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Buch – Opel – Nur fliegen ist schöner

Opel schuf mit dem Werbespruch zu seinem kleinen Sportwagen GT einen bis heute bekannten Ausspruch: Nur fliegen ist schöner verdeutlichte ursprünglich das Gefühl mit einem Opel GT unterwegs zu sein. Gleichzeitig ist dies aber auch der Untertitel zu einem noch frischen Buch aus dem Motorbuch Verlag. Das Opel in seiner Historie noch viele andere Automobile erschuf wird, möchte das Buch dem Leser näherbringen.

Das Buch zeigt sich auf dem ersten Blick durchaus großformatig und bildet auf dem Titel schon drei Modelle aus der Historie von Opel ab, wobei der Commodore GS/E als prominentester Blickfänger herhalten darf. Zunächst erhält der Leser dann im Buch durch die Einleitung interessante Hintergrund-Informationen zum Buch, diese ist schon mit sehr schönen, alten Fotos versehen und zeigt dabei unterschiedlichste Szenen. Der Autor hat ein Opel-Buch bereits 2007 im Motorbuch Verlag veröffentlicht, dies neue Buch ist somit eine überarbeitete und erweiterte Fassung. Mit stattlichen achtzehn Kapiteln wirft das Buch dann ein Blick auf die Geschichte von Opel.
Zum Start vollzieht das erste Kapitel dann die Anfänge von Opel nach, die zu Beginn keineswegs mit dem Automobil verbunden waren. So gründete Adam Opel die Opel-Werke zunächst als Nähmaschinen-Fabrik. Im Laufe der Zeit avancierte Opel dann zum weltgrößten Fahrrad-Hersteller und mit dem Bau von Motorräder startete man mit der Produktion von motorisierten Fahrzeugen.
Im Jahr 1899 war dann das erste Opel-Automobil erhältlich. Dieses findet sich schon im zweiten Kapitel und durch die Übernahme von Lutzmann entstand der Opel Motorwagen System Lutzmann. Friedrich Lutzmann wurde zum Betriebsleiter ernannt und konnte auch einige seiner Facharbeiter mit nach Rüsselsheim bringen. Der Start war allerdings nicht wirklich erfolgreich und schon zwei Jahre später musste Lutzmann die Firma wieder verlassen. Stattdessen suchte man sich einen neuen Partner und fand die französischen Darracq, die fortan in Lizenz gebaut werden sollten. Nach den nun erfolgreichen Erfahrungen und einem Ruf der hohen Zuverlässigkeit wagte sich Opel schließlich an die erste Eigenkonstuktion. Der 4/8 PS wurde als Doktorwagen bekannt und stieß als einer der ersten zuverlässigen Kleinwagen in eine Marktlücke. Den Motorsport nutzte Opel wie die meisten Hersteller schon früh um ihre Zuverlässigkeit zu beweisen und auch die Rekordfahrten mit dem raketenangetriebenen Rak-Fahrzeugen sorgten für viel Aufmerksamkeit. Schon in den 20er Jahren bot Opel Automobile für jegliche Käuferschichten an. Mit dem sogenannten Laubfrosch konnte Opel abermals in der Kleinwagen-Klasse für Aufmerksamkeit sorgen, dabei handelte es sich um eine Kopie des Citroën 5 CV, wurde aber vom Gericht als eigenständig bestätigt. Die Weltwirtschaftskrise setzte Opel dann aber sehr zu und die Übernahme durch den amerikanischen General Motors-Konzern kann nur als Rettung in letzte Sekunden angesehen werden.

Mit Kapitel 3 blickt das Buch in die 30er Jahre und die Anstrengungen der Amerikaner den deutschen Automobil-Markt zu erobern. So konnte man schnell sehr moderne Fahrzeuge anbieten und wurde zum wichtigen Hersteller. Mit dem Opel P4 hatte man einen echten Verkaufsschlager im Programm, dessen Produktion aber durch einen Befehl von Reichskanzler Adolf Hitler gestoppt werden musste. Schließlich sollte der Opel nicht das Kraft durch Freude-Fahrzeug gefährden, aus diesem wurde schließlich nach dem zweiten Weltkrieg der Volkswagen. Mit dem Opel 6 und Super 6 strebte man aber auch nach Höherem und versuchte mit durchaus eleganten Fahrzeugen entsprechende Käufer zu erreichen. Beliebter Sport war in der Zeit vor dem Krieg der Geländesport in dem Opel mit dem Opel 6 auch erfolgreich antrat und abermals seine Zuverlässigkeit unter Beweis stellen konnte. Mit dem Olympia stellt Opel dann sein erstes modernes Automobil vor. Schließlich wird der Olympia am Fließband gefertigt und verfügt über eine selbsttragenden Karosserie. So wurde dieser auch zum Erfolg und erhielt zum Jahr 1938 einen kleineren Bruder ein Form des Kadetts. Dieser war eigentlich von der Größe her vergleichbar mit dem Olympia, da dieser aber zeitgleich mit der Vorstellung des Kadett größer ausgeführt wurde kam keine hausinterne Konkurrenz auf. Der Kadett wurde nach dem Krieg in der Sowjetunion sogar noch als Moskvitch weiterproduziert. Neben Olympia und Kadett stellte Opel 1938 auch noch den Kapitän und den Admiral vor, mit denen Opel bis in die Oberklasse vordrang und somit über ein hochmodernes und umfassendes Modellprogramm verfügte. Doch schon wenig später brach der Krieg aus und viele Opel-Modelle dienten den Soldaten als fahrbarer Untersatz.
Kapitel 4 zeigt dann die notwendigen Neustart nach dem zweiten Weltkrieg und zunächst kümmerte man sich bei Opel um die Reparatur der amerikanischen Armee-Fahrzeuge, ehe die Produktion wieder langsam starten konnte. Hier setzte man bei Opel zunächst auf die Vorkriegsmodelle, das Straßenbild war aber in diesen Zeiten geprägt von diversen Vorkriegsfahrzeugen. Neben dem Olympia war auch der Kapitän wieder im Angebot, dieser konnte zu Beginn aber nur von den amerikanischen Besatzungsmächten erworben werden.

Schließlich folgte das deutsche Wirtschaftswunder und die Anschaffung von Automobile wurde relativ schnell für viele wieder möglich. Aber die klassische Vorkriegsformen mit ausgeprägten Kotflügel war nicht mehr gefragt. Durch die Erfahrungen von General Motors in Amerika konnte Opel hier aber schnell die aktuelle Mode bedienen und schuf mit dem Olympia Rekord den ersten Opel mit Pontonform. Die zunächst noch leicht angedeuteten Kotflügel verschwanden schnell und so hatte Opel abermals einen echten Verkaufsschlager im Programm. Kapitel 5 beschriebt dies ebenso wie die neuste Kapitän-Generation und das neue Kunstwort Caravan, welches für die Kombis genutzt wurde. Diese waren zunächst aber vor allem bei den Gewerbetreibenden beliebt. Durch die Tatsache, dass die Europäer zu dieser Zeit immer den amerikanischen Modeformen verfallen waren, konnte Opel die stilistischen Erfahrungen aus den USA nutzen und topmoderne Automobile anbieten. Um die hohe Zuverlässigkeit von Opel auch weiterhin sicherzustellen, entstand ein neues Prüffeld in Rüsselsheim, auf dem die neusten Automobile diverse Härtetests überstehen mussten, ehe diese zu den Kunden gelangten.
Kurze Zeit späte schuf man bei Opel weitere echte Traumwagen im beliebten amerikanischen Stil und das nächste Kapitel wirft einen Blick auf den Rekord P I, der sogar über die Buick-Händler in den USA vertrieben wurde. Dazu wurde auch das Spitzenmodell Kapitän als P I und P II den Geist der Zeit angepasst und man vollführte nach amerikanischem Stil auch jährliche Anpassungen der Modelle. Gegen das deutsche Lieblingskind in Form des Volkswagen hatte Opel noch kein wirkliche probates Mittel und ein abgespeckten Rekord kam als 1200 auf den Markt. Interessant sind auch die immer wieder gezeigten Modelle von unterschiedlichen Karosseriebauern wie Autenrieth, die besondere Automobile auf Basis von Opel-Modellen schufen.

Durch die immer weitere Diversifizierung der einzelnen Modelle fällt es dem Buch dann verständlicherweise schwer in jedem Kapitel die vielen parallelen Abläufe konsequent abzubilden. So liegt nun der Fokus vielmehr auf den einzelnen Modellen und derer Entwicklung Laufe der Zeit. So ist dies zum ersten Mal beim Rekord P II der Fall, aus dem sich der Rekord A und schnell danach auch der Rekord B entwickelte. Dazu finden sich auch die berühmten KAD-Modelle wieder. Mit dem Kapitän, Admiral und Diplomat setzte sich Opel ein echtes Wahrzeichen in der damaligen Oberklasse. Herausragend war hier das Diplomat A Coupé, welches von einem amerikanischen V8-Motor angetrieben wurde und nur 347 gebaut wurde. Sehr lobenswert ist auch die Beachtung der Bitter-Fahrzeuge, welche auf Basis von Opel-Modelle echte Gran Turismo waren. hier erläutert das Buch auch den Hintergrund von Erich Bitter zu Indra und seinen persönlichen Werdegang. Zum Abschluss des siebten Kapitels wird dann noch das neue Testgelände in Dudenhofen vorgestellt.
Dann blickt das nächste Kapitel auf den Kadett, der ein direkter Konkurrent zum erfolgreichsten, deutschen Automobil sein sollte. Dabei hatte der Kadett A einige Vorteile gegenüber dem Käfer, wie z.B. einen brauchbaren Kofferraum. Er wurde von Opel massiv beworben und so heuerte man sogar Studenten an, die mit ihren Autos von verblichenen Marken Werbung machten für den neuen kompakten Opel. Dann betrat der Nachfolger als Kadett B die Schauräume der Händler und wurde zu echten Erfolg. Zudem besannen sich die Rüsselsheimer auch langsam auf ihre motorsportlichen Wurzeln und brachten den Rallye Kadett raus. Im Zuge der olympischen Spiele in München, die schon 1966 an die bayerische Hauptstadt vergeben wurde, stellte Opel dann einen alten Modellnamen wieder her. Der Olympia A war eine Luxusversion des Kadett B und sollte weitere Kauferschichten erreichen. Dazu nutzte er das Design der amerikanischen Kadett B und bot eine, dem Anspruch entsprechende Ausstattung. Ein echter Erfolg war der Olympia A aber nicht und wurde schon 1970 wieder eingestellt.
Der Rekord C war ein weltweit genutztes Modell und vor allem das Coupé begeistert auch heute noch durch einen echten Hüftschwung. Im Kapitel 9 blickt das Buch auf das Modell und auch die Commodore-Varianten werden nicht vergessen. Dazu erhält der Leser auch ein Blick auf die in der Schweiz, Südafrika und Australien montierten Automobile auf Basis des Rekord C.

Der Opel GT, der auch die Basis zum berühmten Werbespruch „Nur fliegen ist schöner“ war, zeigt sich dann im nächsten Kapitel und dabei wird weder der Experimental-GT vergessen noch der Aero. Selbst von neuen Rekordwagen auf GT-Basis mit Dieselmotor weiß das Buch zu berichten. Um die sportlichen Modelle von Opel abzurunden werden auch folgende Modelle noch berücksichtigt: Manta A, Manta B, Calibra, Speedster und der neue GT aus dem Jahr 2007. Selbst die neuste Studie vom Genfer Salon 2016 findet sich hier wieder. Passend zur Sportlichkeit erwähnt das Buch auch die Unterstützung von Opel bei den ersten Seifenkisten-Rennen die eine zeit lang eine beliebte Freizeitbeschäftigung von Vater und Sohn darstellten.
Die noch folgenden Kapitel bilden alle noch nicht erwähnten Modelle von Opel ab und zeigen auch immer wieder interessante Nebenschauplätze, wie die Welteroberung des Kadett C in unterschiedlichsten Varianten und auch der Rekord L machte sich weltweit einen Namen unter unterschiedlichsten Logos. Nach dem revolutionären Kadett D folgen alle Modelle bis zum aktuellen Astra und auch die Ascona und Vectra finden sich wieder. Die obere Mittelklasse erhielt mit dem ersten Omega eine moderne Variante, der auch die Basis für den letzten Senator bildete. An der anderen Stelle der Modellpalette sorgte der lang erwartete kleine Opel als Corsa für Verkaufserfolge. Mit dem Tigra hatte Opel dann sogar ein kleines Coupé im Angebot und der stylische Adam ist neben dem biederen Karl die heutige Basis der Modellpalette. Die Vans und Geländewagen werden ebenso noch vorgestellt.
Dann blickt das Buch mit Kapitel 17 auf die vielen Krisen, die der Hersteller aus Rüsselsheim in seiner Geschichte durchleben musste und endete mit der Übernahme von Peugeot, die erst vor kurzem erfolgte.
Das letzte Kapitel zeigt dann noch die Adoptivkinder von Opel, welche die Modelle darstellt die zwar als Opel verkauft wurden, aber meistens Modelle anderer Hersteller waren. Hier ist zum Beispiel der Bedford Blitz zu nennen, als auch die Nutzfahrzeuge auf Basis von Renault-Modelle, die bis heute im Programm zu finden sind.

Fazit: Ein bestechend komplettes Abbild der Geschichte von Opel liefert das neue Buch aus dem Motorbuch Verlag von Autor Alexander F. Storz. Von dem Beginn als Nähmaschinen-Hersteller über die Fahrrad-Produktion bis zum ersten Automobil wurde ebenfalls alles Wissenswerte zusammengetragen. Der Text liefert durch eine geschickte Gliederung nachvollziehbare Handlungsstrange, wobei dies durch die immer höhere Modellvielfalt auch merklich schwer fällt. Dazu sind auch viele, zeitgenössische Bilder zu finden, die nicht aus dem Standard-Werksarchv stammen und so das echte Leben einfangen. Eine somit tolle Ergänzung zu dem guten Text. Dieser liefert neben der reinen Geschichte auch einen Überblick über die wichtigsten, technischen Details und auch einige Produktionszahlen. Durch die Berücksichtigung von einigen verwandten Modellen wie Bitter oder auch der modernisierte Wartburg sind auch immer wieder interessante Nicht-Opel-Modelle zu entdecken.
Für alle Interessierten ist das Buch für günstige 29,90 Euro zu haben, welches für das inhaltlich gebotene ein echtes Angebot darstellt. Das Buch ist dazu solide umgesetzt, der Leser sollte aber keine Besonderheiten erwarten. Trotzdem eine echte Empfehlung für alle Opel-Fans, denn Bücher über den Hersteller aus Rüsselsheim gibt es nicht wie Sand am Meer.

Bibliografie:
Titel: Opel – Nur Fliegen ist schöner
Autor: Alexander F. Storz
Umfang: 272 Seiten, 706 Abbildungen
Format: 230 x 305 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 03/2017
Preis: 29,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-613-03961-2
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Marco Rassfeld