Paddock

Hinter den Kulissen der Formel 1 – 1972-1980

Die Formel 1 wird nicht ohne Grund immer wieder als Motorsport-Zirkus bezeichnet. Was sich dort auf der Rennstrecke und auch daneben abspielt ist ohne Frage bemerkenswert. Dabei sind die Zeiten heute natürlich anders, als noch in der Vergangenheit. Mit dem neuen Buch Paddock kann man zurückblicken in die Zeit der 1970er Jahre aus einer ungewöhnlichen Perspektive.

Das Buch zeigt sich beim ersten Anschauen im Querformat, was vor allem den hier gezeigten Bildern zu Gute kommt. Denn diese stehen in diesem Titel im Fokus und ermöglichen dem Betrachter einen exklusiven Blick in das Archiv von Frans van de Camp. Dieser war als Fotograf in den wilden 70er Jahren bei einigen Rennen der Formel 1 unterwegs und öffnet nun sein reiches Archiv.

Auf dem Cover kann man dies schon gut erkennen, denn der Buchtitel zeigt sich als Art Schlüsselloch, mit dem Blick auf eines der Motive des Fotografen. Durch die helle Darstellung kann man auch problemlos die großen Buchstaben erfassen und der Buchtitel ist damit sehr präsent. Die Untertitel zeigen sich darunter recht zurückhaltend. Auch der Fotograf und das Verlagslogo finden sich noch hier wieder.

Erwähnenswert ist zudem noch die glänzende Lackierung der Buchstaben bzw. des Titelbildes. Dadurch entsteht ein hochwertiger Eindruck und die Elemente werden noch weiter hervorgehoben. Auf der Rückseite hingegen findet sich auf dem schwarzen Hintergrund der Klappentext wieder, der auf die Besonderheiten des Buches eingeht. Neben den Aufnahmen des Fotografen gibt es noch informative Texte aus der Feder von Georg Otto als Begleitung zu entdecken.

Dazu findet sich noch ein Zitat von Hans-Joachim Stuck wieder, der sich an die wilden Zeit gerne zurückerinnert. Er war unmittelbar an einigen Szenen beteiligt und ist somit auch im Buch wiederzufinden. Die Texte im Buch sind neben Deutsch auch in Englisch wiedergegeben, welches die Internationale Bedeutung der Formel 1 und die Zielgruppe des Buches widerspiegelt.

Nach dem Aufschlagen ist der Leser schnell beim Inhaltsverzeichnis, welches einen Überblick über die Orte und Zeit der Fotografien gibt. Vom Race of Champions 1972 führt das Buch über unterschiedlichsten Grand Prix bis ins Jahr 1980. Dabei kann man die lokale Ausprägung durchaus erkennen, denn die meisten Rennen besuchte van de Camp in den Niederlanden, Belgien und Deutschland.

Zum Buchtitel Paddock sei noch kurz eine Begriffserläuterung erlaubt. Während es sich heute im Paddock Club der Formel 1 die VIPs die einzelnen Rennen in mondäner Atmosphäre gut gehen lassen, gab es sowas früher nicht. Die Verhältnisse waren deutlich einfacher, wie man auch auf vielen der kommenden Motive erkennen kann.

Im Vorwort erfährt der Leser dann noch einiges zur Entstehung dieses Buches und vor allem der späten Veröffentlichung der Bilder. Diese schlummerten lange im Archiv vom Fotografen und sind damit auch nur den Wenigsten bekannt. Dieses Buch liefert nun für die zahlreichen Formel 1 und Motorsport-Fans die Möglichkeit die Bilder erleben zu können.

Auf seiner Webseite camp-archives.com findet man zudem noch weiterführenden Information. Interessant ist hierbei auch die Möglichkeit das Archiv nach Fahrer, Modell oder weiteren Kriterien zu filtern. Hans-Joachim Stuck begibt sich mit einem weiteren Vorwort ebenfalls auf Zeitreise und adelt die hohe Qualität der Bilder.

Die Vorstellung der Bilder folgt dann nun im Buch in chronologischer Reihenfolge. Zu jedem Jahr gibt es einen einführende Doppelseite auf der sich in künstlerischer Darstellung die Jahreszahl wiederfindet. Zudem noch ein Bild aus dem Jahr, welches sich aber mit wenig Kontrast noch bewusst zurückhält.

Dann folgt die Darstellung von verschiedensten Aufnahmen, welche den Leser von Paddock mitnehmen in eine längst vergangene Zeit. Dabei zeigen sich die Bilder ausnahmslos im üblichen Schwarz-Weiß, welches die damaligen Zeit auch widerspiegelt. In Paddock liegt der Fokus dabei auf Bildern neben dem Renngeschehen.

So wird man entführt in die Boxengasse und erhält dadurch einen besonderen Eindruck der damaligen Verhältnisse. So findet man zahlreiche bekannte Namen in ungewöhnlichen Szenen wieder. Dabei gibt es neben dem eigentlich Hauptmotiv auch im Hintergrund einiges zu entdecken.

Die Bildunterschriften gehen auch auf die Details ein und weisen den Leser damit gelungen durch die hochinteressanten Aufnahmen. Schon auf den ersten Seiten kann man zum Beispiel Niki Lauda auf dem Schweller eines Citroën SM entdecken. Die gehörte Mike Hailwood und man findet sich gemeinsam in vermutlichen Diskussionen über den schwierigen Streckenbelag wieder.

Auch die Automobile im Hintergrund werden so immer wieder erwähnt, aber auch Geschichte zu den jeweiligen Rennwochenende, an dem die Bilder entstanden. So zeigt das Buch eine tolle Mischung aus vielen, gelungenen Bildern und interessanten Texten dazu. Das verwendete Papier sorgt dazu noch für ein haptisches Erlebnis.

Fazit: Mit Paddock kann sich der Leser auf einen Zeitreise in die Boxengasse der 1970er Jahre der Formel 1 begeben. Die gezeigten Bilder des Fotografen Frans van de Camp zeigen die oftmals unbekannte Seite des Renngeschehens nach. Denn hinter den Kulissen der großen Rennen war die Welt in der Königsklasse der Motorsports aus heutiger Sicht recht einfach. Kein Vergleich zu heute und daher umso interessanter. Die Bilder zeigen auf verschiedenste Art und Weise Rennwagen, Rennfahrer und weitere Menschen aus diesem Umfeld. Die Bildunterschriften liefern dazu weitere Hinweise auf viele Details, auch neben dem Hauptmotiv.
Zum Preis von unter 40 Euro sollte kein Motorsport-Fan sich die Gelegenheit in das Archiv eines Fotografen zu schauen, entgehen lassen. Die Aufnahmen sind besonders und immer wieder ungewöhnlich. Daher aber umso interessanter und wertvoller.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Frans van de Camp, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld