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Buchbesprechung – Porsche 936

Der Porsche 936 war ein reinrassiger Rennwagen von dem nur wenige Exemplare gebaut wurden. Aber jedem offiziell im Werk herstelltem Modell gelang ein Sieg bei den legendären 24 Stunden-Rennen in Le Mans. Ein neues Buch aus dem Motorbuch Verlag von dem Autorenduo Jürgen Barth und Bernd Dobronz möchte dem Leser das fazinierende Rennauto nahebringen

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Die Autoren sind im Übrigen schon bekannt durch ihren Titel über die Gruppe 4- und Gruppe 5-Rennwagen Porsche 934 und 935, welches zum Standardwerk geworden ist. Jürgen Barth ist ein echter Insider und kann so mit einer beeindruckenden Menge an Informationen und Anekdoten aus der Ära berichten. Auch ihm gelang ein Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans in einem Porsche 936. Nach dem Prolog in dem kurz die Geschichte inkl. der Entwicklung der einzelnen Rennklasse von 1970-1975 dargestellt wird startet das Buch zunächst mit einem Blick auf den Porsche 908/03 Turbo und seinen Renneinsätzen im Jahr 1975. Diese Fahrzeuge liefen lange Zeit parallel zum 936 und hatten auch viele technische Gemeinsamkeiten.

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Im Kernteil des Buches wird dann die komplette Historie des Porsche 936 gekonnt und mit viel Sachverstand dargeboten. Angefangen im Jahr 1976 als die Einteilung der Rennklassen abermals geändert wurde bis zum letzten Einsatzjahr 1981 in dem die letzte Evolutionsstufe des 936 noch einmal in Le Mans erfolgreich war. Die einzelnen Jahre werden nach dem bekannten Schema aus dem 934/935-Titel unterteilt in Entwicklung und den entsprechenden Renneinsätzen. Jeder Rennverlauf der Rennen an dem ein Porsche 936 teilnahm wird dem Leser erzählt. Die entsprechenden Ergebnislisten sind da natürlich obligatorisch.

Da der 936 in extrem kurzer Zeit rennfertig sein musste ging man anfangs durchaus Kompromisse ein und nahm viele Teile aus dem Altbestand von den Typen 917 und 908. Auch der zunächst verwendet 2,1-Liter-Turbomotor war bereits durch seinen Einsatz im 911 Carrera RSR bekannt und sogleich auch erprobt. Beim Aufbau des Rohrrahmens orientierte man sich bei Porsche auch an den erfolgreiche Typen 917 und 908. Nach den ersten Renneinsätzen gelang dem 936 gleich im ersten Jahr auch der Sieg der 24 Stunden von Le Mans und der Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Durchaus beeindruckende Resultate.

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In den folgenden Jahren wurde der 936 ständig weiter optimiert und angepasst. So kamen unterschiedliche Motoren zum Einsatz und auch die Entwicklung der Aerodynamik ist sehr interessant zu verfolgen. Dort ist vor allem das Jahr 1978 hervorzuheben in dem ein komplett neues Flügelkonzept in Zusammenarbeit mit dem Flugzeughersteller Dornier entwickelt wurde. Nach vier Jahren  mit drei verschiedenen Autos und diversen Einsätzen zog Porsche sich aus den Rennen mit den Sportprototypen zurück.

Aber das Team von Reinhold Joest wurde für das Jahr 1980 in die Lage versetzt einen weiteren 936 in seinem Werkstätten aufzubauen und somit in Le Mans anzutreten. Aus politischen Gründen durfte dieser Rennwagen aber nicht aus 936 tituliert werden und lief offiziell als Joest-Porsche 908/80. Leider war im ein Sieg nicht vergönnt und Porsche zog 1981 doch wieder mit einem eigenen 936 nach Le Mans um einem weiteren Sieg feiern zu können. Bei allem drei Siegen des Porsche 936 saß immer auch Jacky Ickx am Steuer.

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Nach dem die FIA für das Jahr 1982 die Einführung des neuen Gruppe C verkündete machte sich Porsche an dem Bau des 956 und der 936 wurde von den Teams aber zunächst noch weiterentwickelt. So entstand bei Kremer noch ein fünftes Chassis des 936 den die Mannschaft aus Köln in der Deutschen Rennsportmeisterschaft eingesetzt hat und offiziell als Kremer-Porsche 936/82 lief. Zudem konnten die Kunden von Porsche im ersten Jahr der Gruppe C keinen 956 beim Werk kaufen und so entstanden noch die Typen Kremer-Porsche CK5 und Joest-Porsche 936C. Alle Rennwagen sind auch im Buch vertreten.

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Das Buch bietet aber noch mehr. Neben einem Blick auf weitere diverse Einsätze der 936 folgt noch ein Überblick der wichtigsten Macher und Fahrer und auch eine beeindruckend große Tabelle mit dem Überblick über die Erfolge. Schließlich bietet das Buch noch einen Blick auf die einzelnen Fahrzeuge, wobei auch die 908/03 Turbo wiederum Erwähnung finden.

Fazit: Ein wiedermal massiver Titel vom Autorenduo Barth/Dobronz welcher zum Standardwerk avancieren wird. Mit vielen unglaublich detaillierten Informationen bleibt dem Leser nichts verborgen und auch die umfangreiche Bebilderung zeigt die Entwicklung des Porsche 936 toll auf.
Zur Qualität der technischen Umsetzung und auch dem verwendeten Papier kann leider keine Aussage getroffen werden, da ein Original-Exemplar leider nicht zur Verfügung stand.
Der Preis von 98€ wirkt im Vergleich zum 934/935-Titel doch sehr hoch angesetzt, aber die enthaltenden Information sind sicherlich einzigartig. Einige kleinere Fehler bei den Texten sind sicherlich so auch  zu verschmerzen. Für Fans des Porsche 936 und der Porsche Rennhistorie ein absolutes Muss!

Bibliografie: Porsche 936, Autor: Jürgen Barth / Bernd Dobronz, 368 Seiten, 307 s/w Bilder, 189 Farbbilder, 230 x 265 mm, gebunden, 1. Auflage 03/2015, 98,00 €, ISBN-Nr.: 978-3-613-03756-4
Bestellbar beim Verlag unter: http://motorbuch.de/

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Porsche, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld