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Buch – VW Käfer

Der Käfer war das Automobil, welches die Menschen in Deutschland nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wieder mobilisieren sollte und auch der Rest der Welt konnte sich auf das Konzept verlassen. Das die letzten Exemplare des ersten Volkswagens aber erst im Jahr 2003 vom Band liefen, war zu Beginn kaum denkbar. Ein neues Buch aus dem Prestel Verlag blickt auf die erfolgreiche Geschichte des Käfers zurück und trägt dazu den schlichten Untertitel Das Buch.

Das Buch kann beim ersten Blick durch seine schlichte Gestaltung und durch sein großes Querformat punkten. Die Aufnahme des Käfers vor weißem Hintergrund ist sehr gelungen und stellt das Automobil ausnahmslos in den Vordergrund. Die Rückseite zeigt passend dazu das selbe Modell von hinten. Zugleich weist die Gestaltung auf den zu erwartenden Inhalt hin, in dem viele Fahrzeuge im gleichen Stil präsentiert werden. Entgegen dem englischen Original-Titel Classic Beeile – A VW Celebration aus dem Verlag Pavillon Books eine optisch gelungenere Umsetzung des wichtigen Umschlages. Schon an der Seite des Inhaltsverzeichnisses lassen sich dann viele Modelle, die im Buch vorgestellt werden mit gleichartigen Fotografien von vorne und hinten entdecken. Das Vorwort stammt aus der Feder von Autor Brian Laban und blickt auf das erfolgreiche Autoleben des VW Käfer zurück. Dann startet das Buch mit dem eigentlichen Inhalt und blickt zunächst auf die Bescheidene Anfänge. Schon vor dem zweiten Weltkrieg beschäftigte sich der Konstrukteur Ferdinand Porsche mit der Idee eines Automobils für die große Masse der Menschheit. Nach Gründung seines Konstrukteurbüros war der Typ 12 für Zündapp das erste Modell welches diese Idee konsequent verfolgte. Es wurden immerhin 3 Prototypen gebaut die mit für Zündapp damals typischen Fünfzylinder-Motoren ausgestattet wurden, obwohl Porsche davon wenig begeistert war. Einige technische Probleme sorgten schließlich dafür, dass das Projekt vorzeitig gestoppt wurde. Kurze Zeit später entstand bei Porsche mit dem Typ 32 für NSU eine Weiterentwicklung des Zundapp. Auch dieses Projekt musste aber vorzeitig beendet werden. Das Projekt nahm schließlich richtig Fahrt auf, als Adolf Hitler das Projekt zu Gesicht bekam und es von ihm gefördert wurde. Er wollte die Massen ebenfalls mobilisieren und schuf ein Programm zum Erwerb des nun betitelten Kraft durch Freunde-Wagens.

Der Ausbruch des zweiten Weltkriegs stoppte allerdings die Pläne abrupt und fortan wurden in ersten Linie militärische Fortbewegungsmittel benötigt. So war der Typ 82 eine optimierte Version der letzten Ausbaustufe des KdF-Wagens. Er verfügt vor über mehr Bodenfreiheit und einem Sperrdifferenzial um die Einhaltung der geforderten Schrittgeschwindigkeit zu ermöglichen. Besser bekannt ist dieses Modell unter dem Namen Kübelwagen. Durch weitere Anforderungen entstand auf Basis des KdF-Wagens der Schwimmwagen und auch ein Kommandeurswagen mit Allradantrieb. Die genutzten Produktionsanlagen wurde ebenfalls unter Regie von Ferdinand Porsche in der Nähe von Fallersleben schon vor dem Krieg gebaut und schufen eine neue Stadt mit dem einfachen Namen Stadt des KdF-Wagens. Nach dem Ende des Krieges kam das Gebiet unter die Verwaltung der britischen Streitkräfte und wurde schließlich in Wolfsburg umgetauft. Die Schäden des Krieges waren zunächst noch allgegenwärtig aber die Anlagen wurden schnell genutzt und die angeschlagenen Einsatzwagen des britischen Militärs in Stand zu halten. Doch wuchs schnell auch der Plan die Produktion des Volkswagens schnellstmöglich wieder in Gang zu bringen. Hier wird vor allem immer wieder der englische Major Hirst als entscheidende Person genannt, dabei betonte er immer die gemeinsamen Anstrengungen von Briten und Deutschen um die Fabrik wieder zu Leben zu erwecken. Schon Ende 1947 wurden je Monat schon etwa 2.500 Fahrzeuge produziert und zum 1. Januar 1948 wurde Heinrich Nordhoff zum Generaldirektor von VW bestimmt.

Unter Nordhoff wurde der Erfolg von Volkswagen nachhaltig gesteigert, was sich auch an der Tatsache festmachen lässt das die Produktion im Jahr 1950 gegenüber dem Vorjahr schon verdoppelt werden konnte. Die Nachfrage nach dem günstigen fahrbaren Untersatz war ungebrochen und schließlich eroberte der Volkswagen sogar die Herzen der US-amerikanischen Autofahrer. Durch die Rückreise vieler amerikanischer Soldaten, welche die Vorteile des Käfers schon zu schätzen wussten, wurde der Erfolg sicher mitbegründet. 1955 wurde dann auch Volkswagen of America gegründet, welche die Aktivitäten auf dem großen Markt kontrollieren sollte. Wichtig hierbei war in den USA auch die herausragende Werbung, welche durch die Agentur Doyle, Dane und Bernbach verwirklicht wurde. Die immer währende Modellpflege des Käfers sorgte für eine stetige Verbesserung im Detail und hielt den Käfer erstaunlich lange jung. Wirklich schwerwiegende Eingriffe wurde dabei nur sehr selten umgesetzt und man verstand es immer die Veränderung positiv zu verkaufen. Mit dem Bulli und dem Karmann Ghia wurde zudem die Vielfalt auch modellpolitisch erhöht.
Das Buch blickt auf all diese Ergebnisse sehr textlästig zurück, die geschickt in kurze Abschnitte unterteilt wurden. Zudem finden sich aber auch immer wieder historische Aufnahme auf den Seiten wieder, die für eine entsprechen Auflockerung sorgen. Wichtiger Wegbereiter war ohne Frage Heinrich Nordhoff, der aber im April 1968 an einem Herzinfarkt verstarb. Fortan führt Kurt Lotz die Geschäfte von Volkswagen und sollte die Modernisierung der Marke Volkswagen vorantreiben.

So wurden Neue Horizonte sichtbar und die mittlerweile schon veraltete Technik des Käfers sollte bald einen Nachfolger finden. So wurde schon im August 1968 mit dem Typ 4 das erste viertürige Automobil von Volkswagen vorgestellt, welches die Palette nach oben erweitern sollte. Die konsequente Ein-Modell-Politk war schon durch den Typ 3 von 1961 Geschichte, schließlich waren aber auch die Ansprüche der Käufer gestiegen und der Druck der Konkurrenz nahm ständig zu. Mit der Übernahme von NSU wurde auch der fertig entwickelte K70 nun als Volkswagen verkauft und machte dem Typ 4 direkte hausinterne Konkurrenz. Keines dieser Modelle brachte aber die erhofften Erfolge. Die tragende Säule des Volkswagen-Modellprogramms war weiterhin der Käfer, obwohl dieser inzwischen als veraltet gelten konnte. Die Weiterentwicklung wurde aber immer noch konsequent weitergeführt und neben immer stärkeren Motoren wurde auch das Fahrwerk überarbeitet. Rein äußerlich wurde der Käfer zum Modelljahr 1973 umfassend überarbeitet und verfügte nun unter anderem über eine Panorama-Windschutzscheibe. Die Zeiten des Erfolgs in Deutschland und auch in den USA schienen aber gezählt, selbst die üblichen, zum Modellende angebotenen Sondermodelle konnte viele Käufer nicht mehr überzeugen. Nachdem schon im Juli 1974 in Wolfsburg der letzte Käfer vom Band lief, stellte auch das Werk im Emden am 19. Januar 1976 die Produktion der Limousine ein. Das letzte Cabriolet wurde am 10. Januar 1980 bei Karmann in Osnabrück gebaut und somit war die Produktion und Deutschland komplett gestoppt.
Damit war aber die Produktion des Käfers keinesfalls komplett beendet, schließlich erlebt der Käfer noch eine Renaissance unter der Sonne. Schon 1954 wurde die ersten Käfer im mexikanischen Puebla zusammengebaut und durch die ständig erhöhte eigene Produktion wurde der Käfer ein extrem erfolgreiches Modell. Auch in Brasilien wurde der Käfer produziert und konnte sogar ein zweites Leben feiern, nachdem das Straßennetz für viele Automobile einfach noch nicht genügend ausgebaut wurde. Die weltweite Produktion des Käfers kam erst nach 21.529.464 Exemplaren am 30. Juli 2003 im mexikanischen Puebla zum endgültigen Ende.

Nachdem das Buch textlich die umfangreiche Geschichte des Käfers erzählt hat, folgt der Blick auf einige der Modelle. Hier obliegt der Start gar dem NSU Typ 32, der einer der direkten Vorgänger des Volkswagens war. Auf einigen Seiten kann sich der Betrachter das Modell aus vielen Perspektiven und auch mit einigen Detailaufnahmen zu Gemüte führen. Dazu bieten einige Bildunterschriften noch wichtige Informationen und die technische Daten bilden den entsprechenden Abschluss. Es folgt ein Modell aus der Vorserie aus dem Jahr 1938 welches sowohl als Limousine als auch als Cabriolet gesondert präsentiert wird. Sämtliche Aufnahmen der Modelle sind mit schlichten weißem Hintergrund versehen, welches eine Fokussierung einfacher zulässt. Auch die Zeiten des Krieges blendet das Buch nicht aus und zeigt neben dem Kübelwagen und dem Schwimmwagen auch den Typ 82 E, ein höhergelegten Käfer. Ein einfaches Modell des Typ 1 Limousine von 1948 zeigt die einfachen Änfange der Produktion des Käfers, während die Export-Limousine von 1951 schon beachtliche Luxus-Details aufzeigt. Weitere 16 Modelle aus der Historie zeigen die Vielfalt des Käfers auf und so lassen sich auch die entscheidenden Entwicklungen anschaulich verfolgen.
Eine interessanten Vergleich einzelner Details ermöglicht dann noch der folgende Abschnitt im Buch. Hier werden die Motoren, die Räder, die Frontscheinwerfer, die Rückleuchten, die Innenspiegel, die Türgriffe und Fronthaubengriffe, die Kennzeichenleuchten, die Fahrtrichtungsanzeiger und die Armaturenbretter der unterschiedlichen Modelle verglichen und bilden die detailverliebte Weiterentwicklung des Käfers nach.
Zum Abschluss zeigen sich noch die Porsche-internen Entwicklungsnummern, die verwendeten Typnummern unter britischer Regie und von Volkswagen, die Produktionszahlen sowie das System der Fahrgestellnummern.

Fazit: Der Käfer war für viele Autofahrer weltweit die Basis des Autofahren und gleichzeitig das erste Automobil. Somit dürfte das Buch viele Interessenten anziehen, die sich ein wenig tiefer mit der Geschichte des Modells auseinandersetzen möchten. Dazu liefert das Buch eine sehr gute Mischung aus textlicher Aufarbeitung der umfangreichen Geschichte und der bildlichen Präsentation von diversen Modellen. Auch die zahlreichen Nebenschauplätze werden dabei berücksichtigt und zeigen die Einflüsse der Unternehmensführung und blicken auch auf die weiteren Modelle von Volkswagen. Vor allem auch die internationalen Produktion des Käfers trugen zu seinem weltweiten Erfolg bei und wird wie selbstverständlich auch berücksichtigt.
Das Buch bietet eine solide technische Umsetzung und bietet somit zum Preis von knapp 40 Euro erstaunlich viel fürs Geld. Auch wenn die allgemein sehr gut dokumentiere Geschichte des Käfers bei den Liebhabern kaum etwas neues ans Licht bringen wird, so kann hier die umfangreichen Modell-Präsentation und auch der sehr interessante Detail-Vergleich sicher überzeugen. Eine teifgenende Beschreibung von  technischen Details darf der Käufer allerdings nicht erwarten. Aber so oder so ist das Buch für alle Automobilfreunde eine interessante Lektüre.

Bibliografie:
Titel: VW Käfer – Das Buch
Autor: Keith Seume
Umfang: 304 Seiten, 400 farbige Abbildungen
Format: 254 x 288 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 03/2017
Preis: 39,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-7913-8326-2
Bestellbar beim Verlag unter: www.randomhouse.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Volkswagen, Marco Rassfeld