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Buch – Alfa Romeo – Das Werk

Die Ära Arese war für viele Alfisti ein Highlight in der Geschichte von Alfa Romeo. Das Werk in Norden von Mailand sollte eine der modernsten Automobil-Fabriken der Welt werden und wurde es schließlich auch. Im Heel Verlag erschien schon vor vier Jahren ein Buch über das große Werk, welches auch mit einem Sonderpreis beim Autobuch des Jahres ausgezeichnet werden sollte.

Karosserie-Ballett in Arese – ein bildliche Hommage an das große Werk.

Das Buch ist im großen Hochformat realisiert worden, so dass es in jedem Fall ausreichend Platz gibt um die Historie des Werkes Arese zu beleuchten. Logisch scheint, das als Farbe des Buches rot gewählt wurde, die Rennfarbe der Italiener und bei Alfa Romeo-Modellen auch häufig zu finden. Dazu ist sowohl der klassische Alfa Romeo-Schriftzug in großen Lettern auf dem Titel abgebildet und auch das Logo, noch mit dem Hinweis „Milano“, findet sich wieder. Titel, Untertitel, Autor und Verlag sind natürlich auch zu finden und als Aufmacher findet sich eine großformatige Farbaufnahme aus der Produktion wieder. Mit verschiedenen Modellen vom Tipo 105 scheinen die Anlage hier ein Ballett-Stück aufzuführen, während die Karosserien auf dem Weg zum Lackieren sind, oder gerade davon wiederkommen. Das Bild ist umso beeindruckender wenn man bedenkt, das diese aus der Zeit der 1960er Jahre stammte. Auf der Rückseite des Buches finden sich drei weitere Bilder wieder, welche durch eine Glanzlackierung hervorgehoben werden. Den selben Glanz findet man im übrigen auf dem Schriftzug und Logo auf dem Titel wieder, hier fallen diese aber kaum auf. Dazu gibt es einen kurzen Klappentext, der auch schon einige Modelle aus der Produktion aus dem legendären Werk Stabilimento di Arese aufzählt. Freunde der Marke sind aber sicher eh schon neugierig genug …

Schon in der Bauphase zeigen sich die beeindruckende Ausmaße des neuen Werkes.

Das Buch verfügt über einen Schutzumschlag, die Gestaltung der Buchdeckel entspricht aber diesem, ohne das hierbei die Glanzlackierung verwendet wurde. Nach dem Aufschlagen zeigt sich auf dem Vorsatz eine weitere Aufnahme aus der Produktion in der vier verschiedenen Modelle parallel gecheckt werde. Im Hintergrund kann man auch wieder unzählige Karosserien entdecken, die sich ihren Weg durch die Hallen bahnen. Auch der Nachsatz zeigt eine großformatige Aufnahme, in diesem Fall aber den Abtransport von fertigen Modellen. Diese werden stilgerecht von einem Alfa Romeo-LKW durch einen Kreisverkehr vor dem Werk abtransportiert.
Das Inhaltsverzeichnis zeigt dann einen Aufteilung des Buches in stattlicher zwölf Kapitel und vor allem das Werk und die Modelle erhalten zudem zahlreiche Unterkapitel. Gemeinsam belegen diese beiden Kapitel über die Hälfte aller Seiten um Buch und sind daher die Umfangreichsten.
Doch zunächst folgt nach einen kurzen Danksagung und einem Blick auf den Autor ein Vorwort des selbigen. Hier erfährt man vorab schon einige interessante Informationen. So wurde das Werk in unmittelbarer Nähe zur Autostrada A8 gebaut um eine günstige Verkehrsanbindung zu haben. Für viele Italien-Urlauber ist sicher auch der Anblick des großen Alfa Romeo-Schriftzzuges auf dem Dach des Werkes noch in guter Erinnerung. Das Werk war so groß, dass es sich auf der Fläche von vier Gemeinden verteilen sollte. Neben Arese befand sich das Werk so auch in Rho, Garbagnate Milanese und Lainate, teilweise verliefen die Grenzen der Gemeinden mitten durch die imposanten Produktionshallen.

Die Bebilderung zeigt viele Aufnahmen, welche einen tiefen Einblick in die Produktion zulassen.

Die Geschichte zeigt dann als erstes Kapitel den Umzug Von Portello nach Arese. Hier geht das Buch bis ins Jahr 1910 zurück, in dem die Firma A.L.F.A. durch die Übernahme der Fabrik der kurz von dem Konkurs stehenden Sociéta Anonima Italiana Darracq entstand. Schnell wurden die Fahrzeugen erfolgreich und sorgten mit vielen, erfolgreichen Einsätzen im Motorsport für die notwendige Aufmerksamkeit. Immer wieder begleiteten aber finanziellen Schwierigkeiten die Firma und so übernahm Nicola Romeo den Hersteller im ersten Weltkrieg. Schon im November 1918 nahm man die Produktion von Fahrzeugen wieder auf, nun unter dem Namen Alfa Romeo. Nach und nach konnte man die Produktion nun stetig steigern und als Nicola Romeo 1938 im Alter von 62 Jahren verstarb, war der Hersteller schon 1933 durch die Staatsholding IRI übernommen worden. Der zweite Weltkrieg sorgte auch bei Alfa Romeo für hohe Schäden und das Werk in Portello wurde fast vollständig zerstört. Das Werk wurde aber wieder aufgebaut und schon 1950 konnte man mit dem Alfa Romeo 1900 ein neues Modell vorstellen, welches den Ansprüchen der Käufer entsprach. Die Nachfrage nach dem 1900 und auch weiteren Modellen wie dem 6C, dem 8C und auch der Giulietta sorgte aber schnell dafür das die Kapazitäten ausgeschöpft wurden und man sich nach einen neuen Raum zur Produktion umsehen musste. Eine weitere Vergrößerung des Werkes in Portello war nicht möglich, denn das Werk befand sich in einem Wohngebiet. So wurde Ende Februar 1959 den Neubau in Arese beschlossen, das Gelände war nur zehn Kilometer außerhalb von Mailand und verfügte auch schon über ein optimale Verkehrsanbindung. Durch verschiedene Verzögerung der Bauphasen konnte das Werk die Produktion erst 1964 statt wie ursprünglich geplant 1962 starten. So war die Giulia GT das erste Modell, welches komplett in Arese gebaut werden sollte.
Zu diesen vielen textlichen Informationen finden sich immer auch große Anzahl an Bilder wieder, welche immer zeitgenössisch sind und somit passend zum Text platziert wurden. Es folgt auch noch eine kleiner Überblick der Entwicklungen über die Jahre in einer jeweils kurzen Zusammenfassung bis zu Drucklegung von Buch.

14 verschiedene Modelle wurden in Arese produziert – die wichtigsten Infos gibt es im Buch zu jedem.

Der Aufbau zog sich über vier Bauphasen bis die imposante Fabrik komplett war. Das zweite Kapitel liefert einen Überblick darüber wie Das modernste Automobilwerk der Welt entsteht. Hier finden sich viele Fotos aus dem Archiv von Alfa Romeo wieder, welche die unterschiedlichen Bauphasen zeigen und den Aufbau mit beeindruckenden Aufnahmen und natürlich auch die dazu passenden textlichen Informationen.
Das Werk – Lo Stabilimento Alfa Romeo di Arese lautet dann der Titel zum dritten Kapitel des Buches und blickt nach und nach auf alle Bestandteile der gewaltigen Anlage. Auf über zwei Millionen Quadratmetern erstreckte sich der Komplex, welcher sich in knapp zwei Dutzend Hallen aufteilen sollte. Dieser Platz war notwendig, weil man durch die neuen Produktionshallen anstrebte eine Fertigungstiefe von etwa 75 Prozent zu erreichen. Man war, im Gegensatz zu heute, noch nicht abhängig von einer Vielzahl von Zulieferern, sondern stellte so viel wie möglich selbst her. Heutzutage ist eine solche Tiefe fast unmöglich, denn durch die hohe Spezialisierung sind die Zulieferer deutlich günstiger in der Produktion von einzelnen Bauteile und liefern diese Just-in-Time zu den entsprechenden Werken. Natürlich gab es auch in Arese einen Teil an dem die Anlieferung erfolgte. Hierzu finden sich erneut beeindruckende Fotos wieder, welche Hallen voll mit Blechteilen zeigen. Auch ein Teilelager wurde Bestandteile des Werkes und von hier aus wurde diverse Teile zu Reparatur an die Kunden in aller Welt versendet. Schon damals sorgten halbautomatische Anlage für die Zusammenstellung von Kleinteilen. Ein weiterer Hinweis auf die moderne Ausrichtung des Werkes durch Alfa Romeo. Im weiteren Verlauf zeigen sich noch die restlichen Bestandteile des Werkes und neben den üblichen Verdächtigen wie Karosseriebau oder Lackierei finden sich auch die Endkontrolle oder die Kantinen und Parkplätze wieder. Ein imposante Darstellung, welche alle Leser mitreißen kann. Die opulente Bebilderung ist dabei auch ein wichtiger Bestandteil und gibt tolle Einblicke.

Das Anfang von Ende – leider war die Belegschaft sehr streikwillig und beeinflusste die Produktion häufig.

Die Modelle – Alfas aus Arese folgt dann und gibt einen kompletten Überblick über alle Modelle, welche im Werk gefertigt werden sollten. Von 1962 bis 2005 wurden in Arese Automobile von Alfa Romeo produziert und hierbei wurden 14 verschiedene Modelle gefertigt, natürlich war jedes mit unterschiedlichen Motorisierungen erhältlich und auch mit den üblichen Modell-Entwicklungen in Laufe des Zyklus werden im Buch aufgeführt. Das Giulia Coupé war, wie schon erwähnt, das erste Modelle aus Arese und ist bis heute ein angesehener Klassiker. Die Giulia Limosine folgte ab 1964 und war das Volumenmodell von Alfa Romeo. Auch der Berlina, der Montreal und der Spider war noch Modelle des Tipo 105. 1972 startete dann mit der Alfetta eine komplett neue Konstruktion, die erst mit Verspätung als Nachfolger des Berlina in Produktion gehen sollte. Der Alfasud, welcher in neuen Werk im Süden Italiens gebaut werden sollte sorgte für diese Verspätung. Zwei Jahre später war auch das Alfetta Coupé erhältlich, welches später noch als GTV angeboten werden sollte. Mit Giuletta als günstige Alternative zur Alfetta und dem großen Alfa 6 waren weitere Modelle in der Produktion. Der Alfa 90 sollte 1984 den Alfetta ablösen und der 75 ein Jahr später die Giulietta. Der 75 gilt als letzte eigenständige Konstruktion von Alfa Romeo, ehe die Übernahme durch Fiat erfolgte. So waren sowohl Nachfolger des Alfa 6, der 164 (ab 1987) als auch der GTV und das Schwestermodell Spider ab 1994 unter der Regie von Fiat entwickelt, wobei man aber immer bemüht war die Eigenständigkeit der sportlichen Tochter zu erhalten. Zu allen Modellen liefert das Buch noch Produktionszahlen und auch die wichtigsten technischen Daten.
Des Weiteren finden sich noch acht weitere Kapitel wieder, welche auf unterschiedlichste Bereiche wie das Centro Stile oder das Centro Documentazione blicken. Auch das Ende der Fabrik wird noch eingehend dargelegt und nach dem Abbruch gibt es zum Schluss noch einige sehr interessante Kurzportraits der wichtigsten Menschen hinter der Geschichte von Alfa Romeo in Arese.

Fazit: Das Werk Arese ist bis heute für viele Alfisti zu Recht ein Highlight aus der Geschichte von Alfa Romeo. Mit dem Beginn der Produktion entstanden hier beeindruckende Automobile, von denen viele heute noch träumen. Das Buch bietet einen unglaublich tiefen Einblick in die Geschichte des Werkes mit allem drum und dran. Mit einer unglaublichen Anzahl an Bildern zeigen sich unzählige Motive, die kaum bekannt sein dürften und somit ein Highlight für alle Automobil-Fanatiker sein werden. Die textlichen Aufarbeitung ist dazu erstklassig und liefert weitere wertvolle Informationen. Dabei kommen kurze und prägnante Texte zum Einsatz, so dass der Lesefluss sich im idealen Gleichgewicht mit den Bilder einstellen kann.
Zum Preis von knapp unter 50 Euro ist das Buch somit ein Muss für alle Alfitsi und auch für alle Menschen, die sich generell für Automobile und deren Produktion interessieren. Einen Sonderpreis beim Autobuch des Jahres erhielt diese Buch vollkommen zurecht.

Bibliografie:
Titel: Alfa Romeo – Das Werk –
Die Ära Arese
Autor: Umberto Di Paolo
Umfang: 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Format: 240 x 285 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 05/2017
Preis: 49,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-482-0
Bestellbar beim Verlag unter:
www.heel-verlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Heel Verlag, Marco Rassfeld