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Buchbesprechung – Porsche Turbo

„Die Ära der Turbo-Elfer“ so der schon konkretisierte Untertitel zum neuen Buch von Dirk-Michael Conrad erschienen im Motorbuch Verlag. Der bekannte deutsche Motorjournalist liefert einen Rückblick auf die schnellsten 911er aller Generationen. Der Turbo ist seit dem Modelljahr 1975 die Spitze der 911-Baureihe und bot immer wieder wichtige technische Innovationen die im Buch dargestellt werden sollen.


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Das Buch kommt in klassischen Format daher und ist solide verarbeitet. Das Hardcover-Buch muss aber ohne Schutzumschlag auskommen. In der Einleitung erzählt Conradt von seiner ersten Begegnung mit einem Porsche 911 Turbo und deren Folgen. Und ehe die einzelnen Modelle und Baureihen vorgestellt werden wird die Vorgeschichte des Turboladers dem Leser nähergebracht. Dabei wird natürlich auch der Einsatz des Laders in den Porsche-Rennwagen berücksichtigt und besonders schön sind auch die Erinnerungen vom Projektleiter des ersten Porsche Turbo Dipl.-Ing. Wolfgang Berger. So musste er die Frage vom damaligen Porsche-Chef Ernst Fuhrmann „Warum fahren’s denn die andern den Porsche davon …?“ beantworten und die Entwicklung des ersten Carrera RS nahm seinen Lauf. Genau wie der Carrera RS wurde auch der Turbo zunächst zu Homologationszwecken für den Motorsport entworfen. Die neu geschaffenen Gruppen der FIA schienen für Porsche durch die hohe Nähe zum eigentlichen Produkt wie geschaffen für den 911. Er sollte als 934 in der Gruppe 4 antreten und später auch als 935 in der Gruppe 5. Auf der IAA im Jahr 1973 wurde schließlich im Schatten des brandneuen G-Modells des 911 auch die erste nicht fahrbereite Studie für einen 911 Turbo dem Publikum präsentiert. Schon während der Einleitung und der Vorgeschichte wird eine hohe Anzahl an Zitaten von direkt beteiligten Personen im Text untergebracht. Dies fördert zum Einen die Authentizität ungemein und zum Anderen kann der Lesespaß deutlich gesteigert werden.

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Im Modelljahr 1975 war es endlich soweit und der Typ 930 ging als 911 turbo in die Serienproduktion. Das Wort turbo wurde zur Einstellung des G-Modells klein geschrieben. Zunächst sollten nur die für die Homologation notwendigen 400 Exemplare gebaut werden. Das Interesse aus den USA war allerdings immens groß, so dass sich Porsche dazu entschloss die Produktion auf 1.000 Exemplare zu erweitern. Erst dadurch konnten die hohen Kosten für die Zulassung in den USA halbwegs aufgefangen werden. Das Buch stellt alle Modelle einzeln vor und zeigt dabei auch viele technische Details auf. Bei der ersten Generation mit 3-Liter-Motor war vor allem der noch neue Turbo ein großes Thema und hierzu stellt das Buch gar ein Funktionsschema und eine entsprechende Erläuterung bereit. Oftmals werden auch Pressemitteilungen oder Berichte aus der Porsche-Hauszeitschrift „Christophorus“ zitiert. Diese sorgen für einen zeitgerechten Eindruck der einzelnen Themen. Auch einen Blick auf die ersten Tests durch die Fachpresse liefert das Buch und mit dem Turbo RSR setzte Porsche das Fahrzeug auch wie geplant im Rennsport ein. Dem Typ 934 ist dazu auch ein eigenes Kapitel gewidmet.
Eine weitere Spezialität waren die „Flachschnauzer“ bei denen Porsche die Front dem extremen Gruppe 5-Rennwagen 935 annäherten. So verzichtet man auf die hohen Scheinwerfer und stattete den 911 mit Schlafaugen aus. Auch dieser Typ findet sich wieder und der ab dem Modelljahr 1978 erhältlich neue Turbo 3.3 wird als nächstes vorgestellt. Auf der IAA 1982 zeigt Porsche auch nach langem Warten wieder ein vollwertiges Cabrio des 911 auf Basis des Turbo. Im Modelljahr 1987 war schließlich auch der 300 PS starken 911 Turbo für die Kundschaft auf Targa und Cabriolet verfügbar.

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Mit dem Nachfolger des G-Modells, Typ 964, ließ der Turbo zwei Jahre auf sich warten und durch die Ungewissheit zu Produktionsende konnte die Stückzahl des G-Modell-Turbo kurzzeitig noch deutlich erhöht werden. Der 964 kam zunächst mit 3,3-Liter-Motor auf den Markt und überzeugt vor allem durch die verbesserte Aerodynamik gegenüber dem Vorgänger. Mit 320 PS war der Abstand zum Vorgängermodell allerdings überschaubar. Ein Highlight stellt hingegen der Turbo S aus dem Modelljahr 1992 dar. Ein nach klassischer Kunst optimierter Porsche, der mit mehr Leistung (+61 PS) und weniger Gewicht (-180 kg) deutliche bessere Fahrleistung bot. Das Sondermodell wurde lediglich in 86 Exemplare gebaut – geplant waren gar nur 50 Stück.
Ab 1993 bot der 911 Turbo dann mehr Hubraum und mit 360 PS natürlich auch mehr Leistung. 1994 entstanden Übergangsmodelle zum neuen Typ 993, die nur 76 mal produziert wurden.
Der 993 stellt den letzten luftgefühlten 911er dar und bot gleichzeitig als erstes Turbomodell serienmäßig Allradantrieb. Dieser 911 Turbo übersprang auch erstmalig die 400 PS-Marke und als Turbo S mit gar 450 PS wurde er zum ersten Turbo der die magischen 300 km/h erreichen konnte.

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Sein Nachfolger, der 996, stellt die Historie des 911 dann gehörig auf den Kopf und bot natürlich auch beeindruckende Fahrleistungen. Der Turbo befreite den 996 von seinen Spiegelei-Frontlichter und bot zum ersten Mal einen ausfahrbaren Heckspoiler. Das Interieur wurde nach den aktuellen Ansprüchen komplett neu gestaltet und war für viele Fans ein Gräuel. Mit der Tiptronic S war der 996 gleichzeitig auch der erste Turbo der mit einem Automatik-Getriebe ausgestattet wurde. Ein durchaus wichtiger Aspekt für den Markt in den USA. Und mit dem Modelljahr 2004 gab es endlich auch wieder die Möglichkeit den Turbo als Cabriolet zu ordern. Vom 964 und 993 gab es jeweils nur Kleinstserien.
Mit dem 997 brachte Porsche das Design wieder in Richtung des klassischen 911 und stellte mit einem variablen Turbinen-Geometrie ein interessante Neuheit vor. Das früher deutliche Turboloch wurde zwar immer mehr gestopft, aber mit dem 997 und der neuen Technologie war es fast nicht mehr spürbar. Auch zog immer mehr Elektronik ein und somit konnte die Fahrsicherheit nachhaltig gesteigert werden. Ab dem Modelljahr 2010 gab es dann die fast schon üblichen Leistungsnachschlag.
Der aktuelle Turbo vom Typ 991 wurde 2013 vorgestellt und vollendete die Entwicklung des Turbo bis zum heutigen Tag. Unter anderem bot das Modell eine nun noch ausgefeiltere Aerodynamik mit ausfahrbarem Front- und Heckspoiler. Auch hier gab es zum Jahr 2016 einen Leistungsnachschlag und heute leistet der Turbo 540 PS und der Turbo S gar 580 PS. Doch die Entwicklung ist noch nicht zu Ende …

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Neben den Turbo-Modellen bot Porsche mit den GT2-Modellen auch heckangetriebene 911er mit Turbo-Technologie an. Diese finden in dem Buch auch ihre Berücksichtigung und der GT2 RS aus der Baureihe 997 ist bis heute der stärkste und schnellste 911er der je produziert wurde. Mit 620 PS konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h erreicht werden, dabei wurde das Modell abgeregelt!
Zum Schluss des Buches werden allen technischen Daten der einzelnen Modelle umfangreich aufgeführt und auch die Spezialversionen für die USA sind berücksichtigt. Dann gibt es noch einen interessanten Blick auf die Preisentwicklung mit Berücksichtigung auf die jeweiligen, vergleichbaren Basismodelle sowie eine Produktionsstatistik.

Fazit: Das Buch stellt eine gelungene Hommage an ein legendäres Modell der Zuffenhausener Marke dar. Die kompetente Umsetzung durch den erfahrenen Autor und die großzügige Berücksichtigung von vielen Zitate der beteiligten Personen und zeitgenössischen Pressetexten werden alle 911 Turbo würdig vorgestellt. Dazu bietet das Buch immer wieder umfangreiche Erläuterungen der technischen Errungenschaften und auch eine durchaus große Anzahl an Abbildungen die das Buch abrunden. Als kleiner Wermutstropfen wird der aufmerksame Leser leider einige kleine Fehler im Text wiederfinden, die aber an der grundsätzlich guten Umsetzung nichts nachhaltig verschlechtern.
Die technische Umsetzung ist recht unaufgeregt und kann als, wie schon erwähnt, solide gelten. Auch das Layout ist klassisch und ohne viel Schnörkel umgesetzt. Die Martini-Streifen bei der Paginierung können als Spielerei durchgehen.
Der Preis von 39,90€ kann für den Inhalt wirklich als günstig gelten und Freunde des 911 oder im speziellen des 911 Turbo können bedenkenlos zugreifen. Das Buch kann durchaus als neues Standardwerk betrachtet werden.

Bibliografie:
Titel: Porsche Turbo – Die Ära der Turbo-Elfer
Autoren: Dirk-Michael Conradt
Umfang: 256 Seiten, 28 s/w Bilder & 340 Farbbilder & 35 Zeichnungen
Format: 230 x 265 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 04/2016
Preis: 39,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-613-03868-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Porsche, Marco Rassfeld

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