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Buch – M1 procar

Der BMW M1 besitzt schon längst Kultstatus und sein damaliges Rennpendant in Form des Procar sorgte aus besonderen Gründen in der damaligen Zeit für viel Wirbel. So ist es umso bemerkenswerter, dass auf dem Markt schon Bücher über den BMW M1 generell erhältlich sind, aber kein Titel widmet sich bislang ausschließlich dem Procar. Autor Jochen von Osterroth und der Verlag View GmbH haben nun endlich diese missliche Lücke gefüllt.

Das Buch kommt im hochwertigen Schuber daher, der mit einem tollen, silbernen Leinen bezogen ist. Hier wurde auf jegliche weitere Kennzeichnung bewusst verzichtet, was den edlen Eindruck des Schubers sogar noch verstärkt. Lediglich auf dem Rücken des eingesteckten Buches lässt sich der Titel wiederfinden, der mit silbernen Heißfolie auf das ebenfalls silberne Leinen geprägt wurde. Der notwendige Kontrast bei den Silbertönen wurde erfolgreich umgesetzt und das Buch sieht im Regal sehr edel aus. Natürlich fällt auch sofort das große Format auf, was auch eine großformatige Darstellung vieler Bilder hoffen lässt. Wird das Buch aus dem Schuber genommen, so erscheint das Buch in einer Halbleinen-Bindung, die neben dem Leinen auch eine lederartige Haptik im schlichten Weiß zum Vorschein bringt. Auf dem Titel ist dann nochmal das M1 procar-Logo geprägt und der erste Eindruck kann überzeugen. Ein weiteres Detail lässt sich dazu noch direkt entdecken, denn hinten ist ein Webetikett in den M-Farben mit eingearbeitet. Dazu ist sogar das Kapitalbändchen in den drei Farben von M gehalten und man spürt sofort, dass hier mit viel Hingabe das Konzept zum Buch entwickelt wurde.
Nach dem Aufschlagen strahlt der Vorsatz im tollen Silber und dazu ist die handschriftliche Durchnummerierung hier ebenfalls zu finden. Das Buch ist auf 500 Exemplare reduziert und somit wird die Exklusivität und gleichzeitig der Sammlerwert noch erhöht. Nach dem Impressum erfolgt das Inhaltsverzeichnis, welches schon einen ersten Blick auf den umfangreichen Inhalt des Buches zulässt. In der Einleitung wird dann deutlich, dass der Autor durch seinen damaligen Job viele direkte Erfahrungen mit den M1 Procars hat und scheint so für das Schreiben des Buches prädestiniert zu sein. Es folgen zwei Vorworte zweier weiterer Menschen, die in der damaligen Zeit maßgeblich an dem Einsatz der M1 Procars beteiligt waren – Jochen Neerpasch und Max Mosley.

Dann startet der eigentliche Inhalt, der dem Leser zunächst einige unverzichtbare Fakten zum BMW M1 näherbringt. So erhält man zunächst einen Einblick in den Wortlaut von Jochen Neerpasch, wie er beim Vorstand vom BMW für die Entwicklung des M1 warb. Er wollte ein neues Konzept für einen modernen Rennwagen in der populären GT-Klasse schaffen. Sein Vorhaben gelang und nach genauer Kostenprüfung wurde mit dem italienischem Hersteller Lamborghini ein Vertrag geschlossen um eine Stückzahl von 2.000 Einheiten zu entwickeln und zu produzieren. Dabei sind die Homologationsvorgaben durch die FIA nach dem Gruppe 4-Reglement zu berücksichtigen und man strebte einen Einsatz in der Saison 1979 an. Ein sportliches Ziel, denn immerhin mussten bis dahin 400 Exemplare produziert worden sein. Durch die unerwartete Zahlungsunfähigkeit von Lamborghini war man dann aber dazu gezwungen nochmals neue Partner zu suchen. Das Dilemma bestand nun aber auch darin, dass ein Einsatz in der Gruppe 4 nicht mehr möglich war und bei einer nun geplanten Jahresproduktion von 200 Exemplaren um ganze zwei Jahren verschoben werden musste. Dies wollte Neerpasch aber nicht auf sich sitzen lassen und entwickelte die Idee zur Procar-Serie.
Ein folgendes Porträt blickt dann noch genauer auf den Werdegang von Jochen Neerpasch ehe das Buch dann ein Blick auf die Technik des Procar wirft. Hier nutzte BMW den vorhandenen M88-Motor, der schon im 3.0 CSL zum Einsatz kam. Unter der Leitung von Paul Rosche entwickelte der Motor schließlich 470 PS und das ohne Turboaufladung. Ein damals sehr beeindruckender Wert. Aber es gab auch Probleme vor allem mit dem Schwingungsdämpfer die im Buch erfreulicherweise keinesfalls verschwiegen werden. Um zuviel Motorprobleme vorzubeugen, setzte man deshalb auf den Einsatz von Drehzahlbegrenzern welches in der Rennszene eigentlich unbekannt war.
Es folgen dann noch weitere Porträts von Paul Rosche, Martin Braungart, Rainer Bratenstein, Carlos Becher, Uwe Mahla, Peter Bazille, Bernie Ecclestone und Max Mosley. Allen gemein ist die Verwicklung in die Geschichte der Procar-Serie die im prominenten Rahmen der Formel 1 ausgetragen wurde. Hierbei sollte zur weiteren Erhöhung der Attraktivität einige Fahrzeuge für die Trainingsbesten der Formel 1 reserviert werden. Durch hohe Preisgelder waren die Fahrer der Königsklasse den Rennen keinesfalls abgeneigt, lediglich die Fahrer von Ferrari und Renault durften nicht an den Rennen teilnehmen.

Die erste Saison der neuen Rennserie wurde schließlich im Jahr 1979 ausgetragen und wird im Buch umfassend Rennen für Rennen dargestellt. Hier präsentiert das Buch zum Start erst sehr übersichtlich alle Startaufstellungen der neun Rennen. Schnell kann man hier die Starter aus der Formel 1 erkennen und schon beim ersten Rennen in Zolder standen mit Jacques Laffite, Clay Regazzoni, Mario Andretti und Nelson Piquet auch heute noch namhafte Rennfahrer am Start. Diese erhielten von BMW Motorsport ein Procar um das Rennen zu bestreiten. Die Darstellung der Rennen erfolgt mit lebendigen Texten und erstklassigem und umfangreichem Bildmaterial. Hier werden die Procars aus vielen Perspektiven gezeigt und darunter findet sich auch eine durchaus beachtliche Anzahl an Farbaufnahmen. Somit kann das einmalige Flair der Veranstaltung mit viel Tiefe übertragen werden. Das zweite Rennen fand dann im Rahmen des Monaco Grand-Prix statt und führte die M1 Procars durch die engen Gassen von Monte Carlo. Der Zuschauerzuspruch war grandios und die gebotenen Rennaction machten die Serie sehr attraktiv. Die Mischung aus Formel 1-Fahrern und den Privatfahrern wie Hans-Jochaim Stuck, Marc Surer, Dieter Quester und Toine Hezemans sorgte dabei für die gebotene Spannung. Ein Rennen außerhalb der Meisterschaft fand dann in Donington zu Ehren von Gunnar Nilsson und der Gunnar Nilsson Cancer Foundation statt. Es folgten Auftritte in Dijon, Silverstone, Hockenheim, auf dem Osterreichring und in Zandvoort statt. Das Finale in Monza war dann der Abschluss einer erfolgreichen, ersten Saison bei dem Niki Lauda, Clay Reganzzoni und Hans-Joachim Stuck noch mit realen Chancen in der Meisterschaft an den Start gingen. Den ersten Titel sicherte sich dann Niki Lauda, der im Anschluss noch porträtiert wird. Auch die Eindrücke von Stuck zur Saison 1979 liefern dem Leser noch tollen Lesestoff.
Die zweite Saison im Jahr 1980 fand ebenfalls an neun Terminen statt und dabei stattete die Procar-Serie auch der Berliner Avis, dem Norisring, Brands Hatch und Imola einen Besuch ab. Die Attraktivität der Serie war ungebrochen und wurde durch die Regeländerung, dass auch die Formel 1-Fahrer ihre Startposition erfahren mussten, nochmals spannender gestaltet. Die fünf Werkswagen von BMW Motorsport wurden an die Procar Association von Bernie Ecclestone und Max Mosley übergeben. So trugen die M1 Procar nun auch nicht mehr die typischen, dreifarbigen M-Streifen, sondern hatten zunächst einen roten und wenig später einen grünen Querstreifen. Die Rennberichte werfen dann wieder einen Blick auf jedes einzelne Rennen und werden erneut von vielen Fotos unterstützt. Meister wurde niemand geringeres als Nelson Piquet, der im Buch porträtiert wird und zudem ist auch noch ein altes Interview mit der Brasilianer wiederzufinden.

Nachdem endlich die erforderliche Stückzahl zur Homologation als Gruppe 4-Rennwagen erreicht war, lag der Fokus bei BMW Motorsport schon wieder auf anderen Themen. Schließlich hatte man im April 1980 bekanntgegeben das man sich als Motorenlieferant für die Formel 1 engagieren möchte. Das Problem mit der Homologation war der immer noch schleppende Verkauf der M1 und natürlich hatte die Konkurrenz in den zwei Jahren aufgeholt. So könnte man nun meinen das der M1 als Rennwagen ausgedient hatte, schließlich war auch die Procar-Serie nach zwei Saisons beendet worden. Aber der M1 stellte sein beeindruckendes Potential dann im Jahr 1981 und der GTO-Wertung des amerikanischen IMSA-Serie unter Beweis. So blickt das Buch folgerichtig im nächsten Kapitel über den großen Teich und berichtet über die Dominanz des umgebauten M1-Procar während der Saison 1981. Mit den Fahrer Kenper Miller und David Cowart konnte der von Red Lobster gesponserte M1 ganze 12 von 16 Rennen für sich entscheiden.
Ein weiteres interessantes Kapitel ist der Einsatz bei 24 Stunden Rennen in Le Mans, hier kam der M1 von 1979 bis 1986 zum Einsatz. Dabei sorgte vor allem der im ersten Jahr eingesetzt M1 für viel Aufsehen. Im Rahmen der BMW Art Cars wurde der M1 von berühmten, amerikanischen Künstler Andy Warhol gestaltet. Der einmalige Wagen schaffte einen tollen sechsten Platz in der Gesamtwertung. Von den weiteren 21 M1 die in den Folgejahren am Start standen, konnte keiner dieses Ergebnis wiederholen. Besonders gut lässt sich hierbei auch für Weiterentwicklung vom Gruppe 4-M1 bis zum Gruppe 5-M1 verfolgen, welche einige Änderungen mit sich brachte.
Eben die Gruppe 5 wird dann noch in einem weiteren Kapitel tiefgreifender vorgestellt. Vor allem der Antrieb von Schnitzer, die mit dem Gruppe 5-M1 die Deutsche Rennsportmeisterschaft gewinnen wollte war bemerkenswert. Die Unterstützung von Werk war hierbei nur sehr gering und bezog auf das Zuverfügenstellen von auf Lager befindlichen Teilen. Heraus kam aber ein beeindruckender Rennwagen, der mit Turbo ausgestattete M1 erreichte eine Leistung von 750 PS. Bei einer Basis-Lesitung von 470 PS hielten einige weitere Teile der enormen Belastung nicht stand und mussten ebenfalls angepasst bzw. getauscht werden. So kam als Getriebe ein Hewland LG600 zum Einsatz, welches in der amerikanischen Rennserie CanAm als Standard definiert war. Die Optik wurde auch nochmals nachhaltig beeinflusst und der M1 wuchs in die Breite.
Weitere Procar-Spiltter zeigen dann noch die Vielfältigkeit des M1 Procar auf, der unter anderem auch bei Rallyes zum Einsatz kam. Auch weitere interessante Anekdoten sind zu finden wie zum March Gruppe 5-M1, dem mit Erdgas angetriebenen M1 von Harald Ertl oder die Erinnerungen an den ersten Sieg beim ersten Rennen im einem Procar von Manfred Schurti.

Die Einsätze der unterschiedlichsten BMW M1 in der Deutschen Rennsportmeisterschaft bilden dann die Basis zum folgenden Kapitel und zeigen neben den tollen Text auch wieder tolle Bilder. Seinen ersten Einsatz hatte der M1 beim Eifelrennen im Jahr 1979, also noch vor dem Beginn der Procar-Saison. Bis 1983 wurden die M1 bei den Rennen der DRM eingesetzt und konnte sich durchaus erfolgreich in ihrer Klasse behaupten.
Auch das Thema Kunst hat eine Verbindung zu den Procars. So wurde der M1 für den Einsatz in Le Mans von Andy Warhol angemalt und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Hierzu liefert das Buch dann auch einige tolle Anekdoten wie diese Session in München zustande kam und wie diese ablief. Ein weiterer besondere M1-Bemalung stammt von Hervé Poulain der im Jahr 1980 einen M1 für das 1.000 km Rennen auf dem Nürburgring gestaltete. Dabei ist der komplette Verlauf der Rennstrecke auf dem Wagen zu finden und so sollte Werbung für die wackelnde Finanzierung der dringend benötigten Sanierung gemacht werden. Ein bis heute besonderer M1, von dem es auch einige Interessante Detail zu berichten gibt. 1981 sorgte dann wieder ein einmalig gestalteter M1 in Le Mans für Aufsehen. So designierte Walter Maurer den Wagen für die bayrische Rennfahrer-Kombination aus Leopold Prinz von Bayern, Christian Danner und Peter Oberdorfer. Der sogenannten Wirtshaus-BMW machte Werbung für die Stadt München und sein Bier sowie seine Gastronomie. Auch weitere interessante Kreation stammten aus der Hand von Maurer. Als Abschluss findet sich dann noch das M1 Procar, welches Peter Gregg in Erinnerung an seinen verstorbenen Rennfahrer-Kollegen Ronnie Petersen anfertigen ließ. Dabei war der Künstler niemand geringeres als Frank Stella, der schon für BMW das Art Car auf Basis des 3.0 CSL im Jahr 1976 geschaffen hatte.
Zum Ende findet der Leser dann noch die Statistiken zu den Rennen in der Procar-Serie, bei denen sowohl die einzelnen Rennen als auch eine Übersicht der je Fahrer gesammelten Punkte einen guten Überblick verschafft. Auch die Fahrgestelle der Procar werden noch aufgelistet um einen Überblick über diese besonderen M1 zu erhalten.
Zu guter Letzt folgt noch die Danksagung des Autors und eine kurze Info über die Vita desselbigen.

Fazit: Man kann getrost und mit der würdigen Ehrfurcht von einem Standardwerk zum Spezial-Thema M1 Procar sprechen. Das Buch liefert alles Wichtige zu der einmaligen Rennserie ohne sich zu sehr in den technischen Details zu verstricken. Stattdessen erhält der Leser einen locker geschriebenen und sehr gut lesbaren Text, der durch die wilde Zeit der M1-Rennwagen führt. Der klare Fokus liegt auf den Procars, aber auch die weiteren Entwicklungen und Renneinsätze in anderen Serien werden berücksichtigt. Die scheint umso wichtiger, um den durch und durch faszinierenden Rennwagen gerecht zu werden. Die reichliche Bebilderung ist sehr großzügig ausgefallen und nutzt auch das große Format vom Buch oft aus. Das es erstaunlich viele Farbaufnahmen zu begutachten gibt, macht es zudem noch interessanter.
Die technische Umsetzung wurde sehr aufwendig gewählt und kann dabei auch wirklich gefallen. Sowohl Druck als auch die Bindung sind über jeden Zweifel erhaben und können so den aufgerufenen Preis mit rechtfertigen.
Denn mit 220 Euro ist der Titel nun wirklich kein echtes Schnäppchen, aber man bekommt eben auch eine Menge geboten. Sei es der hochwertige Schuber, die aufwendige Buchdecke oder aber das fein eingearbeitete Webetikett und das Kapitalbändchen in den passenden M-Farben. Für BMW-Enthusiatsen wird das Buch ein echtes Highlight darstellen. Dazu ist das Buch noch auf 500 Exemplare limitiert, die in Handarbeit durchnummeriert wurden. Die vielen Freunde des BMW M1 müssen dieses Buch einfach haben und dürfen es nicht versäumen schnellstmöglich zuzuschlagen.

Bibliografie: 
Titel: M1 procar
Autoren: Jochen von Osterroth
Umfang: 276 Seiten
Format: 240 x 320 mm
Bindung: Halbleinen gebunden im Schuber
Auflage: 09/2017
Preis: 220,– €
ISBN-Nr.: 978-3-945397-08-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorsport-books.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: BMW, View GmbH, Link, Marco Rassfeld