Kategorien
Magazin

Magazin – Octane Ausgabe 31

Die deutsche Octane blickt mittlerweile auf fünf Jahre zurück in denen bis jetzt 31 Ausgaben des Magazins mit Autoklassiker und Sportwagen veröffentlicht wurden. Hierzu blickt im Editorial der Chefredakteur Ulli Safferling sowohl zurück als auch in die Zukunft. So setzt er sich dabei auch mit den notwenigen Kosten der Produktion eines solchen Magazins auseinander und erläutert die nun fällige Preiserhöhung um 50 Cent je Heft. Durch den inzwischen gewonnenen, größeren Umfang durch die Berücksichtigung von Österreich und Schweiz eine sicher zu verschmerzende Anpassung.

Der Leitartikel der neusten Ausgabe blickt auf die Sammlung von ehemaligen Rennfahrzeugen die eines gemeinsam haben – das Sponsoring von Jägermeister. Durch die knallorange Farbe waren die Rennwagen bei vielen Veranstalugnen sehr beliebt und immer auch Publikumsliebling. Dabei war die Farbe beim ersten Einsatz eines mit Jägermeister-Aufkleber versehenen Rennwagens noch Grün. Dies war aber nicht auffällig genug und so machte der Geschäftsführer der Jägermeister-Gruppe, Günter Mast den Vorschlag die Wagen fortan Orange zu lackieren. Schließlich war die Farbe auch Teil des Jägermeister-Logos. Hinter dem ersten Einsatz und auch der dann schnell folgenden Gründung des Jägermeister Racing Teams stand Eckhard Schimpf, der ein Cousin von Mast war. Neben den vielen Rennwagen, die in der langen Tradition des Teams zum Einsatz kamen waren auch zahlreiche international anerkannte Fahrer in den orangen Wagen unterwegs. So bestritt Eckhard Schimpf selbst viele Rennen, zog sich aber mehr und mehr aus dem aktiven Rennsport zurück. Der erste Star des Teams war der zweimaligen Formel 1-Weltmeister Graham Hill. Weitere berühmte Namen waren Stefan Bellof, Niki Lauda, Derek Bell und Klaus Ludwig um nur einige zu nennen. Von 1972 bis 2000 waren immer Rennwagen im Jägermeister-Outfit auf den Rennstrecken zu finden. Dann wurde die Alkohol-Werbung untersagt und Jägermeister war gezwungen das Sponsoring einzustellen. Seit kurzem macht sich Eckhard Schimpf gemeinsam mit seinem Sohn Oliver daran unter dem Titel ’72Stagpower die Rennwagen aus der Tradition wieder in einer Sammlung zusammenzutragen. Dabei ist mittlerweile schon eine beneidenswerte Sammlung entstanden, welche die Octane in der neusten Ausgabe in Text und Bild vorstellt. Leider ist es nicht möglich die Sammlung in einem Museum zu präsentieren, da es sich ja um Alkohol-Werbung handelt. Aber die vielen Fans der orangen Rennwagen können diese bei diversen Klassik-Veranstaltungen in Augenschein nehmen. Der Anspruch der Sammlung ist nämlich die Rennwagen auch wieder rennfertig zu machen und somit technisch fit zu halten.

GTO – diese drei Buchstaben stehen bei Ferrari für Gran Turismo Omologato und diese Kombination kommt nur selten zum Einsatz. Das erste Modell mit dieser Bezeichnung war der legendäre 250 GTO, heute eines der teuersten Automobilen welches auf den diversen Auktion immer wieder Höchstpreise erzielt. In den 80er Jahre führte dann die Einführung der Gruppe B bei vielen Hersteller für viel Hoffnung und so machte sich auch Ferrari daran ein Modell für die Gruppe B zu entwickeln. Offiziell auf Basis des 308 entstand so der 288 GTO. Ein besonderes Modell, welches in nur 272 Exemplaren produziert wurde. Ursprünglich waren nur 200 Modelle vorgesehen, so wie es das Reglement verlangte. Die 200 Exemplare waren schnell ausverkauft und wurden sogar zugeteilt, so dass Enzo Ferrari noch eine weitere Produktion von 71 Exemplare anordnete. Diese lief bis zum Herbst 1985 und schließlich sollte noch ein ganz besonderer 288 GTO im Jahr 1986 gebaut werden, und genau dieser wird von der Octane vorgestellt. Erstbesitzer war niemand geringeres als Niki Lauda, der zu dieser Zeit als Berater bei Ferrari angestellt war. Erst durch die Absprache mit Fiat CEO Vittorio Ghidella und Enzo Ferrari wurde es doch ermöglicht einen letzten GTO zu produzieren und dass obwohl die Produktion schon vor sechs Monaten eingestellt worden war. Enzo Ferrari sah hierin auch die Möglichkeit „Danke“ zu sagen, denn schließlich hatte Lauda während seiner aktiven Zeit schon für viele Erfolge der Scuderia beigetragen. Lauda persönlich überführte den Ferrari von Italien nach Österreich und dabei war der österreichische Journalist Herbert Völker mit am Bord. Slebstverständlich lotete Lauda während der Fahrt die fahrdynamischen Eigenschaft seines neuen Wagens aus und Völker wusste darüber zu berichten. Nachdem der 288 GTO die Lauda-Garage verlassen hatte landete er zunächst im Ferrari Museum ehe er an einen amerikanischen Sammler ging. Dieser hält den besonderen Wagen bis heute im erstklassigen Zustand wie auch die tollen Bilder im Bericht widerspiegeln. Dazu gibt es auch noch viele weitere Infos zum Homologations-Ferrari im Bericht entdecken und machen die Präsentation perfekt.

Der Lola GT gilt als Urahn der legendären Ford GT und bei der Octane kann der Leser ein weiteres ganz besonderes Exemplar entdecken. Denn der GT ist heute quasi auch noch in erster Hand und erst vor kurzem wurde die Restauration abgeschlossen und der Lola GT kann wieder gefahren werden. 1965 entdeckte Allan Grant den offiziell als Lola Mk6 vorgestellten Rennwagen im Verkaufsraum von Lola Cars im englischen Slough bei London. Er war schon sehr heruntergekommen und verfügte werder über Motor noch über ein Getriebe. Doch dies alles hielt Grant nicht davon ab seinen Traumwagen zu erstehen, fest eingeplant war natürlich der Wiederaufbau. Vom GT wurde nur drei Exemplare hergestellt und das von Grant erstandene war Nummer 1. Doch durch die ständige Arbeit an diversen Projekte fristete der Lola zunächst sein Dasein in diversen Garagen, gelangte aber im Laufe der Jahre in die USA. Erst 2005 startete dann endlich die Restauration des Lola und schnell wurden viele Original-Teile festgestellt. Das fehlende Getriebe von Colotti ließ sich schnell und problemlos auftreiben und als Motor ließ Grant einen 4,7-Liter-Ford-V8 nach dem Spezifikationen von 1964 aufbauen. Dann ruhte das Projekt schon wieder, denn die Weltwirtschaftskrise sorgte 2008 für viele betrübe Gesichter. Nachdem Grant nach Palm Springs umgezogen war, sein Lola GT nahm er natürlich mit, folgte dann unerwartete eine Einladung zur Jet Center Party. Dies ist das Herzstück der international bekannten Automobilwoche in Monterey und für Grant war das nun notwendige Vollenden der Restauration Ehrensache. In den nur zwei verbleibenden Monate gab es aber noch viel zu tun. Mit viel Rücksicht auf die höchstmögliche Originialtät wurde der Lola GT aber schließlich am Vortag der Veranstaltung fertig gestellt. Sein Schicksal scheint es aber so zu wollen das auch bei der Präsentation in Monterey der Wagen nicht fahrfertig war. Bei seiner Weltpremiere auf der Londoner Racing Car Show war der Wagen ebenfalls noch nicht komplett fahrfertig. Diesmal verhinderte eine spröde Gelenkscheibe an der Antriebswelle das Fahrerlebnis. Aber unmittelbar nach der Veranstaltung sollte der Lola GT schließlich endlich wieder rennen. So drehte Grant auf einer der Rennstrecken im Thermal Club in Palms Springs erste Runden, aber die steinharten Dunlop-Reifen standen einer schnellen Runden im Wege. Doch auch dieser Fehler wurde natürlich behoben und im Rahmen des Goodwood Revival im Jahr 2017 präsentierte Grant gemeinsam mit seinem Sohn den englischen Lola GT endlich wieder im voll fahrbereiten Zustand. Die Umsetzung kann auch den vielen exzellenten Bildern gut wiedergegeben werden und verdeutlicht die Akribie mit der Grant seinen Traum-Rennwagen nach über 50 Jahren wieder aufbaute.

Der Film „Nur noch 60 Sekunden“ war aus Sicht der Filmkritik kein Meisterwerk. Aber viele Automobilfans konnten sich an den vielen Autos kaum sattsehen, wobei ein Modell besonders herausstach. Der Ford Mustang Shelby GT500 ist das letzte der 50 Modelle, welche die Bande um Nicolas Cage zu stehlen hat. Dabei hat die Filmfigur von Cage eine augenscheinlich besondere Bindung zu dem Wagen und nennt ihn Eleanor. Viele Fans die den Wagen zum ersten mal im Kino sahen ging es dabei genauso. Schließlich handelte sich keinesfalls um einen handelsüblichen Shelby, sondern um eine moderne Interpretation des Mustang. Speziell für den Film baute die Firma Cinema Vehicle Services elf Fahrzeuge auf, wobei lediglich drei davon vollständig fahrtüchtig waren und vor allem in den langen Fahrszenen, auch mit den Stars am Steuer im Film zu sehen waren. Diesen Wagen wurde sogleich der Beiname „Hero Cars“ gegeben und diese waren bei den Sammlern natürlich ungemein begehrt. Auch der Produzent Jerry Bruckheimer schien von Eleanor angetan zu sein, denn nach dem der Film abgedreht war ließ er sich ein Exemplar auf Basis eines echten 1967er Shelby GT500 aufbauen. Alle echten Filmwagen basierten hingegen auf normalen Mustang Fastbacks. Nachdem die Wagen nach Drehschluss aufbereitet wurden, gingen diese in Sammlerhände und stellen für Fans so etwas wie den heiligen Gral dar. Der Erfolg war so groß, dass man sich bei CVS sogar dazu entschloss eine Sonderserie von 150 streng limitierten Eleanor-Kits zu produzieren. Dies beinhaltete die Felgen, die Auspuffanlage und natürlich die Fiberglas-Anbauteile. Alle Modelle die mit dem Kit umgerüstet wurden, wurden von CVS anhand der Fahrgestellnummer verifiziert und galten fortan als GT500E. Die Qualität dieser Bausätze konnten die vielen Alternativen nicht bieten und so stellen auch diese Modelle bis heute etwas besonders dar. Doch die echten Filmautos scheinen für viele sehr erstrebenswert und so gelang einem Modell der Hero Cars auf einer Auktion beim unglaublichen Preis von 1.000.000 Dollar der Zuschlag. Kurze Zeit spät konnte die deutsche Firma ChromeCars eine Kaufangebot für den Original-Wagen abgeben und so gelangte der Wagen nach Deutschland. Toller Bericht mit erneut herausragenden Aufnahmen.

Dazu gibt es noch folgende Themen in der Octane 31 zu entdecken: Eine Reportage über den Jaguar XK 140 von Anita Ekberg, eine Blick auf eine Sonderausstellung im Petersen Museum zum 70. Geburtstag von Ferrari und ein weiterer Bericht zum sagenumwobenen Awtowelo Typ 650. Eine Zeitreise mit Carl H. Hahn, ein Auszeit Spezial mit zwei BMW Motoräder auf dem Weg nach Monza und als moderner Klassiker zeigt sich der Aston Martin DB11. Dazu auch noch eine Vielzahl an kleinen aber feinen Berichten zu diversen Themen aus der Szene.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Webb Bland, Marco Rassfeld