„Es ist nicht einfach perfekt zu sein“ – schon der Untertitel zu einem neuen Buch über den 2019 verstorbenen Niki Lauda verrät, welchen Anspruch der Österreicher Zeit seines Lebens an sich und sein Umfeld hatte. Bei Edel Books erschien passend zum ersten Todestag von Niki Lauda die Biographie vom englischen Autor Maurice Hamilton, der Lauda über lange Zeit seines Leben begleiten sollte.
Das Buch kommt recht kompakt daher und entspricht auch durch seine klassische Bindung eher einem Roman. Mit einer sehr text-lastigen Umsetzung entspricht dies dann auch dem sehr umfangreichen Inhalt des Buches. Über Niki Lauda gibt es schon einige Bücher, welche auch teilweise von ihm selbst mit verwirklicht wurden und somit sind viele Geschichten schon erzählt worden. Doch der nun neue Titel von Maurice Hamilton ist die erste Biografie, welche nach seinem Tod entstanden ist und nun für die vielen Fans verfügbar ist. Als Titelbild nutzt das Buch ein tolles Porträt-Bild von Niki Lauda in Schwarz-Weiß, welches ihn so zeigt wie viele ihn aktuell noch in Erinnerung haben werden. Optisch ein wenig gealtert und mit deutlich sichtbaren Spuren seines Feuer-Unfalls auf dem Nürburgring, aber zugleich schelmisch grinsend und mit einem konzentrierten Blick. Alleine dieses Bild zeigt so viele Eigenschaften von Niki Lauda und scheint die wirklich perfekte Wahl für den Titel zu sein. Buchtitel, Untertitel sowie das Verlagslogo sind in einem Rotton umgesetzt, der sich auch auf dem Buchrücken wiederfindet. Die partielle Lackierung fällt dabei leider kaum auf, da der Kontrast hier schon zu hoch ist. Auf der Rückseite findet sich ein kurzer Auszug aus dem Vorwort von Nico Rosberg wieder und stimmt die Leser so auf das Buch ein. Auf den Klappen vom Schutzumschlag gibt es ein kompaktes Porträt des Autors und einen weiteren kurzen Text zum Buch.
Das Buch selbst unter der Schutzumschlag ist dann komplett in Rot umgesetzt und nur auf dem Buchrücken finden sich Titel, Autor und Verlag wieder. Das schwarze Papier, welches beim Vor- und Nachsatz verwendet wurde, sorgt für ein kurzes Innehalten ehe man mit dem Buch über einen der größten Rennfahrer aller Zeiten schließlich starten kann.
Zunächst kann man dann die Widmung des Autors erkennen, welche Alan Henry gilt, der dem Autor von Niki Lauda vorgestellt wurde und somit eine unmittelbare Verbindung zwischen den beiden herstellt. Das Inhaltsverzeichnis zeigt eine Gliederung in 36 Kapitel, in denen das Leben von Niki Lauda verfolgt werden kann. Ehe diese starten folgt ein Vorwort von Nico Rosberg, der sich an seine Zeit mit der Legende Niki Lauda gerne erinnert. Schon als Kind war Lauda ein Idol für Rosberg und man merkt den Respekt und die gegenseitige Anerkennung der Beiden. Das Niki Lauda dann seine berühmte rote Kappe vor den Leistungen von Nico Rosberg ziehen würde, ließ sich dieser auch nicht erträumen.
Auch der Autor liefert noch ein Vorwort, in dem er auf die Entstehung des Buches zurückblickt und auch eine beeindruckende Anzahl an bekannten Personen nennt, welche ihm hierbei behilflich waren. Als ständiger Begleiter der Formel 1 über viele Jahre ist Hamilton in der Szene ebenfalls tief verwurzelt und kann somit viele Geschichten nachvollziehen.
In der folgenden Einführung legt der Autor dann auch noch seine erste Begegnung mit dem kommenden Superstar der Formel 1 dar. Im März 1971 stand der noch unbekannte Österreicher am Start für ein Formel 2-Rennen welches Hamilton als Zuschauer besuchte. Bei dieser Veranstaltung machte er dann auch ein Foto von Niki Lauda, welches ihn in höchster Konzentration in den Vorbereitungen zum Rennfahren zeigt. Ein fotografisches Dokument, welches zugleich die Brücke schlägt zu ersten Kapitel ist Teil für ein erstes Gespräch der beiden zu diesem Foto. Der Titel Der Wahnsinn der frühen Tage ist hierbei eigentlich auch schon Aussage genug. An das Rennen konnte sich Lauda nicht mehr erinnern, stattdessen wundert er sich nur über den Ring, welchen er damals am linken Ringfinger trug. Ein Familienerbstück für dessen Tragen er zu Lebzeiten keine logische Erklärung finden konnte. Der Einsatz im Formel 2-Rennen fand in einem March statt, ein Team welches damals immer nach zahlenden Fahrer suchte um die Einsätze zu ermöglichen Hier war Lauda mit seinem großen Ehrgeiz und der österreichischen Sparkasse im Background ein gern genommener Paydriver, wie man heute sagen würde.
Das Buch startet also nicht mit der Geburt, der Kindheit oder der Ausbildung sondern mit dem Rennfahren. Dem Ziel, welches Lauda mit einer unnachahmlichen Nachgiebigkeit anstrebte. Dazu brach er gar mit seiner Familie, welche eine Unterstützung nicht leisten wollte obwohl dies durchaus möglich gewesen wäre. Lauda stand also auf eigenen Beinen und häufte zu Beginn seiner Karriere auch hohe Schulden an um im Motorsport Fuß zu fassen. Er war dabei so überzeugt von seinen Fähigkeiten das Rennfahren zu perfektionieren, dass es nur eine Frage der Zeit sein sollte, bis das er diese Schulden zurückzahlen konnte. Diese Zielstrebigkeit verlor Lauda nie in seinem Leben und schliff immer weiter an der notwendigen Perfektion, die keinesfalls einfach zu erreichen war. Auf dem Weg dorthin sollte er aber einige beeindruckende Erfolge einfahren, welche seine Anlagen bestätigten. Im Buch erinnern sich viele Weggefährten an die Zeit mit Niki Lauda, so finden sich schon im ersten Kapitel Erinnerungen von Max Mosley, John Watson, Helmut Zwickl und Ian Phillips wieder, welche unterschiedlichste Erinnerungen wieder aufleben lassen.
Nachdem sich Lauda bei March durchaus etabliert hatte, waren die Aussichten auf größere Erfolg mit den Rennwagen aussichtslos. Lauda schloss sich BRM an und beeindruckte in der Saison 1973 ein der wichtigsten Menschen im Motorsport – Enzo Ferrari.
So fuhr er schon im Folgejahr für den legendären, italienischen Rennstall und konnte diesen wieder zu dem erwünschten Ruhm führen. Nachdem er 1974 seinen ersten Grand Prix gewinnen konnte, folgt die Krönung zum Weltmeister im Jahr 1975. Der erste Titel nach über zehn Jahren, wobei auch die Verbindung von Lauda zum Leiter der Rennsportabteilung, Luca di Montezemolo und dem Konstrukteur Mauro Forghieri entscheidend war. Im folgenden Jahr geschah sein unvergesslicher Unfall, welcher im Buch auch eigehend beschrieben und analysiert wird. Schon im Folgejahr konnte er sich erneut im Ferrari zum Weltmeister krönen, aber das Verhältnis zu Enzo Ferrari war dort schon erschüttert.
Lauda fuhr in den folgenden zwei Jahre für Brabham, trat aber vollkommen überraschen während des Trainings zum Großen Preis von Kanada 1979 zurück. Er wollte sich der Fliegerei widmen, eine weitere Leidenschaft von Niki Lauda welche ihn über das Leben begleiten sollte.
Das Leben von Niki Lauda bot noch zahlreiche Herausforderungen und das Buch legt zu vielen Themen einige Details offen und kann dabei auf sein unmittelbares Umfeld zurückgreifen. Einige Bildtafeln in der Mitte des Buches zeigen zudem chronologisch die Ereignisse nach. Es gibt viel zu entdecken …
Fazit: Niki Lauda ist fraglos eine Ikone des Motorsports, aber war auch noch viel mehr. So beeindruckt auch der Einsatz, welchen er an den Tag legen sollte nachdem eine seiner Maschinen abgestürzt war. Diese sollte gar in der Luftfahrt eine Regeländerung bedeuten. Mit viel Akribie zeichnet das Buch das berufliche Leben von Niki Lauda nach, wobei es die Jugend und auch die privaten Erlebnisse hinten anstellt. Es gibt aber auch so extrem viel zu entdecken, wobei es nicht verwundert, dass einige Geschichten durch die gute Dokumentation Laudas in diversen anderen Bücher sicher schon bekannt sein dürfte.
Die unter 25 Euro, welches das Buch kostet sind für einen umfassenden Blick auf das Leben und Wirken einer Lichtgestalt des Motorsports fraglos gut investiert.
Bibliografie:
Titel: Niki Lauda. Die Biografie – „Es ist nicht einfach, perfekt zu sein“
Autoren: Maurice Hamilton
Umfang: 400 Seiten
Format: 135 x 210 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 05/2020
Preis: 24,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-8419-0725-7
Weiter Infos beim Verlag unter: www.edelbooks.com
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Gooding & Co. Edel, Marco Rassfeld
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