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Buch – Porsche 930 to 935 – The Turbo Porsches

Porsche steht schon seit jeher für Rennsport und nutzt diese Plattform sowohl als Werbefläche als Entwicklungsgrundlage für neue Technologien. Das legendäre Modell 911 ist dabei immer wieder involviert gewesen und war er auch zu Zeiten in denen der Turbo aufkam auf den Rennstrecken zuhause. der englische Verlag Veloce Publishing veröffentlichte vor kurzem die Neuauflage des Buches über den Rennmodelle vom 930 bis zum 935, oder schlicht The Turbo Porsches.

Das Buch kommt im recht kompakten Format daher, kann aber schnell durch seine augenscheinliche Stärke für Aufmerksamkeit sorgen. Dazu zeigt sich auf dem Titel schon ein ganz besonderes Exemplar des 935, nämlich das „Baby“ mit dem Porsche auch in der kleinen Division der unvergessenen DRM am Start stand. Dazu lässt sich schnell entdecken, dass es sich um eine Neuauflage in der Classic Reprint Serie von Veloce handelt, in diesem Fall aber um eine umfassende überarbeitete Ausgabe. Nach den Danksagungen und der Widmung des Autors folgt das Vorwort von John Fitzpatrick und ein Preface von Kerry Morse. Die Einleitung geht der Autor dann auf die hohe Faszination der Porsche Rennwagen der 70er Jahre ein und zudem gibt es noch eine Fußnote zur inzwischen dritten Ausgabe des Buches von Jon Starkey.
Im ersten Kapitel des Buches wirft das Buch dann erst einen Blick auf den Straßen-Turbo, der auch unter der intern bei Porsche verwendeten Zahlenkombination 930 bekannt wurde. Dieser sorgte für viel Aufsehen zu einem durch seinen großen Heckflügel und zum anderen durch seine noch neue Technologie der Turboaufladung um die Leistung zu steigern. Auch auf die Nachfolger in Form des 964 und 993 sowie dem 996 geht das Buch noch kurz ein. Eine weitere Aktualisierung wurde hier leider für die Neuauflage nicht berücksichtigt.

Auf der Rennstrecke sorgte dann im Jahr 1974 der RSR Turbo Carrera für Aufsehen und sollte die Vorentwicklung zur kommenden Gruppe 5 darstellen. Durch das Reglement musste der Hubraum noch auf für Porsche ungewöhnliche 2,1 Liter begrenzt werden. Durch den Faktor 1,4 sollte der Turbo-Vorteil ausgeglichen werden und so dem möglichen Hubraum der Saugmotoren vom 3 Liter anzugleichen. Die Leistung konnte trotzdem auf etwa 480 PS gesteigert werden und um die Kraft auf den Boden zubringen brachte Porsche massive Kotflügel-Verbreiterungen an und der Heckflügel wurde ebenso extrem vergrößert. Das Buch geht sowohl auf die Entwicklung des Modells ein und der Leser erhält dazu einen Überblick über die Renneinsätze des ausschließlich als Werks-Rennwagen eingesetzten RSR Turbo Carrera. Dazu gibt es einige historische Aufnahmen, die den Rennwagen aus einigen Perspektiven zeigen.
Der 934 war dann der Rennwagen, der dem Serienpendant in Form des 930 am nächsten kam. Nachdem Porsche innerhalb von zwei Jahren die erforderliche Stückzahl von 400 Exemplare des 930 gebaut hatte, durfte der 934 genannte Rennwagen ab 1976 in der Gruppe 4 antreten. Hier setzte Porsche auf die Kunden, welchen einen Porsche in der kleineren und dadurch natürlich auch günstigeren Klasse einsetzten wollte. Im Laufe der Jahre wurde der Wagen immer weiter optimiert und trug bald auch einen doppelstöckigen Heckspoiler statt des zunächst fast serienmäßigen Spoilers zu Beginn. Bis ins Jahr 1986 sind die letzten Einsätze des 934 zurückzuverfolgen. Eine beeindruckende Zeitspanne in der sich der Porsche immer auch mit immer neuen Reglements auseinander setzen musste.

Der Porsche 935 war dann schließlich das Modell, mit dem Porsche in der Gruppe 5 antreten wollte. Dies geschah dann zunächst auch als Werkseinsatz und man setzte die Form des 911 noch radikaler um als je zuvor. Auf den ersten Pressebilder kann man den 935 noch mit den serienmäßigen, aufrecht stehenden Scheinwerfer erkennen. Diese verschwanden aber schnell und die Lampen zogen in die Frontschürze, um so die komplette Haube sehr flach anstiegen zu lassen wie es vorher nur in der Mitte der Fall war. Der aerodynamische Vorteil war hierbei augenscheinlich und dies sorgte ebenso für Aufsehen wie der erneut vergrößerter Spoiler. Auch in den Straßenversionen der Porsche 911 wurde die sogenannten Slant Nase zur beliebten Option wurde, die zunächst per Umbau und später sogar ab Werk verfügbar war. Die immer noch sehr breiten Kotflügel-Verbreiterungen wurden beim 935 auch deutlich eleganter in die Aerodynamik integriert als beim 934. Mit dem 935 stand Porsche schon 1976 am Start und hatte die Marken-Weltmeisterschaft fest im Visier. Der Hubraum konnte hier im Gegensatz zum frühen RSR Turbo Carrera auf 2,8 Liter erhält werden, da das Reglement für die Saugmotoren maximal 4 Liter Hubraum vorsah. So standen schon zu Beginn der ebenfalls langen Karriere des 935 schon 600 PS an. Diese Kraft traf auf eine Mindestgewicht von 970 kg und so kann man sich die enormen fahrdymanischen Möglichkeiten vor Augen führen. Schon beim 934 kommt neben dem reinen Text und den Bildern auch noch einzelnen Berichte hinzu, in denen Zeitzeugen die den 935 im Renneinsatz erlebt haben von ihren persönlichen Eindrücken und Ereignissen berichten.

Trotz beachtlichen Erfolgen mit dem 935 entwickelte man bei Porsche die 935 konsequent weiter und stellte für 1977 den 935/77 vor. Dieser bildet die Basis zum inzwischen schon fünften Kapitel des Buches. Dieses Modell war eine konsequente Weiterentwicklung und unterstrich in den Rennen die hohen Anlagen des Porsche. Die Gegner auf der Rennstrecke waren inzwischen zu großen Teilen ebenfalls Modelle der Marke Porsche, ein weitere Indiz für die hohe Konkurrenzfähigkeit des 935.
Die entsprechenden Fahrzeuge für die Porsche Kunden waren im Prinzip Replika des Ur-935 von 1976. Seinen Vorsprung büsste Porsche nicht ein, denn die Kunden  hatten nicht die Möglichkeit die neuste Version des 935 zu erstehen. Dennoch fanden die 13 Fahrzeuge, die von Porsche produziert wurden schnell Abnehmer und konnten für ihren Kunden auch einige Erfolge einfahren.
Im Kapitel 7 stelle sich dann der Titelheld vor. Der 935/2 hatte schnell den Beinamen „Baby“ weg, da er für die kleine Division der DRM vorgesehen. Hiermit wollte sich Porsche selbst beweisen, dass man die Möglichkeit hat einen Rennwagen zu entwickeln und damit jede Rennklasse zu gewinnen. So kam das Baby auch nur zu drei Einsätzen und nachdem es beim dritten Start in Hockenheim im Jahr 1977 dann den Sieg einfahren konnte verschwand das Einzelstück im Museumsfundus der Stuttgarter. Ein erstaunlicher hoher Aufwand der hierfür seitens Porsche betrieben wurde und heute sicherlich nicht mehr möglich.
Ein ebenso besonders Modell war dann der extremste Werks-935 für das Jahr 1978 – der 935/78. Hier nutzte Porsche erneut jede noch so kleine Lücke im Reglement und schuf einen extrem schnellen Rennwagen, der auf für den Sieg in Le Mans gebaut worden war. Mit 366 km/h erreichte man auf der noch ohne Schikanen versehenen Mulsanne-Geraden auch eine enorme Geschwindigkeit. Diese wurden durch eine deutlich verbesserte Aerodynamik möglich und natürlich auch durch einen erneuten Leistungssprung auf 750 PS. Durch seine ausladenden Formen bekam auch dieser 935 einen bis heute bekannten Spitznamen: „Moby Dick“.

In den Jahren 1978 und 1979 stellte Porsche auch noch weitere Kundenfahrzeuge des 935 her, die ihre Leistungsfähigkeit immer wieder durch großartige Leistungen beweisen konnte. Hier finden sich im Bild unter anderen 935 von den Teams Gelo, Interscope, Kremer oder Joest wieder. Leider sind hier noch alle Abbildungen nur in Schwarz Weiß abgebildet, aber schon das folgende Kapitel zeigt dann einige Aufnahmen in einem Extrabereich in Farbe.
Das Buch blickt dann noch auf die Weiterentwicklung der Teams, wobei der Kremer K3 sicher einer der Erfolgreichsten werden sollte. So wird diesem ein eigenes Kapitel gewidmet und weitere Customer-935 finden sich dann im letzten Kapitel des Buches wieder. Nachdem Porsche ab 1980 keine 935 mehr produzieren sollte, wurde weitere Modelle von unterschiedlichen Teams weiterentwickelt oder gar komplett neu aufgebaut.
Nun ist das Buch erst knapp über die Mitte des Umfangs hinaus und es folgen noch drei Anhänge. Der beeindruckendsten und einmalige Anhang ist dann auch gleich der erste, denn im Chassis-Register finden sich alle 935 und auch deren Abarten wieder. Hier erhält der Leser zunächst kurze textliche Informationen zum Fahrzeug, einen Überblick über die wichtigsten Daten und schließlich eine Auflistung der Renneinsätze mit entsprechenden Ergebnisse. Dazu wird bei vielen Modellen sogar der Status bis heute verfolgt und die Änderungen der Fahrzeuge penibel nachvollzogen. Ein Bild des Fahrzeuges ist dazu fast schon obligatorisch.
Anhang zwei und drei blicken dann auch die Motoren und die technischen Daten ehe der Epilog das Buch endgültig abschließt.

Fazit: Der Porsche 934 bzw. 935 ist auch heute noch ein sehr beliebter Rennwagen und sicher einer der aufwendigsten Konstruktionen auf Basis der 911er-Baureihe. Durch den langjährigen Einsatz sind die Modelle vielen Autofans bekannt und konnten oft einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Buch dazu nimmt sich der Historie sehr umfassend an und blickt auf die Entwicklung und auch auf die Renneinsätze. Am Layout und den wenigen Farbaufnahmen kann man allerdings leider erkennen, dass das die Basis zum Buch schon ein wenig älter ist. Hier hätte man sich bei einer Neuauflage, die zudem deutlich überarbeitet wurde sicher ein moderneres Layout und auch mehr Farbaufnahmen gewünscht. Schade das der Verlag diese Chance verpasst hat. Die Anhänge mit der umfangreichen Chassis-Historie ist aber exzellent und der Leser kann bei Bedarf die Geschichte jedes einzelnen Fahrzeuges nachvollziehen. Hier sind auch die Modelle der Teams berücksichtigt, die nach der Produktionseinstellung bei Porsche das Modell weiterentwickelte oder neu aufbauten.
Das technisch unspektakulär umgesetzte Buch ist für umgerechnet 60 Euro erhältlich und macht es vor allem für große Enthusiasten durch die Anhänge interessant. Das die Fan-Basis bei Porsche sehr groß ist, wird das Buch sicher schnell vergriffen sein und als Fan sollte man sich schnell ein Buch sichern.

Bibliografie:
Titel: Porsche 930 to 935 – The Turbo Porsches
Autor: John Starkey
Umfang: 304 Seiten, 252 Farb- und Schwarz/Weiß-Bilder
Format: 208 x 231 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 4/2018
Preis: £50.00
ISBN-Nr.: 978-1-787112-46-9
Bestellbar beim Verlag unter: http://www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Darin Schnabel ©2012 Courtesy of RM Auctions, Marco Rassfeld