Kategorien
Buch

Buch – Vision. Konstruktion. Innovation.

Porsche Engineering | Pionierleistungen seit 1931. – ein interessanter Buchtitel zu einem neuen Buch aus der Edition Porsche Museum. Denn die traditionellen Sportwagen und auch die aktuellen SUV’s und Limousinen sind vermutlich vielen bekannt, dabei ist Porsche viel mehr. Der Motorbuch Verlag hat nun ein anderes Porsche-Buch auf dem Markt gebracht, welches sich um die Konstruktionen der Porsche-Ingenieure seit 1931 dreht, Dabei sollte es einiges zu entdecken geben …

Konstruktionen waren und sind der Mittelpunkt von Porsche – das verdeutlicht auch der Titel.

Das Buch kommt im recht großen Querformat daher und zeigt schon auf dem Titel die Besonderheit des Buches auf. Denn hier findet sich eben kein tolles Bild eines Porsche 911, die eigentlich unverzichtbare Ikone aus der Porsche Modellgeschichte, wieder. Man erkennt einen Windstrom, der eine Silhouette andeutet und im hinteren Ende in einem binären Zahlencode endet. Virtuell platziert wurde eine technische Zeichnung eines kleinen Rennwagens der älteren Generation, welcher sogar einen passenden Schatten spendiert bekommen hat. Die schlichte, weiße Farbe dieser Zeichnung findet sich auch im Buchtitel, Untertitel und der Edition wieder und bilden damit einen tollen Kontrast zum dunkeln Hintergrund. Als Highlight kann man dazu noch vor allem hapitsch einen Glanzlack entdecken, der sich auf den Außenlinien der Zeichnung und auch dem Buchtitel wiederfindet. Auch auf dem Buchrücken ist dieser Lack auf dem Buchtitel zu spüren und auf der Rückseiten auf zwei weiteren stilisierten Zeichnungen von aktuellen Modellen. Hier zeigt sich im Hintergrund zudem einen alte Aufnahme aus der Motoren-Konstruktion und mit dem Taycan kann man auch das neuste Modell der Stuttgarter erkennen. Porsche-Kenner werden zudem keinerlei Schwierigkeiten haben die beiden Modelle im Hintergrund zu identifizieren. Somit vermittelt das Buch einen tollen ersten Eindruck, ohne mit einem Klappentext etwas über den Inhalt preiszugeben.

Schon früh leistete Ferdinand Porsche Pionierarbeit und suchte ungewöhnliche Lösungen.

Auch Vor- und Nachsatz wurden auf besondere Art und Weise gestaltet. Während sich auf dem Vorsatz noch im leichten Grauton ein Ausschnitt aus einer technischen Zeichnung entdecken lässt, zeigt sich der Nachsatz wieder mit den binären Zahlen 0 und 1. Innerhalb dieses Codes verstecken sich aber einige Buchstaben, welche sich zu Porsche Engineering formen.
Nachdem endgültigen Aufschlagen des Buches zeigt sich im Inhaltsverzeichnis die Einteilung, welche das Buch in sechs Kapitel unterteilt. Daneben zeigt ein großes Bild aus dem Windkanal die gewaltige Turbine in der gleichen Farbgebung wie das Buch außen. Auch zu jedem Kapiteleinstieg wird eine Bild großformatig abgebildet und zeigt sich in Blau-Schwarz, so dass man sich hier schnell wieder findet und eine gelungene Darstellung hat. Zum Prolog erhält der Leser dann auch gleich einen ersten Eindruck, wie die unzähligen Leistungen der Konstruktionen von Porsche präsentiert werden. So erwartet sicher nicht jeder Leser bei einem solchen Titel eine opulente Bebilderung, denn schließlich könnte man zu jeder Konstruktion auch ein eigenes Buch füllen. Doch konsequent nutzt das Buch sein großes Format aus und zeigt interessante Bilder aus der Geschichte von Porsche. Der erste Blick im Prolog geht in das Konstruktionsbüro in der Kronenstraße 24 in Stuttgart. Hier startete die Geschichte von Porsche, denn 1931 gründete Ferdinand Porsche hier sein eigenes Konstruktionsbüro. Auch den Gründer selbst kann man eine Seite später entdecken, an Steuer eines Volkswagens im Jahr 1950. In einem Text wird dann erläutert aus welchen Gründen er sich zum diesem Schritt entschloss und warum es auch so erfolgreich werden konnte. Heute beschäftigt Porsche Engineering rund 1.400 Mitarbeiter an fünf Standorten. Denn neben Stuttgart hat man inzwischen in Tschechien, Rumänien, Italien und China einige Büros. In weiteren Bildern finden sind hier auch noch die Abbildung der erste Visitenkarte und dem Türschild aus dem 1930er Jahren. Zu jedem Bild gibt es im übrigen eine Bildunterschrift, so dass keine Erklärung fehlt.

Ob ein Design für amerikanische Hersteller oder ein Schwimmwagen – das Repertoire ist erstaunlich.

Ferdinand Porsche als Pionier des Automobils – so lautet dann die Überschrift zum ersten Kapitel des Buches. Dies blickt noch weiter zurück und startet mit der ersten noch existierenden Konstruktion von Ferdinand Porsche aus dem Jahr 1898. So entwickelte er für den Egger-Lohner C2 Phaeton das Fahrgestell und den Antrieb, dieser erfolgte hier elektrisch. Schon seit zwei Jahren beschäftigte Porsche sich mit der Konstruktion von Automobilen. Das Buch zeigt hier auch das Modell auf dem Stand von Lohner auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900. Wenig später entwickelte er ein Rennwagen mit vier Radnaben-Motoren, der somit über Allradantrieb verfügte und auch über Bremsen an allen vier Rädern. Ebenfalls 1900 konstruierte Porsche mit dem Semper Vivus den ersten voll funktionsfähigen Voll-Hybriden. Hier bildeten zwei Generatoren, die mit einem Benzinmotor gekoppelt waren die Ladeeinheit. Diese versorgte die Radnaben-Motoren und die Batterie mit Strom. Schon 1901 war der Lohner-Porsche Mixte mit dieser Technologie erhältlich. 1906 setzte man bei Mercedes mit dem Electrique auf das selbe Grundkonzept. Alleine mit diesen beiden frühen Konstruktionen war Porsche ein echter Pionier des Automobilbaus und probierte auch immer wieder neu und unbekannte Technologien aus. Als nächstes war Ferdinand Porsche aber als Technischer Direktor bei Austro Daimler angestellt und schuf hier weitere Meilensteine wie den Prinz-Heinrich-Wagen mit dem man 1910 die ersten drei Plätze der Prinz-Heinrich-Fahrt erreichen konnte und somit einen beeindruckende Erfolg einfahren konnte. Auch der Sascha war zunächst ein Rennwagen, der später aber auch als Serienmodell erhältlich war. Mit nur 600 kg Gewicht achtete Porsche schon damals auf das Gewicht und zudem durch einen kurzen Radstand eine beachtliche Wendigkeit. Beides weitere Lösungen, welches damals recht ungewöhnlich waren und wieder die Innovation verdeutlichen.

In Weissach schuf Porsche eine hochmoderne Basis zur Entwicklung von modernen Automobilen.

Das Porsche Konstruktionsbüro gründete Ferdinand Porsche schließlich im Jahr 1931 und machte sich damit unabhängig von einem Arbeitgeber. Zu oft sah er sich in seiner Freiheit als Konstrukteur eingeschränkt, vor allem durch die immer wieder aufkommenden Diskussionen über das Budget. Ein Zitat von ihm ist dafür stellvertretend schon im Prolog wiederzufinden:

„Wie komm‘ ich dazu (…) Grundlagen zu schaffen und dann kann ich wieder gehen.
Es ist doch besser, ich mache mein eigenes Büro und arbeite für alle.

Ferdinand Porsche

Das Spektrum der neu gegründeten Firma umfasste die gesamte Bandbreite der Kraftfahrzeugtechnik. Die Rennwagen der Auto Union oder der Volkswagen Käfer gehen auf Porsche zurück, wie weitere legendäre Modelle. Mit dem Patent der Drehstabfederung konnte man sich den weltweiten Einsatz in unzähligen Anwendungen sichern und schuf auch hiermit eine wichtige Basis. Die Konstruktionen werden durchnummeriert und heute schon legendär ist die Nutzung der 7 als erste Zahl. Somit wollte Porsche seinen Kunden nicht verunsichern, denn schließlich wollte man mit erfahrenen Firmen zusammenarbeiten. Für Wanderer entstand so der Typ 7, der in intensiven Test 100.000 Kilometer in fünf Monate zurücklegen sollte. Der Typ 8, ebenfalls ursprünglich für Wanderer konstruiert, war mit einem Reihen-Achtzylinder-Motor ausgestattet und verfügte über eine beeindruckende Stromlinien-Karosserie. Der Rennwagen für die Auto Union war schon der Typ 22 und sollte sich bei den Rennen gegen die Konkurrenz gut behaupten und ist bis heute eine beeindruckende Konstruktion. Doch neben den Rennwagen beschäftigte sich Porsche schon früh mit dem Thema Kleinwagen und arbeitete für NSU schon 1933 am Typ 32. Der Typ 60 war schließlich die Grundlage zum kommenden Volkswagen, der die Massen schließlich motorisieren sollte. Auch für den Einsatz im Krieg konstruierte Porsche Fahrzeuge, sei es als Kübelwagen auf Basis des Typ 60 oder als extremer Panzer Typ 206 mit dem Spitznamen „Maus“.

Auf viele Modelle hatte Porsche Einfluss, unter anderem auch auf den russischen Lada Samara.

Kundenentwicklung und Sportwagenfertigung waren dann die Themen, welche Porsche nach dem zweiten Weltkrieg bewegten. Nachdem es in Stuttgart zu unsicher wurde, zog man sich in österreichische Gmünd zurück und seine Kinder Ferry Porsche und Louise Piëch gründeten die Porsche Konstruktionsbüro GmbH im Jahr 1947. Hier wurde auch die Produktion eigener Fahrzeuge immer weiter verfolgt und startete mit der Betriebserlaubnis des 356 „Nr.1″ Roadster am 8. Juni 1948. Das Portfolio war aber beeindruckend breit aufgestellt und umfasste auch kleine Traktoren, Wasserkraftanlagen oder Seilwinden. Doch Automobile sollte weiterhin im Fokus von Porsche bleiben und der Typ 360 war die Konstruktion einen Grand Prix-Rennwagens für Cisitalia. Da Ferdinand sich noch in Gefangenschaft befand, war sein Sohn Ferry für die Konstruktion verantwortlich. Nach seiner Rückkehr fand Ferdinand aber große Anerkennung für die Ideen seines Sohnes. In den 1950er Jahren startete man schließlich die Produktion des 356 in Stuttgart, nachdem eine kleine Menge schon in Gmünd hergestellt wurden. Dies war der Beginn einer langen Erfolgsgeschichte, welche bis heute andauert.
Mit dem Entwicklungszentrum in Weissach schritt der Wachstum voran und erweiterte die Möglichkeit der Konstrukteure erheblich. Tolle Bilder zeigen Tests mit dem 914, dem 908 LH und natürlich auch dem 911, der als Nachfolger den 356 beerben sollte. Doch auch Fremdaufträge wie der Nachfolger des Käfers von Volkswagen, an dem über vier Jahr gearbeitet wurde. Mit der Zeit schritt auch die Technik immer weiter voran und Porsche konnte neue Technologien einsetzen. Es gibt so sehr viel zu entdecken im Buch bis hin zum Wettbewerbsschlitten für Georg Hackl oder unzähligen weiteren Highlights. Das letzte Kapitel gibt einen tollen Überblick über viele Konstruktionen Made by Porsche.

Fazit: Die Bücher zum Thema Porsche sind sehr zahlreich und lassen kaum ein Detail aus, aber im Dschungel dieser Masse ist dieses Buch was besonderes. Es blickt über den Tellerrand der Marke Porsche hinaus und zeigt die Leistungen der Konstrukteure. In vielen Bereichen waren diese aktiv und schufen außergewöhnliche Lösungen. Hier erhält man einen tollen Überblick und findet dazu eine reiche Bebilderung, die oftmals auch das große Format des Buches ausnutzt. Sicher werden hier die meisten Leser auch noch etwas entdecken was noch nicht bekannt war.
Der Preis von knapp 40 Euro ist fair und das Buch bietet einen kurzweiligen Blick auf die vielen Konstruktionen von Porsche – vom Lohner-Egger C2 Phaeton bis zum Taycan oder auch Cayenne Coupé.

Bibliografie:
Titel: Porsche Engineering – Vision. Konstruktion. Innovation Pionierleistungen seit 1931
Umfang: 240 Seiten, 140 Bilder
Format: 295 x 240 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 06/2021
Preis: 39,90 €
ISBN: 978-3-613-32010-9
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Porsche, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld