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Buch – Lost Cars

Verlassen. Vergessen. Vergänglich. – Der Untertitel eines neuen Buches aus dem GeraMond Verlag verdeutlicht wörtlich den Inhalt des Selbigen. Hierbei stehen die automobilen Wracks im Mittelpunkt, welche auf unterschiedlichsten Orten aufgefunden werden konnten und eigens für dieses Buch mit viel Aufwand in Szene gesetzt wurden. So ist der künstlerische Anspruch an die Bilder keinesfalls zu vernachlässigen und prägt den Titel.

Eine unwirkliche Szene schmückt den gelungenen Titel.

Schon das große und ungewöhnliche Format des Buches lässt auf vieles Hoffen, denn hiermit ist auf jeden Fall gewährleistet, dass die Bilder auch mit einer großen Präsenz abgebildet werden können. Dazu kann das Buch durch ein besonderes Papier auf dem Bezug für Aufmerksamkeit sorgen, welches eine Struktur eines klassisch entwickelten Fotos nachahmt. Hierdurch sorgt das Buch schon für ein besonderes, haptisches Erlebnis. Auf dem Cover zeigt sich eine brillant in Szene gesetztes Goggomobil Coupé TS 250. Dieses scheint fast Golden zu schimmern und hebt sich so von der Umgebung in beeindruckender Art und Weise ab. Dazu passend ist der Buchtitel in goldener Heißfolie umgesetzt, ansonsten kommen die weiteren Bestandteile im schlichten Weiß daher. Einen weiteren ersten Eindruck der Bilder findet sich auf der Rückseite neben dem Klappentext. Hier zeigen vier Bilder weitere Impressionen, bei denen man den hohen Aufwand der Produktion ebenfalls erahnen kann. Man erfährt hier auch, dass die Fotos Nachts aufgenommen wurden um die Stilleben noch intensiver zeigen zu können.

Die Bilder wurden ausnahmslos Nachts aufgenommen, auch um die Dramatik zu steigern.

Nach dem Aufschlagen zeigt sich sehr schnell eine vollformatige Aufnahme eines BMW 340, der sich scheinbar zwischen Bäumen verfangen hat. Während sicher viele noch Rätseln werden um was für ein Automobil es sich handelt, liefert die dazu passende Bildunterschrift auf der Folgeseite die entsprechende Auflösung. Das Inhaltsverzeichnis zeigt eine Aufteilung des Buches in neun Kapiteln. Ehe die Einleitung aus der Feder von Markus Caspers den textlichen Teil des Buches startet, finden sich noch vier doppelseitige Aufnahmen wieder, welche verschiedensten Schauplätze und Automobile zeigen und so einen tollen Querschnitt liefern. Der angesehene Professor für das Fachgebiet Gestaltung und Medien geht dann in der Einleitung der Faszination der automobilen Leichen auf der Spur und dem Verständnis welches viele Menschen mit diesen Bildern verbinden werden. Ohne Frage kann man anhand der unterschiedlichsten Baujahre eine Entwicklung nachvollziehen, welche auch Rückschlüsse auf die damaligen Vorlieben für Formen und Farben widerspiegelt.

Wie geparkt blickt eine verwahrloste DS die Auffahrt hoch.

m folgenden Vorwort beginnt dann schon die Geschichte der Bilder, welche von den beiden Fotografen Theodor Barth und Uwe Sülflohn inszeniert wurden. Dabei blickt das Vorwort auf eine besondere Begegnung mit einem Inhaber mindestens zweier Wrackes zurück und beleuchtet auch die oftmals Iiebevolle Eigenartigkeit dieser Besitzer wieder. Die passenden Bilder zeigen dann ein Jaguar XJS und ein Citroën SM, zwei fraglos besondere Automobile aus der langen Geschichte. Obwohl die Wracks oft versteckt ihr Dasein fristen und auf eine Wiederentdeckung warten, sind die Besitzer oft sehr vorsichtig und ihr Verhältnis zu den Autos schwebt zwischen Scham und Stolz. Die fotografische Darstellung hingegen grenzt an Perfektionismus, wobei die Nacht dabei ihr übriges leistet und die Stimmung nachhaltig verdüstert. Durch eine geschickt Platzierung von diversen Lichtern werden die Autos aber deutlich sichtbar und von der Umgebung ausreichend hervorgehoben.
Zündung lautet dann die passende Überschrift zum ersten Kapitel. Hier erläutern die Fotografen hier Taschenlampen-Taktik, um die Motive in der Nacht in Szene zu setzen und zeigen auch ihr erstes Motiv, welches am letzten Tag des Jahres 2017 aufgenommen wurde. Nachdem in der Vergangenheit auch schon einsame Hütten das nächtliche Motiv der Fotografen darstellten, kamen nun die Automobile in den Fokus.

Scheunen sind klassische Stellen zum Auffinden von vergessenen Automobilen.

Wiedergänger und Verdammte lassen sich dann schon im folgendem zweiten Kapitel wiederfinden. Hierbei ist ein Cadillac ebenso vertreten wie ein scheinbar verwahrloster Goggo oder gar ein VW Golf II. Die Schauplätze reichen hierbei von der Garageneinfahrt, über eine Halle bis zum Wald und lassen immer auch ausreichend Interpretationsspielraum wie die Automobile dorthin gelangt sind. Der Text klärt dazu noch auf, dass die Autos schnell den Namen Ghost Cars weg hatten, denn neben der generellen Faszination war auch eine Portion Grusel der begleitende Faktor bei den Arbeiten. Schließlich handelt es sich oft um verwahrloste Szenen die viel Luft für mögliche Vorgänge zulässt.
In Lost Cars und wie sie zu finden sind geht der Text dann auf die Suche nach passenden Motiven ein und wie diese, sehr oft gut gehüteten Schätze, zu finden waren. Dabei ist die entsprechende Diskretion selbstverständlich und wurden von einigen Stellen auch verlangt um die Fotos umsetzen zu können. So finden sich hier auch einige Motive in alten Garagen und Abstellkammern wieder, wo die Autos in unterschiedlichsten Zuständen ihre letzte Ruhestätte fanden.

Auf dem Golfplatz muss dieser 3er BMW jede Menge Treffer einstecken.

Auch im vierten Kapitel finden sich weitere Garagen wieder, in denen sich Schätze wie ein Amphicar, ein Panhard Dyna X, ein Opel GT oder auch ein Porsche 911 wiederfinden.
Auch die Menschen, welche diese Automobile abgestellt haben oder gefunden haben, stehen dann in einem eigenen Kapitel nochmals im Mittelpunkt bzw. natürlich deren automobilen Schätze. Die Eigenarten der Menschen sind dabei so vielfältig wie die Auswahl der Automobile. Vom Jaguar E-Type, der scheinbar bereit zum Start der Restauration zu sein scheint bis zum BMW 3er der Seite E36, der auf einem Golfplatz als Ziel dient, ist alles dabei.
Kapitel 6 verdeutlicht dann was mit Autos passiert, die in der freien Natur auf ihren Verfall warten. Der passende Titel hierzu lautet Retourkutsche: Die Natur kommt zurück und zeigt abermals beeindruckende Aufnahmen, ebenso wie der Besuch der „Mutter aller Auto-Friedhöfe“ in Schweden. Dieser ist Teil des siebten Kapitels und kann zudem durch eine spannende Geschichte in der schwedischen Einöde unterstreicht. Der Hinweis auf einem Schild lautet gar „Hier draußen hört Dich niemand schreien“.
Die letzten Kapitel zeigen weitere Motive von scheinbar wahrlos abgestellten Fahrzeugen und ehemals geliebten Fahrzeugen.
Zum Abschluss liefert das Buch noch die Infos zu den Autoren und die Danksagungen, ehe die Aufnahme eines Ringtaxis in Form eines Porsche 911, welche das Buch endgültig enden lässt.

Fazit: Das Buch bietet eine faszinierende Reise zu vielen automobilen Wracks, welche durch die hohe Kunst der Fotografie wirklich erstklassig in Szene gesetzt wurden. Das große Format des Buches ermöglicht ausreichend großformatige Abbildungen, welches ausnahmslos auch genutzt wird um die Aufnahmen in beeindruckenden Größe darstellen zu können. Dazu liefern die Texte interessante Geschichte rund um die Automobile, die Orte und auch den Menschen, welche die Schätze oftmals behüten. Dabei wird auch der Begriff Ghost Cars geprägt, welches die Stimmung der nächtlichen Aufnahme auch bestens darstellt.
Zum Preis von knapp 50 Euro ist das Buch sowohl für Automobil-Fanatiker interessant wie für Fotografen und Künstler ebenso. Jeder wird hier sein persönliches Highlight sicher finden …

Bibliografie:
Titel: Lost Cars – Verlassen. Vergessen. Vergänglich.
Autoren: Uwe Sülflohn, Theodor Barth, Markus Caspers
Umfang: 192 Seiten, ca. 230 Abbildungen
Format: 268 x 289 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 10/2019
Preis: 49,99 €
ISBN-Nr.: 978-3-96453-048-6
Bestellbar beim Verlag unter: www.verlagshaus24.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Marco Rassfeld