und andere Geschichten
Das Thema Camping verbindet schon lange die automobile Mobilität mit einem flexiblen Urlaub. Daher kann auch ein Blick auf die Geschichte der Wohnmobile durchaus interessant sein. Mit Die Akte Nagetusch erschien vor kurzem ein Blick auf die Geschichte der gleichnamigen Firma aus Dresden. Dabei fokussiert dieser Titel sich auf die Stasi-Akte des Firmeninhaber und bringt darüber hinaus noch weitere Geschichten zum Vorschein …
Das Buch kommt im klassischen Hochformat daher und zeigt auf dem Titel gleich zwei Gespanne. Jeweils hängt ein Wohnwagen von Nagetusch hinter der Zugmaschine, welche in diesem Fall auch außergewöhnlich sind. Die Zugkraft um einen solchen Wagen zu ziehen, benötige nämlich schon ein stärkeres Modell als die üblichen Trabant oder Wartburg.
Der hier prominent gezeigt Horch P 240 Sachsenring stammt aus den 1950er Jahren. Damit sollte auch sofort verdeutlicht werden, in welchen Jahren das Buch und auch die Firma Nagetusch ihre Geschichte begann. Ein zweites Gespann lässt sich darüber hinaus noch im Hintergrund erkennen. Ebenfalls mit einem charismatischen Wohnwagen von Nagetusch.
Im oberen Bereich ist dann sehr präsent der Buchtitel zu finden – gelungen gestaltet mit der Schrift im Stil einer alten Schreibmaschine. Im Hintergrund finden sich dann auch erkennbar eine Akte wieder, welche symbolisch für die Akten der Stasi über Richard Nagetusch stehen. Diese werden im Buch erstmals in dieser Form veröffentlicht.
Als Kontrast zum typischenm gräulichen Bild wurde der Hintergrund hier bewusst in rot gewählt. So ergibt sich auch eine Verbindung zum Logo von Verlag Kraftakt, in dem dieser Titel veröffentlicht wurde. Dazu gibt ein recht unscheinbarer Untertitel noch den Hinweis, das auch andere Geschichten sich im Buch rund um das Thema Nagetusch wiederfinden. Der Autor darf dazu natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Auch auf der Rückseite gibt es dann noch ein weiteres Bild mit einem Gespann zu entdecken. Das außergewöhnliche Design der Wohnwagen gibt schon hier auch Nichtkennern die Möglichkeit den Wohnwagen als Nagetusch zu identifizieren. So gibt es das besondere Dach mit der Erhöhung ebenso wie entdecken wie die Tür im Heck.
Der Klappentext gibt dann auch noch einen Hinweis darauf, dass dieses Buch schon der zweite Titel über Nagetusch ist. Doch dieser Titel widmet sich nun weiteren Themen, so dass dieses Buch für alle auch noch etwas Neues liefert. Dabei geht es, wie schon erwähnt, auch um die Stasi-Akten über den Unternehmer Richard Nagetusch.
Im Inhaltsverzeichnis kann man dann auch schnell ausmachen, dass die Akte Nagetusch fast die Hälfte der Seiten des Buches einnimmt. Dazu kommen eben weitere Geschichten, die sich aus unterschiedlicher Sicht um das Thema Wohnwagen aus Dresden drehen. Dabei zeigt sich schon an den Überschriften eine reiche Vielfalt, so dass man gespannt sein darf …
Im Vorwort geht der Autor dann auf die Hintergründe zum Thema des Buches ein. Das erste Buch mit der Dokumentation einer längst vergessenen Firma sorgte für viel positive Resonanz. So formierte sich eine echte Szene um die historischen Wohnwagen, welche heute vielfach begehrt sind. Dazu berichtet der Autor von der Zusammenarbeit mit Manfred Nagetusch, der als Sohn vieles unmittelbar miterlebte.
Die Akte Nagetusch startet dann mit einem Blick auf die Familie Nagetusch, welche auch nach der Gründung der DDR noch eigenwirtschaftlich arbeitete. Dabei gab es durchaus verschiedenste Vorgaben zu berücksichtigen und gerade der Blick auf die Zukunft war nicht sehr aussichtsreich. So legte man Manfred Nagetusch aus potentieller Nachfolger immer wieder Steine in den Weg, so dass er schließlich in die BRD flüchtete.
Dies brachte nun endgültig auch die Stasi dazu die Familie und im besonderen Richard Nagetusch zu beobachten. Das Buch liefert passend dazu viele Fotos, die einem Familien-Album gleichen. So wird die damaligen Lage und das Umfeld sehr gelungen dargestellt. Auch die Wohnwagen und einige Automobile sind dabei zu entdecken.
Schließlich findet man auch noch viele Akten im Buch wieder, welche von den Beobachtungen und Gesprächen mit Nagetusch berichten. Diese sind oftmals im Original wiedergegeben und zeigen dabei unterschiedlichen Qualitäten. Man erfährt in jedem Fall viel über den Fall Nagetusch aus verschiedenen Sichtweisen. Nach einer Inhaftierung darf Richard Nagetusch schließlich offiziell ausreisen – seine Firma wurde verstaatlicht.
Das Buch dokumentiert somit eine Ära, in der die Staatsorgane der DDR ihre Bürger nach und nach mehr überwachten. Die dazu einsehbaren Akten sind unverzichtbare Zeugnisse der verschiedensten Vorgänge. Sie berichten von der mangelnden Freiheit der Menschen, die sich nach und nach noch verschlechtern sollte. Doch es gibt immer auch unterschiedliche Sichtweise, wie auch im Buch deutlich wird.
Die weiteren Geschichten zeigen dann eine Mischung an verschiedensten Geschichten von Besitzern der Nagetusch-Wohnwagen. Die Infizierung mit dem Thema schient viele der Berichtenden schnell gefangen zu haben. So bleibt es in den wenigsten Fällen bei einem Wohnwagen. Es wird berichtet von versteckten Schätzen, individuellen Umbauten und sogar letzten Prototypen. Es gibt sehr viele persönlichen Geschichten zu entdecken …
Fazit: Der Name Nagetusch dürfte bei den meisten Menschen für Achselzucken sorgen. Doch Die Akte Nagetusch legt eine besondere und einmalige Geschichte offen. Das zweite Buch über die Wohnwagen aus Dresden widmet sich der persönlichen Story der Familie und den Unternehmens in der Umgebung der DDR. Dazu liefern eine Vielzahl an Bildern und Akten einen tollen Rahmen. Man fühlt sich zeitweise wie in einem Archiv – zwischen Stasi-Akten und Familienalbum. Damit ist das Buch auch einen gelungene Ergänzung zum ersten Buch. Darüber hinaus liefern viele andere Geschichten noch besondere Momente und Erlebnisse rund um die Wohnwagen von Nagetusch.
Zum Preis von knapp unter 30 Euro öffnet sich die Akte Nagetusch und gibt durchweg interessante Informationen preis. Für die Freunde den historischen Campings eine wichtige Akte, die in durch die anderen Geschichten auch für eine gelungene Abwechslung sorgt.
Bibliografie:
Titel: Die Akte Nagetusch und andere Geschichten
Hrsg.: Frank Hartwig
Umfang: 128 Seiten
Format: 210 x 297 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 06/2024
Preis: 29,95 €
ISBN: 978-3938426233
Bestellbar beim Verlag unter:
www.sammelsuhrium.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: SammelSUHRium, Verkehrsmuseum Dresden, Marco Rassfeld