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Buch – Volvo

Buckelvolvo, Schneewittchensarg & Co. – gleich zwei bekannte Spitznamen für tolle Automobile aus der Historie von Volvo liefern den Untertitel zu einem neuen Buch aus dem Motorbuch Verlag. Die schwedische Marke blickt auf eine durchaus reiche Geschichte zurück und hat auch heute noch eine solide Fanbasis. Für jene sollte dieser neue Titel natürlich in jedem Fall interessant sein.

Eine klassische Presseaufnahme bildet die Basis zum Buchtitel.

Bei ersten Betrachten fällt dann schon auf, wie kompakt und dünn das Buch realisiert wurde, was zugleich eine gewissenhafte Aufarbeitung des Volvo-Geschichte scheinbar unmöglich macht. Dem gegenüber steht natürlich dann aber auch der erfreulich günstige Preis von unter 25 Euro, welche eine opulente Umsetzung auch nicht möglich macht. So oder so kommt das Buch aber mit einem tollen Titelbild daher. Diese zeigt gleich zwei Volvo 1800 ES an einer steinigen Küste in einer zeitgenössischen Aufnahme. Sicher ein Motiv, welches heute noch viele Fans des sogenannten Schneewitchensargs träumen lässt, obwohl hier ein bekanntes Motiv aus dem Pressearchiv von Volvo verwendet wurde. Auf der Rückseite lässt sich dann mit dem PV 444 S auch noch der „Buckelvolvo“ entdecken, im übrigen ein weiteres Foto aus dem Archiv von Volvo. Mit dem Klappentext erhält der Leser erste grobe Informationen, die auf den Inhalt des Buches hinweisen, welches die Historie seit dem ersten Automobil bis heute abbildet.
Nachdem Aufschlagen des Buches findet man sich schnell im Inhaltsverzeichnis wieder, welche die Strukturierung des Buches nach Modell-Reihen verdeutlicht. Mit vier weiteren Aufnahmen werden zudem noch vier unterschiedliche Modelle aus der Geschichte von Volvo dargestellt, die aus den Anfangsjahren bis in die Gegenwart führen.

Vom Buckel-Volvo gab es auch seltene Umbauten zum Cabriolet.

Als erstes gibt es eine Kurze Firmengeschichte von Volvo, die vorab einen groben Abriss des schwedischen Firma, die heute unter chinesischer Regie steht, liefert. So blickt das Buch zunächst auf die 1920er Jahre, in denen die Dichte der Automobile in Schweden noch sehr übersichtlich war. Neben den kleinen schwedischen Marken Scania-Vabis und Thulin waren vor allem Automobile aus der amerikanischen und englischen Produktion in Schweden unterwegs. Nach dem Ende des ersten Weltkriegs wurde das Automobil immer erschwinglicher, so dass sich dieses immer mehr als tägliches Transportmittel durchsetzte. 1924 schließlich beschlossen Assar Gabrielsson und Gustaf Larson Fahrzeuge zu entwickeln und in Schweden zu bauen. Die Wortmarke Volvo, welche im übrigen aus dem Lateinischen stammt und „ich rolle“ bedeutet, war schon seit 20 Jahre gesichert und kam nun zum Einsatz. Eine gleichfalls kurze und prägnante und auch internationale nutzbare Wahl. Im Sommer 1926 war dann der erste Volvo-Prototyp fahrbereit und schon im April des Folgejahres lief der erste Volvo als Modell ÖV4 vom Band. Dieser verfügte wie die meisten amerikanischen Konkurrenten über einen Vierzylinder-Motor. Mit dem PV4 gesellt sich schon kurze Zeit später eine geschlossene Variante hinzu, die sich im kalten Schweden deutlich besser verkaufen ließ. Schon 1929 wurde das Modellangebot um den PV651 ergänzt, der mit einem Sechszylinder aufwarten konnte. Dies entsprach einer Reaktion auf die amerikanischen Hersteller, die zu dieser Zeit schon eher Sechszylinder-Motoren im Einsatz hatten. Auch das reine Chassis war in diesen Zeiten im Angebot, um möglich Sonderaufbauten durch Karosseriebaufirmen realisieren zu können. Nach und nach wird hier die Modellgeschichte schnell und kompakt dargestellt, dabei werden auch einige Modelle im Bild gezeigt, die dabei eine gute Abbildungsgröße nutzen.

Stetig wurden die optischen Züge der Fahrzeuge moderner – immer am Puls der Zeit.

Die Einführung in die Volvo-Baureihen gibt dann noch einen genaueren Überblick über die nach dem zweiten Weltkrieg genutzten Baureihen, die vom PV 444 bis zu dem SUV-Modellen der XC-Serien reichen. Auch hier finden sich dazu passend wieder einige Abbildungen der Modelle wieder.
Ehe die Betrachtung der Modell nach Serien bzw. Baureihen erfolgt, wirft das Buch zunächst noch einen Blick auf Die großen Volvo 1945–1958. Hier zeigt sich sowohl der erste Nachkriegs-Volvo vom Typ PV60, welche für den Privatgebrauch vorgesehen war und auch wieder als Chassis verfügbar war, als auch die Taxi-Varianten der Serie 800. Der PV60 wurde von 1946 bis 1950 produziert, während die Serie 800 in zahlreichen Varianten und mit zahlreichen optischen Anpassungen bis 1958 im Programm war.
Der Buckel-Volvo PV444 ist dann das erste Modell, welches in einem Einzel-Kapitel vorgestellt wird. Mit diesem Modell konnte Volvo einen vollen Erfolg einfahren und sich zu Großserien-Hersteller entwickeln. Unter den Bildern lässt sich auch ein Cabrio entdecken, welches auf Basis des immer noch lieferbaren Chassis von Valbo in einer Stückzahl von etwa 40 Exemplaren gebaut wurde. Im Text wird die Entwicklung des Modells im Prinzip Jahr für Jahr nachvollzogen und somit kann der Leser die komplette Evolution entdecken. In immerhin zehn Produktionsjahren legte der PV444 die Basis für das auch heute noch bekannte Image des unverwüstlichen Automobils.
Mit dem PV544 setzte sich die Modellreihe fort und fortan war Volvo gar im Rallyesport erfolgreich, wie man auch im Bild entdecken kann. Auch die Kombis PV445 und P210 werden noch vorgestellt. Mit dem Beinamen Duett konnten diese Volvo die Wünsche der arbeitenden Gesellschaft als Lieferwagen und auch jene der freizeit-affinen Familien erfüllen.

Mit den großen Kombis bot und bietet Volvo viele Möglichkeiten zur Fahrzeugnutzung.

Mit den konservativen Modellen konnte Volvo Verkaufserfolge einfahren und sich auch außerhalb des heimischen Marktes etablieren. Doch vor allem der sehr lukrativ erscheinende Markt in den USA weckte bei den Schweden Begehrlichkeiten. So entstand der sportliche P1900 mit Kunststoff-Karosserie, der allerdings mit nur 67 hergestellten Exemplaren zum Flop wurde. Die Herstellungs-Qualität entsprach nicht den Ansprüchen des neuen Volvo-Chefs Gunnar Engellau, worauf er die Produktion unverzüglich stoppen ließ. Nach einer kurzen Pause im sportlichen Sektor präsentierte Volvo schließlich den P1800, der mit deutlich mehr Vorlauf entwickelt wurde. So wurde bei Design auf die Expertise von Pelle Petterson vertraut, welcher bei Frua in Italien arbeitete. Wieder hatte man auch den US-Markt im Fokus, aber man vertraute nun auf den altbewährten Karosseriestahl. Die erste Serie von 6.000 Exemplare konnte aus Mangel an Kapazitäten nicht bei Volvo selbst erfolgen. Stattdessen vertraute man diese Aufgabe den englischen Firmen Pressed Steel und Jensen an. Auch durch die Platzierung des P1800 in der englischen TV-Serie Simon Templar mit Roger Moore konnte die Popularität des Coupés nachhaltig gesteigert werden. Wieder gab es aber Qualitätsprobleme bei den englischen Partnern, so dass die Produktion nach Schweden geholt wurde. Der nun mit einem zusätzlich S für Schweden versehenen P 1800 S wurde ab Frühjahr 1963 bei Volvo gefertigt. 1971 schließlich gesellte sich mit dem P1800 ES ein Art sportliches Kombi-Coupé dazu. Durch die großzügige Verglasung des Hecks wurde diese Modell als Schneewittchensarg bekannt. Bis heute sind alle sportliche Volvo der 1960er und 1970er gesuchte Klassiker

Auch die SUV-Welle reitet Volvo mit und ist heute erfolgreich am Markt vertreten.

Die Basis für den P1800 liefert übrigens der Nachfolger des Buckel.Volvo, der als Amazon bekannt werden sollte. Dieses Modell stellt sich im Anschluss vor und startete offiziell als Volvo PV121. Die moderne Karosserie verfügte über eine Ponton-Form und war somit am Puls der Zeit. Die angedeuteten Kotflügel verschwanden nach und nach vollständig und gaben dem Amazon ein aktuelles und sehr ansprechendes Design. Neben dem zunächst vorgestellten Viertürer waren auch Zweitürer und Kombi verfügbar, so dass mit dem Coupé P1800 eine echte Modellreihe entstanden war.
Schon im Herbst 1966 war mit dem P144 ein neues Modell erhältlich, welches schon eine deutlich kantigere Form tragen sollte. Mit dem P164 war auch wieder ein Sechszylinder verfügbar, der zur Unterscheidung eine andere Front hatte.
Im gesamten Buch werden die Modellreihen nach und nach in logischer Reihenfolge vorgestellt, so man als Leser die stetige Weiterentwicklung gut verfolgen kann. Ein Sonderfall sind sicher die DAF-Modelle, welche durch die Übernahme des niederländischen Hersteller dem Markt auch für kompaktere Modelle für Volvo öffnete. Das Modellangebot von Volvo ist heute vor allem durch zeitgemäß besonders nachgefragte SUV-Modelle geprägt, aber auch klassische, große Automobile sind nach wie vor erhältlich.

Fazit: Das Buch ist ein gelungener Streifzug durch die Modell-Geschichte des schwedischen Herstellers und bildet alle Modelle nach dem zweiten Weltkrieg ab. Neben den Texten, welche die Evolution der einzelnen Fahrzeuge dokumentiert, finden sich auch technische Daten und vor allem eine durchaus hohe Anzahl an Bilder wieder. Diese stammen zwar fast ausnahmslos auch dem Volvo-Archiv und sind dafür aber auch größtenteils zeitgenössisch. Einen wirklichen Tiefgang kann man bei der Anzahl der Modelle und der geringen Seitenanzahl des Buches aber nicht erwarten.
Trotzdem ist diese Buch, welches zu einem günstigen Preis von unter 25 Euro erhältlich ist, eine gute Basis für das Studium der Historie der anerkannten, schwedischen Marke.

Bibliografie:
Titel: Volvo – Buckelvolvo, Schneewittchensarg & Co.
Autor: Notker Hilbrenner
Umfang: 176 Seiten, 160 Bilder
Format: 230 x 265 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 02/2020
Preis: 24,90 €
ISBN: 978-3-613-04268-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Volvo, Marco Rassfeld