Die Kult-Tankstelle am Nürburgring. Fahrer, Fans und Anekdoten. – als einer der weltweit bekanntesten Rennstrecke ist der Nürburgring in der Eifel bekannt. Die „grüne Hölle“ schuf im Laufe der Jahre viele einmalige Erinnerungen des Motorsports. Oftmals verbunden mit legendären Streckenabschnitten wie der Döttinger Höhe. Hier prägt eine Tankstelle schon seit der Eröffnung das Umfeld. In Eigenregie realisierte man nun ein Buch über die Geschichte der Kulttankstelle Döttinger Höhe.
Das Buch ist im kompakten, aber keinesfalls kleinen, quadratischen Format ausgeführt. Dies gibt dem Titel eine gute Handlichkeit, aber ermöglicht auch den Spagat um mögliche Bilder ausreichend groß präsentieren zu können. Als Titelbild zeigt sich eine recht aktuelle Szene der Tankstelle in einen tollen Dämmerungsstimmung mit der Burg Nürburg im Hintergrund. Dazu finden sich noch die offiziellen Autoren wieder, wobei das Buch und die Geschichten darin von Hans-Joachim Retterath stammen, vielen auch unter seinem Spitznamen „Retti“ bekannt. Unter dem Bild nimmt ein schwarzer Hintergrund die Abendstimmung auf und darauf platziert findet sich der Titel, sowie die Untertitel, dazu noch einen Hinweis auf die Edition Döttinger Höhe, welches auch noch mit einem gelungenen Icon des Streckenverlaufs unterstützt wird. Die Rückseite zeigt einen ebenso großes Bild und den darunter liegenden, schwarzen Hintergrund. Diesmal ist die Burg Nürburg das alleinige Motiv, welches vermutlich abseits des Renngeschehen auch die tolle Landschaft und mögliche Ruhe darstellen soll. Ein kurzer Klappentext klärt den Leser unmittelbar darüber auf, dass es sich bei dem Begriff Döttinger Höhe um eine Flurbezeichnung handelt. Das umfangreiche Angebot des Betriebes der Retterath’s umfasst dazu noch vielmehr als nur Diesel, Benzin und Gas und ist zu einem Treffpunkt der Szene geworden.
Der Vor- und Nachsatz vom Buch wird genutzt um je eine große Aufnahme der Döttinger Höhe zu zeigen, so findet sich beim Einstieg eine Luftaufnahme wieder, welche die Nähe zur Rennstrecke optimal verdeutlicht. Während an der Tankstelle reger Betrieb herrscht, kann man auf der unmittelbar nebenan verlaufenden Rennstrecke einen Rennwagen entdecken. Auf dem Nachsatz hingegen findet sich eine Nachtaufnahme wieder, welche einen unverändert regen Betrieb an der Döttinger Höhe zeigt, die hell erleuchtet auf ihre Kunden wartet. Noch vor dem Inhaltsverzeichnis findet sich ein Bild von stolzen Betreiber der Döttinger Höhe mit einem historischen Rennwagen wieder. Dieser steht an der Tankstelle, was in diesem Umfeld im Übrigen öfters vorkommt, denn neben außergewöhnlichen und seltenen Automobilen finden sich auch immer mal wieder Rennwagen an der Döttinger Höhe wieder. Es folgt das Inhaltsverzeichnis, welches die Geschichte in neun Haupt-Kapitel unterteilt und zudem noch viele, bekannte Menschen rund um dem Nürburgring die Möglichkeit gibt, ihre Erinnerungen an die Döttinger Höhe zu teilen.
So liefern schon zu Beginn zwei bekannte Gesichter der Rennszene die Vorworte für einen Blick auf die Tankstelle und auch das Gasthaus. Kurt Ahrens war ein Rennfahrer, der seinen meisten Rennen in den 1960er Jahren fuhr und damit in einer vollkommen andere Zeit als heute. Die Sicherheit von Strecke und Rennwagen waren längst nicht so weit entwickelt wie heute. Das gleiche galt auch für die Infrastruktur rund um die Rennstrecke. So startet seine Erinnerung auch mit dem Gasthaus Döttinger Höhe, welches zur damaligen Zeit die Unterkunft von vielen bekannten Teams und Rennfahrer aus der ganzen Welt sein sollte. Das zweite Vorwort stammt von Dirk Thiemann, dem Teamchef von Phoenix Racing, die in unmittelbarer Nähe zur Döttinger Höhe ansässig sind.
Schon diese beiden Vorworten sind gespickt mit persönlichen Erinnerungen und zeigen schon einige tolle Anekdoten aus der langen Geschichte der Döttinger Höhe auf. So kann man diese als Einstieg in eine unfassbare Erinnerungs-Sammlung auffassen, denn im Buch gibt es noch viele weitere Geschichte zu entdecken. Ehe die chronologische Darstellung der Geschichte startet blickt ein Prolog auf Die Döttinger Höhe – seit 90 Jahren Kult. Hier findet der Leser einen Überblick über die 90 Jahre, in denen sich sowohl die Döttinger Höhe immer weiterentwickelte, aber auch der Nürburgring unterschiedlichste Phasen durchlaufen sollte. Mit einige Bildern erhält man zudem einen Rückblick in die Vergangenheit, welche die damaligen noch einfachen Verhältnisse widerspiegeln.
Von der Gründung bis 1945 ist dann die Überschrift zum ersten Kapitel, welches vor allen die Anfangsjahre in den Mittelpunkt stellt. Die Planungen zum Bau einer Rennstrecke in der strukturschwachen Eifel sollten die Region stärken und Arbeitsplätze schaffen. Am 1. Juli 1925 startete schließlich das große Bauvorhaben zur Realisierung einer „Gebirgs-, Renn- und Prüfungs-Straße“ wie es damals aufgezeichnet wurde. Das sich Jürgen Degen, der Großvater von Hans-Joachim Retterrath um ein Grundstück in der unmittelbaren Nähe des geplanten Ring bemühte, war vermutlich Kalkül. Dennoch war es nicht frei von Risiko, denn die Baukosten für die Rennstrecke explodierten förmlich. Von ursprünglich geplanten 2,5 Millionen Reichsmark wurden stattlich 14,5 Millionen Reichsmark, von denen der Kreis Adenau mehr als ein Drittel zu tragen hatte,
Doch schon das erste Rennwochenende sollte die Anziehungskraft der neuen Rennstrecke offenbaren. Denn unfassbare 85.000 Zuschauer kamen im Juni 1927 zu dem ersten Rennen, an denen zunächst Motorräder und am Folgetag die Automobile die neue Rennstrecke unter die Räder nahmen. Während der Zufahrt zum Nürburgring kam man unweigerlich an dem Gasthaus mit Tankstelle an der Döttinger Höhe vorbei, so dass es auch hier schnell zu einen hohen Menschenauflauf kam. So entstanden an einem Wochenende gleich zwei Legenden – der Nürburgring und die Döttinger Höhe. Die Szenen welche sich in den Anfangskahren rund um die Döttinger Höhe abspielen sollten sind heute kaum zu glauben. Wobei sicherlich am unfassbarsten die Geschichte von Bernd Rosemeyer und seinem Flugzeug sein dürfte. Der erfolgreiche Rennfahrer reiste zur Testfahrten für das Eifelrennen im eigenen Flugzeug an und landete auf dem nahe gelegenen Segelflugplatz. Starten konnte er von dort allerdings nicht, so dass man mit vereinten Kräften das Flugzeug über die Umzäunung der Rennstrecke trug. Anschließend konnte Rosemeyer den Start- und Ziel-Bereich nutzen um vor den begeisterten Zuschauer wieder Richtung Heimat abzuheben. Im Buch findet sich hierzu ebenso ein Bild wie zu verschiedenen Szenen rund um die Entwicklung der Döttinger Höhe. Ein echter Schatz für alle Fans der legendären Grünen Hölle. Diesen Namen bekam die Rennstrecke im übrigen es viel später, durch Sir Jackie Stewart, denn dieser bezeichnete die schwierige Rennstrecke in den 1960er so. Damals gab es viele verheerende Unfälle auf dem Nürburgring, denn vor allem die Rennwagen der Formel 1 wurden immer schneller und waren mit der anspruchsvollen Rennstrecke im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr kompatibel.
Das die Rennstrecke auch diese Phase überstehen konnte, hat sie sicherlich auch seinen Beliebtheit zu verdanken, aber keinesfalls war die Entwicklung leicht. Für den Betrieb der Döttinger Höhe waren die Rennwochenende zwar immer ein echter Ausnahmezustand, an dem reger Betrieb herrschte, aber waren die Motoren verstummt, so wurde es auch hier schnell wieder still. Nach dem zweiten Weltkrieg startete der Rennbetrieb wieder am 13. August 1947 mit einem Rennen für Motorräder mit und ohne Seitenwagen, die Automobile kehrten dann 1949 wieder zurück zum Ring und die Geschichte rund um die Döttinger Höhe nahm wieder Fahrt auf. Ein Bild vom Start zum Großen Preis vom Deutschland im Jahr 1951 zeugt von der hohen Begeisterung, welche die Rennen auf die Zuschauer ausstrahlten. Mit 150.000 Zuschauer war das erste internationale Automobilrennen ein echtes Highlight in der Rennfahrer-Größen wie Alberto Ascari, Juan Manuel Fangio und Nino Farina am Start standen. Gerade der Argentinier Fangio sollte sein großen Können auf der anspruchsvollen Strecke ein ums andere Mal beweisen und fuhr hier legendäre Rennen gegen die teilweise chancenlose Konkurrenz. 1949 war es dann soweit Familie Retterath übernimmt die Döttinger Höhe. Anna war die Tocher von Jürgen Degen und heiratete Silvester Retterath, mit dem sie gemeinsam den väterlichen Betrieb übernahm. 1951 erblickt schließlich Sohn Hans-Joachim das Licht der Welt und wuchs so im unmittelbaren Umfeld des Nürburgrings auf. Was das Buch dann noch für Geschichten zu erzählen hat, ist sicherlich einmalig und von außen betrachtet sind dieses oftmals kaum zu glauben. Die Verhältnisse in den damaligen Jugendjahren von Hans-Joachim Retterath waren natürlich deutlich anders als heute und ließen unfassbare Geschichte zu. Wer könnte heute noch einen Formel 1-Fahrer einen Kanister voll Benzin auf die Strecke bringen, wenn diese liegen geblieben war? Die Erlebnisse sind fraglos einmalig und etwas Besonderes, sie nach zu erleben ermöglicht dem Leser eine Zeitreise durch die Geschichte der Döttinger Höhe.
Fazit: Das Buch liefert mit einem Inhalt einen tollen Blick auf die Erinnerungen von Hans-Joachim Retterath, welcher die Döttinger Höhe von Kindheit an prägen sollte. So sind seine Erinnerungen an seine Jugend ebenso wertvoll wie die aktuellen Erlebnisse. Das Erlesen der Geschichte der Döttinger Höhe wird zudem noch unterstützt von eine Vielzahl von Bildern, welche die Geschichte Revue passieren lassen. Hier sind auch viele Aufnahmen aus dem privaten Archiv von Hans-Joachim Retterath wiederzufinden, welche in dieser Form erstmals veröffentlicht wurden. Dies macht das Buch zur echten Schatzkammer und die Fans des Nürburgrings und der Döttinger Höhe werden das Schwelgen in Erinnerungen sicher wertschätzen.
Der Preis von knapp unter 30 Euro kann das Buch als Schnäppchen durchgehen. Zwar gibt es technisch keine Besonderheiten, aber die Texte und Bilder sind hier die echten Stars und machen das Buch eigentlich unverzichtbar für alle Rennsport-Fans.
Bibliografie:
Titel: Döttinger Höhe – Die Kult-Tankstelle am Nürburgring | Fahrer, Fans und Anekdoten
Autoren: Axel Vogel, Jörg-Thomas Födisch
Umfang: 184 Seiten, 260 Fotos, rund 30 Abbildungen
Format: 240 x 240 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 07/2021
Preis: 29,90€
ISBN: 978-3-00-068613-9
Online Bestellbar bei: www.imd-motorsport.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Inter Media Distribution, Marco Rassfeld
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