Die skurrilsten Concept Cars der Autowelt – der Untertitel verdeutlicht um was es in einem neuen Titel aus dem Delius Klasing Verlag geht. Die auf Automessen oft gefeierten Concept Cars sind häufig das Salz in der Suppe und blicken zumeist in die automobile Zukunft. Mit diesen Fahrzeuge testen die Hersteller die Reaktion vom Publikum und einige Mal kommt es vor, dass die Modelle verwirklicht werden.
Das Buch ist im kompakten, fast quadratischen Hochformat ausgeführt und kann schon hierdurch für Aufmerksamkeit sorgen. Als Titel- aber vielmehr Außen-Motiv zeigt sich eine der vermutlich bekanntesten und zugleich extremsten Fahrzeug-Studien der Geschichte – der Ferrari 512 S Modulo von Pininfarina. Die seitliche Aufnahme erstreckt sich vom Titel über den Buchrücken bis auf die Rückseite. Einzig der Schatten unter den Concept Car wirkt doch arg künstlich. Die Typo für den Buchtitel ist ungewöhnlich, aber wirklich gelungen umgesetzt. Auf der Rückseite findet sich noch ein kurzer Klappentext wieder, welcher auf die große Vielfalt jenseits der hiesigen Parkplätze hinweist und die Spannung auf interessante Fahrzeuge noch erhöht.
Der in rot gehaltene Vor- und auch Nachsatz führen den Leser in das Buch und am Ende auch wieder hinaus. Darauf finden sich einige Jahreszahlen wieder, die zugleich verdeutlichen dass die Idee der Concept Cars schon über eine lange Zeit die Autowelt bereichert. Allerdings stammen eine Vielzahl der im Buch befindlichen Modelle aus den jüngeren Jahren.
Vor dem Vorwort, in dem der Autor auf die Erschaffung von Automobilen Formen eingeht und eine fast unglaubliche Anekdote aus dem Leben von Giovanni Battista „Pinin“ Farina darlegt, findet sich das Inhaltsverzeichnis wieder. In vier Kapitel mit unterschiedliche Themen staffelt das Buch insgesamt 43 Concept Cars.
Das erste Kapitel trägt dann den vielsagenden Titel Technologie wie noch nie – Autos mit innovativen Ideen. Sicher eine der wichtigsten Aufgaben von vielen Concept Cars ist die Vorausschau auf noch nicht erhältlichen Technologien und das Spiel mit dem Blick in die noch unbekannte Zukunft. Das erste Fahrzeug ist dabei ein echtes Extrem-Beispiel und heute sicher nicht mehr jedem bekannt. Das Aurora Saftey Car aus dem Jahr 1957 sollte nicht weniger als das sicherste Auto der Welt sein. Hierzu entwickelte Alfred Juliano in seiner Freizeit auf Basis eines Buick-Chassis ein Fahrzeug voller ungewöhnlicher Ideen. Allein das extrem schwülstige Design mit viel Schaumstoff sorgte für Aufsehen und hob sich von den üblichen Modellen ab. Leider geriet die Fahrt auf einiger Achse zu Auto Show in New York zum Desaster, denn das Wagen blieb mehrere Male liegen. Trotz der hohen Aufmerksamkeit galt er direkt als unzuverlässig Die sehr hohe Preisvorstellung gab dem ehrgeizigen Projekt schließlich den Todesstoß. Das einige Concept Cars tatsächlich in die Zukunft blicken, zeigt dann der folgende Mazda MX-81 Aria, dessen Front mit dem 323 F in die Realität umgesetzt wurde. Bei den weiteren Modellen wird schnell die hohe Vielfalt deutlich, denn unterschiedlichsten Concept Cars finden sich schon hier wieder.
Die Präsentation der einzelnen Fahrzeuge erfolgt innerhalb eines Kapitels immer chronologisch, so dass man ansatzweise auch die Entwicklung von Design und Technologie verfolgen kann. Einige Details die zur Präsentation der Modelle noch exotisch schienen sind zugleich heute selbstverständlich. Jedes Concept Cars zeigt sich zunächst in einer großformatigen Aufnahme und zu dem folgenden Text finden sich weitere Bilder wieder. Auch einige technische Details werden aufgeführt.
Mit Form folgt Faszination – Autos mit hinreißendem Design steht dann nach der Technik das Design im Mittelpunkt. Hier finden die Autodesigner die notwendige Grundlage um neue Formen am Publikum zu probieren und ihre Phantasien auszuleben. Hier findet sich auch der Ferrari 512 S Modulo wieder, der so extrem umgesetzt war, das ein vernünftiges Fahren nicht möglich war. Das Design wurde hier ohne Rücksicht auf die praktische Umsetzung gestaltet und ist auch aus diesem Grund so einmalig. Auch die weiteren Concept Cars wie der Alfa Romeo Alfasud Caimano oder der Lancia Siblio wurden nach diesem Muster umgesetzt und aus der jüngeren Vergangenheit sind mit dem Mercedes Blome und dem Rolls-Royce 103 EX weitere einmalige Fahrzeuge vertreten, die ohne jegliche Serienchance sind. Das aber auch hier einige Designs zur Serienreife entwickelt werden können zeigen der Audi Pik Ass von Italdesign. Hier lassen sich ohne Fragen Anleihen des ersten Volkswagen Scirocco entdecken. Auch vom Porsche Panamera fand sich einige Details später im Modellangebot von Porsche wieder. Nichts scheint hier also unmöglich zu sein.
Schon lange bewegt die Menschen das Thema der Mobilität im Ballungsräumen, wie auch die Concept Cars im dritten Kapitel beweisen. Da wäre noch eine Kleinigkeit – Autos für Metropolen zeigt als erstes den L’oeuf Electrique, welches aus dem Jahr 1942 stammte. Das elektrische Ei wurde vom französischen Designer und Ingenieur Paul Arzens für den Eigenbedarf gebaut. Dabei ist nicht überliefert, ob der Schöpfer dem Modell einen Namen verpasste, aber das einmalige Fahrzeug war schnell unter dem passenden Namen stadtbekannt. Das Dreirad verband damals schon heute noch aktuelle Parameter wie Leichtbau und Effizienz mit einem gelungenen Packaging und einer durchaus ansprechenden Form. Dazu nutzte Arzens einen Elektromotor und fünf Batterien, der das Gewicht von nur 60 kg um weitere 290 kg erhöhte. Bis 1990 nutzte er das Auto, wobei nach dem zweiten Weltkrieg der Antrieb über einen Einzylinder-Benzinmotor erfolgte.
Die weiteren Fahrzeugen in diesem Kapitel zeigen durchaus unterschiedlichste Ansätze zur urbanen Mobilität. Der Autobianchi A112 Giovani ist ein echtes Spaßmobil, der extrem kleine Mercedes Nasa von 1981 ein so niemals für möglich gehaltener Mercedes und der Volkswagen Chico wäre um ein Haar Realität geworden. Die extremsten Ansätze verfolgen aber vermutlich der Peugeot Moovie und der Honda Wander Stand, welche schon im Ansatz ein klassisches Automobil vergessen macht.
Die Zukunft ist ein Klassiker – Autos mit berühmten Ahnen zeigen dann im vierten und zugleich letzten Kapitel die Concept Cars, welche die Vergangenheit wiederbeleben. Logischerweise sind diese Fahrzuge zumeist neueren Datums und so stammt der Renault Fiftie als ersten Fahrzeug aus dem Jahr 1996. Der französische Hersteller feierte das 50 jährige Jubiläum des 4 CV, der 1946 vorgestellt wurde und bis 1961 in 1,1 Millionen Exemplaren verkauft wurde. Vermutlich wollte Renault auch die mögliche Serienproduktion eines solche Retromodells testen, denn zwei Jahre zuvor sorgte Volkswagen mit den Concept One als Käfer-Reinkarnation für viel Aufsehen. Der Fiftie konnte aber nicht so sehr überzeugen und bleib ein Einzelstück. Wie man einen historischen Rennwagen in die Gegenwart umsetzen könnten, zeigte Audi mit dem Rosemeyer im Jahr 2000, der zwar nicht fahrbereit war, aber einige optische Details der späteren Serienprodukte von Audi vorweg nahm. Das tragischste Schicksal trägt wohl das Lancia Fulvia Concept mit sich, denn eine Verwirklichung dieser stimmigen Studie hätte die mittlerweile dahinsiechende Marke eventuell wiederbelebt …
Fazit: Die Concept Cars sind immer die Stars auf den internationalen Automessen und werden es sicher noch lange bleiben. Die unterschiedlichsten Ansätzen werden mit den Fahrzeugen verfolgt und im Buch werden diese anhand von über 40 Modellen dargelegt. Neben wirklich informativen Texten finden sich auch zu jedem Concpet Car einige Bilder wieder, wobei zu jedem Modell mindestens auch eine großformatige Aufnahme abgebildet wird. Dazu werden auch noch einige technische Daten offengelegt. Dem Leser wird mit der guten Auswahl der Modelle die Vielfalt der Concept Cars deutlich gemacht, was durchaus beeindrucken kann.
Für den fairen Preis von knapp 30 Euro erhält man einen zugleich kurzweiligen wie informativen Blick auf die bunte Welt der Concept Cars. Sicher wird es kaum einen Leser geben, der alle Modelle kennt, obgleich natürlich viele so prägend waren, dass es schwer ist sie zu vergessen.
Bibliografie:
Titel: einmalig! – Die skurrilsten Concept Cars der Autowelt
Autor: Jürgen Pander
Umfang: 192 Seiten, 195 Fotos
Format: 215 x 247 mm
Bindung: Gebunden
Auflage: 04/2019
Preis: 29,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-667-11563-8
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Delius Klasing, Marco Rassfeld
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