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Buch – Unsere 4 Monte-Siege

Walter Röhrls Meisterstück – gemeinsam können Christian Geistdörfer und Walter Röhrl auf eine erfolgreiche Karriere in der Rallye-Weltmeisterschaft zurückblicken. Bei Delius Klasing ist nun ein neues Buch verfügbar, welches die beeindruckende Erfolge bei der angesehensten Rallye der Welt offen legt – der Rallye Monte Carlo.

Der Lancia Rally 037 sorgte mit Röhrl und Geistdörfer für Eindruck in Monte Carlo.

Schon auf dem Titel kann man dann auch folgerichtig das erfolgreiche Duo bei einem ihrer Siege, in diesem Fall dem dritten Sieg im Jahr 1983, entdecken. Diesmal waren die beiden auf einem Lancia Rally 037 erfolgreich, die anderen drei Siege erfuhren sie jeweils auf anderen Marken, was eine weitere Besonderheit darstellt. Das Buch hierzu kommt im fast quadratischen Hochformat daher und zeigt auf dem Titel nicht mehr als das besagte Bild, den Titel sowie Untertitel, den Autor und den Verlag. Das ganze wird unterstützt von vier horizontalen Linien, die sich auch im Inhalt immer wieder finden und dessen Anzahl sicher bewusst gewählt wurde. Auf der Rückseite sieht man dann vier weitere Bilder, auf denen sich Geistdörfer und Röhrl zur Zeit der vier Erfolge wiederfinden. Ob nun mir Champagner oder den Siegespokalen, in jedem Fall mit den entsprechenden Fahrzeuge, die natürlich auch einen Anteil an den Siegen hatten. Der Klappentext klärt dann noch über den Inhalt auf, für den sich Christian Geistdörfer persönlich an seine Zeit bei der Rallye Monte Carlo erinnert, dabei werden auch mehr als „nur“ die vier erfolgreichen Jahre berücksichtigt. Denn das Buch startet mit dem ersten Einsatz von Walter Röhrl bei der Rallye Monte Carlo im Jahr 1973 und endet beim gemeinsamen Auftritt bei der Monte Carlo Historique im Jahr 2020. Es gibt also eine Menge zu entdecken …

Die ersten Jahren, die im Buch behandelt werden zeigen auch die damaligen Sieger.

Schon der Vorsatz begrüßt den Leser mit einen doppelseitigen Schwarz-Weiß-Aufnahme von der ersten Siegerehrung und zeigt die Christian Geistdörfer und Walter Röhrl hierbei im edeln Zwirn. Der Nachsatz zeigt auch beide nach einem weiteren Sieg, diesmal noch im Renn-Overall und einer Flasche Champagner in der Hand. Für einen gelungenen Ein- und auch Ausstieg in bzw. aus dem Buch ist also in jedem Fall gesorgt. Neben einem klassischen Porsche 356 zeigen sich dann Geistdörfer und Röhrl in einem halbwegs aktuellen Foto, das von ihrem Einsatz bei der Milli Miglia im Jahr 2018 stammt. Die vier großen Siege werden dann zum Start auch zunächst mit tollen Fahraufnahmen der jeweiligen Jahre gehuldigt und zeigen schnell auch eine Übersicht über die Entwicklung in der Rallye-Szene. So war der Fiat 131 Abarth doch schon deutlich entfernt vom letzten Sieges-Fahrzeug, dem Audi quattro A2. Das dann folgende Inhaltsverzeichnis bringt einen ersten Überblick über die einzelnen Jahren, welche im Buch vorgestellt werden. Wie schon erwähnt startet der Titel im Jahr 1973 und alle Ausgaben der Rallye Monte Carlo bis zum Jahr 1989 finden sich im Buch wieder. Das Ende obliegt dann der auf dem Klappentext schon erwähnten Monte Carlo Histrorique. Zum Start folgt aber noch ein Vorwort, in dem der Autor ein wenig zurückblickt auf die Verhältnisse des Jahres 1973 und auch den ersten Erfahrungen von Walter Röhrl mit dem Rallye Sport. Er persönlich hatte zu dieser Zeit noch nicht wirklich viel mit dem Motorsport zu tun, was sich aber bald ändern sollte.

1980 war es dann soweit und mit dem Fiat-Werksteam gelang der lang ersehnte Erfolg.

Unterlegen, ab spektakulär war der erste Auftritt von Walter Röhrl dann eben im Jahr 1973 auf einem Opel Commodore GS/E. Schon das erste Bild hierzu vermittelt einen Eindruck was Röhrl mit dem großen Opel anstellen musste um mithalten zu können. Die Bremsen waren nicht gerade die Besten und war es immer wieder notwendig, sich an die Schneewände anzulehnen. Hinter einer verbarg sich ein Brunnen und sorgte für deutliche Kampfspuren am Opel. Das Bild zeigt gleich auch die spektakuläre Fahrweise von Röhrl, der sich im Drift um die Kurve bringt. Für die Bebilderung griff man im Übrigen auf das Bildarchiv der Bildagentur Kräling zurück, was eine erstklassige Basis liefert. Ohne Frage ist der Name Kräling mit der Motorsport-Fotografie eng verbunden. Da der Autor sich noch in den Gefilden des Bankwesens umhertrieb nahm er persönlich auch nicht an der Rallye teil und nutzt aus diese Grund zeitgenössische Berichte, um die zugetragenen Ereignisse wiederzugeben. Zu jedem Jahr gibt es aber zunächst auch einen Überblick über die wichtigsten Daten, hier finden sich unter anderen sie Start-Orte, die Anzahl der Nennungen und Zeileinläufer wieder. Natürlich auch weitere spezifische Information, wie das Fahrzeug von Röhrl bzw. Geistdörfer oder weitere Besonderheiten sind noch zu entdecken. Der im Jahr 1973 fast serienmäßige Opel Commodore GS/E machte das Team Röhrl und Beifahrer Jochen Berger von Anfang an unterlegen und so freute man sich über jeden Kilometer, denen man den überlegenen Renault Alpine hinter sich halten konnte. Die Monte in diesem Jahr startete unmittelbar mit einem Skandal, denn nach einem Unfall und anschließend feststeckenden Teilnehmer durch die neuen Schneeverwehungen entschloss sich die Rallye-Leitung nicht dazu die Prüfung zu neutralisieren. Stattdessen waren auf einen Schlag 144 noch am Start wartenden Teilnehmer von der Rallye ausgeschlossen, was natürlich für viel Missverständnis sorgen sollte. Somit war der weitere Verlauf durchaus unklar, aber schließlich wurde die Rallye zu Ende gefahren und Jean-Claude Andruet/“Biche“ gewannen in ihrer Alpine A110 1800.

Die Wiederholung erfolgte ein wenig überraschend 1982 mit Opel und dem Ascona 400.

1974 fand die Rallye Monte Carlo aufgrund der Ölkrise nicht statt, so dass erst 1975 wieder die Motoren auf den Wertungsprüfungen aufheulen sollten. Auch bei dieser Ausgabe war Geistdörfer noch nicht am Start, während Röhrl erneut mit Jochen Berger diese Monte in Angriff nahmen. Wiederum trat man in einem Opel an, diesmal in einem Ascona 1.9 SR der ihnen aber kein Glück bringen sollte. Schon in der WP7 schieden sie mit Motorschaden aus und konnten den beeindruckenden Auftritt von Sandro Munari und seinem Beifahrer Mario Munnucci im neuen Lancia Stratos bewundern.
Für das Jahr 1976 heuerte Christian Geistdörfer bei Opel als Eispion an und sorgte an der Seite von Rallye-Ikone Rauno Aaltonen für wichtige Informationen für die Fahrer. In jedem Kapitel findet sich im Buch zunächst noch ein kurzer Rückblick auf das vergangene Jahr wieder, in dem die unterschiedlichsten Ereignisse dargelegt werden. So blickt man hier auf die weiteren Ergebnisse in den Rallye-Läufen zurück, aber auch auf die persönlichen Erfahrungen. So erfährt man hier auch über die nächtlichen Auslieferungsfahrten von Geistdörfer im VW Käfer, bei dem dieser seine Fahrkenntnisse immer mehr verfeinern konnte. Schon bald absolvierte er auch seine erste Rallye-Saison als Beifahrer neben Josef Tröndle auf einem BMW 2002 tii im ONS-Pokal 1975. Durch seine ungewöhnliche Herangehensweise wurde Opel auf ihn aufmerksam und bot ihm einen Job an. So lernte er unter der Regie von Aaltonen das Erstellen eines Aufschriebs und konnte diesen schnell auch optimieren und auf deutlich kompakteren Format mehr informationen unterbringen. Röhrl / Berger traten in diesem Jahr auf einen Kadett GT/E an und konnten hintern den überlegenen Lancia Stratos, der die ersten drei Plätze belegen sollte, einen hervorragenden vierten Platz feiern.
Auch im Folgejahr sollte Röhrl im Kadett antreten, diesmal mit Willi-Peter Pitz an seiner Seite. Geistdörfer war wieder als Spion bei Opel aktiv, aber schon in der WP3 versagte der Motor des Kadett und man hatte einen verfrühten Feierabend.

Die Gruppe B schuf die sprichwörtlichen Rallye-Monster welche auch in Monte Carlo Unfälle verursachten.

Durchaus spannend ist die Geschichte, wie trotz des Misserfolges bei der Monte die Story wie Geistdörfer und Röhrl ein Team wurden. Die Saison von Röhrl lief sehr enttäuschend, aber Geistdörfer hielt immer Kontakt mir ihm und so planten beide gemeinsam ein Start bei der Rallye San Martino di Castronezza. Durch schlechte Wetterbedingungen sahen sie aber vom Start ab und folgten einer Einladung zu Abendessen mit den Fahrern von Fiat. Hier tauchte auch der Sportchef Daniele Audetto auf und nutzte die Gunst der Stunden die beiden Deutschen zu einem zukünftigen, gemeinsamen Engagement im Fiat-Werktsteam zu überreden. Mit dem 131 Abarth standen beide dann am Start der Monte im Jahr 1978 und konnten mit der Spitze mithalten. Am Schluss war es abermals ein vierter Platz, der aber nicht richtig glücklich machen konnte. Mit acht Bestzeiten zählte das Duo die meisten auf dieser Monte, aber eine verzwickte Situation auf dem Col de Perty kostete sie 4 Minuten. So gewannen Jean-Pierre Nicolas und Vincent Laverne in einem privaten Porsche 911 die Rallye, der Vorsprung auf Röhrl / Geistdörfer betrug nur 3:19 Minuten …
1979 sollte sich der Sieg auf der letzten Etappe zwischen Waldegård / Thorszelius im Ford Escort RS 1600 Mk II und Darniche / Mahé im Lancia Stratos entscheiden. Es folgten eigentlich ungefährdet Röhrl / Geistdörfer auf dem dritten Platz, aber ein Motorschaden in der letzten WP sollte einen Zieleinlauf vereiteln. Dafür folgte der erste Triumph im folgenden Jahr ebenfalls auf Fiat und damit erfüllte sich der Lebenstraum von Walter Röhrl.
Das Buch blickt im weiteren Verlauf noch auf die weiteren Auftritte von Röhrl / Geistdörfer bis ins Jahr 1987, bei denen sie noch drei weitere Siege auf Opel, Lancia und Audi feiern konnte. 1988 und 1989 trat Geistdörfer noch als Beifahrer von Hannu Mikkola im Mazda bei der Monte an, ehe das deutsche Erfolgsduo im Jahr 2020 in einem klassischen Porsche 911 am Start der Monte Carlo Historique standen. Natürlich stand hier nicht die Hatz nach Bestzeiten, sondern vielmehr der Spass im Mittelpunkt.

Fazit: Die Rallye Monte Carlo zum Einen und das erfolgreiche deutsche Rallye-Duo Walter Röhrl und Christian Geistdörfer zum Anderen sind eigentlich Gründe genug dieses Buch zu kaufen. Doch auch ohne diese Hochkaräter ist das Buch interessant umgesetzt, gerade weil es sich auf die bekannteste Rallye der Welt beschränkt. Auf insgesamt 16 Ausgaben blickt das Buch zurück und damit auch die unterschiedlichsten Reglements von der Gruppe 4 über die Gruppe B bis zur Gruppe A. Neben denen Informativen Texten lassen sich auch tolle Bilder aus den unterschiedlichen Jahren entdecken, welche immer einen gute Eindruck der jeweiligen Veranstaltung wiedergeben können und die Rallyefans sicher beeindrucken.
Der Preis von knapp 50 Euro ist fair für einen echten Insider-Bericht über viele Veranstaltungen der legendären Rallye Monte Carlo. Für Rallye-Fans eine unverzichtbare Lektüre und für Röhrl- sowie Geistdörfer-Fans ein Muss.

Bibliografie:
Titel: Unsere 4 Monte-Siege – Walter Röhrls Meisterstück
Autor: Christian Geistdörfer
Umfang: 224 Seiten, 280 Fotos und Abbildungen
Format: 237 x 271 mm
Bindung: Gebunden
Auflage: 10/2020
Preis: 49,90 €
ISBN: 978-3-667-11981-0
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Audi AG, Delius Klasing, Marco Rassfeld