Kategorien
Buch

Buch – Amerikanische Automobile der 50er und 60er Jahre

Die Geschichte des Automobils ist weltweit durchaus regional unterschiedlich. Dies ist begründet in den jeweiligen Umständen in den Ländern, wobei die Weltmacht USA so oder so immer ein besonderer Markt war und auch noch heute ist. In den 1950ern und 1960ern entstanden dort einmalig opulente Formen und den Automobile wuchsen sprichwörtlich Flügel. Der Heel Verlag fast die wichtigsten Modelle in einem ebenfalls opulenten Buch zusammen.

Einige Bilder geben einen Vorgeschmack
auf den Inhalt.

Das Buch kommt zunächst mit einem beeindruckenden Gewicht von knapp 3,5 Kilogramm daher und ist somit ein echter Brocken. Verantwortlich dafür sind über 600 Seiten, welche auch noch im großen Hochformat umgesetzt wurden. Viel dünner kann ein Buch über den umfangreichen US-Markt aber auch kaum ausfallen. Sicherlich wird aufmerksamen Beobachter der Autobuch-Szene das Thema bekannt vorkommen. Das Buch gab es schon in früheren Auflagen sowohl einzeln für die 50er und 60er aber auch als Doppelband wurde das Buch schon öfters veröffentlicht. Der Ursprung des Buches stammt gar aus den Jahren 1989 und 1992, denn dann erschienen erstmals die amerikanische Originalausgaben. Dies alles beweist auch, dass die Arbeit der Autoren einmalig und besonders sein muss. Nur selten werden Bücher immer wieder neuaufgelegt und dazu noch ohne tiefgreifende, inhaltliche Änderungen. Somit ist dieses Buch die Basis für alle US-Car-Liebhaber der Automobile aus den 1950ern und 1960ern Jahren, welche fraglos viele tolle Modelle beinhaltet.

Cunningham versuchte sich im Bau von interessanten Sportwagen.

Schnell nach dem Aufschlagen landet man im Inhaltsverzeichnis, welches das Buch zunächst in die beiden Dekaden unterteilt. Dann finden sich die passenden Automobile in alphabetischer Reihenfolge nach Hersteller wieder. Bei der Mehrzahl der Hersteller werden die Modelle dann chronologisch vorgestellt, so dass man auch immer die entsprechende Entwicklung nachvollziehen kann. Bei den großen Herstellen ist das Modellangebot dazu noch so umfassend, dass zwischendurch auch einige Modelle gemeinsam vorgestellt werden. Es ist in jedem Fall eine sehr hohe Anzahl an Fahrzeugen, welche im Buch wiederzufinden sind. Darunter fallen nicht nur die Modelle der Big Three, wie man die drei größten Hersteller auch gerne ehrfurchtsvoll nannte. Damit gemeint war Chrysler, Ford und General Motors welche unter zu Hilfenahme diverser Marken den damaligen Automobil-Markt in den USA fast nach Belieben beherrschten. Das spätere sehr beliebte Badge-Engineering war in diesen Jahren noch nicht sehr ausgeprägt und die Automobile der Konzern-Marken hatten ihren individuellen Charme. Damit einher ging auch immer, dass ein bestimmtes Klientel angesprochen werden sollte und dabei natürlich auch der Preis eine Rolle spielen sollte.
Ein kleines Vorwort blickt dann auf die spannende Phase, die vor allem durch die Rückkehrer aus dem zweiten Weltkrieg beeinflusst wurden. Deren Kaufkraft und die später Heranwachsenden waren maßgeblich verantwortlich für das immer umfangreichere Modellangebot.

Auch gefällige und moderne Formen wurden in den USA schon früh geschaffen – wie in diesem Fall von Muntz.

Schließlich startet die Vorstellung der Modelle mit einem echten Exoten. Denn mit gerade einmal 2.363 hergestellten Exemplare in zwei Modelljahren ist der Allstate ein rares Automobil für die Verhältnisse in den USA. Die konkreten Zahlen der hergestellten Exemplare finden sich zu jedem Fahrzeug im Buch wieder und sind eine wichtige Angabe, welche das Buch für viele allein schon deswegen sehr wertvoll machen wird. Auch finden sich die technischen Daten wieder, welche ebenfalls ein wichtiges Fundament für einen umfangreiche Darstellung der Modelle ist. Der Allstate war ein Modell des amerikanischen Waren- und Kaufhausgiganten Sears, Roebuck und Co.. Die dort angebotenen Waren stammten oft von bekannten Herstellern, aber die ursprüngliche Herkunft wurde in der Regel mit viel Aufwand verschleiert. Doch beim Allstate, der erstmals 1952 auf der hinteren Umschlagsseite des Sears-Katalogs auftauchte, war die Herkunft recht deutlich zu erkennen. Die Karosserie des Allstate glich dem Henry J von Kaiser Motors sehr deutlich und wurde außen nur in wenigen Details verändert. Der Innenraum wurde dagegen deutlich angepasst und entgegen dem flippigen Innenraum des Henry J fiel dieser beim Allstate deutlich gediegener aus. So war der Allstate eine der Blaupausen für die späteren Badge-Engineering-Exzesse der amerikanischen Hersteller und ist heute nur noch den Insidern der US-Car-Szene ein Begriff.

Als Gegenpol zum Erfolgreichen Ford Mustang brachte Chevrolet den Camaro in den Verkauf.

Mit dem Buick Roadmaster folgt dann eines der angesehensten und bekanntesten Modellen aus der lange Geschichte der US-Cars. Seit 1936 führte Buick den Roadmaster in seinem Programm und das Modell, welches von 1950 bis 1952 erhältlich war, basierte noch auch der dritten Generation, welche 1940 erstmals vorgestellt wurde. Schon damals beherrschte die Amerikaner die Kunst die Fahrzeuge zu jedem Modelljahr optisch so zu verändern, dass das Design stets dem Anspruch der Zeit entsprach. Diese Anpassungen werden im Text auch hinreichend beschrieben, so dass eine Unterscheidung beim unmittelbaren Vergleich leichtfallen wird. Der Roadmaster war das Spitzenmodell aus dem Angebot von Buick und konnte von Außenstehenden schnell an den vier Ventiports auf dem vorderen Kotflügel erkannt werden. Dies Texte, welche die Fahrzeuge beschreiben sind im Buch sehr umfangreich und aus diesem Grund leider recht klein geraten. So wurde zwar ermöglicht, dass man die umfangreichen Text auch in dem schon dicken Buch unterbringen kann, aber leider beeinträchtig dies die Lesbarkeit. Dadurch benötigt der Leser eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit und kann die Texts keinesfalls schnell überfliegen. Dazu gibt es zu jedem Modell auch einige Bilder, welche das Modell oftmals aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen und dazu auch immer wieder einige Details entdecken lässt. Schon das nächste Modell ist eine echte Besonderheit, denn der Skylark aus dem Jahr 1953 war Teil von drei Modellen mit denen General Motors die Show Cars Realität werden ließ. Die Fahrzeugen wurden nur in begrenzten Stückzahlen hergestellt und kamen dafür mit einem kompletten Ausstattung, welche keine Wünsche offen ließen.

Auch in den 1960er gab es noch skurrile Fahrzeuge wie dem Hawk von Studebaker.

Jedem Modell widmet das Buch ausnahmslos eine Doppelseite, so dass man sich schnell im Buch zurecht finden kann. Nach weiteren sechs Buick’s werden die Modelle der Nobelmarke Cadillac vorgestellt. Gerade diese sind bis heute bekannt für den hohen Anspruch und den großen Formen der Fahrzeuge. Dazu ließ man den Modelle die Heckflossen wachsen, welche bis heute für diese Epoche der amerikanischen Automobil-Industrie stehen. Die Größe schien keinerlei Rolle zu spielen und so entstanden unglaublich lange und schwere Automobile, welche auch heute noch beeindrucken können. Bürgerlicher sind da schon die Modelle von Chevrolet, welches so etwas wie die Basismarke von General Motors war. Bel Air, Impala, Nomad oder Corvette sind bis heute noch sehr gut klingende Namen und vor allen die Geschichte der Corvette ist beeindruckend. Denn als „erster“ amerikanischer Sportwagen begründete dieser eine bis heute reichende Modellhistorie. Neben den weiteren bekannten Marken wie Chrysler, Ford, Lincoln, Oldsmobile, Plymouth oder Pontiac lassen sich auch viele kleinerer und vor allem hierzulande nur weniger bekannten Marken wiederfinden. Cunningham, El Morocco, Gaylord oder Imperial sind nur ein paar Beispiele aus den 1950ern.
Die 1960er Jahre boten eine weniger umfangreiche Markenvielfalt, aber dafür deutlich mehr Modelle je Hersteller. Diese wollten jede mögliche Lücke mit dem eigenen Angebot befriedigen und somit jedem potentiellen Käufer ein passendes Angebot machen. In jenen Jahren entstand auch die Basis zu den bis heute beliebten Muscle Cars. Der Pontiac GTO war zunächst nur eine Optionspaket für den Tempest LeMans aber wurde schon bald eigenständig und stillte den Hunger nach Leistung. Nur ein weiteres Beispiel an typisch US-amerikanischen Automobilen, welche sich zu Hauf im Buch entdecken lassen.

Fazit: Das Buch bietet ein umfassenden Blick auf die wohl erfolgreichsten Jahre der US-amerikanischen Automobil-Industrie. Den Automobilen wurde mit immer modernerem Design versehen und die jährliche Modellpflege war fester Bestandteil. Den Ansprüchen der Kunden geschuldet wurden die Modelle auch immer spezieller und somit das Angebot immer umfangreicher. Die Modelle werden dazu mit allen notwendigen informationen vorgestellt und lassen kaum ein Details vermissen. Das Buch bildet in seiner neusten Ausgabe die Möglichkeit die einmalige Entwicklung einer großen Automobil-Industrie nach zu erleben.
Der Preis von unter 25 Euro ist ein Angebot was das Buch als echtes Schnäppchen durchgehen lässt. Ein solche umfangreiches Buch ist zu diesem Preis fast geschenkt und sollte in jeder gut sortierten Automobil-Bibliothek stehen.

Bibliografie:
Titel: Amerikanische Automobile der 50er und 60er Jahre
Autoren: Richard Langworth, Chris Poole und James R. Flammang
Umfang: 632 Seiten, 1.000 Abbildungen
Format: 250 x 320 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 02/2019
Preis: 24,99 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-899-6
Bestellbar beim Verlag unter:
www.heel-verlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Teddy Pieper ©2014 Courtesy of RM Auctions
, Heel Verlag, Marco Rassfeld