A race in pictures
Es gibt wenige Rennen, welche eine so hohe Faszination ausstrahlen wie die Mille Miglia. Die 1.000 Meilen durch Italien mit dem Start- und Ziel-Punkt in Brescia formte echte Helden. Obwohl das letzte Rennen schon im Jahr 1957 veranstaltet wurde, bleiben viele unvergessliche Erinnerungen. Hierfür sorgen auch eine Vielzahl an Büchern, wie der Blick auf das Rennen in Bildern vom italienischen Verlag Giorgio Nada Editore.
Das Buch kommt mit einem großen Format daher, welches fast quadratisch ist. Somit ist sichergestellt, das gemäß dem Untertitel A race in pictures auch der notwendigen Platz bereitgehalten wird. Und was das Rennen durch Italien ausmacht, zeigt sich ebenso schon auf dem Titel wieder. Dies zeigt den SiegerAlberto Ascari in seinem Lancia D24, der im Jahr 1954 gewinnen konnte. Dieser fährt mit hoher Geschwindigkeit scheinbar mitten durch eine Menschenmenge. Die Beliebtheit des Rennes bei der italienischen Bevölkerung war überwältigend und rund um das Rennen gab es regelrechte Volksfeste. Diese hohe Gefahr war aber auch allgegenwärtig und nach verheerenden Unfällen war das Ende des Rennen schon absehbar.
Doch seine Faszination war weiterhin ungebrochen und schon zwanzig Jahre nach den letzten echtem Rennen erfolgte die Auferstehung als Gleichmäßigkeits-Rennen für historische Rennwagen. Die Mille Miglia Storica ist ebenfalls sehr beliebt und gilt für viele als eine der Brutstätten des historischen Motorsports.
Doch zurück zum Buch, welches das Titelbild in gekonnt historische Sepia-Farben zeigt. Dieses zieht sich um den gesamten Schutzumschlag auf deren Rückseite sich noch der Klappentext in zwei Sprachen befindet. Das gesamte Buch ist in Italienisch und Englisch realisiert worden, so dass eine große Anzahl der Interessierten auch das Buch erlesen können.
Auf der vorderen Klappe des Schutzumschlag gibt es dann noch eine kurze Vita des Autors Leonardo Acerbi wiederzufinden. Dieser hat schon einige Bücher veröffentlicht unter anderem auch ein weiteres Buch über das Rennen und ein weiteres mit den Mille Miglia Portraits. Das erste wurde gar vom deutschen Heel Verlag adapiert, während das im gleichen Stil aufgemachte Portaits-Buch ebenfalls von Giorgo Nada Editore stammt. Unter dem Schutzumschlag finden sich dann im übrigen das eigentliche Buch in schwarzen Feinleinen wieder. Lediglich der Buchrücken wurde mit dem Titel und zwei Logos geprägt.
Nach dem Aufschlagen folgt schnell das Inhaltsverzeichnis, welche die chronologische Struktur des Buches offenlegt. Alle Rennen finden sich hier wieder, teilweise wurden diese zu zwei Jahren zusammengefasst. Somit kann der Leser sich freuen auf einen Entdeckungsreise von 1927 bis in das Jahr 1957. Insgesamt 24 mal wurde das Rennen veranstaltet und zeigte sich dabei immer mal wieder von einer neuen und angepassten Seite. Dennoch zog man nach den schweren Unfall im Jahr 1957 ein Strich unter die Veranstaltung und beendete die Mille Miglia als echtes Straßenrennen.
Dann folgt das Vorwort von Mario Donnini, einem italienischen Journalisten, welcher für die Autosprint aktiv ist. Zudem hat er selbst schon einige Bücher rund um den Motorsport veröffentlicht und ist ein Freund des Autors. Seine einführenden Wort fassen sehr gut zusammen, was die Mille Miglia für Italien war und auch immer noch ist. Das die Erinnerungen an diese Rennen nun in einem tollen Familienalbum veröffentlicht werden, findet seine Anerkennung.
Der Autor selbst erinnert sich in unmittelbarer Folge an seine erste Mille Miglia Storica. Im Jahr 1984 fuhr er gemeinsam mit seinem Vater und seinem Cousin nach Brescia um die Faszination der Mille Miglia live zu erleben. Im Alter von gerade einmal 11 Jahren ein einschneidendes Erlebnis, welches ihn bis heute geprägt hat. Dazu gibt es gar ein kleines Bild mit dem Autor in Front eines klassischen Alfa Romeo. Ein toller und zugleich sehr persönlicher Einstieg in das Buch über die Mille Miglia. Geschmückt werden diese Texte im übrigen schon hier von großformatigen Aufnahmen, welche in erste Linie Menschen rund um das Rennen zeigen.
Ehe nun die eigentliche Darstellung der Rennen beginnt, folgt noch eine kurze Geschichtsstunde zu Entstehung der Mille Miglia. Diese geht zurück auf vier Männer, welche eine große Leidenschaft für den noch neuen Motorsport pflegten. Franco Mazzotti, Aymo Maggi, Renzo Castagneto und Giovanni Canestrini wollten zudem ihre Heimat Brescia mit der neuen Veranstaltung zu einer Hochburg des Motorsports machen, was Ihnen fraglos gelungen ist. Sie arbeiteten im Dezember 1926 die erste Strecke des langen Rennens durch Italien aus und stellten Ihre Mille Miglia der Öffentlichkeit vor.
Die erste Mille Miglia im Jahr 1927 wurde von gleich drei OM Tipo 665 Sport gewonnen. Die Strecke führte die 77 Teilnehmer über exakt 1639,7 Kilometer von Brescia über Rom wieder zurück nach Brescia. Hierbei galt es einige Abenteuer zu überstehen und umso erstaunlicher ist, das immerhin 55 Teilnehmer auch in die Wertung kamen. Zu jedem Jahr liefert das Buch einen textliche Einleitung, welche den Rennverlauf wiedergeben. Auch weitere interessante Anekdoten sind hier zu finden. Dabei werden die beiden Texten in den Sprachen auf einigen Seiten verteilt, zudem wurde der englische Text noch kursiv gesetzt. So kann der Leser sich sehr gut im gesamten Buch orientieren.
Dann folgt das eigentliche Highlight des Buches: Die Darstellung des Rennen und vielen, oftmals nur wenig bekannten Bildern. Diese nutzen die gesamte Größe des Buches immer wieder aus und liefern damit einen tollen Eindruck auf die Mille Miglia. Zu jedem Bild gibt es eine passende Erläuterung, welche ebenfalls zweisprachig umgesetzt wurde. Hier wurde die Typo allerdings leider ein wenig klein gewählt und durch das kursiv-Stellen der englischen Texte werden diese zudem noch sehr dünn.
Aber die Darstellung der Bilder sucht tatsächlich seines Gleichen. Zwar muss man in Hinblick auf die Qualität ein paar Abstriche machen, was aber alleine dem Alter der Fotografien zuzuschreiben ist. Schon im Jahr 1928 begann die Dominanz der Rennwagen von Alfa Romeo. Bis 1939 konnte der Hersteller aus Mailand elf der zwölf Rennen gewinnen. Hierbei konnte nur Rudolf Caracciola mit seinem Mercedes-Benz SSKL im Jahr 1931 für eine einmalige Unterbrechung sorgen. Das letzte Rennen vor der kriegsbedingten Unterbrechung gewann schließlich noch BMW mit einem besonderen 328 und Fritz Huschke von Hanstein am Steuer.
Die schnellste Rennen sollte aber noch folgen und der Rekord von Stirling Moss im Mercedes-Benz 300 SLR ist bis heute ein Meilenstein in der Motorsport-Geschichte. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von 157,651 km/h lässt kaum erahnen, welche Leistung der Engländer mit seinem Beifahrer Denis Jenkinson erbrachte. Mit über 600 Meldungen in zwölf Klassen wurde das Rennen dabei immer noch beliebter. Nicht zu vergessen ist auch die Leistung von Ferrari, welche immerhin achtmal das Rennen nach dem Krieg für sich entscheiden konnten.
Fazit: Die Mille Migla ist wie wenige historische Rennen weltweit bekannt und hat einen einmaligen Charakter. Mit 1.000 Meilen quer über die öffentlichen Straßen von Italien sucht sie ihresgleichen. Das Buch blickt auf alle 24 Ausgaben des Rennens und liefert dazu eine hohe Anzahl an tollen Aufnahmen rund um das Rennen. So zeigen sich viele Rennwagen aus unterschiedlichsten Klassen, welche somit auch die Vielfalt sehr gut darstellt. Dazu gibt es noch wichtige, textliche Informationen und Hinweise zu den einzelnen Bildern.
Zu Preis von 60 Euro erhält man ein großes und schweres Buch, welches den Anspruch „A race in pictures“ wörtlich nimmt. Kaum ein anderes Buch liefert einen so hohe Anzahl an qualitativ sehr gutem Bildmaterial rund in die legendäre Mille Miglia. Für Motorsport-Historiker ist das Buch in jedem Fall ein Muss!
Bibliografie:
Titel: Mille Miglia – A race in pictures
Autor: Leonardo Acerbi
Umfang: 340 Seiten, 557 Schwarz-Weiß- und 60 Farb-Abbildungen
Format: 280 x 300 mm
Sprache: Italienisch, Englisch
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 05/2015
Preis: 60,– €
ISBN-Nr.: 978-88-7911-618-3
Bestellbar beim Verlag unter:
www.giorgionadaeditore.it
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Locchi, Giorgio Nada Editore, Marco Rassfeld
Eine Antwort auf „Mille Miglia“
[…] So unter anderem auch der Wagen mit der Startnummer 722 mit dem Stirling Moss im Jahr 1955 die Mille Miglia gewann. Legendär ist auch das schon vorher zu entdeckenden, sogenannte Uhlenhaut-Coupé des 300 […]