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Buch – Ford GT40 – Owners‘ Workshop Manual

Was passiert, wenn der Inhaber eines großen Automobil-Konzerns von einem Inhaber eines kleinen Unternehmens geärgert wird? Eine möglich Antwort ist die Entwicklung eines Rennwagens um den „Kleinen“ dort zu schlagen wo es ihm am meisten trifft. So kam es zum Ford GT40 mit dem die Amerikaner Enzo Ferrari beweisen wollten, zu was sie fähig sind. Haynes Manuals hat zu diesem Meilenstein der Rennwagen-Geschichte ein Buch aus der tiefblickenden Reihe der Owners‘ Workshop Manuals veröffentlicht und geht der Geschichte nach.

Der kompakte Titel entspricht der Buchreihe und kommt ohne jeglichen Protz und Prunk daher. Die technische Darstellung auf dem Titel und das einfache Design sprechen für ein Buch in dem es mehr auf den Inhalt ankommt, als auch das Show ’n‘ Shine. Aber immerhin handelt es sich um ein Hardcover, welches dem Buch die notwendige Stabilität verpasst und so nicht als besseres Magazin durchgehen lässt. Nach den ersten Seiten gelangt der Leser dann schnell zum Inhaltsverzeichnis, welches auch von einem großformatigen Bild mit einem der berühmten Gulf-GT40 unterstützt wird. Hier erhält der Leser einen ersten Eindruck über die vielen Punkte, die im Buch thematisiert werden und kann sich auch eine interessante Lektüre freuen.

Chapter One ist dann die Einleitung und in dieser wird die Vorgeschichte zur Entwicklung des GT40 präsentiert. Nach dem unerwarteten Platzen der Übernahme von Ferrari durch Ford sinnte Henry Ford nach Rache auf seiner Art und Weise und formulierte: „Wenn Ford Ferrari nicht kaufen kann, dann werden wir sie auf der Rennstrecke … schlagen.“ So wurde Don Frey mit der Aufgabe betraut sich um dieses Ziel zu kümmern und suchte nach potentiellen Partnern. Nachdem sowohl Cooper als auch Lotus nicht in Betracht kamen fiel die Wahl auf Lola. Diese hatten mit dem Mk6 erst kürzlich ein topmodernen Mittelmotor-Rennwagen vorgestellt, von dem man sich einiges versprach. So kaufte Ford alle verfügbaren Mk6 und schloss einen Vertrag mit Lola zur Entwicklung eines Ford-Rennwagens der in der Lage sein sollte die übermächtigen Ferrari zu schlagen. Als weiterer wichtiger Mann kann neben Eric Broadley, der Gründer und Inhaber von Lola, auch noch John Wyer als Teamchef dazu. Dieser hatte mit seinen Engagements für Aston Martin und Jaguar schon zwei Hersteller in die Lage versetzt den italienischen Konkurrenten zu schlagen. Am 1. April 1964 konnte der neue Ford GT schließlich der englischen Presse auf dem Flughafen Heathrow präsentiert werden. Schon einen Tag später wurde der Rennwagen in New York auch dem amerikanischen Publikum vorgestellt. Schon kurze Zeit später sollte der neue Ford GT dann bei den Test zu den 24 Stunden Rennen in Le Mans antreten.

The Ford GT40 story ist dann der Titel des zweiten Kapitels im Buch und startet mit dem ersten Auftritt beim Test in Le Mans am 18. und 19. April 1964. Trotz erster Tests im Labor bezüglich der Aerodynamik stellte man schnell fest, das der GT40 bei hoher Geschwindigkeit kaum auf der Straße zu halten war. Beide Ford wurden durch Unfälle an weiteren Tests gehindert und die Ergebnisse des ersten öffentlichen Auftritts waren ernüchternd. Das erste Rennen bestritt Ford dann bei 1.000 km Rennen auf dem Nürburgring am 31. Mai 1964. Mit Phil Hill und Bruce McLaren waren absolute Spitzenfahrer am Steuer des wiederaufgebauten Chassis GT/102, allerdings zwang ein Schaden an der Aufhängung die Fahrer nach etwa einem Drittel des Rennens zur Aufgabe. Schließlich war das große Rennen in Le Mans das nächste Ziel der Ford GT40 und man trat erstmals mit drei Wagen an. Immer noch im Einsatz war GT/102 und zudem noch die neuaufgebaute Chassis GT/103 und GT/104. Letzterer war als erster aus dem Rennen, nachdem durch eine defekte Benzinleitung ein Feuer entfacht wurde, welches den Motor und das Auto zerstörte. Die anderen beiden GT40 strandeten durch Probleme mit dem Colotti-Getriebe, welches mit der Kraft des Motors und der langen Belastung offensichtlich überfordert war. Dennoch konnte man die Schnelligkeit unter Beweis stellen, schon gelang die schnellste Runde des Rennens mit einem Schnitt von über 210 km/h. Das ausgerechnet Ferrari mit einem Dreifachsieg das angesehene Rennen gewinnen konnte sorgte bei Ford allerdings für Katerstimmung. Nach der enttäuschenden ersten Saison betraute Ford dann Carroll Shelby mit dem Einsatz und der Weiterentwicklung des GT40. Mit der Cobra und dem Daytona Coupé hatte dieser schließlich bewiesen wie erfolgreich Rennwagen mit Ford-Motor sein können. So gelang zum Start der zweiten Saison das Kunststück die 24 Stunden von Daytona mit dem GT40 zu gewinnen und man freute sich auf eine erfolgreiche Saison, doch noch sollte sich dies nicht bewahrheiten. Mit dem MkII setzte man dann auf einen größeren Motor mit 7 Liter Hubraum und konnte im Folgejahre endlich das Rennen in Le Mans gewinnen und sicherte sich zudem dem Weltmeister-Titel der Hersteller. In den nächsten drei Jahren konnte ebenfalls ein Ford GT40 das Rennen in Le Mans gewinnen und war somit einer der erfolgreichsten Rennwagen bei dem Rennen rund um die Uhr. Natürlich wurde der Wagen dabei immer weiterentwickelt. Als dies ist im Buch eingehend beschrieben und mit vielen, zumeist historischen Bildern erhält der Leser zudem einen tollen Eindruck der damaligen Zeit.

Die ehemaligen Rennwagen sind heute gesucht und kaum gehandelte Automobile, die von vielen Besitzern wie ein Schatz gehütet werden. Mit dem dritten Kapitel kann der Leser im Buch aber einen tiefen Blick auch unter die Haut des GT40 werfen. Die Anatomie des GT40 wird eingehend in Text und Bild dargestellt. So zeigt sich das aufwendige Chassis, die immer weiterentwickelte Karosserie, die unterschiedlichen Motoren und auch das besondere Auspuff-System. Des Weiteren wirft das Buch einen Blick auf die verschiedene Systeme für Öl, Benzin und Kühlung sowie die Kraftübertragung. Auch die Aufhängung, die Lenkung die Bremsen und die Reifen und Felgen werden vorgestellt, ehe mit weiteren Kleinigkeiten das Modell wirklich vollumfassend dargestellt wird.
Die Eindrücke, welche die beteiligten Personen in der aktiven Zeit des Ford GT40 sammeln konnten, sind von einmaliger Güte. Ein Vergleich mit dem heutigen Einsatz im historischen Rennsport kann fort nur ansatzweise die Geschichten und Erinnerungen zu Tage bringen. Mit Richard Attwood blickt ein Rennfahrer auf das Modell zurück, welcher viele Ausbaustufen des GT40 im Renntempo bewegen durfte und sich gleichfalls an Tragödien und Triumphe erinnern kann. Hier lassen sich einige Highlights entdecken und auch die Erinnerungen von Martin Colvill, Adrian Hamilton, David Hobbs, Andy Newall und Jackie Oliver sind gespickt mit interessanten Anekdoten.

Dazu lässt der Titel auch einen Rückblick der Ingenieure auf den besonderen GT40 zu, wobei mit Eric Broadley, John Elheridge, Jim Rose und John Hartley erneut echte Insider zurückblicken und dem Leser dadurch viele Details erläutert werden. Nachdem im nunmehr schon sechsten Kapitel die Restauration und der Einsatz im historischen Motorsport im Mittelpunkt steht, folgt im letzten Kapitel eine Chassis-History von fünf besonderen GT40, die repräsentativ für alle Exemplare stehen und die Bandbreite des GT40 verdeutlichen.
Nach dem Epilog folgen dann noch die Anhänge in denen der Leser einen Überblick über die Produktionszahlen erhält, eine Auflistung der technischen Daten und einen Überblick über die bekannte, verbliebenen GT40-Modelle. Zudem erinnert sich noch ein ehemaliger Mitarbeiter von JWAE an die Zeit mit dem GT40, die vielen Replika des GT40 werden vorgestellt und ein kurzer Rückblick gibt es zum Goodwood Revival Meeting im Jahr 2013.

Fazit: Der GT40 ist einer der berühmtesten Rennwagen und prägte seine Zeit wie kaum ein anderes Modell. Das Buch von Haynes blickt mit der für die Serie gewohnte Tiefe auf das Modell und zeigt vor allem durch viele Fotos einige Details, die man im Normalfall nicht zu Gesicht bekommen könnte. Auch die generelle Geschichte zur Entwicklung sowie die wechselhafte und umfangreiche Weiterentwicklung werden gut wiedergegeben. Das alles ist mit vielen historischen Aufnahmen versehen und so erhält der Leser einen kompletten Blick zurück in die Zeit. Dann gibt es noch wertvolle Erinnerungen von unterschiedlichsten Personen, die beim Einsatz des Ford GT40 involviert waren und runden das Buch sehr gut ab. Bei der langen Laufzeit des GT40 war es allerdings unmöglich alle Detail in einem 160-seitigen Buch darstellen, aber dennoch kann das Gebotenen überzeugen.
Für umgerechnet 28 Euro ist das Buch eine unbedingte Kaufempfehlung, aber die englische Sprache sollte man beherrschen.

Bibliografie:
Titel: Ford GT40 – Owners‘ Workshop Manual
Autor: Gordon Bruce
Umfang: 160 Seiten
Format: 270 x 210 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden
Auflage: 07/2014
Preis: £25.00
ISBN-Nr.: 978-0-85733-114-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.haynes.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Patrick Ernzen ©2016 Courtesy of RM Sothebys, Marco Rassfeld