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Buch – Camaro – Fifty Years of Chevy Performance

Beim neuen Buch über den Chevrolet Camaro handelt es sich, wie beim schon vorgestellten Buch über den Pontiac Firebird, um einen Rückblick auf die 50 jährige Geschichte der Baureihe. Beide Fahrzeuge kamen als Schwestermodelle von General Motors innerhalb kurzer Zeit auf dem Markt und wollten auf der Riesen-Erfolgswelle des ersten Pony Cars, den Ford Mustang, mitsurfen. Das Buch zum Geburtstag stammt abermals aus dem Motorbooks Verlag und ist seit Kurzem erhältlich.

Die Größe des Buches entspricht dem den Firebird-Buches und lässt ausreichend Platz um Bilder großformatig so zu präsentieren, dass auch einige Details ans Licht kommen. Aber selbstverständlich wird der Platz auch von einem entsprechenden Text genutzt. Beim ersten Eindruck bietet das Buch schon erste Highlights. So zeigen sich fünf Silhouetten auf dem Titel die beidseitig von glänzenden Chevrolet-Logos umrahmt werden. Dazu glänzt auch noch der Titel des Buches und der Rest ist im edlen Matt gestaltet. Entfernt man den Schutzumschlag, so sind die fünf Silhouetten auf dem Titel nochmals als Prägung zu finden. Da ist das erste „Wow“ schnell über die Lippen gerutscht obwohl das Buch noch nicht mal geöffnet wurde. Nachdem man das Buch öffnet, zeigt sich eine doppelseitige Durchsichtszeichnung eines Camaro der ersten Serie auf dem Vorsatz. Nach ein paar weiteren Bildern folgt das Inhaltsverzeichnis und die Danksagungen des Autors. Das Vorwort steuert Scott Settlemire bei, der bei General Motors mit großer Passion vor allem für den Camaro einige Zeit die Modellreihe mitprägte. automobilemag.com gibt ihm ehrfurchtsvoll sogar den Titel „Godfather of the F-Body“, kurz Fbodfather. Eine umfassende Einleitung blickt dann zunächst noch auf die Geschichte von Chevrolet generell und zeigt einige wichtige Automobile und Ergebnisse nach, die für die letztendliche Entstehung des Camaro von Bedeutung waren. Der grafische Aufbau des Kapitels liefert neben dem reinen Text und einigen Bildern auch bestimmte extra Artikel, die tiefer auf ein interessantes Thema eingehen und immer wieder eingestreut werden. Hierdurch lassen sich viele Details schnell entdecken und gleichzeitig wird der eigentliche Text nicht durch zu viel Details unterbrochen.

Kapitel 1 trägt dann den Titel History in the making – Chevrolet brings its F-car to market und dann konkreter auf den Camaro ein. Schon von langer Hand war bei Chevrolet die Einführung einer weiteren Modellreihe geplant worden und so stellte man auf der New York Auto Show im Jahr 1964 eine Studie hierzu vor. Der Super Nova war schon erstaunlich nah an einem realen Modell und stand auch kurz vor der Realisierung, ehe die Bosse von General Motors das Modell noch stoppten. Nach dem Erfolg des Ford Mustang allerdings setzte man die Entwicklung auf Basis eines neuen Prototypen mit dem Code XP-836 fort. Mit Hilfe von damals noch extrem moderner Computertechnologie und Tests im Windtunnel wurde das Modell mit dem Namen Panther vorangetrieben. Um den Namen der neuen Modellreihe gab es viele Spekulationen und Chevrolet überraschte letztendlich doch mit dem Namen Camaro bei der Präsentation des Modells im Juni 1966.
Die erste Generation des Camaro sorgte ab dem Modelljahr 1967 bis 1969 für viele Furore und blies zum Angriff auf den Schöpfer der Fahrzeugklasse – den Ford Mustang. Dieser stand schon bei der Entwicklung als direkter Konkurrent zur Verfügung und so war Chevrolet in der Lage die Stärken und Schwächen eingehend zu analysieren. Ausgestattet mit V6- oder V8-Motoren war der Camaro sowohl als Coupé als auch als Cabriolet erhältlich. Die Basis war gerade einmal fünf Dollar teurerer als der Ford Mustang und General Motors sah sich gut aufgestellt für die Pony Car-Klasse. Über 200.000 Modelle wurden im ersten Jahr gebaut und die beiden weiteren Modelljahre der ersten Serie sorgten fortwährend für einen Anstieg der Produktion. Mit Abstand am beliebtesten war das Coupé mit V8-Motor, die in der ersten Serie bis zu 275 PS leisteten und somit für ein ansprechendes Vorankommen sorgten.

Ein besonders Modell unter den Camaro war der von 1967 bis 1972 angebotene SS, was für Super Sport stand. Das dritte Kapitel wirft einen genauen Blick auf diese mit Big Block-V8 ausgestatteten Modelle, die so ausgestattet an der 400 PS-Grenze kratzen konnten. Allerdings nach der werbefreundlichen, alten, amerikanischen SAE-Norm. Auch auf diese Besonderheit geht das Buch in einem Extra-Abschnitt ein und erläutert den Einbruch der offiziellen PS-Zahlen der amerikanischen Hersteller in den 70er Jahren. So wurde der L48-Motor im Jahr 1969 ich mit 300 PS angeben und im nächsten Modelljahr waren nur noch 270 PS angegeben. Ein weiteres Jahr später schließlich stand bei gleichen Motor nur noch 175 PS im Prospekt. Die ursprüngliche SAE-PS-Angabe erfolge auf Basis der absoluten Brutto-Leistung des Motors ohne Berücksichtung von Nebenaggregaten oder dem Auspuffstrang. Somit war früher auch ein Vergleich mit den hierzulande üblichen DIN-PS-Zahlen kaum möglich. Nach einem fulminanten Start des SS im ersten Modelljahr mit 34.000 Einheiten konnte die Produktion nur 1969 geringfügig erhöht werden, ehe sie im Jahr 1972 mit nur knapp 6.500 Exemplaren am Ende war. Die Einstellung war somit eine logische Konsequenz.
Eine weiteres Modell welches bis heute bei vielen Fans für Entzücken sorgt ist der Z28. Dieses Modell nützte Chevrolet um den Camaro in Richtung Rennperformance zu optimieren und den Käufer einen Daily Racer anbieten zu können. Im normalen Alltag konnte der Z28 als reguläres Straßen-Fahrzeug genutzt werden, während immer auch die Möglichkeit bestand eine Rennstrecke zu besuchen. So wird auch diesem Modell aus der Phase von 1967 bis 1974 ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Produktionszahlen waren geringer als beim SS und erreichten ihr Hoch im Modelljahr 1969 mit etwa 20.000 Exemplaren und obwohl die Einheiten noch im letzen Modelljahr anstiegen, nahm General Motors die Option aus dem Angebot, allerdings nur vorläufig.

Mit dem COPO Camaro bot Chevrolet dann noch eine weitere Rennversion des Camaro mehr oder weniger offiziell an. Dieses konnte bei den in den USA beliebten Beschleunigungsrennen eingesetzt werden und besaßen eine besondere Ausstattung. Das nur im Modelljahr 1969 angebotene Modell wurde nur 69 mal gebaut und ist somit eine echte Rarität. Die Entstehung geht dabei vor allem auf einige Händler zurück, die den Camaro bei den Rennen einsetzen wollten und zunächst auch selbst dafür vorbereiteten. Die Rennen wurden immer mehr beliebter und die Händler sahen eine Möglichkeit ihre Vorbereitungen auch potenziellen Käufern anzubieten. Viele Renn-Camaros wurden so auch von den Händler umgebaut und auch diese werden in einem Extra-Abschnitt betrachtet. Wichtige Namen waren hier sicher Fred Gibb und Don Yenko, die teilweise Modelle unter eigenem Label angeboten haben, ein Yenko Turbo Z war sogar noch 1981 im Angebot und war ein nach allen Regeln der Kunst getunter Camaro. Das Kapitel zeigt auch moderne getunte Camaro und verzichten auch nicht auf die offizielle Reinkarnation des COPO-Camaro durch Chevrolet im Jahr 2012.
Die zweite Generation steht dann im Mittelpunkt des schon sechsten Kapitels. Diese Generation ging wieder mit V6- oder V8-Motoren an den Start verzichtete aber auf die offene Variante, die einzige Möglichkeit einen Camaro zu fahren war nun mit Dach versehen. Die Cabrios führten aber eh ein Schattendasein und durch die damals vielfach vorhandenen kritischen Stimmen in den USA zu offenen Automobile machte Chevrolet den Verzicht auf die offene Variante leicht. Weitere Diskussion um die Sicherheit der Automobile sorgte bei der zweiten Generation dazu zu schnellen, optischen Weiterentwicklung kam, um immer den aktuellen Vorschriften zu entsprechen.

Die achtziger Jahren führten dann zur dritten Generation des Camaro, der ein klassischer Vertreter dieser Zeit zu sein scheint. Mit nun eher kantigen Äußeren wollte Chevrolet die immer schlechter Verkaufszahlen der gesamten Pony Car-Klasse entgegentreten. Erstmals war der Camaro mit einem Vierzylinder-Motor verfügbar und ging mit lediglich 90 PS als Iron Duke in die Geschichte des Camaro ein. Erst nach fünf Modelljahren wurde dieser für den Camaro wirklich unterdimensionierter Motor wieder ersatzlos gestrichen. Der Anteil an den Verkaufszahlen war dabei nie der Rede wert. An der Spitze stand wieder der Z28, welcher zum Jahr 1988 durch den IROC-Z abgelöst wurde. Hiermit macht Chevrolet auf den Einsatz des Camaro bei den IROC-Rennen aufmerksam und wandelte eine Option zu Ausstattungslinie. Ab 1987 war auch wieder ein Cabrio vom Camaro erhältlich, was durch die Firma ASC umgebaut wurde.
Generation Vier brachte die Power wieder zurück in den Camaro und bot in aerodynamisch optimierter Karosserie wieder bis zu 330 PS an. Das Modell konnte aber nach einem durchaus erfolgreichen Verkaufsstart die stetig sinkenden Produktionszahlen nicht verhindern und so stellte General Motors die Baureihe 2002 ein. Daran konnte auch das erneute Angebot einer SS-Modellinie nichts ändern.
Eine Wiederauferstehung feierte der Chevrolet Camaro dann aber schon 2010 mit der modernen Interpretation eines Klassikers. Nach zwei Studien, die Chevrolet in den Jahren 2006 und 2007 auf den Auto Shows präsentierte war das Interesse groß und durch die Platzierung in den Hollywood-Blockbustern der Transformers-Reihe wurde die Werbetrommel nochmals kräftig gedreht. Als reines Retromodell möchte der neue Camaro allerdings nicht betrachtet werden, aber auf einige direkte Zitate des Ur-Modells wird keinesfalls verzichtet. Mit stetig etwa 100.000 produzierten Camaro wurde die fünfte Generation aber zum großen Erfolg. Auch die legendären Bezeichnungen SS und Z28 tauchten wieder auf und zahlreichen Sondermodelle luden zum Kauf ein.
Das zehnte und gleichzeitig letzte Kapitel blickt noch auf die aktuelle Generation 6 des Camaro, die seit dem Modelljahr 2016 im Angebot steht und ein konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers darstellt. Das Sondermodell 50th Anniversary Edition darf in dem Buch natürlich auch nicht fehlen und bildet den bisherigen Schlusspunkt.

Fazit: Ein sehr umfangreiches Buch über den Chevrolet Camaro, zu jedem Modell ob nun von der Stange oder etwas Besonderes lässt sich etwas entdecken. Es verdeutlicht die große Bandbreite die mit dem Camaro abgedeckt wurde und so zum erfolgreichen Gegner des Ford Mustang avancierte. Immer am Puls der Zeit entwickelte sich das Modell beständig weiter und die Wiederauferstehung wurde von vielen Anhängern lange herbei gesehnt. Der Leittext bildet die Geschichte der Modelle sehr gut nach und zeigt neben den Weiterentwicklungen auch oftmals den Blick in die internen Prozesse bei Chevrolet die zum Erfolg beigetragen haben. Durch einige Zitate direkt Beteiligter entsteht zudem eine hohe Authentizität. Immer wieder werden auch zeitgenössische Eindrücke der Presse wiedergegeben und lassen so auch einen unabhängigen Eindruck zu. Die vielen mal kleinen und mal großen zusätzlichen Texte gehen im Details auf wichtige Themen ein und stellen hierbei wichtige Menschen und technische Details vor. Dazu kommen viele Bilder zum Einsatz, welche die wichtigsten Modelle dem Leser präsentieren und das Buch sehr gut abrunden.
Für knapp 40 Euro ist das Buch eine Pflichtlektüre für Camaro-Anhänger und bietet für generell Interessieren eine gute und günstige Gelegenheit sich umfassend mit dem Pony Car von Chevrolet auseinanderzusetzen. Die Veredlung des Cover mit dem geprägten Silhouetten ist dazu ein echtes Highlight.

Bibliografie:
Titel: Camaro – Fifty Years of Chevy Performance
Autor: Mike Mueller
Umfang: 224 Seiten, 182 Farb- und 58 Schwarz-Weiß-Fotos
Format: 248 x 305 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 01/2017
Preis: £35.00
ISBN-Nr.: 978-0-76035-034-8
Bestellbar beim Verlag unter: www.quartoknows.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbooks, Marco Rassfeld