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Jean Bugatti 1939

Um den Namen Bugatti weht ein gewisser Hauch des Besonderen und Außergewöhnlichen. Zudem verbindet man schon immer das Streben nach den Bestmarken mit der Marke aus dem französischen Molsheim. In einem neuen, dokumentarischen Roman blickt der Olms Verlag auf die ganz persönliche Geschichte von Jean Bugatti, dem Sohn des Firmengründers Ettore Bugatti.

Ein kleines Buch, welche durch ein starken Inhalt beeindrucken kann.
Ein kleines Buch, welche durch ein starken Inhalt beeindrucken kann.

Das Buch kommt im kompakten Format daher und zeigt sich im klassischen Stil eines Romans. Aber in diesem Fall nicht in der einfachen Taschenbuch-Form, sondern mit einem hochwertig ausgeführten Hardcover. Dieses gibt dem Buch eine gute Stabilität und lässt eine ausgezeichnete Einhand-Bedienung zu. Diese ist fraglos auch dem, für einen Roman geringen Umfang zuzuschreiben.

Auf dem Cover findet sich eine Foto-Montage wieder, auf der Jean Bugatti neben einer seiner bekanntesten Automobile zu sehen ist. Der Type 57 Atlantic ist ein nur vier mal gebautes Luxus-Coupé der Spitzenklasse und gehört zu den Ikonen der französischen Marken. Mit dem einmaligen Design schuf Jean Bugatti dabei ein Ausnahme-Fahrzeug, welche bis heute bei jedem Blick begeistern kann.

Die Geschichte des Bugatti T 57 G „Tank“ kann man in all seinen Facetten erleben.

Dazu findet sich natürlich im passenden Blautönen zum Sakko von Jean Bugatti der Buchtitel, Autor und der Verlag wieder. Im Hintergrund ist dazu noch eine Schwarz-Weiß-Aufnahme platziert, welche eine tragische Berühmtheit hat. Die Kenner sehen sofort die Inspektion des Unfalls-Fahrzeugs mit dem der noch junge Jean Bugatti sein Leben verlor.

Diese Bild zieht sich bis auf den Buchrücken, auf dem auch der Klappentext platziert wurde. In diesem geht man schon recht umfangreich auf den Inhalt ein und kann einen ersten Blick auf die im Buch zu findende Erzählung werfen. So thematisiert dieser das Verhältnis von Sohn und Vater und möchte zugleich auch ein Liebes- und Kriminalroman sein. Man darf sich also auf ein spannende und vielfältige Geschichte freuen …

Kleinere Bilder lockern den textreichen Roman auf und blicken zeitgenössisch in die Vergangenheit.
Kleinere Bilder lockern den textreichen Roman auf und blicken zeitgenössisch in die Vergangenheit.

Nach dem Blick ins Buch startet auch schon schnell der eigentliche Inhalt. Ohne Inhaltsverzeichnis kann man nach den notwendigen Standards wie Impressum mit dem Lesen der Geschichte beginnen. Dabei ist das Buch auch innen mit dem einfachen Roman-Papier realisiert worden. Das bedeutet, dass man auch mit dem leichten Durchscheinen der Rückseite rechnen muss. Dies unterstützt auch die Wirkung eines Romans, wo diese Qualität dem Standard entspricht.

Die Erzählung startet am 5. Januar 1939 und logischerweise in Molsheim bei Bugatti. Nachdem man die winterlichen Wetterverhältnisse dargelegt bekommt, kann man sich gut in die Situation reindenken und ist schnell im Buch. Und eben an diesem Tag erhielt Robert Aumaitre den Auftrag einen neuen Rennwagen für das prestigeträchige Rennen in Le Mans zu bauen. Allerdings war diese an bestimmte Bedingungen geknüpft, welche die Arbeit nicht gerade erleichterten.

Der Auftrag kam dennoch sehr überraschend und hellte die trübe Stimmung schnell auf. Jean Bugatti überbrachte die frohe Botschaft an den leitenden Rennmechaniker. Der Patron, wie Ettore Bugatti auch genannt wurde, wollte dabei eine möglichst hohe Seriennähe. So wollte er den schwindenden Kunden erneut von der Qualität der Bugatti Automobile überzeugen. Aufgrund der angespannten, finanziellen Lage sollte es aber möglich sein, nur ein Rennwagen zu realisieren.

Mit aerodynamischen Feinschliff setzt man auf einen Weiterentwicklung des Rennwagens.
Mit aerodynamischen Feinschliff setzt man auf einen Weiterentwicklung des Rennwagens.

Schon dieses machte, neben der Seriennähe, den Plan nach 1937 erneut in Le Mans zu gewinnen umso schwerer. Denn 24 Stunden sind lang und mit nur einem Fahrzeug konnte man sich keinerlei Ausfall erlauben. Viele Details kann man dann in einem Dialog zwischen Aumaitre und Jean Bugatti erfahren. Dann blickt das Buch auch zurück auf den Bau des T 53, der als revolutionärer Rennwagen technisch interessant Details wie Allradantrieb hatte. An diesem Modell war auch Antonio Pichetto beteiligt und mit Jean Bugatti am Steuer geschah leider beim einzigen Rennen ein Unfall.

Dabei wurde das Fahrzeug zerstört, was im übrigen auch durch ein Bild dokumentiert wird. So findet schon früh ein paar Bilder des außergewöhnlichen Rennwagens im Buch wieder, eben auch eins nach dem Unfall. Pichetto war im Jahr 1939 eine wichtige Ansprechperson als Entwicklungs-Ingenieur. Dies hing auch mit der ersten Realisierung einer Einzelradaufhängung zusammen, welche ebenfalls am T 53 getestet wurde. Allerdings war der Patron über diese Neuentwicklung sehr erbost und ließ den Wagen zurück bauen.

Mit dem T 57 G „Tank“ entstand dann in den folgenden Jahr ein Rennwagen der Spitzenklasse, der vor allem durch sein aerodynamisch optimiertes Design für Aufsehen sorgte. In diesem Sektor konnte Jean Bugatti sich durchaus verwirklichen und schuf auch beeindruckenden Modelle, welche zum Kauf angeboten wurden. Eine Übersicht findet sich auch in bildlicher Form im Buch wieder.

Auch ein möglicher Nachfolger des Serien Bugatti T 57 fand sich in der Entwicklung.
Auch ein möglicher Nachfolger des Serien Bugatti T 57 fand sich in der Entwicklung.

Mit dem „Tank“ wollte Bugatti im Jahr 1937 für den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans sorgen und somit ist der Rennwagen ein wichtiger Bestandteil in der Historie der Marke. Und gleichfalls lieferte er die Vorlage für den neuen Rennwagen für das Jahr 1939. Diesen optimierte Pichetto mit Lewis de Monge, der an der Konstruktion des Rekordflugzeugs 100P beteiligt war. Somit stand die weitere, aerodynamische Optimierung im Mittelpunkt.

Alleine durch die hier geschilderten Tatsachen fühlt man sich als Leser schnell zurück in die damalige Zeit bei Bugatti. So gab es den immer älter werdenden Ettore Bugatti, der immer noch von seinen alten Konstruktionen sehr überzeugt war. Viele technisch innovative Neuentwicklungen, an denen auch sein Sohn Jean Bugatti beteiligt war, erstickt er schnell im Keim. Dazu kann man auch noch etwas über die Beziehung zu Reva Reyes erfahren, welche im Kreis der Familie kritisch gesehen wurde.

Auch die regelmäßigen Reisen von Molsheim nach Paris werden thematisiert, in denen Jean Bugatti auch seine Fahrkünste verfeinern sollte. In einer kurzweiligen Episode nimmt das Buch den Leser mit auf eine solche Fahrt. So wird schnell die aus vielen Sichten missliche Lage schnell deutlich in der sich Jean Bugatti befand. Das Buch schildert viele Situationen bis zum 11. August 1939, an diesem Tage verunfallte er bei den letzten Testfahrten zum anstehenden Rennen in Le Mans tödlich.

Fazit: Das Buch ist eine ungewöhnlich und sehr interessante Darstellung der Ereignisse rund um den genialen Jean Bugatti. Dieser stand nach den Erzählungen in mehreren Zwiespalten in Leben und konnte sich nur schwerlich innerhalb seiner Familie beweisen. Dabei hatte er immer wieder außergewöhnliche Automobile geschaffen und hatte auch einen hohen Innovationsgeist. In dem dokumentarischen Roman findet sich eine Ansicht der letzten Ereignisse bis zu seinem Tod, welche mit den Leser eine andere Sicht der Dinge liefert. Welches nun die echte Wahrheit ist, wird man sich nie erfahren.
Zum Preis von unter 25 Euro kann der Leser tief eintauchen in die letzten Momente von Jean Bugatti und den Versuch das 24 Stunden Rennen in Le Mans mit einem optimierten Bugatti erneut zu gewinnen. Das Ende ist bekannt und tragisch, die Darstellung der Gründe aber hoch interessant und spannend.

Titel Jean Bugatti 1939

Bibliografie:
Titel: Jean Bugatti 1939
Autor: Jürgen Strutz
Umfang: 180 Seiten, 34 Abbildungen
Format: 156 x 226 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 09/2022
Preis: 24,90,– €
ISBN: 978-3-487-08652-1
Bestellbar beim Verlag unter:
www.olms.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Olms Verlag, Bugatti, Marco Rassfeld

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