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Krupp des Ostens

Das Fahrzeugwerk Hunger aus Frankenberg

Die Geschichte der Mobilität in der DDR hatte immer wieder interessante Ansätze. So galten die Hunger Kipper auch international zu den interessantesten Nutzfahrzeugen. Dabei bot der Hersteller durch die hohe Kompetenz mit Hydraulik noch viele weitere Nutzfahrzeuge an und war als Privat-Unternehmen äußerst erfolgreich. Daher ist der Vergleich Hunger als Krupp des Ostens zu bezeichnen, auch durchaus begründet …

Die Vielfalt von Hunger zeigt sich schon auf dem Buchtitel.
Die Vielfalt von Hunger zeigt sich schon auf dem Buchtitel.

Das Buch kommt in klassischen Hochformat daher und wirkt schon auf den ersten Blick umfangreich. Denn die knapp über 300 Seiten türmen sich zu knapp 1,5 kg auf und damit scheint der Platz umfassend genutzt worden zu sein. Die Vielfalt des Angebots von Krupp des Ostens findet man zudem gleich auf dem Titel wieder.

So findet man sehr präsent einen Tankwagen, der sich in der Farben von Minol zeigt. Diese Marke nutzte man in der DDR um die Kraftstoffversorgung sicherzustellen. Eine omnipräsente Marke, die in der DDR bestens bekannt war. Auf weiteren fünf Bildern gibt es dann noch unterschiedliche Kipper, eine Raupe und einen Tieflader zu entdecken.

Dies alles stammt aus dem Angebot der Firma Hunger, die im sächsischen Frankenberg ihr Stammwerk hatte. Ein bekanntest Logo der Kipper findet sich auch noch auf dem Titel wieder und bringt sicher die ein oder andere Erinnerung zu Tage. Das Buchtitel ist dann in dicken, roten Buchstaben wieder zu finden. Der Untertitel, der Autor und der Verlag vervollständigen schließlich den Titel.

Die Hydraulik-Kipper war die Grundlage für den Erfolg des Krupp des Ostens.
Die Hydraulik-Kipper war die Grundlage für den Erfolg des Krupp des Ostens.

Auf die Rückseite zieht sich der blau-graue Hintergrund durch und man kann weitere Kipper-Modelle entdecken. Diese Abbildung entstammt einer alten Anzeige des Herstellers und zeugt schon hier von der beeindruckenden Archiv-Arbeit, welches das Buch offenlegen möchte. Der recht umfangreiche Klappentext geht zudem ein auf die Firma Hunger und seinen Gründer Walter Hunger.

Man erfährt schon hier, dass Walter Hunger eines der erfolgreichsten Privat-Unternehmen der DDR aufbaute. Aber er sah sich gezwungen die DDR in Richtung Westen zu verlassen und seine Firma zurückzulassen. Die Eingriffe des Staates in die Privat-Wirtschaft wurden immer umfassender. Dies ist ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte generell, welche auch im Buch thematisiert wird.

Auch bei Baufahrzeugen wie einer Raupe konnte die Hydraulik helfen und Hunger stellte die Modelle her.
Bei Baufahrzeugen wie einer Raupe konnte die Hydraulik helfen und Hunger stellte die Modelle her.

Auch der Neuaufbau im Westen mit der heute noch agierenden Hunger Gruppe wird schon angerissen und zeugt von der großen Schaffenskraft des Firmenbegründers. Das vorliegenden Buch nimmt sich nun erstmals der Geschichte von Hunger an und dokumentiert diese mit viel unveröffentlichten Materialen, so dass jeder noch etwas Neues entdecken kann.

Und schon beim ersten Blick in das Inhaltsverzeichnis wird deutlich, wie umfangreich die Darstellung dieser Unternehmens-Geschichte sein wird. Mit 17 Kapiteln und weiteren Details auf über 300 Seiten erwartet den Leser jede Menge Stoff. Die Geschichte ist aber auch lang und von vielen Umschwüngen geprägt. Auch die Anzahl der Produkte spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Im Vorwort erzählt Autor Christian Suhr von seinen Ansprüchen an diese Buch, dass alle vorhandenen Quellen bestmöglich nutzt. Unterstützt von einen Zitat Walter Hungers und der aufwendigen Visitenkarte sowie eine Anzeige erhält man auch gleich einen Eindruck der vielen Abbildungen, die sich im Buch wiederfinden.

Mit immer wieder neuen Ideen bewies Hunger seine Innovationskraft und unterstrich seinen Führungsanspruch als Krupp des Ostens.
Mit immer wieder neuen Ideen bewies Hunger seine Innovationskraft und unterstrich seinen Führungsanspruch als Krupp des Ostens.

Mit dem Kriegsende im Jahr 1945 startet schließlich das Buch in eine schwierige Zeit, in der Walter Hunger schon wenig später die Grundlage für sein Unternehmen legen sollte. So meldete er 1948 sein erstes Gewerbe an und übernahm dazu eine Schmiede. Noch im selben Jahr konstruierte Hunger seine erste hydraulische Kippanlage.

Schnell wurden die nun gebauten Kippanhänger bei den vielen Landwirten sehr beliebt und sie waren der Start zu einer Erfolgsgeschichte. Wenig später waren auch Anhänger mit unterschiedlichsten Aufbauten für den Fernverkehr erhältlich. Die vielen Bilder zeigen auch damalige Prospekte und somit eine gelungene Dokumentation des Angebots.

Neben den Anhänger folgten auch wenig später die ersten Kipp-Laster auf Basis des Horch H 3 A. Bilder zeigen hier auch die Möglichkeiten gemeinsam mit einem passende Kipp-Anhänger. Dabei sind die Bilder im Buch fast ausnahmslos zeitgenössisch, so dass man auch immer den passenden Eindruck der damaligen Zeit mit übertragen bekommt.

Im Buch finden sich auch viele alter Anzeigen und Prospekte wieder und dokumentieren so die Geschichten von Hunger.
Im Buch finden sich auch viele alter Anzeigen und Prospekte wieder und dokumentieren so die Geschichten von Hunger.

Die umfassenden Texte gehen auch auf viele kleine Details ein und erzählen die Geschichte nach Sparten sortiert und dabei natürlich auch chronologisch, so gut dies möglich ist. Durch ein Layout mit zwei Spalten und einer angemessen großen Schrift sind die Text gut lesbar und die vielen Zwischenüberschrift sorgen für eine gelungene Struktur.

Schnell ist Hunger Ostdeutschlands „Kipper-König“ und nichts führt an den Produkten aus Sachsen in dieser Sparte vorbei. Auch das Ausland zeigt hohen Interesse an den Produkten und bringt die so wichtige „harte“ Währung in die DDR. Die Fahrzeuge werden immer größer, ebenso das Unternehmen von Hunger, was von der Regierung keinesfalls gerne gesehen wird.

Der Firmengründer ergreift die Möglichkeit der Flucht nach Westdeutschland, gemeinsam mit seinen wichtigsten Ingenieuren. Doch die Geschichte geht auch in der DDR weiter mit den VEB Fahrzeughydraulik Frankenberg. Während Walter Hunger im Westen an seine Erfolge anknöpfen kann. Alles das kann man auf umfassende Art und Weise im Buch erlesen …

Fazit: Der Krupp des Ostens hätte ohne die damaligen Verhältnisse in der ehemaligen DDR zweifelsfrei zu Weltruhm kommen können. Die Produkte und die Innovationskraft von Walter Hunger und seinen Ingenieuren werden in diesem Buch gewissenhaft dokumentiert. Die Angebotspalette auf Basis der Hydraulik ist dabei sehr beeindruckend und so erwarb man sich vielfach einen Marktführer-Position. Nach der Flucht des Firmengründers wurde das Werk als volkseigener Betrieb weitergeführt, der Erfolg blieb aber überschaubar. Das Buch zeigt mit vielen Bilder und umfassenden Texten eine gelungene Dokumentation der Werke von Walter Hunger.
Für knapp unter 50 Euro ist das Buch erhältlich und kann damit, aufgrund der Tiefe als Sonderangebot gelten. Für Ostalgiker ist das Buch ein Muss und für alle Motor-Interessierte eine Empfehlung. Man kann tief Abtauchen in die Geschichte eines beeindruckenden Unternehmens.

Titel – Krupps des Ostens

Bibliografie:
Titel: Krupp des Ostens – Das Fahrzeugwerk Hunger aus Frankenberg
Hrsg.: Christian Suhr
Umfang: 304 Seiten, über 600 Abbildungen
Format: 210 x 300 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 05/2024
Preis: 48,– €
ISBN: 978-3-938426-26-5
Bestellbar beim Verlag unter:
www.sammelsuhrium.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: by Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de, Sammelsuhrium, Marco Rassfeld

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