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Buchbesprechung – Stromlinie

Die Aerodynamik ist ein wichtiger Bestandteil bei der Konstruktion von einem Automobil. Alleine durch eine aerodynamisch optimierte Gestaltung ist ein Fahrzeug in der Lage bessere Fahrleistungen zu erreichen und zudem den notwendigen Verbrauch zu senken. Gerade unter diesen Voraussetzungen ist die Aerodynamik auch heutzutage immer noch aktuell. Ein limitiertes Buch aus dem Motorbuch Verlag wirft einen Blick auf die Entwicklung der Stromlinie an den Anfangszeiten.

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Das Buch kommt in edlen Schuber daher und verfügt über einen ebenso edlen Einband und begeistert sofort mit seiner hochwertigen Umsetzung. Das Buch wurde gerade im Preis auf knapp 50€ gesenkt, bisher mussten knapp 300€ für das Werk bezahlt werden. Die Exklusivität des Buches wird zudem durch eine handschriftliche Durchnummerierung der auf 1.000 Exemplare limitierten Auflage unterstrichen. Das ungewöhnliche und erfreulich große Querformat liefert eine gute Basis für viele großformatige Abbildungen der vorgestellten Exponate. Zunächst startet das Buch aber mit einem Vorwort des Rennfahrers und Verlegers Paul Pietsch. Dieser wollte mit dem auch im Buch vorgestellten Veritas beim Rennen auf der Avus im Jahr 1952 mitmischen, wurde aber durch einen Unfall im Training davon abgehalten. Im Jahr 1953 beendete er schließlich seine Karriere als Rennfahrer und konzentrierte sich auf seine neuen Tätigkeiten als Verleger. Auch der Motorbuch Verlag, in dem das Buch erschienen ist, wurde von Pietsch gegründet. Das Buch erschien im September 2012 kurz nach dem Tod von Pietsch, der aber noch über das Vergnügen beim Lesen und Betrachten des Buchs berichtet.

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Es folgt eine Übersicht über alle im Buch befindlichen 25 Automobile auf kompakten zwei Doppelseiten. Dann erläutert Autor Malte Jürgens die Hintergründe des Buches und stellt die Beteiligten vor. Hier wird auch das Engagement des Schweizer Fotografen Michel Zumbrunn durch Patrica Scholten, die Tochter von Paul Pietsch und Geschäftsführerin des Motorbuch Verlages, erläutert. Auch die Zusammenarbeit mit dem Museum Prototyp in Hamburg, in dem eine Sonderausstellung die seltenen Fahrzeuge im Jahr 2009 präsentierte, wird entsprechend gewürdigt. Ehe nun die Autos präsentiert werden liefert das Buch ein Geleitwort zur Evolution der Stromlinie. Hier werden die ersten Ansätze ebenso vorgestellt wie die wichtigsten Menschen, die sich mit dem Thema Aerodynamik schon früh erfolgreich auseinandergesetzt haben. So fehlen weder Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld, Paul Jaray oder Wunibald Kamm um nur einige der wichtigsten Personen rund um das Thema der Stromlinie zu nennen.

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Nach den durchaus sinnvollen Vorab-Informationen startet schließlich der Hauptteil des Buches in komplett schwarzen Gewand. Sind die Einstiegsseiten noch sehr offen und in schlichtem Weiß gehalten, werden die Autos auf schwarzen Seiten präsentiert, was die Abbildungen sehr angenehm hervorhebt. Die Reihenfolge der Stromlinien-Exponate erfolgt in hierarchisch. Dies ermöglicht dem Leser so zugleich auch die Entwicklung von 1922 bis 1977 stetig zu verfolgen. Der Start obliegt dem Grade 4/16 PS, einem Kleinwagen aus den 20er Jahren. Der Grade kann immerhin auf eine Produktionszahl von etwa 2.000 Exemplaren zurückblicken. Generell erfolgt die Präsentation der Fahrzeuge mit vielen hervorragenden, oftmals großformatigen Abbildungen die auch einen Blick auf viele Details werfen. Dazu liefert das Buch einen passenden Text der die Geschichte der Automobile nachvollzieht und erfreulich kurzweilig und prägnant geschrieben ist. Es folgt der DKW Rekordwagen aus dem Jahr 1932, ein Monoposto nach Reinhard Freiheer von Koenig-Fachsenfeld und zugleich ein einmaliges Einzelstück.

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Der Auto Union Typ C war auch mit einer Stromlinien-Karosserie auf den Rennstrecken der damaligen Zeit anzufinden und begeistert mit seiner eleganten Umsetzung. Ein seltener Wanderer für das Straßenrennen Lüttich-Rom-Lüttich stellt das nächste Exponat dar. Fast schon ein Massenprodukt ist dann der Adler 2,5 L Typ 10 Autobahn mit 5.295 hergestellten Exemplaren. Das sechste Stromlinien-Automobil zeigt dann auf, das nicht nur die deutsche Automobil-Industrie das Thema in Angriff nahm. Der Lancia Aprilia Berlinetta Aerodinamica Farina zeigt sich nicht im besten Zustand, das lindert aber keinesfalls die Faszination die er ausstrahlt. Er sollte auch beim geplanten Berlin-Rom-Rennen 1939 starten, welches aber durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges nicht stattfand. Auch der von Porsche konstruierte Volkswagen Typ 60 K10 war für dieses Rennen geplant und wird im Buch vorgestellt.

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Schnell lässt sich erkennen das die Auswahl der Fahrzeuge keinem strengen Muster folgt, sondern zeigt die Ansätze der Stromlinie sowohl bei den Renn- und Rekordwagen als auch bei einigen Massenprodukten und macht die Entwicklung daher sehr spannend. Viele Fahrzeuge stammen von Herstellern die heute kaum noch bekannt sein dürften. Aber mit Porsche und Mercedes-Benz sind auch heute noch aktive Marken vertreten. Insgesamt stellt das Buch so 25 unterschiedliche Exponate nach beschriebenem Muster gekonnt vor. Die dritte Ausbaustufe des C111 der Stuttgarter stellt zugleich den letztendlichen Schlussstrich einer sehenswerten Sammlung von Stromlinien-Fahrzeugen dar und ist gleichzeitig mit einem cw-Wert von 0,195 ein Beweis für eine spannende Entwicklung.
Ein kurzer Abriss über das Automuseum Prototyp in Hamburg beenden das Buch dann endgültig und der Leser kann auf über 300 Seiten zurückblicken.

Fazit: Ein tolles Buch über die interessante Geschichte der Aerodynamik-Entwicklung im Fahrzeugbau. Mit herausragenden Aufnahmen der seltenen Exponate werden diese hervorragend ins rechte Licht rücken. Die entsprechenden Texte liefern den entsprechend passenden Rahmen und alle notwendigen Informationen zu den Fahrzeugen. Das Layout ist sehr elegant und auch durch die Auslegung im Querformat ergibt sich ein sehr stimmiges Bild welches zur Freude am Lesen und Schmökern nachhaltig beiträgt.
Auch bei der technischen Umsetzung des Buches zeigt sich der augenscheinlich hoher Anspruch an die Produktion und lässt keinen Raum für Kritik. Eine sehr hochwertige Ausführung sollte beim ehemaligen Preis von knapp 300€ aber auch ebenso selbstverständlich sein.
Zum nunmehr gesenkten Preis von 49,90€ kann das Buch somit als echtes Schnäppchen angesehen werden. Es vereint seltene Automobile die perfekt in Szene gesetzt wurden und in einem würdigen Rahmen präsentiert werden. Für das Spezialgebiet der Aerodynamik stellt es ohne Frage ein Standardwerk dar. Da die Auflage limitiert ist, gilt es schnell zuzuschlagen.

Bibliografie:
Titel: Stromlinie
Autoren: Malte Jürgens, Michael Zumbrunn
Umfang: 324 Seiten, 180 Farbbilder
Format: 320 x 235 mm
Bindung: Hardcover im Schuber
Auflage: 09/2012
Preis: 49,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-613-03122-7
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld