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Buch – Vignale

Masterpieces of Style – einen besseren Untertitel zu einer Buchreihe über die italienischen Karosseriebauer ist kaum möglich. Im pas­sen­der­wei­se ebenfalls aus Italien stammenden Verlag Giorgio Nada entsteht diese Buchreihe, welche in einzelnen Titeln auf die verschiedensten Firmen und ihrer Geschichte blickt. Vignale ist eine heute kaum noch bekannte Firma, dessen Geschichte schon früh enden sollte …

Ein klassischer Ferrari in ungewöhnlicher Farbkombination ziert den Titel.

Das Buch entspricht den Titel der Reihe, von denen hier inzwischen schon die über Zagato und Bertone vorgestellt wurden. So wurde auch hier das breite Hochformat verwendet, welches dafür sorgt, dass das Buch handlich bliebt aber auch nicht zu kompakt erscheint. Das Design der Buchreihe wird konsequent fortgeführt und zeigt einen stilvollen Titel. Unter dem Namen des Karosseriebauers in großen Buchstaben zeigt sich die Buchserie als Untertitel in diesem Fall auf einem blauen Band die Buchreihe. Diese Farbe wird sich als Akzentfarbe im Buch verwendet und findet sich so im gesamten Buch immer wieder. Das Verlagslogo ist zurückhaltend am unteren Rand platziert und das Highlight ist ein groß platziertes Bild eines Automobils. In diesem Fall ein Ferrari 212 Export Spyder in einer ungewöhnlichen grün-schwarzen Lackierung. Fraglos eine gelungenes Aufmacherbild welches dem Betrachter neugierig macht auf mehr. Auf der Rückseite finden sich vier weitere Bilder mit Fahrzeugen von Vignale und auch ein passender Klappentext. Das ganze liefert so einen tollen Schutzumschlag, der das eigentliche Buch umhüllt. Dieses ist in schwarzen Feinleinen ausgeführt und der Schriftzug VIGNALE wurde eingeprägt, eine sehr hochwertige und gelungene Aufmachung.

Für die längst verschollene Marke Cisitalia führte Vignale seine ersten Arbeiten durch.

Nach dem Aufschlagen findet man sich im Vorsatz im passenden Blauton und dem nochmaligen Hinweis auf die Buchreihe wieder. Der Nachsatz beendet im übrigen im selben Stil das Buch. Das Inhaltsverzeichnis zeigt dann die Unterteilung des Buches in sechs Kapitel und führt die Leser chronologisch durch die Geschichte von Vignale.
Das Vorwort blickt dann auf den Werdegang der recht kurzlebigen Firma, die aber mit weltbekannten Designern und für später weltbekannte Hersteller arbeitete. Die passende Überschrift dazu lautet frei übersetzt: „Die Schöpfer der ersten Ferraris“. Über die ersten Jahren in denen Ferrari aktiv war, schuf Vignale regelmäßig tolle Karosserien für die Renn- und Straßenwagen der noch jungen Firma Ferrari. Hintergrund zu dem Vorwort ist aber eine großformatige Aufnahme eines Abarth 204 A, der auch mit einer betörend schönen Karosserie realisiert wurde.
Das erste Kapitel blickt dann auf die ersten drei Jahre seit der Gründung im Oktober 1946. Firmengründer Alfredo Vignale lernte das Handwerk des Karosseriebaus bei Frua und Boano nachdem er seinen beruflichen Start bei der Stabilmenti Farina erlebte. Somit kam er schon früh in Berührung mit den eleganten Formen des Automobilbaus.

Viele der von Vignale realisierten Ferrari standen der der legendären Mille Miglia am Start.

Schon hier lassen sich einige tolle Fahrzeuge erkennen, vom Cisitalia 202 B der auch unter dem Einfluss von Vignale erstand, über den ersten Fiat 1100 der das Vignale-Logo tragen durfte, bis zu weiteren Frühwerke auf Basis von Lancia und Alfa Romeo. Die Bilder werden, vermutlich auch aufgrund der nicht so umfangreichen Geschichte von Vignale recht groß abgebildet und können so einen tollen Eindruck auf die einmaligen Werke zulassen.
Mit dem freischaffenden Designer Giovanni Michelotti entstanden in einer Phase Anfang der 1950er Jahren eine Vielzahl an Skizzen und entsprechend auch tolle Automobile. Bei jedem Kapitel liefert das Buch zu Beginn immer einen Text, der auf die wichtigsten Ereignisse aus den Jahren. Dazu finden sich auch hier erneut einige Bilder wieder und zeigen tolle Aufnahmen von Messen der damaligen Zeit oder auch einen Blick in die Produktion von Vignale. Im Anschluss finden sich dann auf den folgenden Seiten viele Modelle aus der passende Epoche wieder, welche mit einen begleitenden Bildunterschrift vorgestellt werden. Natürlich ist der Anteil an italienische Marken sehr hoch und so zeigen sich viele Interpretationen Fiat, Lancia, Maserati, Abarth, OSCA und Alfa Romeo wieder. Schon früh wurden aber auch US-amerikanische Marken wie Packard oder auch Cunningham bei Vignale gestaltet.

Mit vielen zeitgenössischen Aufnahme kann sich der Leser in die Zeit zurückversetzen.

In den Jahren von 1950 bis 1954 wurde dann das Verhältnis zu Ferrari sehr eng und Vignale schuf einen Vielzahl an Karosserien für die neuen Sport- und Rennwagen aus Maranello. Enzo Ferrari gründete seine Firma im Jahr 1946 und kam durch den Rennfahrer Franco Cornacchia in Kontakt zu Vignale. So war auch der erste Ferrari, welcher von Vignale eingekleidet wurde auch for Cornacchia bestimmt. Der 166 MM berlinetta mit dem Chassis 0062 MM wurde von Michelotti erdacht und sollte die Basis sein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Vor dem ersten komplett entstandenen Ferrari nutzte Vignale die Möglichkeit ehemalige Fahrzeuge neu mit einer eleganten Karosserie zu versehen. So zeigt das Buch auch einige Modelle, welche vorrangig mit einer barchetta-Karosserie von Touring ausgestattet waren. Durch Unfälle oder tiefgreifende Beschädigungen nutzte man die technische Basis zu einem Wiederaufbau. Neben vielen eleganten Coupés wurden aber auch viele Rennwagen für den harten Einsatz in den Rennen wie der Milli Miglia von Vignale realisiert. Dazu finden sich im Buch auch viele Bilder von der Startrampe im Brescia wieder von denen sich die Rennwagen auf die Reise über 1.000 Kilometer durch Italien aufbrachen. Mit einem 250 Europa GT endete aber die intensive Liasion mit Ferrari im Jahr 1954. Das Exemplar entstand für Prinzessin von Réthy aus Belgien, der zweiten Frau von König Leopold dem III.

Zwei der letzten Fahrzeug mit dem direkten Einfluss von Alfredo Vignale waren ein Ferrari und ein Tatra.

Das folgenden Kapitel deckt dann die Jahre von 1954 bis 1957 ab und trägt die Überschrift Mehr als GT’s. Stand in den vergangenen vier Jahren vor allem Ferrari im Fokus von Vignale, so zeigte man schließlich auch die Vielseitigkeit. Auch für das Spitzenmodell vom Fiat, dem 8V schuf Vignale extravagante Karosserien, wie die des bekannten Demon Rouge. Hier versuchte man verschiedenste Formen zu vereinen und konnte damit für viel Aufmerksamkeit sorgen. Neben weiteren, interessanten Showfahrzeugen wie dem Raggio Azzurro auf Lancia-Basis setzte man aber auch bei sehr beliebten Modellen wie der Alfa Romeo Giulietta oder dem Fiat 600 an. Mit dem Cabrio des Lancia Appia entstand dann auch das erste Modell, welches in großen Stückzahlen von Vignale produziert werden sollte. Hierfür wurde eine neue Fabrik in Grugliasco wurde 1961 eingeweiht und nutzte eine Fläche von 12.000 qm. Neben den vielen italienischen Marke tauchte zwischendurch auch schon mal ein Rolls-Royce oder auch ein BMW auf. Mit dem Triumph Herald konnte man dann ein Volumenmodell für den englischen Hersteller realisieren, welches auch heute noch bekannt sein dürfte. Es entstand dann noch eine enge Verbindung mit Maserati für die man tolle Modelle schuf wie den 3500 GT Spider, den Sebring oder auch den Indy. Die letzten Modelle, welche Alfredo Vignale noch beeinflussen sollte waren der einmalige Ferrari 330 GT als Kombi und der Tatra 613. Zwischendurch gibt es noch weitere Fahrzeuge zu entdecken wie den Vignale Gamine auf Fiat-Basis oder dem Matra M 530 Sport mit beeindruckend modernem Styling. 1969 verstarb Vignale bei einem mysteriösen Verkehrsunfall, seine Firma hatte es kurz zuvor an Ghia verkauft. 1974 schließlich wurde die Firma aufgelöst die Namensrechte lagen fortan bei Ford. Aus der Gegenwart wird im Buch noch kurz die Nutzung des Namens als edle Ausstattungsvariante von Ford aufgezeigt.

Fazit: Vignale steht in der Reihe der italienischen Karosseriebauer und Designer an einer heute eher unbekannten Stelle. Umso interessanter ist das Buch, welches die Modelle der Firma und deren Geschichte vorstellt. Hier lassen sich viele Modelle entdecken, welche ein gutes Gespür für die Form die Designer rund um Firmengründer Alfredo Vignale hatten. Die Texte liefern in jedem Kapitel vorab die Geschehnisse der jeweiligen Zeit und werden schon von ausgewählten Bilder unterstützt. Dann folgt ein bildreicher Blick auf die Modelle von Vignale, welche mit einer passenden Bildunterschrift versehen sind. Da Vignale recht kurz bestand, gibt dies den Bilder die Möglichkeit sich in einer guten Abbildungsgröße zu präsentieren.
Für knapp 50 Euro erhält man mit dem Buch die recht seltene Möglichkeit sich über das Schaffen von Vignale zu informieren. Für Freunde der italienischen Karosseriebaukunst ist das Buch ein Must-have um die Buchreihe zu komplettieren.

Bibliografie:
Titel: Vignale – Masterpieces of Style
Autor: Luciano Greggio
Umfang: 208 Seiten, hunderte Schwarz-Weiß- und Farb-Abbildungen
Format: 240 x 270 mm
Sprache: Englisch
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 10/2019
Preis: 48,– €
ISBN-Nr.: 978-88-7911-721-0
Bestellbar beim Verlag unter:
www.giorgionadaeditore.it

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Tim Scott ©2017 Courtesy of RM Sotheby’s, Giorgio Nada Editore, Marco Rassfeld