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Buch – Lotus Elite

Colin Chapman’s first GT Car – mit dem Elite startete Lotus in die Produktion von kompletten Automobilen und wurde somit auch offiziell zum Automobil-Hersteller. Davor bot man seinen Kunden in erster Linie unterschiedlichste Rennwagen an, die durchaus beachtliche Erfolge einfahren konnten. Doch Lotus Gründer Chapman strebte nach mehr und realisierte so den Elite, dessen sich ein neues Buch von englischen Veloce Publishing annimmt.

Viel eleganter kann ein Modell kaum daherkommen.

Das Buch ist im quadratischen Format umgesetzt, was ungewöhnlich ist, aber gleichfalls typisch für die Bücher von Veloce Publishing. Kaum ein anderer Verlag nutzt so konsequent ein Format und dazu noch ein solch Ungewohntes. Doch es beweist auch immer wieder, dass eben dies Besondere dafür sorgt die Aufmerksamkeit zu schaffen. Das Cover an sich zeigt sich mit einer sehr gelungenen Aufnahme eines Lotus Elite im sportlichen Geldton mit silbernem Dach. Die fließenden Linien stehen dem Automobil auch aus heutiger Sicht noch sehr gut und man kann von dem reinen und einfachen Design eigentlich nur begeistert sein. Der Wagen steht von einer steinernen Kulisse, kann dabei aber nicht die dafür notwendige Retusche verbergen. Das dieser Klassiker dort nie stand, lässt sich dann im Inhalt sogar beweisen, denn das gleiche Bild zeigt den schicken Wagen auf einem einfache Hof vor einem Zaun. Der Buchtitel findet sich dann in einem eigenen Rahmen platziert wieder und nutzte dabei geschickt die Farben aus dem Bild. Dazu findet sich noch das Verlagslogo, welches in diesem Fall leider sehr nah am Automobil platziert wurde, Der Hinweis auf den Autor findet sich zudem ebenfalls noch in zurückhaltender, weißer Schrift.

Die Entwicklung zeigt auch viele Zeichnungen auf der Suche nach dem perfekten Design des Lotus Elite.

Auf der Rückseite des Schutzumschlages findet sich noch drei weitere Bilder von Lotus Elite wieder, welche die Schönheit der Fahrzeuge nochmals unterstreicht. Ein wirklich gelungener Wagen, der auch als Einzelstück mit toll integriertem Fastback zu entdecken ist. Der Klappentext liefert noch ein paar Informationen, wie die Tatsache, dass der Elite ein Wendepunkt für die Marke Lotus darstellte. In vielerlei Hinsicht war dieser nämlich außergewöhnlich und besonders und legte den Grundstein zur Serienproduktion von Lotus. Unter dem Schutzumschlag zeigt sich das Buch mit klassischem, schwarzen Einband. Lediglich auf dem Rücken findet sich in Heißfolie der Buchtitel, der Autor und der Verlag wieder. In dieser Aufmachung entspricht das Buch im übrigen dem Titel über den Lotus Europa, welcher hier auch schon vorgestellt wurde.
Nach dem Aufschlagen nimmt der Vorsatz nochmals die Farben des Titels auf und zeigt so einen Verlauf vom Braun nach Gelb. Diese Farben werden auch im Buch genutzt und die einzelnen Kapitel zu kennzeichnen. Zunächst findet sich die Danksagungen des Autors neben dem Inhaltsverzeichnis wieder. Die Aufgliederung des Buches erfolgt in sieben Kapiteln und nach einem kurzen Vorwort beginnt schließlich der eigentliche Inhalt des Buches.

Einzelne Modelle werden mit ihrer eigenen Geschichte und den Besitzern vorgestellt.

Chapter 1 bringt die Hintergründe zur Entstehung des Lotus Elite zum Vorschein und startet im Jahr 1957. In jenem Jahr wurde der neue Lotus erstmals auf der Earls Court Motor Show im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt. Es folgt ein kurzer Blick auf die damaligen Konkurrenten des Elite, welche sich in Form des MGA und Triumph TR3 auch im Bild im Buch wiederfinden. Auch ein Porsche 356 oder Jaguar XK140 waren Fahrzeuge aus dieser Zeit. Schnell wird bei diesem Vergleich deutlich, wie modern der Lotus gestaltet war. Im Anschluss folgt der noch notwendige Blick auf Lotus‘ Entstehung und den Modellen vor dem Elite. Colin Chapman gründete die Firma in den späten 1940er Jahren und machte auf sich aufmerksam durch die Aufbauten kleiner Rennwagen auf Basis von Austin Seven-Modellen. 1952 stellte man dann mit den Mark VI vor, der das erste echte Modell der Marke Lotus sein sollte. Die eindeutige Auslegung auf den Motorsport wurde zunächst beibehalten und dieser folgten auch die kommenden Modelle wie der Mark VIII, der Mark IX, der Mark X oder der Eleven. Letzterer verzichtete bewusst auf die Nutzung römischer Zahlen und keine Verwirrung zu verbreiten zwischen der arabischen 11 und der römischen II.
Man strebte aber mehr an, als den reinen Bau von Rennwagen und so entstand unter anderem der Elite, der mit seiner vollumfänglichen Karosserie der erste Lotus war, welche das Gewand eines GT tragen sollte. Auf der selben Ausstellung stand im übrigen auch der Lotus Seven und wurde ebenfalls zum ersten Mal vorgstellt.

Die Produktion der innovativen Chassis Body Unit war besonders und oblag Zulieferern.

Im zweiten Kapitel erfolgt dann der hochinteressante Blick auf das Design, die Entwicklung und die Prototypen. Hier kann man auch einen Blick auf die Ursprungswerkstatt von Lotus entdecken, wo sich im Hof die Karosserien des Lotus Eleven stapeln. Das Design des Elite wurde fraglos beeinflusst von vorherigen Modellen von Lotus, vor allem dem Mark Eleven. Das Exterior wurde maßgeblich von Peter Kirwan-Taylor entworfen, während für das Interior Peter Cambridge verantwortlich war. Die Zeit großer Design-Studios und -Teams war noch nicht gekommen, schon gar nicht bei kleinen Firmen wie Lotus. Entscheidend für die Konstruktion war eine kostengünstige Herstellung der Karosserie, das bei den bisherigen Rennwagen verwendete Aluminium war zwar leicht aber auch sehr teuer in der Herstellung. So suchte Colin Chapman nach neuen Techniken und besuchte gar einen zweitägigen Kurs über die Verwendung von Glasfaser. Das brachte ihn schließlich auf die Idee auch das Monocoque des Elite aus diesem Material zu realisieren. Doch der Elite sollte am Ende aus drei großen Glasfaser-Teilen eine Chassis Body Unit bilden und nutzte das Material damit sehr intensiv. Die Motoraufhängung und das Fahrwerk wurden mit klassischen Techniken gefertigt, wie man auch im dritten Kapitel noch intensiv erlesen kann. Hier werden alle technische Details offengelegt und kaum eine Frage bleibt unbeantwortet.
Am Ende eines jedem Kapitels werden im übrigen einzelnen Eigentümer und ihre speziellen Modelle vorgestellt. Hier kann man tolle Geschichten entdecken und spürt oftmals die Faszination und den Stolz den die Besitzer mit ihren Lotus Elite erleben und haben. Passend dazu werden die Modelle auch mit vielen Bilder dargestellt und man kann viele Details entdecken, die sonst verborgen bleiben würden.

Das Einzelstück eines Lotus Elite Fastback zeigt eine stylisch gelungene Umsetzung …

Generell lässt sich zu dem Layout und der Gestaltung des Buches sagen, dass der Text in zwei Spalten umgesetzt wurden. Die Bebilderung ist reichlich und einige Bilder zeigen auch zeitgenössische Aufnahme von den Modellen. Auch einen Blick in die damaligen Produktion kann man entdecken, so dass der Leser sich leicht in die damaligen Verhältnisse zurückversetzen kann. So gelingt eine gute Mischung aus informativem Text und vielen Bildern, welche aber leider nur selten den möglichen Platz des Papiers voll ausnutzen.
In den noch folgenden Kapitel zeigt sich noch die Produktion des Lotus Elite, für den die CBU’s zunächst von Maximar und später von Bristol angeliefert wurde. Der Zusammenbau erfolgt dann in der neuen Fabrik von Lotus in Cheshunt, Neben dem fertigen Fahrzeug konnte man den Elite auch als Bausatz erwerben, welches bei den damaligen Verhältnissen in Großbritannien deutliche Steuervorteile brachte. Somit nutzten viele Käufer diese günstige Option und bauten ihr Auto in Eigenregie zusammen. Auch in den USA wurde der Lotus Elite über Chamberlain Automotive angeboten und interessante Verträge sorgten für eine feste Einnahmequelle bei Lotus. Der neue Elan sollte schließlich das Ende der Elite einläuten, denn dieser war günstiger, schneller und mindestens ebenso innovativ wie der Elite.
Es folgt noch ein Blick auf die Coventry Climax-Motoren, welche im Elite eingesetzt wurden und auch die Renneinsätze des Elite werden noch nachvollzogen. Der kleine englische Wagen konnte gar seine Klasse beim 24 Stunden Rennen in Le Mans gewinnen. Diese Veranstaltungen waren immer wieder Highlights für Lotus und diverse Teams und zeigten das Potential des Elite auf. Zum Schluss bringt das Buch noch wertvolle Informationen für Eigentümer oder Interessenten des Elite zum Vorschein. Hier wird aus vielen Gesichtspunkten dargelegt, was es heißt heute einen Lotus Elite zu besitzen.

Fazit: Bis heute kann der Lotus Elite begeistern, denn seine Formen sind so stimmig und stehen für die frühen 1960er wie kaum eine Andere. Doch auch technisch war das erste echte Serienmodell von Lotus in vielerlei Hinsicht ein Highlight und nutzte innovativen Technologien. Somit legt Lotus seine Grundlage als Hersteller von sportlichen Fahrzeugen, was auch die Einsätze im Motorsport beweisen konnten. Über viele Jahren waren die Modelle erfolgreich unterwegs und machten Werbung für die Serien-Derivate. Das Buch liefert ein umfassendes Porträt des Elite und nutzt dazu auch viele Bilder. Neben vielen zeitgenössischen Aufnahmen finden sich auch aktuelle Bilder wieder, um die Modelle mit ihrem aktuellen Besitzern vorzustellen.
Knapp über 50 Euro sind eine lohnende Investition für alle Liebhaber des eleganten Lotus Elite. Die Monografie bringt sicher für viele noch Details für die Leser ans Licht, welche kaum bekannt waren.

Bibliografie:
Titel: Lotus Elite – Colin Chapman’s first GT Car
Autor: Matthew Vale
Sprache: Englisch
Umfang: 176 Seiten, 251 Abbildungen
Format: 250 x 250 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 08/2021
Preis: £40
ISBN-Nr.: 978-1-787115-17-0
Bestellbar beim Verlag unter: www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: ©2019 Courtesy of RM Sotheby’s
, Veloce Publishing, Marco Rassfeld