Eine Hommage zum 60. Todestag von Wolfgang Graf Berghe von Trips – 2021 jährte sich der Todestag von Wolfgang Graf Berghe von Trips. Mit dem Blick auf dem Weltmeistertitel verunfallte der deutsche Rennfahrer und trotz der langen Zeit ist von Trips beeindruckender Weise auch heute noch sehr präsent. So erschien ein neues Buch über den Renn-Grafen, der von seinen Kollegen nur Taffy genannt wurde …
Das Buch zeigt bei ersten Blick ein beeindruckend großes Format und nutzt auf dem Titel eine tolle Farbaufnahme von Wolfgang Graf Berghe von Trips. Mit Halbschalen-Helm auf dem Kopf und der Rennfahrerbrille um den Hals blickt er ebenso entschlossen wir konzentriert. Auch der Charme, welche den Grafen Zeitzeugen nach immer umgab, scheint sich hier auf den Betrachter zu übertragen. Fraglos muss dieser Landwirt eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Ansonsten zeigt sich auf dem Titel noch der Buchtitel und Untertitel sowie die Herausgeber. Dazu gibt es auch noch einen Hinweis auf die Bilder, welche zu großen Teilen aus dem reichen Archiv des französischen Fotografen Bernhard Cahier stammen. Statt einem Verlagslogo finden sich noch zwei Wappen auf dem Titel wieder. Das eine steht für die Scuderia Colonia, einer Fahrer- und Renngemeinschaft, welche auch durch Wolfgang Graf Berghe von Trips gegründet wurde. Das gleiche Logo trug er auch auf seinem Helm, wie unschwer zu erkennen ist. Dies trug schnell zu der hohen Bekanntheit der Scuderia Colonia bei, welche bis heute nachhallt. Die Gräflich Berghe von Trips‘sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach liefert dazu noch das zweite Logo. Auch diese geht zurück auf den Grafen und trägt dessen Ansprüche und Ideen bis in die Neuzeit. Gemeinsam mit dem bekannten Autor Jörg-Thomas Födisch und dem Designer Rainer Roßbach ist die Stiftung Herausgeber dieses Buches.
Auf der Rückseite des Buches finden sich drei Fotos, welche von Trips im Renneinsatz in verschiedenen Fahrzeugen zeigt. Neben Ferrari, für die er später in der Formel 1 fuhr, hatte er auch enge Verbindungen mit Porsche und Mercedes-Benz und stand immer wieder auch mit Rennwagen dieser Hersteller am Start. Die Zeit von vertragsgebundenen Fahrern war noch lange nicht in Sicht und so fuhren viele Rennfahrer unterschiedlichste Fabrikate und auch in verschiedenen Rennklassen. Dazu gibt es schon einen recht umfangreichen Klappentext, der einen ersten Eindruck in die Vita des Rennfahrers liefert und diese damalige Praxis unterstreicht. Dazu gibt es erneute die beiden Wappen zu entdecken. Der Rücken vom Buch nutzt im übrigen geschickt das Bild vom Titel und zeigt darüberhinaus auch nochmals den Buchtitel.
Vorsatz und auch der Nachsatz am Ende des Buches liefern je einen Aufnahme im vollen Format. Zu Beginn scheint man hier von von Trips begrüßt zu werden, während man zum Abschluss noch einen Blick auf den Formel 1-Wagen zeigt, in dem er in seiner letzten Saison nach der motorsportliche Krone greifen sollte. Natürlich mit von Trips am Steuer. Beides zeigt, dass die Bilder in diesem Format einen tollen Eindruck auf die jeweiligen Szenen zulässt und den Betrachter wirklich in den Bann ziehen können. Es lässt zudem darauf hoffen, dass auch im Inhalt diese Darstellung umgesetzt wird.
Nach dem weiteren Aufschlagen des Buches kann man erneut einen betonten freundlichen von Trips entdecken, der scheint abermals den Leser in das Buch einzuladen. Vermutlich wird kaum ein Buch einen solch freundlichen Empfang bieten. Das anschließende Inhaltsverzeichnis offenbart dann, dass die Aufarbeitung des (Rennfahrer)-Lebens Jahr für Jahr in chronologischer Reihenfolge erfolgt. Auch hier zeigt sich wieder eine große Abbildung eines Formel 1-Sharknose, mit dem von Trips in der Formel 1 erfolgreich war. Doch ehe der Einstieg in die einzelnen Jahre losgeht, startet das Buch einem Vorwort von Hans Herrmann. Der Rennfahrer war schon damals ein Kollege von von Trips und beide fuhren auch gemeinsam für Porsche. Er erinnert sich an seinen Kollegen sehr persönlich und lobt seine Tugenden wie Höflichkeit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft. Und auch Hartmut Lehbrink erinnert sich noch an von Trips und die Tugenden, welche die meisten Rennfahrer gar nicht kennen oder heute kennen. So vergleicht er seinen Erinnerung mit den Fahrer-Porträts, welche er im Jahr 2002 fuhr die Formel 1 erstellte und dabei in Kontakt mit allen Fahrer kam. Diese fokussierten sich auf das hier uns jetzt und nicht auf die Vergangenheit oder auf den Abdruck, welchen man für die Geschichte hinterlässt. Der Erfolgsdruck ist allgegenwärtig und kaum mehr Platz für Sentimentalitäten. Das alles wäre nicht kompatibel mit dem Ansatz, welchen von Trips immer verfolgte. Somit bestätigt dies die Thesen, dass es einen Fahrer wie von Trips wohl nie wieder geben kann. Sicher auch ein Geheimnis, dass dieser heute noch eine große Bekanntheit hat, denn den Eindruck, welchen von Trips hinterlassen hat ist einzigartig und besonders.
Es folgt ein recht langer Artikel aus der Feder von Richard von Frankenberg, ebenfalls ein Kollegen von von Trips. Er erinnert sich darin intensiv an das Leben und die Entwicklung des Rennfahrers und huldigt seine Erfolge bis zum Ende seines schrecklichen Unfalls in Monza. Auch hierbei finden sich viele Bilder wieder, welche den Grafen in unterschiedlichsten Szenen zeigen. Ob als Junge auf seinem Pferd, beim Motorradrennen oder nach seinen ersten schweren Unfall in Monza bei Großen Preis im Jahr 1956.
Wie schnell der Erfolg in der Formel 1 kam und schließlich endete liefert ein weiterer Bericht mit dem passenden Titel Nur einen Sommer lang. Denn seinen ersten Sieg in der Königsklasse des Motorsports feierte Wolfgang Graf Berghe von Trips beim Rennen in Zandvoort im Mai 1961, dem zweiten Rennen der Saison. Im September, nachdem die Ferrari die Rennen zu großen Teilen beherrschen konnten, zerschlug dann aber der Rennfahrertod alle Träume eines ersten deutschen Formel 1-Weltmeisters. Keine sechs Monate also auf dem Gipfel, wobei Wolfgang Graf Berghe von Trips schon vorher viele Erfolgte feiern konnte.
Alle diese und die Entwicklung dorthin finden sich in den dann folgenden, chronologischen Kapiteln wieder. Der Start folgt mit dem Jahr 1954 in dem von Trips die deutsche Meisterschaft in der Klasse bis 1600 ccm gewinnen konnte. Dies alles in einem gebrauchten Porsche 356, der den liebevoll gemeinten Spitznamen Blätterteig-Porsche trägt. Dies war ein Hinweis auf die vielen Lackschichten, welche der Porsche aufgrund der vielen Reparaturen schon trug. Auch bei der legendären Mille Miglia in Italien nahm er im übrigen schon Teil.
Jahr für Jahr folgt die Darstellung im Buch mit einem kurzen Überblick über die Erfolge der einzelnen Ereignisse in Textform. Dann erweist sich die anfangs geschriebene Vermutung der bildlichen Darstellung als real. Mit nach und nach mehr Bildern je Jahr kann man die Karriere des Wolfgang Graf Berghe von Trips verfolgen. Schon in zweiten Jahr konnte er den Rennleiter von Mercedes-Benz, Alfred Neubauer beeindrucken, so dass dieser in zu Testfahrten einlud. Obwohl das Katastrophenrennen von Le Mans gerade erst vergangen war, konnte von Trips sein Können am Steuer eines 300 SL unter Beweis stellen. Man kann sich nicht vorstellen, wie das Leben verlaufen wären, wenn Mercedes-Benz nicht zum Jahresende alle Rennaktivitäten eingestellt hätte. Schon 1956 sitzt er zum ersten Mal hinter dem Lenkrad eines Ferrari am Start zum Großen Preis von Schweden für Sportwagen. Die Verbindung zu den Italiener wurde immer enger und trotz einiger Unfälle erhielt er das volle Vertrauen von Enzo Ferrari.
Um die vielen Bilder eindeutig zuzuordnen, werden diese im übrigen von recht umfangreichen Bildunterschriften begleitet. Hier erhält man alle Infos zu den Rennen, denn Fahrzeugen, der Ergebnissen und auch den Personen auf den Bildern. Die Größe des Buches wird dabei immer sehr großzügig genutzt und auch einige, wenige Farbaufnahmen sind zu entdecken.
Es gibt nach dem Jahr 1960 auch ein Kapitel zur Gründung der Scuderia Colonia, bei der Wolfgang Seidel als erster Stellvertreter für Wolfgang Graf Berghe von Trips als Präsident einen entscheidende Rollen spielen sollte. Hier erfährt man auch die Prinzipen und Ziele der Vereinigung, welche bis heute noch verfolgt werden. Stilvoll endet das Buch dann mit dem Rennjahr 1961, denn man findet keinerlei Bilder von Unfall in Monza. Stattdessen bildet der Nachruf von Günter Molter aus dem Jahr 1961 das Ende des Buches und blendet bewusst sanft aus …
Fazit: Wolfgang Graf Berghe von Trips war ein Rennfahrer wie kaum ein anderer und schon in vielen Bücher widmete man sich dem Grafen. Das nun neu veröffentlichte Buch blickt zurück auf seine beeindrucken Laufbahn als Rennfahrer und nutzt dazu vor allen die Kraft der Bilder. Mit dem großen Format des Buches wurde einen perfekte Grundlage geschaffen um dies auch wirklich wirken zu lassen. Dazu erhält man aber alle notwendigen Informationen zu der Karriere des Renngrafen in Textform und auch zeitgenössische Text von angesehenen Autoren. Eine durch und durch gelungene Hommage, so wie es der Untertitel schon beschriebt. Dazu gehört auch der vorsichtige Umgang mit dem Unfall, der kaum genauer betrachtet wird.
Die Erstauflage war auf 100 nummerierte und signierte Exemplare limitiert und schnell vergriffen, aber inzwischen ist die zweite Auflage erschienen und gibt jedem Fan die Möglichkeit das Leben in einem tollen Rahmen mit vielen Bildern genussvoll nachzuvollziehen. Der Preis von knapp unter 50 Euro ist dabei sehr fair.
Bibliografie:
Titel: Taffy – Eine Hommage zum 60. Todestag von Wolfgang Graf Berghe von Trips
Herausgeber: Jörg-Thomas Födisch, Rainer Roßbach
Umfang: 192 Seiten, ca. 210 Abbildungen
Format: ca. 300 x 300 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 08/2021
Preis: 49,90€
ISBN: 978-3-00-070005-7
Online Bestellbar bei: www.imd-motorsport.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: IMD Motorsport, Porsche, Marco Rassfeld
Eine Antwort auf „Buch – Taffy“
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