuschauer anziehen. Nur wenige davon können mit einem großen Publikum rechnen, diese muss mit Werbung kostenintensiv aufmerksam gemacht werden. Eben dieses thematisiert Hans-Jörg Götzl im Vorwort zur aktuellen Motor Klassik. Eine bessere Berichterstattung vor allem durch die lokalen Sender und Tageszeitungen könnte sicher helfen. Hier scheint aber leider kein größeres Interesse an den Oldtimer-Veranstaltungen zu bestehen und so kamen zum sicher hochinteressanten Solitude Revival „nur“ knapp 10.000 Zuschauer, da das wenige Geld in die Veranstaltung statt in Werbung investiert wird. Für die Zukunft können die Fans nur auf Besserung hoffen, da ansonsten sicher einige Veranstaltungen auch gefährdet sein könnten. Das Magazin bietet auch noch folgende Highlights …
Der Carrera RS 2.7 war bei seinem Erscheinen im Jahr 1973 der schnellste deutsche Sportwagen und kannte international kaum gleichwertige Gegner. Das ausgerechnet ein Porsche 912 E nun ein ernsthafter Gegner sein soll, ist zunächst nicht vorstellbar. Schließlich war der speziell für den Markt in den USA gebaute 912 des G-Modells nicht gerade als Sprinter bekannt und hat eine Leistung von lediglich 97 PS. Da sind die 210 PS des Carrera RS vermutlich deutlich schneller unterwegs. Aber um eine Chance zu haben nahm sich die Firma Memminger den Motor des 912 E intensiv vor. Memminger ist vor allem bekannt als Spezialist für den Käfer und kann dem Vierzylinder laut Leistungsprüfstand exakt 212,4 PS verleihen. Das dazu tief in die Motorenbaukunst-Tasche gegriffen werden muss liegt nahe. Der Hubraum erhöhte sich von 2 auf 2,7 Liter und es kommen eigens entwickelte Zylinderköpfe mit größeren Ventilen zum Einsatz. Der 912 E wiegt dazu noch weniger als der Carrera RS, hat aber ein leichtes Defizit beim Drehmoment. Trotzdem steht so ein spannendes Rennen an und die beiden Kontrahenten werden mit GPS-basierender Messtechnik ausgerüstet. Bei der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h benötigt der Memminger 912 E dann ehrbare 6,27 Sekunden, der Carrera RS war beim Test im Jahr 1973 mit 6,3 Sekunden gestoppt worden. Heute benötigt er etwa eine halbe Sekunde mehr, was aber der gebotenen Vorsicht mit dem Fahrzeug zuzuschreiben ist. Schließlich sind die Preise für die ersten Carrera RS in den letzten Jahren regelrecht explodiert und heute liegt der Wert eines Zustand 2-Fahrzeugs bei 632.000 Euro. Diesen möchte weder der Fahrer noch der Besitzer riskieren. 2011 kaufte der Besitzer Wolfgang Karl den Sportwagen noch für 80.000 Euro und dieser hatte einen durchaus ordentlichen Zustand. Es folgte aber trotzdem einen umfassende Restauration durch Porsche die über 220.000 Euro kostete. Als der Carrera RS auf dem Markt kam, war er gar ein echtes Sonderangebot. Der Aufpreis gegenüber den 911 S betrug nur 2.500 Mark. Sein Können zeigt der Carrera RS dann aber noch bei den Elastizitäts-Messungen. Beim Sprint ab 30 km/h liegt zunächst noch der getunte 912 E vorne, aber ab 120 km/h zeigt der Supersportler seine wahre Durchschlagskraft und so endet das Rennen mit einem denkbar knappen Ausgang.
Das Fiat in seiner großen Vergangenheit einige interessante Fahrzeuge herstellte, ist sicher anzuerkennen. Gerade in den 60er und 70er Jahren stellten die Italienier oft auch die Modelle mit der modernsten Technik und wurden oft kopiert. Genau aus diesen Zeiten stammt auch ein ganz besonders Modell, welches in solcher einer Form bis heute noch nicht wiederkam. Der Dino verfügte nämlich über einen Motor von Ferrari, der seine ersten Einsätze sogar in der Formel 1 absolvierte. Um eine auf zwei Liter Hubraum vergrößerte Version des Aggregates für die Formel 2 homologieren zu können, benötige Ferrari aber 500 Exemplare. Eine Menge die mit Hilfe von Fiat möglich sein könnte, und so bot man ihnen den Motor 1965 an. Schon auf dem Turiner Salon im Jahr 1966 präsentierte Fiat dann den Dino Spider. Dieser verfügte über eine kurvenreiche Karosserie von Pininfarina und bildete hiermit auch die Blaupause für den späteren Dino 206 GT. Selbst die Corvette C3 guckte sich einiges beim Fiat Dino Spider ab. Doch der Spider bleibt nicht lang das einzige Modell mit dem Dino-Motor im Bug. Schon auf dem Genfer Salon 1966 zeigt sich das Fiat Dino Coupé zum ersten Mal. Nachdem Pininfarina schon vorher eine Coupé-Variante präsentiert hatte, bekam Bertone allerdings den Zuschlag für diese Version. Beide Modell stehen im Fokus eines Modell-Checks in der September-Ausgabe der Motor Klassik. Von 1966 bis 1972 wurden die Fiat Dino gebaut und am Ende wurde 1.583 Spider und 6.068 Coupés produziert. Ab 1969 waren die Modelle mit einem überarbeiteten Motor mit nun 2.4-Liter Hubraum erhältlich und leisteten nochmals 20 PS mehr. Lange waren die Modelle nicht wirklich begehrt, aber inzwischen sind die Exoten mit dem exklusiven Ferrari-Motor längst anerkannt. Vor allem der Spider erreicht heute als gutes Exemplar recht locker sechsstellige Preisregionen. Alle wichtigen Faktoren werden beim Modell-Check berücksichtigt und so stellt der Artikel für ernsthafte Interessenten eine interessante Grundlage dar. Wer sich den begehrenswerten Spider nicht leisten kann, wird eventuell beim Coupé für etwa 35.000 Euro fündig.
Der BMW 850i war bei seiner Vorstellung auf der IAA im Jahr 1989 einer der Stars und nutzte den ersten Zwölfzylinder-Motor eines deutschen Herstellers nach dem zweiten Weltkrieg als Antriebsquelle. Später entstanden auch noch Achtzylinder-Modelle, aber diese stehen nicht im Fokus der aktuellen Service-Station in der Motor Klassik. Was erwartet einen potentiellen Käufer eines Zwölfzylinder-Coupés nach dem Kauf? Durch den hohen technologischen Anspruch in der Spitzenliga des Automobilbaus bekam der werksintern E31 genannter 8er eine Menge an technischen Delikatessen mit auf den Weg. So war für die damalige Zeit schon sehr viel Elektronik verbaut, die noch in den Kinderschuhen steckte. Mit einem speziellen Diagnosegeräte kann der Fehlerspeicher ausgelesen werden und diese sind heute nicht mehr bei jedem Betrieb verfügbar. Generell sind auch heute über BMW Classic die meisten Teile problemlos verfügbar, diese haben aber häufig aber auch einen stolzen Preis. Die findige Clubszene hat sich mit der Thematik auseinandergesetzt und festgestellt, das einige Teile auch noch wiederaufbereitet werden können. Dies sind ohne Frage sehr wertvolle Informationen für angehende und heutige E31-Besitzer. Der Motor ist ohne Frage ein Meisterstück der Technik, aber gleichfalls auch sehr komplex. Beim Wechsel der Zündkerzen muss sogar eine Spezialzange eingesetzt werden, um die Kabel nicht durch Zugbelastung zu zerstören. Befindet sich Öl unter dem Auto schließen viele auf einen undichten Simmerring, es kann aber durchaus noch andere Ursache geben, die im Text anschaulich erläutert werden. Die Vorderachse hat mit der relativ hohen Belastung zu kämpfen und kann Probleme verursachen. Eine E31-erfahrene Werkstatt ist unter anderem wegen dieser Besonderheiten sehr zu empfehlen und entsprechende Adressen finden sich wie immer im Artikel wieder. Auch die offiziellen Service- und Ersatzteilkosten werden aufgeführt und auch der Kontakt zu Clubszene ist zu finden. Eine gute Basis für die Instandhaltung eines der schönen V12-Coupés aus München.
Eine der angesehensten und meistbesuchtesten Veranstaltung rund um klassische Automobile ist das Festival of Speed in Goodwood. Es findet statt auf dem Anwesen von Lord March, der korrekterweise Charles Henry Gordon-Lennox, Earl of March and Kinrara heißt. Eine Reportage blickt auf die mittlerweile 25. Ausgabe des Mammunt-Events im Süden Englands zurück, bei dem viele exotische alte Rennwagen zu Präsentationsfahrten antreten. Hierbei die ist Dichte der vertretenden Hersteller und Rennfahrer sehr hoch und viele lassen sich einen aktiven Einsatz am Lenkrad nicht entgehen. So startete der ehemalige, österreichische Formel 1-Fahrer und Sportwagen-Weltmeister Karl Wendlinger gleich in mehreren Rennwagen. Neben einem Sauber C14, mit dem Wendlinger im Jahr 1995 in der Formel 1 antrat, fuhr er auch einen Penske-Mercedes PC23. Mit diesem Modell trat Penske im Jahr 1994 bei den legendären Indy 500 an und konnte mit Al Unser Jr. am Steuer den Sieg feiern. Das eingesetzte Fahrzeug in Goodwood wurde beim gleichen Rennen von Unser’s Teamkollegen Emerson Fittipaldi bewegt und lag lange in Führung, ehe der Brasilianer durch einen Unfall ausschied. Das diesjährige Festival of Speed stand zudem im Zeichen von Bernie Ecclestone, der aus seiner Sammlung auch einige Fahrzeuge an den Start brachte. Der von ihm erhoffte Start von Niki Lauda in dem Brabham BT46B fand aber nicht statt, da der zweimalige, österreichische Formel 1-Weltmeister in Goodwood nur eine kurze Stippvisite machte. Stattdessen nahm mit John Watson der ehemalige Teamkollege von Lauda das Steuer in die Hand und führte den mit einem großen Gebläse am Heck ausgestattete Formel 1-Wagen vor. Alleine von ehemaligen Formel 1-Rennwagen gab es in Goodwood sechzig Modelle zu bestaunen und in solch einer Dichte ist dies kaum anderorts möglich. Doch auch andere Rennklasse wie die Rallye oder die Sportwagen wurden präsentiert und lockten den Fans das ein oder andere Lächeln auf die offenen Münder. Eine Veranstaltung zum Dahinschmelzen.
Weitere Themen der September-Ausgabe der Motor Klassik: Ein Fahrbericht zeigt zwei hochklassige Roadster der 90er Jahre mit dem Jaguar XK8 und dem Mercedes-Benz 300 SL und dazu lassen sich auch noch weitere 12 Alternative in unterschiedlichsten Preisklassen entdecken. Die Geschichte von Philippe Jailson lässt sich im Porträt nachlesen, eine Auswahl an Touren für den Herbst werden vorgestellt und mit dem Ford Vedette und dem Opel Kapitän wird der Leser in die frühen 50er Jahre entführt. Eine Reportage zu dem Concorso d’Eleganzaa Villa d’Este zeigt die diesjährigen Highlights und auch über die Ereignisse bei der Slivretta Classic wird berichtet. Die Restauration zeigt einen Opel GT, ein weiterer Bericht zeigt Eindrücke vom Solitude Revival und zu guter Letzt zeigen sich der Audi 72, der Ford 12M und der Volkswagen 1600 L im Fahrbericht.
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Fiat, Marco Rassfeld
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