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Buch – Ein Jahrhundert BMW

Das Unternehmen seit 1916 – das 100 jährige Jubiläum der Bayrischen Motoren Werke ist inzwischen zwar schon ein paar Jahre her, aber zum Abschluss des vergangenen Jahres 2019 erschien noch ein neues Buch zu dem Thema im Verlag seltmann+söhne. Dieses wird als „exklusive Chronik der BMW Group“ vermarktet und widmet sich der kompletten Unternehmens-Historie.

Der Titel verbindet Tradition in Form der Fotolocation mit der Moderne des BMW Vision NEXT 100.

Das Buch kommt in klassischen Hochformat daher und sorgt auf den ersten Blick vor allem durch seine Stärke für Aufmerksamkeit. Denn der Umfang ist mit knapp 600 Seiten sehr groß ausgefallen und macht sogleich klar, dass das Buch eine umfassende Betrachtung der Unternehmens-Geschichte anstrebt. Dabei ist das Buch auch nur einsprachig umgesetzt, einen englische Version ist beim Verlag aber ebenso erhältlich. Der Titel zeigt die zum Jubiläum eröffnete Zentrale von BMW Group Classic, unter derem traditionellen Torbogen der BMW Vision NEXT 100 zu entdecken ist, ein Conceptfahrzeug, welches BMW ebenfalls im Jubiläumsjahr vorstellte und damit einen Ausblick auf die nächsten 100 Jahre werfen wollte. Auf der Rückseite des Schutzumschlags finden sich noch weitere Bilder in bunter Mischung wieder, während der Klappentext geht schon ein wenig auf die Struktur im Buch ein und bringt einen Überblick über die im Buch wieder zu findenden Themen. Entfernt man den Schutzumschlag so findet sich ein schlicht schwarzes Buch wieder, in dem nur auf der Vorderseite der Buchtitel geprägt wurde. Ebenso schwarz beginnt wie das Buch im Inneren, welches aber schnell zu weißen Seiten wechselt. Zu Beginn findet sich noch ein Hinweis auf die im Buch befindlichen Augmented Reality-Inhalte und deren Verwendung wieder. Es folgen drei Vorworte der Autoren, sowie von Dr. Norbert Reithofer, Vorsitzender des Aufsichtsrates der BMW AG und Maximilian Schubert, Generalbevollmächtigter der BMW AG. Das dann folgende Inhaltsverzeichnis bringt die 10 Kapitel zum Vorschein, mit denen sich der Leser im Buch auseinandersetzten kann.

In der Forschung und Entwicklung setzte BMW einige Grundlagen für den Erfolg.

Zum Start blickt das Buch auf das Unternehmen BMW. Hier beginnt die Aufarbeitung schon im Jahr 1913, den in diesem Jahr gründete Karl Rapp gemeinsam mit Julius Auspitzer die Rapp Motorenwerke GmbH im Münchener Norden. Neben Rapp liegen die Wurzeln in der 1911 gegründeten Gustav-Otto-Flugmaschinenfabrik, welche am 6. März 1916 zur Bayrischen Flugzeugwerke AG umfirmiert wurde. Dies gilt bis heute als Gründungsjahre der heutigen BMW Group, denn im Jahr 1922 wurde aus der Flugzeugmotorenfabrik die Bayrische Motoren Werke AG, welche Logo und Namen aus einer Nachfolge-Firma der Rapp Motorenwerke GmbH übernahm. Hier war auch das prägnante Markenzeichen übernommen, welches schon 1917 bei der ersten Umfirmierung von Rapp zur Bayrischen Motoren Werke GmbH genutzt wurde. Ein durchaus interessantes Geflecht, welches auch noch in einer kleinen Grafik verdeutlicht wird. Dazu lassen sich schnell auch einige historische Aufnahme der Firmen entdecken, welche die Basis von BMW waren. Nach und nach wurde der Konzern immer größer, welches im Buch auch mit der Darstellung von Organigrammen verfolgt werden kann. Nach dem zweiten Weltkrieg benötigt man ein wenig Zeit um wieder Motorräder und Automobile anbieten zu können und hält sich der Produktion unterschiedlichster Gebrauchsgüter über Wasser. Auch der unerwartete Wegfall des Standortes Eisenach sorgt hierbei für Probleme, denn neben den Produktionsanlagen sind auch sämtliche Konstruktionszeichnungen verloren. Durch eine missgeglückte Planung der Angebotspalette steht BMW 1959 mit dem Rücken zur Wand und in dramatischen Sitzung wird über das Weiterleben der Marke verhandelt. Hierbei scheint auch eine Übernahme durch Mercedes-Benz eine möglich Lösung zu sein. Wichtige Personen auch aus der Politik sind aber daran beteiligt die Münchener Firma zu retten und eine neue Chance zu ermöglichen. Das Vorhaben gelang und die Lage von BMW verbesserte sich erstaunlich schnell. Im Buch werden alle unternehmerischen Entwicklungen bis Ende 2017 aufgearbeitet, wobei die hochinformativen Texte durch eine gute Bebilderung unterstützt werden.

Die Produktion war immer hochmodern und sorgte für eine hohe Qualität.

Das Personal ist immer ein wichtiger Bestandteil eines Unternehmens und früh erkannte BMW dies und sorgte für eine gute Ausbildung seiner Mitarbeiter. Dabei bewiesen diese im Laufe der Jahre immer wieder eine hohe Loyalität zum Unternehmen und hielten BMW auch in schwierigen Zeiten die Treue. Durch den zweiten Weltkrieg wurde die Situation aber verändert und auch Zwangsarbeiter kamen in den Werken zum Einsatz. Doch BMW sorgte hier wie auch bei der späteren Integration des Gastarbeiter für eine gute Ausbildung der Menschen. Dies machte sich durch diverse Maßnahmen bemerkbar und sorgte trotz aller Schwierigkeiten für ein möglichst gutes Arbeitsklima. Die Anforderungen für die Mitarbeiter ändern sich fortwährend auch durch den technologischen Fortschritt und im Buch kann diese nachvollzogen werden. Ein ungewöhnliches Kapitel, welches aber interessante Einblick liefern kann.
Seit jeher ist die Forschung und Entwicklung eine zentrale Abteilung in einem Unternehmen. Denn schließlich werden hier die neusten Produkten durch kreative Ingenieure entwickelt, was bei BMW unter anderem dafür sorgte, dass man neben Flugzeugmotoren auch bald mit der Produktion von Motorrädern begann. In diesem Kapitel erfährt der Leser vieles über die gesamte Bandbreite der Produkte, welche bei BMW verwirklicht wurden. Neben den Klassifizierungen finden sich auch die Entstehung der Modellnummern wieder und bringt für viele Leser sicherlich interessante Details zum Vorschein. Es lassen sich auch einige Zeichnungen und Testverfahren entdecken, welche im Laufe der Jahre erstellt wurden bzw. zum Einsatz kamen.
Das nunmehr schon vierte Kapitel wirft dann noch einen intensiven Blick auf die Produktion, die sich natürlich in 100 Jahren auch immer weiter entwickeln sollte. Nach und nach wurden auch rund um die Welt neue Werke eröffnet um sich einen lokalen Vorsprung zu erarbeiten.

Auch die Motorräder gehören fraglos zur Unternehmensgeschichte.

Motoren sind schon im Namen von BMW berücksichtigt und waren die Basis des Unternehmens. Der Flugmotor IIIa trug hierbei als erster das bis heute genutzte Logo und gilt daher als erste BMW-Motor. Der Sechszylinder-Reihenmotor verfügte über einen Hubraum von 19 Litern und ermöglichte so eine Dauerleistung von 185 PS. Aus diesem Motor wurden noch größere Aggregate entwickelt, welche in den 1930er Jahren auch für einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf der Schiene verantwortlich waren. Nach dem ersten Weltkrieg stand relativ schnell der schlicht Bayern-Motor genannte Kleinmotor zur Verfügung und wurde zu unterschiedlichsten Zwecken eingesetzt. Hieraus entwickelte sich dann die ersten Motorrad-Motoren, während der erste Vierzylinder für den Einsatz im ersten Automobil von BMW gedacht ist. Weiterhin ist man mit der Entwicklung der Flugzeugmotoren beschäftigt und nach dem Sternmotor entwickelte man ab 1939 auch Strahlentriebwerke, doch der zweite Weltkrieg verhindert einen Abschluss dieser Entwicklungen. Nach dem verheerenden Krieg ist die Produktion von Motoren zunächst nur eingeschränkt möglich und erst 1948 kann man das erste neue Motorrad-Modell vorstellen. Auch die Automobilfertigung wird wieder gestartet und Motoren stellte man auch wieder für Flugzeuge und gar Motorboote her. Neben dem klassischen Benzin-Motor beschäftigte man sich auch langsam mit dem Diesel als Alternativ-Antrieb. Hier war vor allen die Ölkirse 1974 ein entscheidender Faktor. Selbst Elektro-Motoren setzte man sich bei BMW schon führ auseinander und auch die Entwicklung des Wasserstoff-Antriebes wurde stetig vorangetrieben.
Dann blickt das Buch auf die Entwicklung der Motorrad-Entwicklung bei BMW. Seit Anfang der 1920er Jahre ist dieses ein fester Bestandteil des Produktangebots von BMW und stellten die Basis zur Massenmotorsierung dar. Die Modelle von BMW verfolgen hierbei von jeher einen hohen Qualitätsanspruch und somit begründen die Münchener schon früh ihren Ruf. Dies Kapitel ist selbst für nicht Motorrad-affine Leser lesenswert und lieferte zahlreiche Informationen.

Selbst die Verkaufs-Strategie von BMW wird in ihrer Entwicklung dargelegt.

Das Automobil übernahm vom Motorrad schon bald die Rolle des begehrenswerten Fortbewegungsmittels. Während das Zweirad sich im Laufe der Jahre mehr und mehr als Alternative in der Freizeit entwickeln sollte, diente das Auto der täglichen Fortbewegung. 1928 übernahm BMW die Fahrzeugfabrik Eisenach, in der seit kurzem der Dixi 3/15 PS als Lizenzbau des englischen Austin Seven produziert wurde. Dieses Modell liefert auch die Basis zum ersten BMW, der mit eigenem Motor und einer neuen Ganzstahl-Karosserie schließlich als BMW 3/15 PS DA 2 im Jahr 1929 vorgestellt wurde. Schnell strebte man aber nach höherem und präsentierte im Jahr 1933 auf der Berliner Automobilaussstellung den BMW 303 mit Sechszylinder-Reihenmotor. Die Grundlage einer langen Tradition solcher Motoren. Nach dem Krieg führte der 501 diese Tradition fort und wird bald vom 503 und schließlich dem 507 begleitet. Doch das Produktangebot ist zu hoch angesiedelt und die Verkaufszahlen reichen nicht aus, so dass man mit dem Lizenzbau der Isetta startet. Dieser Kleinwagen kann mit hohen Stückzahlen für Aufsehen sorgen, aber die Margen waren auch hier zu gering. Schließlich kam mit dem BMW 700 endlich der erhoffte Erfolg, der durch die Verfügbarkeit der „Neue Klasse“ benannten BMW 1500 weiter ausgebaut wurde. Das Angebot der Modellreihen wurde so nach und nach immer umfangreicher und heute wird fast jede Nische mit einem BMW besetzt. Neben BMW werden auch die Modelle von Mini und Rolls-Royce hier berücksichtigt.
Des Weiteren blickt dass Buch noch auf den Motorsport, in dem viele Erfolge erzielt werden konnten, die bis heute für das sportliche Image der Marke prägend sind. Der Vertrieb und die Werbung blicken dann unter anderem auf die Verkaufsräume und die Entwicklung der Werbemaßnahmen.
Zum Schluss folgt noch ein umfassender Anhang mit vielen Daten & Fakten in dem sich alle Vorstände im Kurzporträt wiederfinden, die Produkte vorgestellt werden und auch die Unternehmenskennzahlen finden sich hier noch wieder.

Fazit: Ein massives Buch zur 100 jährigen Geschichte von BMW welches die Entwicklung in zehn Bereichen nachzeichnet. Dabei wird vermutlich jeder Leser noch unbekannte Details wiederfinden wird, welche zur Chronik des Unternehmens gehören. Hier ist das Automobil nur eines der interessanten Kapitel im Buch, aber auch die anderen Kapitel sind nicht minder interessant. Durch die Verwendung von viel Bildmaterial, welches zum großen Teil auch zeitgenössisch ist und auch oftmals im großen Format abgebildet wird, wird der informative Text ideal unterstützt. Die AR-Elemente zeigen dazu verschiedensten Filme zu diversen Themen und erhöhen das Erlebnis nochmals nachhaltig.
Zum Preis von knapp 90 Euro erhält man ein umfassendes Werk über die Geschichte von BMW. Freunde der Marke werden an dem Buch mit hoher Sicherheit ihre Freude haben werden.

Bibliografie:
Titel: Ein Jahrhundert BMW
Autoren: Manfred Grunert, Florian Triebel
Umfang: 600 Seiten mit hunderten Abbildungen
Format: 240 x 300 mm
Bindung: gebunden, Hardcover
Auflage: 11/2019
Preis: 88,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-946688-20-4
Bestellbar beim Verlag unter: https://www.seltmannundsoehne.com/

Text: Marco Rassfeld
Fotos: BMW Group, Seitmann & Söhne, Marco Rassfeld