Mit einer neuen Buchserie unter dem Titel IconiCars liefert der teNeues Verlag laut einiger Aussage eine frische Betrachtungsweise auf einige der wichtigsten Automobile der Geschichte – echte Ikonen eben. Eines der ersten Bücher aus der Reihe stellt des Mercedes-Benz 300 SL, ohne Frage ein Meilenstein und immer wieder einen Blick wert ist.
Das Buch ist im klassischen Hochformat ausgeführt und kommt relativ kompakt daher, ohne aber wirklich klein zu wirken. Der Titel kommt dabei durchaus stilvoll daher und zeigt auf einem roten Hintergrund einen ebenso farbigen 300 SL. Dieser wird durch eine auffällige Glanzlackierung noch hervorgehoben, auch der Buchtitel sowie das Logo der Buchreihe wurden ebenfalls mit dem Lack versehen. Ansonsten gibt es auf dem Titel noch den Hinweis auf den Autor der Texte Jürgen Lewandowski und auf die Fotografien von René Staud. Auf der Rückseite ist eine Klappentext zu finden, der auf den zu erwartenden Inhalt eingeht und auch hier schon die Besonderheit des Mercedes-Benz 300 SL verdeutlicht. So kommt der auch hierzulande durchaus geläufige Spitzname Gullwing aus den USA, wo der Sportwagen seinen größten Verkaufserfolg einfahren konnte.
Nach dem Aufschlagen kann der Leser sich direkt auf einige doppelseitig abgebildete Aufnahmen des Flügeltürers freuen, welche auch ungewöhnliche Ansichten von oben zeigen. Es folgt das Inhaltsverzeichnis, welches schon die recht lose Struktur offenlegt, welche das Buch in 10 Kapitel unterteilt.
Nach zwei weiteren, großformatigen Aufnahmen folgt dann unmittelbar das erste Kapitel mit der Überschrift Geschichte – Mercedes verleiht Flügel. Hier geht das Buch zunächst auf die generelle Geschichte der Sportwagen bei Mercedes-Benz ein und nutzt hierzu passenderweise auch einige Aufnahmen aus dem Archiv, So kann man hier auch Max Hoffman entdecken, der mit einer Anregung an Mercedes-Benz herantrat, den Rennwagen 300 SL auch für die zahlende Kundschaft erhältlich zu machen. Gerade der Markt in den USA, für den Max Hoffman einige Fabrikate importierte, hatte augenscheinliches Potenzial für hochklassige und besondere Sportwagen aus Europa. Neben dem locker geschriebenen Text findet sich auch eine Zeitleiste wieder, in der die wichtigsten Ereignisse von 1886 bis 2013 kurz und prägnant dargestellt werden. Das Layout kann hier vollkommen überzeugen und liefert keine übertrieben volle Seiten, sondern lässt auch mal Weiß stehen.
Design – Form folgt Funktion lautet dann der Titel des zweiten Kapitels. In diesem recht kurzen Abschnitt geht das Buch unter anderem auf die Notwendigkeit der prägnanten Flügeltüren ein. Denn durch die Verwendung eines Gitterrohrahmens, mit dem eine höchst mögliche Verwindungssteifigkeit erreicht werden sollte, wurde die Nutzung von herkömmlichen Türen unmöglich. Auch lassen sich hier wiederum alte Aufnahmen wieder entdecken, unter denen sich auch eine Zeichnung mit einer interessante Hardtop-Variante für den Roadster entdecken lässt.
Kultur – Ein guter Stern für alle Stars zeigt dann wie beliebt der Mercedes-Benz 300 SL schon bei seinem Erscheinen war. Denn viele Stars zeigten sich gerne mit dem Stuttgarter Sportwagen. Schließlich war die Basis hierzu ein reinrassiger Rennwagen, der schon beeindruckende Erfolge einfahren konnte. Ob Steve McQueen, Sophia Lauren oder Curd Jürgens, selbst Pablo Picasso war gerne mit seinem Freund von David Douglas Duncan fuhren im 300 SL unterwegs. Diese und weitere Prominente lassen sich auch in zeitgenössischen Bildern wiederfinden und unterstreichen unmittelbar das hohe Ansehen, welches der Mercedes-Benz sofort inne hatte. Auch in diversen Ausstellungen wird der 300 SL gerne genutzt und selbst die Deutsche Post adelte den Flügeltürer mit einer Briefmarke. Auch auf die heutige Szene der aktiven 300 SL-Fahrer geht das Buch in diesem Kapitel noch ein und zeigt dazu passend aktuelle Aufnahmen von unterschiedlichen Veranstaltungen. Auch die Werbung für den Ausnahme-Sportwagen findet sich hier noch wieder.
Die Modellgeschichte blickt dann auf die umfassende Entwicklung des 300 SL mit alle seinen Abarten. So ist der Untertitel Ein Zwitter für die Sinne auch vollkommen gerechtfertigt. Den Grundstein legte die Idee von Mercedes-Benz nach den verheerenden zweiten Weltkrieg wieder in Motorsport anzutreten. Dazu wurde zunächst die 300er Limousine als Basis auserwählt, eine nicht optimale Wahl, welche die Ingenieure vor eine echte Herausforderung stellen sollte. So war schnell zu erkennen, das die eigentliche Leistung, welche aus dem Motor herauszuholen war, zu gering war, um die Konkurrenz gefährden zu können. So setzte man unmittelbar auf einen gute Aerodynamik und eben den Gitterrohrrahmen um die notwendige Steifigkeit zu erreichen. Ab 1952 trat Mercedes-Benz dann mit dem 300 SL von Typ W 194 bei Rennen an, für 1954 entwickelte man den Wagen weiter, aber der neue kam nie zum Renneinsatz. Das hierzu entstandene Einzelstück tragt den Spitznamen „Hobel“ und ist heute legendär.
Mit dem W 198 stellte Mercedes-Benz dann 1954 die Straßenversion des Rennwagens vor, der sich natürlich unter Berücksichtigung von Zulassungsvorschriften und auch dem gewünschten Komfort vom Rennwagen unterschied. Seine charakteristischen Flügeltürer behielt der Sportwagen aber bei und sorgte dabei auch auf den Straßen für großes Aufsehen. So ganz von der Rennstrecke lösen konnte sich der 300 SL aber nicht, denn schon 1955 sollte er als 300 SLR erneut für einige Siege sorgen. der 300 SLR war auch am schlimmsten Unfall der Geschichte in Le Mans beteiligt und dies sorgte vor Ort für ein direkten Rückzug aller angetretenen Werks-Rennwagen. Zum Saisonende stellte man dann die kompletten Rennaktivitäten ein, der Schock war zu tief. So kam es auch dazu, dass der sicher schnellste 300 SLR als Coupé zum Teil der Legende beitrug. Der Beinamen Uhlenhaut-Coupé hatte dieses Modell seinem Konstrukteur zu verdanken, der eines der zwei je hergestellten Fahrzeuge auch privat nutzte. Dabei waren Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h scheinbar problemlos möglich! Schließlich, und damit endet die Modellgeschichte des 300 SL, kam 1957 noch der Roadster in den Verkauf. Gerade für den amerikanischen Markt waren offene Fahrzeuge sehr beliebt und so wurde der Roadster mit knapp 1.900 Exemplaren auch das erfolgreichste Modell des 300 SL.
Durch Innovation – Vorsprung durch Ideen konnte der Mercedes-Benz in jedem Fall überzeugen. Hierzu trugen vermutlich auch zwei Erfolgsformeln bei, welche im Buch weitergehend erläutert werden. So war die Konstruktion mit Gitterrohrrahmen und Flügeltüren ebenso einmalig wie legendär. Doch auch der Trick durch die Neigung des Motors eine flache Motorhaube zu ermöglichen und zudem auf die Direkteinspritzung zu setzen waren hier ausschlaggebend.
Viele Details – Kostbare Kleinigkeiten machen den 300 SL ebenfalls aus und sind heutzutage Fluch und Segen zugleich, denn natürlich sind viele Ersatzteile nicht mehr erhältlich. In diesem nunmehr schon sechsten Kapitel zeigen tolle Aufnahme die beeindruckenden Details der Fahrzeuge und lassen erahnen mit wieviel Hingabe diese konstruiert wurden.
Mit Motorsport – Triumph der schnellen Männer setzt sich das Buch dann wie selbstverständlich auch mit den Rennen des 300 SL auseinander und somit auf die Basis der Legende. Im Jahr 1952 nahm der 300 SL W 194 an fünf Rennen teil und konnte davon alle bis auf eines gewinnen. Lediglich bei der Mille Miglia im Mai war die Konkurrenz in Form von Ferrari noch stärker. Die Rennen in Bern, Le Mans, auf dem Nürburgring und in Mexiko konnten die Wagen dann für sich entscheiden. Der Mythos war geboren. Auch auf das Unglücksrennen von Le Mans im Jahr 1955 mit dem 300 SLR wird noch thematisiert. Dazu gibt es tolle Archiv-Aufnahmen welche die Rennwagen zeitgenössisch darstellen.
Schließlich blickt dass Buch noch das die Nachfolger des 300 SL bis zum SLS AMG, welcher die Flügeltüren in die jüngste Vergangenheit bringen sollte. Das SL-Vermächtnis ist bis heute aktuell. Beim Making-of erhält der Leser dann noch einen Blick auf Die Lichtspiele des René Staud, welche für viele der verwendeten Aufnahmen des 300 SL im Buch verantwortlich sind.
Zum Abschluss blickt das Buch dann auf mögliche Zeitreisen und gibt Tipps wie man den Mercedes-Benz 300 SL Live & vor Ort erleben kann. Sollte man noch keine Gelegenheit hierzu bekommen haben, wird man dies sicher auch durch die Lektüre dieses Buches vermutlich nachholen wollen – es lohnt sich!
Fazit: Mit dem zweiten Band aus der IconiCars-Buchreihe gelingt dem Verlag eine sehr kurzweilige, aber dabei keinesfalls nur oberflächige Vorstellung des Mercedes-Benz 300 SL. Der legendäre Flügeltürer wird durchaus umfassend vorgestellt, was bei der Kompaktheit des Buch wirklich überraschen kann. Einen wirklich technischen Tiefgang sollte man aber nicht erwarten. Dafür können die Bilder im Buch ausnahmslos überzeugen und bieten einen gelungenen Mix auf zeitgenössischen und aktuellen Fotos.
Der Preis von knapp unter 25 Euro ist mehr als gerechtfertigt und sicher werden hier die Fans ebenso zuschlagen wie die Neulinge.
Bibliografie:
Titel: IconiCars Mercedes-Benz 300 SL
Autoren: Jürgen Lewandowski, Fotografien von René Staud
Umfang: 160 Seiten, 60 Farb- und 60 Schwarz-Weiß-Fotografien
Format: 223 x 287 mm
Bindung: gebunden, Hardcover
Auflage: 11/2019
Preis: 24,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-96171-211-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.teneues-buecher.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: teNeues, Marco Rassfeld
Eine Antwort auf „Buch – IconiCars – Mercedes-Benz 300 SL“
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