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Buch – Ford versus Ferrari

The battle for supremacy at Le Mans 1966 – ein Rennen und eine Geschichte, welche inzwischen auch im Kino zu sehen war, prägte das 24 Stunden Rennen in Le Mans im Jahr 1966. Veloce Publishing nutzte die Gunst der Stunde und veröffentlichte wenige Monate vor dem Kino-Start des Films ein Buch mit den passenden Titel zum Film. Dabei stellte das Jahr 1966 einen durchaus entscheidenen Wendepunkt dar …

Zwei Konkurrenten um den großen Sieg waren der Ferrari 330 P3 und der Ford GT40.

Das Buch kann schon durch die Darstellung auf dem Titel begeistern, denn es zeigen sich die direkten Konkurrenten in Form des Ford GT und des Ferrari 330 P3. Beide kommen als Frontal-Ansicht auf den Betrachter zu und in der Mitte gehen die Rennwagen mit einem harten Schnitt in einander über. Das alles in perfekten Zeichenstil und mit angeschalteten Scheinwerfern. Eine tolle Darstellung! Ansonsten ist das Buch im Hochformat umgesetzt, welches gegenüber dem Standard-DIN A4 in der Höhe aber gekürzt wurde. Somit sind die Seiten in einen guten Verhältnis und haben ein gute Breite um auch mal große Abbildungen wirken zu lassen. Der Buchtitel ist dazu passend in den Farben Blau und Rot umgesetzt und wirkt wie eine Leuchtreklame, während der Untertitel und auch der Autor recht zurückhaltend erwähnt werden. Das Verlagslogo von Veloce ist natürlich auch noch wiederzufinden. Die Rückseite, des als Paperback realisierten Buches zeigt dann gleich vier Bilder mit unterschiedlichen Szenen und enthält dazu einen kurzen Klappentext. Drei der Bilder sind dabei zeitgenössisch und lassen den Leser sich auf das Buch einstimmen und auf einen ebenso gelungene Umsetzung im Inhalt hoffen.

Die Basis für das Motorsport-Engagement fand Ford bei Lola mit dem Mk. VI GT.

Das Inhaltsverzeichnis gibt dann schnell nach dem Öffnen des Buches einen Blick auf die sieben Kapitel, welche aber sich nur mit Zahlen zeigen und so eine reine Nummerierung darlegen. Zunächst folgt noch die Danksagung des Autors, welche auch einen Blick auf die Auswahl der Bücher wirft, die bei der Recherche zum vorliegenden Titel genutzt wurde. Die Geschichte wurde schon oftmals erzählt und findet sich in zahlreichen anderen Büchern über Ford, Ferrari und / oder Le Mans immer wieder. Hier hat der Leser die Chance einen umfangreiche Informationssammlung zu erhalten. Das Vorwort liefert noch die Grundlage wie es überhaupt zu diesem Kampf zwischen Ford und Ferrari kam und auch dies ist in unzähligen Bücher schon erläutert worden. Deshalb hält sich die Autor eher kurz und beschreibt kurz aber prägnant das Scheitern der Übernahme von Ferrari durch Ford.
Chapter 1 liefert dann zu Beginn des Buches einen Blick auf den Fahrer Ken Miles, welcher auch im Film einer der Hauptakteure ist. Er sorgte durch einige Erfolge im amerikanischen Motorsport für die Aufmerksamkeit von Carroll Shelby, der mit den Cobra die Rennstrecken in den USA unsicher machte. Miles sollte an der Weiterentwicklung des Ford GT maßgeblich mit beteiligt werden.

In den ersten Jahren der Le Mans-Einsätze war Ferrari den anfälligen Ford noch überlegen.

Enzo Ferrari und Henry Ford II waren die beiden großen Namen der jeweiligen Hersteller und auch diese Herren werden mit Ihrer Vita noch im ersten Kapitel vorgestellt. Hierbei kommen natürlich auch weitere bekannte Namen zum Vorschein, wie Mauro Forghieri oder Lee Iacocca. Neben dem zweispaltigen Text finden sich auch schon einige Bilder der Personen wieder, welche am Rennen in Le Mans 1966 direkt oder indirekt beteiligt waren.
Chapter 2 vollzieht dann die Entwicklung des Ford GT40 nach, dessen Grundlage fraglos der Lola Mark VI GT war. Dieser wurde 1963 vorgestellt und hatte schon eine moderne Mittelmotor-Konstruktion von Designer Eric Broadley erhalten. Sehr umfangreich geht das Buch auf diesen Rennwagen ein und blickt im Text auch auf die damaligen Umstände bei Lola. Viele ehemalige Mitarbeiter erinnern sich an die Entstehung auch an die Einsätze des revolutionären Rennwagens. Dabei finden sich auch viele Bilder des Mark VI GT wieder und verfestigen so den tiefen Einblick. Ford wählte also Lola als kompetenten Partner aus um das Auto zu verwirklichen, welches Ferrari in Le Mans schlagen kann. Hierbei kam es aber durchaus zu unterschiedlichen Ansichten zwischen Ford in den USA und Lola in Großbritannien.

Die Übernahme der Aktivitäten durch Shelby sollte sich als goldrichtig erweisen.

Chapter 3 widmet sich dann den ersten Erfahrungen auf der Rennstrecke, die mit Testfahrten im August 1963 in Brands Hatch starten sollten. Die Entwicklung lief auf Hochtouren und der erste Ford GT40 sollte schließlich im April 1964 fertiggestellt werden. Er wurde unmittelbar nach New York verschifft um den Wagen besonders medienwirksam der Presse vorzustellen. Die zweite GT40 wurde 10 Tage später fertig und wurde gleich zu den Testtagen in Le Mans geschickt. Gegen Ferrari und deren Spitzenfahrer John Surtees hatte die englische Konstruktion aber noch keine Chance. Über 30 Sekunden war der Ferrari auf eine Runden schneller als der Ford, bei dem man schnell aerodynamischen Probleme feststellte. Auf der langen Mulsanne-Geraden, welche damals noch ohne Schikanen gefahren wurde, hob das Heck aufgrund des zu geringen Anpressdruck an der Hinterachse ab und die Reifen konnte nicht genügend Grip aufbauen um den GT40 weiter zu beschleunigen. So war die Montage eine Spoilers am Heck die logische Konsequenz, welche auch durch Test im Windkanal in Dearborn bestätigen werden konnten. Beim Rennen trat man dann mit drei GT40 an, aber nachdem man schon nach einer Rennstunde in Führung lag, fielen alle GT40 in der Nacht aus.
Das Jahr 1965 und die Entwicklungen des Ford GT40 finden sich in Chapter 4 wieder und zeigt, dass nun Shelby mit dem Einsatz des Rennwagens betraut wurde. Er baute größere Motoren ein und optimierte den GT40 an vielen Stellen. In Le Mans standen dann sechs GT40 in unterschiedlichen Motor-Konfigurationen am Start. Wieder sorgte die Nacht aber für einen Komplett-Ausfall der GT40 und Ford fuhr abermals ohne zahlbares Ergebnis aus Le Mans ab.

Auch die Weiterentwicklung nach 1966 findet sich im Buch wieder.

Mit Chapter 5 folgt dann schließlich der Höhepunkt aus Sicht des Buchtitels, denn die Saison 1966 sollte für Ford ein voller Erfolg werden. Mit 13 GT40 stand Ford am Start des 24 Stunden Rennens, davon acht mit dem großen 7-Liter-Motor und fünf mit dem inzwischen auf 5-Liter Hubraum angewachsenen V8. Zwar setzten unterschiedliche Teams die Rennwagen ein, aber alle genossen Werksunterstützung. Ferrari brachte es auf immer noch beeindruckende zwölf Rennwagen am Start, wobei aber nur drei dem aktuellsten Modell 330 P3, entsprachen die um den Gesamtsieg mitfahren konnten. Diesmal erreichte keiner der Ferrari-Prototypen das Ziel, während Ford den langersehnten Sieg gleich als Dreifach-Sieg besiegeln konnte. Die Siegesfotos sind bis heute legendär und natürlich auch im Buch zu finden, wie auch viele weitere, zeitgenössische Aufnahmen.
Die beiden noch folgende Kapitel blicken auf die Weiterentwicklung des Ford GT40, der auch 1967 das Rennen in Le Mans gewinnen konnte. Dies sorgte dafür, das Ford sich als Hersteller zurückzog, man hatte alle Ziele erreicht. Auch Ferrari zog sich von den Sportwagen-Rennen zurück und konzentrierte sich auf die Formel 1. Die Ford GT40 waren aber auch in Kundenhand noch erfolgreich und sicherten ihren Teams auch 1968 und 1969 den prestigeträchtigen Erfolg in Le Mans. Auch die Straßenversionen und die Ableitung als Mirage finden sich noch im Buch wieder, ehe ein Epilog dieses Buch schließlich beendet.

Fazit: Die Geschichte der gescheiterten Übernahme von Ferrari durch Ford ist schon lange legendär und der Hollywood-Film konnte diese nochmals in Gedächtnis rufen. Das ein dazu passende Buch eine gute Idee ist, bestätigt auch die Tatsache, das bereits nach kurzer Zeit die zweite Auflage gedruckt wurde. Das Buch ist aber mehr als eine begleitende Lektüre zum Buch und verfolgt die Geschichte des Ford GT40, mit dem Ford Ferrari schließlich schlagen sollte. Mit vielen Bildern und umfangreichen Texten wird man kaum etwas vermissen. Die Darstellung der Ferrari-Entwicklung hingegen wird nur beiläufig erwähnt. Schade, denn letztendlich ist diese nicht minder interessant.
Zum Schnäppchen-Preis von umgerechnet knapp 16 Euro ist das Buch eine sichere Anlage. Hier können alle Motorsport-Fans bedenkenlos zuschlagen um das epische Duell zwischen Ford und Ferrari aus Sicht der englischen bzw. amerikanischen Seite nachzuvollziehen.

Bibliografie:
Titel: Ford versus Ferrari – The battle for supremacy at Le Mans 1966
Autor: John Starkey
Umfang: 128 Seiten, 111 Abbildungen
Format: 210 x 250 mm
Bindung: Softcover
Auflage: 09/2019
Preis: £15.99
ISBN-Nr.: 978-1-787115-72-9
Bestellbar beim Verlag unter: www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: ©2018 Courtesy of RM Sotheby’s, Marco Rassfeld