Kai Ebel

Von Schumacher bis Schumacher – Meine Zeit in der Formel 1

Allgemein wird die Formel 1 als Königsklasse des internationalen Motorsports bezeichnet, oftmals aber auch als Zirkus. Dies lässt sich damit begründen, dass im Laufe einer Saison eine beachtliche Anzahl an Menschen mit Unmengen Material rund um die Welt zieht. Hier dürfen natürlich auch die Journalisten nicht fehlen, und für die deutschen Fernseh-Zuschauer war Kai Ebel über lange Zeit „Mister Boxengasse„. Im Egoth Verlag veröffentlichte er nun seine Erinnerungen an diese Zeit …

Das Buch kommt im Stil eines klassischen Romanes daher und nutzt daher ein kompaktes Format. Dies sorgt für eine enorm gute Handlichkeit und ermöglicht das bequeme Lesen. Es lässt zugleich die Vermutung zu, dass es sich um ein eher textlastiges Buch handelt, was in diesem Fall auch bestätigt werden kann. Schließlich blickt Kai Ebel auf eine lange Zeit in der Formel 1 zurück, welche von Schumacher bis Schumacher lief. Hiermit ist natürlich zunächst die Höchstphase aus der Sicht der deutschen Fans mit Michael Schumacher gemeint. Der zweite Schumacher ist aktuell noch in der Formel 1 aktiv und meint Mich Schumacher, den Sohn von Michael.

So passt auch das ausgewählte Titelmotiv zum Untertitel, denn es zeigt Ebel bei einem Interview mit Michael Schumacher. Im Rennanzug vom italienischen Rennstall Ferrari feierte diese seinen größten Erfolg immer von Ebel persönlich interviewt. Im Hintergrund kann man noch einen Ferrari aus der Schumacher-Ärá auf der Rennstrecke entdecken. Geschickt nimmt der Buchtitel die rote Farbe auf.

Auf der Rückseite finden sich noch vier weitere Fotos von Kai Ebel wieder, welche diesmal vor allen seinen schrillen Outfits zeigen. Diese wurden ein besonderes Markenzeichen, nachdem die Kleiderordnung die entsprechende Zwänge auflösten. Der kurze Klappentext wiest dann auf eine weitere, noch herausragende Eigenschaft von Kai Ebel hin: Das Stellen von ungewöhnlichen und überlegten Fragen. Diese sorgten bei den vielen Zuschauern für viel Anerkennung und sorgten oftmals für exklusive Einblicke. Somit prägte er fraglos viele Jahre der Formel 1-Berichterstattung im deutsche Free-TV und erreichte hiermit Millionen von Menschen, von denen vielen zu echten Fans wurden.

Nach dem Aufschlagen findet man sich dann schnell im Inhaltsverzeichnis wieder, welches einen hohe Anzahl an Überschriften zeigt. Diese zeigen eine hohe Vielfalt und lassen einen Einordnung einer möglichen Reihenfolge nicht zu erahnen. Diese macht es aber ungleich interessanter die vielen Stories zu entdecken, welche so erzählt werden …

Durch das im Buch verwendete Papier wird im übrigen schnell der Eindruck eines Romans unterstrichen. Wobei es sich hierbei natürlich nicht um erfundene Geschichten handelt, sondern um persönlichen die Erlebnisse von „Mister Boxengasse“ – einen Spitznamen, welche Ebel sich redlich verdient hat.

In der Zeit vor Michael Schumacher war das einzig Deutsche in der Formel 1 die Zündkerze von Bosch!

Dr. Helmut Thoma, Geschäftsführer RTL 1991-1998

Mit diesem Zitat beginnen schließlich die Erinnerungen von Kai Ebel an seine Zeit in der Formel 1, die natürlich maßgeblich mit seinem damaligen Arbeitgeber RTL zusammenhängt. Nachdem man die Rechte an der Fussball-Berichterstattung verloren hatte, suchte man nach einem neuen Sport um das Programm zu bereichern. Hier fiel die Wahl auf die Formel 1, als Spitzenklasse der Motorsport international anerkannt. In Deutschland tat sich dieser Sport aber eher schwer, denn es mangelte seit vielen Jahren an deutsche Spitzenfahrern.

Kai Ebel war bis dahin be RTL der Spezialist in Sachen Boxsport und konnte sich noch nicht wirklich mit dem Motorsport identifizieren. Dennoch war er sich bewusst, dass die wenigen Box-Kämpfe im Jahr sicher nicht ausreichen. Dies ließ ihn auch sein damaligen Sportchef Burkhard Weber wissen und hatte dabei wohl eine sehr gute Nase. Denn die bisherigen Berichterstattungen der Formel 1, die RTL schon durchführte waren geprägt von Willi Knupp. Dieser war schon seit Anfang der 1970er Jahre im Einsatz an der Rennstrecke und prägte mit seinen Kommentaren fraglos die deutsche Formel 1-Berichterstattung.

Ebel sollte aber die Berichterstattung ergänzen durch Interviews in der Boxengasse, der Startaufstellung und auch nach dem Rennen. Seinen ersten Einsatz hatte er beim Rennen in Barcelona im Jahr 1992. Schon hier war er schnell beeindruckt von der Formel 1 und vor allem dem Zirkus, der sich rund um das Rennen abspielte. Hier gab es viel mehr zu entdecken, als nur Autos die im Kreis fahren. Als Journalist konnte er hier „aus dem vollen Schöpfen“, denn es fanden sich viele interessante Gesprächspartner. So waren in Barcelona unter anderem die Scorpions vertreten, welche vor kurzem mit ihrem Welthit „Wind of Change“ auf eine Erfolgswelle ritten.

Zum Erfolg von Ebel trug der parallele Aufstieg von Michael Schumacher fraglos auch mit bei. Durch die Erfolge des jungen Deutschen zeigten plötzlich und scheinbar stetig immer mehr Zuschauer Interesse am Motorsport in der Formel 1. So behandelt auch das Buch in vielen Kapitel unterschiedlichste Erlebnisse mit dem siebenmaligen Weltmeister. Durch Schumacher kamen auch weitere deutschsprachige Fahrer und Firmen in die Formel 1 und machten diese umso interessanter für die Deutschen. Scheinbar hatte man also auch hier bei RTL den richtigen Riecher gehabt.

Das Buch verfügt über einen sehr hohen Textanteil, was auch die roman-ähnliche Aufmachung verdeutlicht. So kann man viele unterschiedlichste Anekdoten aus dem Leben von Kai Ebel in der Formel 1 wiederfinden. Es fühlt sich oftmals so an, als würde dieser persönlich sehr begeistert seine Erinnerungen erzählen. Erfreulich ist dabei, dass die Stories kurz und prägnant erzählt werden und somit auch sehr kurzweilig sind. Dazu finden sich im Buch noch zwei Abschnitt mit Bildern wieder, welche Ebel im Laufe der Jahre mit diversen, prominenten Personen zeigt. Ein toller und beeindruckender Querschnitt, welcher nach Jahren chronologisch ausgeführt ist.

Nach dem Erzählungen von Kai Ebel, welche die Leser durch die Jahre 1992 bis 2020 führt, folgt noch ein Anhang. In diesem finden sich alle Sieger der Grand Prix in diesem Zeitraum wieder. Zudem noch in tabellarischer Form weitere Informationen und natürlich auch die jeweiligen Titelträger der Fahrer- und Konstrukteurswertung.

Fazit: Kai Ebel ist eine schillernde Persönlichkeit in der deutschen Medienbranche. Mit seinen Einsätzen in der Boxengasse und der Startausstellung schuf er zudem eine neue Möglichkeit an die Fahrer nah heranzukommen. Seine immer wieder ungewöhnlichen Fragen blieben ebenso in Erinnerung wie seine Outfits. Somit wird er den deutsche TV-Zuschauern und Formel 1-Fans sicher in Erinnerung bleiben. In seinem Buch blickt er zurück auf diese Zeit und bringt tolle Erinnerungen und Anekdoten zu den Lesern.
Knapp unter 25 Euro muss man für das Buch anlegen, welche aber gut angelegt sind. Für Formel 1-Fans ist das Buch eine tolle Zeitreise durch fast 30 Jahre Formel 1.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Egoth Verlag, Russel Batchelor © GERMENS, Marco Rassfeld