Unterwegs zu den Rennstrecken 1968-1995
Als Rennmechaniker erlebt man eine Menge, man kommt an den unterschiedlichsten Orten der Welt zum Einsatz und muss mit dem ständigen Druck umgehen. Auch die Transporte der Rennwagen zu den Rennen gehörten in der Vergangenheit oft zu den Aufgaben der Mechaniker. Dies ist die einfache Erklärung des Buchtitels Schlaflos im Renntransporter von Robert Hahn, der sich an seine Zeit als Rennmechaniker nun in einem Buch von McKlein Publishing erinnert.
Das Buch ist im Querformat realisiert worden, welches sich gut eignet um die störenden Bildübergänge im Bund zu vermeiden. Einen ersten Beweis dafür liefert auch unmittelbar das Titelbild. Es zeigt die beiden „Zugmaschinen“ in Form von zwei Volvo Amazon mit zwei Rennwagen auf dem jeweiligen Anhänger. Kenner erkennen an der Lackierung schnell, dass es sich um die Fahrzeuge der Écurie Bonnier handelt.
Die Aufnahme ist fraglos zeitgenössisch und hat daher auch nicht eine überragende Qualität. Aber sie spiegelt auf einmalige Art und Weise die damalige Zeit wieder, in der kleine Teams ihre Rennboliden zum Rennstrecke quer durch Europa transportierten. Der Hintergrund wurde durch eine dunklen Blauton ersetzt und der Buchtitel baut sich hinter den zwei Gespannen auf.
Im kontrastreichen Rot findet sich auf dieser Fläche auch der Autor noch wieder und liefert einen passenden Gegenpart zum Verlagslogo, welches den gleichen Ton i unteren Bereich enthält. Der Untertitel weist auf die Zeiten hin, an die sich der Autor im Buch zurückerinnert. Dieser geht aber durch die Platzierung auf dem realen Asphalt ein wenig unter. Aber von 1968 bis 1995 sind fast 30 Jahre schlaflos im Renntransporter.
Auf der Rückseite zeigt sich dann der Autor in einer alter PR-Aufnahme, lässig mit seinem Fuß auf den Reifen eines Monoposto gelehnt. Das man hier im Hintergrund noch weitere Personen entdecken kann, die offensichtlich andere Rennwagen bestaunen, zeugt ebenfalls von der damaligen Zeit. Man erhält also alleine schon durch die beiden Bildern auf den Außenseiten einen tollen Einblick auf die damaligen Verhältnissen, welche von den heutigen, oftmals perfekten Inszenierungen weit entfernt waren.
Der Klappentext findet sich dazu noch auf einem dynamisch abgeschrägten Hintergrund wieder. Dieser nutzt als Trennung abermals den Rot-Ton ehe der dunkle Blauton sich hier gelungen über den Rücken des Buches fortsetzt. Die bewusste Schräge findet sich auch beim unverzichtbaren Barcode wieder. Im Text erhält man dann einen ersten Eindruck der Momente, welche Robert Hahn in seinen Vergangenheit erlebt hat. Mit einigen berühmten Namen und vor allem den Arbeitsumständen musste man sich arrangieren.
Wie Schlaflos im Renntransporter aussehen kann, zeigt sich dann beim Aufschlagen des Buches. Denn der Vorsatz (und auch der Nachsatz) zeigen eine Fahraufnahme mit einem Blick auf einen dunkle Straße, die am Betrachter vorbeifliegt. Oftmals, so kann man in einem kurzen Text entnehmen, war die Rückfahrt nach einen langen Arbeitstag auf den Rennstrecken selbstverständlich.
Im Buch zeigt sich das Inhaltsverzeichnis mit den 10 Kapiteln im Stil einer Startaufstellung. In einzelnen Startboxen findet sich die jeweilige Überschrift und auch weitere Seitenblicke auf unterschiedlichste Geschichten wieder. Die Dynamik der Rückseite findet sich hier auch durch die Platzierung der Texte wieder und zeigt sich auch immer wieder im Buch selbst.
Das Vorwort stammt dann von Jürg Egger, der gemeinsam mit Robert Hahn eine Zeit Schlaflos im Renntransporter verbrachte. Er geht in diesem auf die Berufung des Autors ein, der sich im Einsatz an der Rennstrecke durchaus wohl fühlte und seine Stärken ideal einbringen konnte. Auch wenn die Arbeitsbedingungen damals nicht wirklich ideal waren. Heute finden beide ihre ehemaligen Fahrzeuge auch bei historischen Veranstaltungen wieder.
Im Prolog legt dann der Autor noch dar, wie es zu der Realisierung dieses Buches kam und wie er dazu ermutigt wurde seine Erinnerungen zu teilen. Die Sichtweise eines ehemaligen Rennmechanikers ist ungewöhnlich und liefert dadurch einen tollen Blick hinter die Kulissen der oftmals schimmernden Renn-Welt. Ein Beweis der Belastung der Rennmechaniker sind die angegebenen 40.000 Kilometer, welche Robert Hahn jede Saison auf den Wegen zur Rennstrecke und zurück auf sich nehmen musste.
Zum Start des ersten Kapitel zeigt sich dann ein Foto mit dem Rennmechaniker, der sich lässig auf einen McLaren M6A lehnt. Wie man der auch hier platzierten Bildunterschrift entnehmen kann, stammt das Bild aus dem Jahr 1968 und zudem aus dem Privatarchiv des Autors. Dieses gilt für eine Vielzahl an Bildern im Buch und dadurch kann sich der Leser auf viele, unbekannte Bilder freuen. Denn ein Großteil dieser werden in diesem Buch zu ersten Mal veröffentlicht.
Auf der gegenüberliegenden Seite startet dann der Text, der sich in zwei Spalten durch das Buch zieht. Dadurch vermeidet man geschickt zu lange Textzeilen und lässt eine einfache Erfassung der Texte zu. Nach einer kurzen Einführung zu jedem Kapitel folgt schließlich der jeweilige Text, welcher die Erinnerungen in chronologischer Reihenfolge die Erlebnisse von Robert Hahn nachzeichnen.
Zwischendurch finden sich immer wieder kleine Hinweise auf Menschen oder Fahrzeuge und weiteren Details. Diese sind durch roten Text und einer kleinen Überschrift gut getrennt, so dass die Orientierung im Buch sehr gut gelingt. Dazu gibt es dann auch durchaus viele Bilder, welche oftmals auch zeitgenössisch sind. Diese runden die lesenswerten Text immer gut ab und wurden auch im passenden Bereich platziert.
Umfangreichere Darstellung von unterschiedlichen Details finden sich dazu im gesamten Buch wieder und sind deutlich durch eine prägnanten Überschrift und auch roten Elementen vom Lauftext getrennt. Diese sind auch allesamt im Inhaltsverzeichnis verzeichnet um auch diese einfach wiederzufinden. Die Erzählung der Zeiten, welche der Autor Schlaflos im Renntransporter verbrachte sind durchweg interessant. Im späteren Verlauf erfährt man dann auch von den eigenen Einsätzen hinter dem Lenkrad …
Fazit: Die einzigartigen Erinnerungen eines Rennmechanikers finden sich in diesem tollen Buch wieder. Ungeschminkt kann der Leser in den Texten viele Hintergrund-Informationen aus den damaligen Zeiten erfahren. Dabei erhält man ein komplettes Bild der damaligen Verhältnisse und der Blick hinter die Kulissen ist fraglos besonders. Die durchweg interessanten Texte werden zudem unterstützt von einer Vielzahl an Bildern, welche den Leser mitnehmen in die Vergangenheit. Diese stammten dazu zu großen Teilen aus dem Archiv des Autors und wurden in diesem Rahmen erstmals veröffentlicht. Somit kann man hier eine Menge an Anekdoten und Bildern entdecken, die zuvor unbekannt waren.
Der Preis von knapp unter 80 Euro ist zwar durchaus hoch angesetzt, zumindest wenn man nur die technische Umsetzung betrachtet. Aber die persönlichen Erinnerungen an sich sind fraglos unbezahlbar und daher wird dieses Buch alle historischen Motorsport-Fans sicher begeistern können. Die Einmaligkeit des Inhalts in Wort und Bild macht das Buch wirklich interessant!
Bibliografie:
Titel: Schlaflos im Renntransporter – Unterwegs zu den Rennstrecken 1968-1995
Autor: Robert Hahn
Umfang: 320 Seiten, 280 Fotos
Format: 300 x 200 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 10/2023
Preis: 79,90 €
ISBN: 978-3-947156-54-2
Bestellbar beim Verlag unter: www.rallyandracing.com
Text: Marco Rassfeld
Fotos: McKlein Publishing, Marco Rassfeld