Ein hallescher Beitrag zur Automobilgeschichte
Ein Blick auf ein ganz seltenes Automobil legt die Rovomobil-Story. Unter diesem Namen erschufen zwei Männer aus der damaligen DDR ihren automobilen Traum. Die Mittel und die Möglichkeiten in der DDR waren dabei bekanntermaßen nur sehr eingeschränkt vorhanden. Umso beeindruckender ist das aerodynamisch ausgefeilte Ergebnis auch heute noch …
Das Buch, welche die Rovomobil-Story erzählt, stammt aus der Reihe Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte. In dieser gibt es verschiedenste Geschichten aus der Region zu entdecken. Die neuste Ausgabe kümmert sich nun erstmals um die Automobile aus der Region und eben dem außergewöhnlichen Rovomobil.
Die Hefte sind kompakt gehalten und nutzen dazu passend ein klassisches Softcover. Damit kann man die Hefte sehr gut in jeder Lebenslage händeln und ohne Problem die Geschichten erlesen. Die Rovomobil-Story zeigt auf dem Titel natürlich das passende Automobil, in diesem Fall die erste Version von nur zwei je gebauten Exemplaren.
Dabei fällt auch in der Frontansicht die aerodynamisch optimierte Karosserie auf. Während die Türen nach Art des Mercedes-Benz 300 SL nach oben schwingen und dabei natürlich immer für Aufsehen sorgen. Das klassische Kennzeichen aus der DDR weist zudem auf den Ursprung in Halle an der Saale hin.
Auf dem Titel findet sich zudem noch der Buchtitel unmittelbar unter dem Bild wieder. Dazu im roten Kontrast noch der Untertitel, die Autoren und auch das Logo von Verlag. Zudem kann man auch die Nummer der Heft-Reihe noch entdecken. Selbstverständlich ist dieser Aufbau bei allen Heften identisch und dadurch entsteht einen beeindruckende Dokumentation der Region.
Auf der Rückseite, welche ebenfalls in Rot gehalten wurde, findet sich noch der Klappentext wieder. Dieser gibt schon wichtige Hinweise über die Rovomobil-Story. So erhält man einen Hinweis auf die zwei Ingenieure, welche durch Ihrer Erfahrung im Bau von Segelflugzeuge auch das Automobil aerodynamisch optimieren sollten. Die beiden gebauten Rovomobil gibt es noch heute und eines fährt noch im heimischen Halle durch die Straßen.
Im Buch finden sich neben dem einleitende Vorwort auch zwei Seiten einen zeitgenössischen Artikels wieder. Die form+zweck war die einzige „Fachzeitschrift für industrielle Formgestaltung“ in der DDR und widmete dem interessante Automobile eine eingehende Berichterstattung. Die Überschrift lautete „Form spart Energie“ und verdeutlicht auch die Ansatz hinter dem Rovomobil.
Anfang der 1970er Jahre startet schließlich die Rovomobil-Story durch die an der Hochschule für industrielle Formgestaltung aktiven Ingenieure Klaus Arndt und Eberhardt Scharnowski. Der Text geht umfassend auf das Automobil und die Idee dahinter ein. Die Basis lieferte ein alter Käfer, der sich durch seine Bauweise ideal für einen neuen Aufbau eignete.
Um auch bei Gewicht zu sparen, nutzten die Erbauer glasfaserverstärkten Kunststoff. Dieses ist auch die Erklärung für den Namen des Fahrzeuge, welches auf die hier verwendeten „rovings“ hinweist. Durchaus überraschend ist, dass dieses Auto über vier Sitzplätze verfügt. Die Erbauer wollten beweisen, dass sich mit optimaler, aerodynamischer Gestaltung ein deutlich verringerter Verbrauch realisieren lässt.
Neben den interessanten Texten finden sich im Buch auch viele Bilder wieder. Diese zeigen Zeichnungen, Versuchsmodelle und natürlich auch die echten Fahrzeuge. Die Darstellung ist dabei ausnahmslos in Schwarz-Weiß gehalten, obwohl auch Aufnahmen neueren Datums im Heft zu finden sind. Doch die Faszination für das Rovomobil und die Umstände unter denen diese entstanden sind, werden sehr gelungen übertragen.
Nachdem man noch die Hintergründe der Segelfliegerei erzählt bekommt, folgt der Blick in den Hinterhof, in dem das erste Rovomobil entstehen sollten. Auch die Zulassung des ungewöhnlichen Automobils in der DDR wird noch dokumentiert. Die Tatsache, dass sich der erstaunliche cw-Wert von 0,23 bei späteren Test im Windkanal bestätigen, zeugt vom dem Können der Erbauer.
Auch die mögliche Zukunft des Rovomobil, an dem der westdeutsche Hersteller BMW Interesse zeigte, wird im Heft noch wiedergegeben. Ebenso auch die Zusammenführung beider Modelle für eine Sonderausstellung im Volkswagen Museum im Jahr 2017 wird noch aufgeführt. Schon 1991 kam das Rovomobil im München in ein Museum.
Auch der Neuaufbau des zweiten Rovomobil, welche wieder auf den Straßen der Region unterwegs ist, wird noch dokumentiert. Zum Abschluss findet man dann sogar noch eine alte Rechnung wieder, dazu eine Vita der wichtigsten Person aus der Geschichte vom Rovomobil und schließlich noch die Notizen zu den ersten Ideen des Rovomobil.
Fazit: Die Rovomobil-Story liefert viele Details rund um die außergewöhnlichen Eigenbauten auf Käfer-Basis. Der Ansatz der aerodynamischen Optimierung ist allgegenwärtig und bis heute beeindruckend. Mit wenigen Mitteln erreichten die beiden Ingenieure ein nahezu optimales Ergebnis und nutzten ihre Fahrzeug auch im Alltag. Damit waren sie im automobil eingeschränkten Osten immer wieder der Hingucker. Das Heft aus der Reihe der mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte kann dabei trotz seiner kompakten Ausmaße mit viel Inhalt glänzen.
Zum günstigen Preis von 15 Euro sollten alle Automobilsten schnell zuschlagen, denn eine Dokumentation dieser Art und die besonderen Rovomobil sind einzigartig. Dabei ist das Heft nicht nur für Freunde der Modelle aus der ehemaligen DDR interessant.
Bibliografie:
Titel: Die Rovomobil-Story – Ein hallescher Beitrag zur Automobilgeschichte
Autorin: Renate Luckner-Bien
Umfang: 72 Seiten, zahlreiche s/w-Abb
Format: 150 x 200 mm
Bindung: Softcover
Auflage: 03/2024
Preis: 15,– €
ISBN: 978-3-945377-92-5
Bestellbar beim Verlag unter:
www.hasenverlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Hasenverlag, Marco Rassfeld