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Buch – The Fred Opert Story

Viele Menschen sind im Rennzirkus involviert und sorgen so schon seit den Anfangsjahren des Motorsports für interessante Geschichten. Viele Biografien blicken hier zumeist auf die international anerkannten Fahrer zurück, welche aber nur einen sehr kleinen Teil eines Rennteams darstellen. Veloce Publishing veröffentlichte vor kurzen die Story von Fred Opert, der aus den USA aufbrach um auch die Geschichte der Formel 1 mitzuschreiben …

Wie ein Querschnitt durch die Rennszene
zeigt sich der Titel.

Das Buch zeigt schon auf dem Titel einige tolle Bilder, auf denen man sowohl Fred Opert, als auch sicher bekanntere Gesichter wie Keke Rosberg oder James Hunt entdecken kann. Am prägnantesten ist hierbei das Bild in dem Keke sich im Drift gegen ein Formel Atlantic-Monoposto behauptet. Diese Szene war Teil der erfolgreichen Titelverteidigung des noch jungen Finnen in Diensten von Fred Opert in der New Zealand Formula Pacific-Meisterschaft. Aber auch ein Bild in dem Opert selbst hinter dem Lenkrad eines Rennwagens sitzt, ist recht prominent vertreten. Es zeigt so zugleich die Vielseitigkeit von Fred Opert, der sich fraglos schon immer dem Motorsport verschrieben hatte. Das Logo von Fred Opert Racing wird zudem noch elegant zum Buchtitel umgewandelt und auch die verwendete Farbkombination entstammen der realen Geschichte. Das Verlagslogo und auch der Autor finden sich selbstredend auch noch auf dem Titel wieder. Auf der Rückseite gibt es drei weitere Bilder zu entdecken und auch den notwendigen Klappentext, welche einen Mini-Abriss über das aus motorsportlicher Sicht hochinteressante Leben Operts darlegt. Da das Buch erstaunlich kompakt und in der Form eines Paperbacks umgesetzt wurde, sollte schnell deutlich machen das sich kaum Platz finden wird für große Abbildungen. Der Titel ist eher biografisch und deshalb auch entsprechend mit einem hohen Textanteil augestattet.

Das Buch ist – für eine Biografie typisch – mit vielen persönlichen Geschichten gesegnet.

Nach dem Aufschlagen findet sich dann auch schnell ein recht dünnes Papier wieder, welches für die Wiedergabe von Text zwar geeignet erscheint, aber keinesfalls eine gute Darstellung von Bildmaterial ermöglichen würde. Unmittelbar neben dem schnell zu findenden Inhaltsverzeichnis startet der Text dann auch gleich mit drei Vorworten. Dies stammen aus international berühmten Federn, den es handelt sich ausnahmslos um Weltmeister der Formel 1. So erinnern sich mit kurzen Worten Nico Rosberg, Alan Jones und Keke Rosberg an Fred Opert zurück und bestätigen gemeinsam die tiefe Verbundenheit von Opert mit dem Motorsport. Zudem erinnern sich die drei Vorredner an einen immer fröhlichen und freundlichen Menschen, der sich sehr um den Motorsport verdient machte und durchaus auch als Antreiber des Monoposto-Motorsports abseits der IndyCars in den USA gelten kann. Er sollte es in seiner Laufbahn schließlich bis zum Teamchef eines Formel 1-Teams schaffen, wenn auch dieses Kapitel weniger von Erfolg gekrönt war wie die vorherigen.

Der Formel-Sport in den kleinen Klassen wurde auch durch den Einsatz von Fred Opert vorangetrieben.

Der entscheidenen Tag lautet dann frei übersetzt die Überschrift zum ersten, nochmals einleitenden Kapitel. Das Buch stammt aus dem englischen Veloce Verlag und ist somit auch nur in dieser Sprache erhältlich, ein wenig mehr als englische Grundkenntnisse sollte der Leser also schon mitbringen. In jedem Fall startet das Buch mit den Tag, an dem Fred Opert ins Gefängnis musste. Er hatte mit seinem Jaguar XK150S die strengen Geschwindigkeitsbegrenzungen in den USA missachtet und wurde von der Polizei angehalten. Es bekam den obligatorischen Strafzettel verpasst und machte sich kurze Zeit später auf zu Ferien bei seinen Eltern in Massachusetts. Nachdem er von diesen wieder zurückkehrte und in der Zwischenzeit die zu zahlende Strafe wohl vergessen hatte, empfing ihn die Polizei an der New York University School of Law. Er wurde zu $ 150 „plus five“ verurteilt und staunte nicht schlecht das die „plus five“ nicht etwa eine Versäumnis-Gebühr darstellte, sondern fünf Tage im Gefängnis bedeutete. Schon die Tatsache, dass das Buch nicht mit der Geburt und Kindheit startet, sondern mit einer prägenden Strafe im Gefängnis ist ungewöhnlich und macht er unmittelbar interessant. Die Strafe war wichtig für die Entwicklung Operts hin zum Motorsport, denn kurze Zeit nach seinem Aufenthalt im Gefängnis gab er das Studium auf und widmete sich vollumfänglich seinem Traum von Fred Opert Racing. Im Laufe seines Schaffens und Wirkens beeinflusste er 20 spätere Formel 1-Rennfahrer, darunter auch die drei Weltmeister, welche der Autor für die Vorworte gewinnen konnte. Alle erinnern sich ausschließlich positiv an einen offenbar besonderen Menschen.

Immer wieder kann man auf den Bildtafeln den grinsenden Fred Opert entdecken.

Seine Bestimmung – Motorsport und Automobile, so einfach wie treffend lautet die Überschrift zum zweiten Kapitel von deren sechzehn im kompletten Buch. Schon während seiner Studienzeit verdiente sich Opert Geld durch die Arbeit bei einem Autohändler. Johnson Motor in Port Washington verkaufte dabei vorrangig englische Fahrzeuge der Rootes-Gruppe, die Marken wie Hillman, Humbler, Singer und Sunbeam im Angebot hatten. Schon eher erhielt er aber eine automobile Prägung, denn auch sein Vater sorgte mit interessanten Fahrzeuge früh für ungewöhnliche Ansichten. So fanden sich im Laufe der Jahre Chrysler Hemi 300, Plymouth Sport Fury oder auch ein Ford Thunderbird für die Mutter von Opert im Fuhrpark wieder. Fred erhielt als erstes Automobil dann einen MGA, welcher nach nur einem Jahr von einem Jaguar XK150S abgelöst wurde. Mit diesem machte er auch erste Begegnungen mit dem Motorsport, in dem er sich bei einem Fahrerlehrgang der SCCA (Sports Car Club of America) anmeldete. Im übrigen ohne das Wissen seiner Eltern. Nach er einen schlimmem Unfall baute ließ er den Jaguar wieder instandsetzen und sorgte in diesem Zug auch für einige Optimierungen welche dem Motorsport zugetan waren. Nachdem er die Lizenzen für Sportwagen, Formel C und B erhalten hatte und sich mit einem Austin Healey Sprite im Motorsport betätigt hatte gründete er im Jahr 1965 seine Firma Fred Opert Enterprises in Plaisades Park in New Jersey.

Mit Keke Rosberg feierte Fred Opert viele Erfolge und entwickelte ihn zum späteren Formel 1-Weltmeister.

Doch neben dem Fahren entwickelte er auch beständig sein Geschäft mit dem Verkauf von Rennwagen weiter. Seine Verbundenheit zu englischen Herstellern führte ihn schließlich auch zum offiziellen Importeur der Sportwagen von Elva. Mit dem Courier MkIV T-Series Roadster machte er sich persönlich auf die Suche nach Abnehmer und stellte den kleinen Sportwagen auch auf der New York Motor Show im Jahr 1964 aus. Er scheute also keinesfalls den Einsatz von Geld um seine Produkte zu vermarkten. Auch Rennwagen hatte Opert durch Elva im Angebot und schon früh konnte er sich mit sogenannten Pay-Drivern einen Teil seiner Ausgaben wiederholen. Einige seiner Kunden zahlten an Fred Opert Racing, dass sich sein Team an den diversen Rennwochenenden um ihre Fahrzeuge kümmerte. Ein durchaus damals noch nicht alltägliches Vorgehen, vor allem in den USA. Mit dem Import von kleinen Formel-Rennwagen von Brabham und Lotus war Opert zudem in den 1960er Jahren dafür verantwortlich, dass sich die kleinen Rennklassen auch in den Amerika etablieren sollten. Auch Chevron’s waren bald bei Opert zu bekommen und so steigerte sich sein Angebot stetig parallel zu der immer höheren Anzahl an Renneinsätzen für das Team im Motorsport. Neben den reinen Einsätzen in den USA stand wenig später auch die Eroberung von Mittel- und Südamerika sowie Australien und Neuseeland an. Und dies war erst der Start zu einer beeindruckenden Karriere im Motorsport …
Bildlich kann man im Buch dann doch noch etwas entdecken, denn in drei Abschnitten werden je acht Seiten mit einigen Bilder gezeigt. Diese zeigen Opert und seine Rennwagen und Menschen, die in begleitet haben und bieten damit einen gelungenen Querschnitt.

Fazit: Hierzulande ist der Name Fred Opert vermutlich nicht unter den Top Ten der prägensten Menschen der Motorsports. Das Buch blickt daher für viele sicher auf eine unbekannte Geschichte eines Amerikaners, der ein beachtlichen Einfluss auf viele Nachwuchs-Fahrer hatte, welche ihre Karriere zumeist in den USA starteten. Oftmals waren darunter Pay-Driver welche von Ihren solventen Eltern unterstützt wurde, diese Konzept geht heute gar bis in die Formel 1 auf. Die Story, welche das Buch offenlegt ist dabei sehr lesenswert und toll geschrieben, dass es schon fast schade erscheint in welcher kleinen Form das Buch umgesetzt wurde.
Für umgerechnet unter 19 Euro erhält man ein kleines, aber feines Buch in dem eine hochinteressante Biografie eines absolut motorsportaffinen Menschen. Daher gibt es durchaus viel zu entdecken!

Bibliografie:
Titel: The Fred Opert Story
Autor: Peter R Hill
Umfang: 160 Seiten, 41 Abbildungen
Format: 147 x 210 mm
Bindung: Paperback
Auflage: 08/2020
Preis: £16.99
ISBN-Nr.: 978-1-787115-65-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: By Lawrence Opert – he has provided to Wikipedia a release of the copyright of the work. – Provided by the creator/photographer, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88293371
, Veloce Publishing, Marco Rassfeld