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Magazin – Octane Ausgabe 23

Mit beeindruckenden 50 Seiten kümmert sich die neuste Ausgabe der deutschsprachigen Octane um zahlreiche Cabrio-Klassiker. Wie passend zum immer näher kommenden Sommer. Dabei ist nicht nur der Titelheld Jaguar E-Type im Inhalt zu finden, sondern noch viele weitere tolle Automobile. Dazu gibt es aber auch noch weitere interessante Highlights mit festem Dach …

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Ein Roadster, welchen nur den Wenigsten bekannt sein dürfte ist der einmalige AC MA200. Er sollte die Nachfolge des Ace antreten und wurde durch die aufkommende Zusammenarbeit mit Shelby und daraus entstandenen Cobra gestoppt. Dabei stellt der Roadster eine sehr anschauliches Modell dar, welches die Idee des Ace passend in die damalige Zukunft befördert hätte. In einem gewohnt umfangreichen Bericht stellt die Octane das Einzelstück und seine Geschichte vor. Der von Zdislaw Marzewski konstruierte Wagen sollte wie schon erwähnt das Erbe des Ace antreten, der an seinem Lebensende angelangt war. Dazu schuf Marzewski einen Sechszylinder-Boxermotor der im MA200 eingebaut werden sollte. MA stand im Übrigen für Marzewski. Durch einen tollen siebten Platz beim 24 Stunden Rennen von Le Mans im Jahr 1963 gelangte AC in Besitz eines der wenigen High Performance-V8-Motoren von Ford. Dieser wurde schließlich in den MA200 implantiert und fortan diente der elegante MA200 dem AC-Chef Derek Hurlock als Dienstwagen. 1968 wechselte der einmalige AC schließlich den Besitzer und sein neue Eigentümer Dr. Roger Field ließ den Rennmotor gegen einen Ford 302ci V8 tauschen. 2006 schließlich konnte der US-Amerikaner Mark Gold das Fahrzeug erwerben und importierte den MA200 in die USA. Hier wurde der inzwischen im bemitleidenswerten Zustand befindende Wagen aufwendig restauriert. In nicht weniger als 36 Monaten erwachte der MA200 wieder zum Leben und auch einer der selten HiPo-V8-Motoren ist inzwischen wieder eingebaut. Im Jahr 2010 konnte Gold den Wagen schließlich beim Amelia Island Concours d’Elegance präsentieren und konnte gleich seine Klasse gewinnen. Eine späte Genugtuung für ein wunderschönes Automobil.

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Die Kleinstadt Auburn in Indiana war einst der Ausgangspunkt für das Imperium des Errett Lobban Cord. Dieser sanierte in jungen Jahren die angeschlagene Marke Auburn und übernahm später das ganze Unternehmen. Im Jahr 1926 übernahm er auch die strauchelnde Marke Duesenberg und entwickelte diese mit Fred Duesenberg zum absoluten Edelhersteller und dem Modell J weiter. Ab dem Jahr 1929 waren auch Autos mit dem Namen Cord erhältlich. Beim ersten Modell, war der L29, das L steht für Lobban. Das passende Gebäude zum Firmenimperium wurde schließlich in Jahr 1930 eröffnet und bildete den passenden Rahmen für die Fahrzeuge von Auburn und Cord. Die Produktion der Duesenberg verbleib hingegen in Indiana wurde aber von Auburn aus gemanagt. Leider musste im Zuge der Weltwirtschaftskrise die Automobilproduktion der drei Hersteller im Jahr 1937 gestoppt werden und das Prachtgebäude diente fortan als Firmensitz der Ersatzteilversorgung von Auburn, Cord und Duesenberg. Ab den 60er Jahren war das Gebäude nur noch als Lagerhalle in Gebrauch und die Bausubstanz litt deutlich. Die edle Ausstattung wurde durch erste Plünderungen arg gebeutelt und erst ab dem Jahr 1971 wurde durch den ACD-Club und Kruse Auctioneers das Gebäude zum Museum ausgebaut. Im Jahr 1974 konnte es feierlich eröffnet werden und ist seitdem eine erstklassige Adresse, wenn es um Exponate der drei Hersteller geht. Der interessante Bericht stellt auch das jeweils wichtigste Modelle der drei Firmen vor.

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Gegen den großen Auftritt der amerikanischen Modelle aus den 30er Jahren können die Modelle von DKW aus der Nachkriegszeit logischerweise nicht mithalten. Gefragt waren einfache, zuverlässige und günstige Fahrzeuge, die beim Wiederaufbau entsprechende Hilfe leisten konnten. Ein beliebtes Modell bei den Handwerkern stellte der DKW Schnell-Laster dar. Mit bewährter Technik die einfach in der Instandsetzung war trumpfte der kleine Minibus. Er war ein echter Erfolg und auch auf der autofreien Insel Wangerooge waren lange Zeit vier besondere Exemplare in erster Linie zum Transport von Touristen unterwegs. Da Verbrennungsmotoren auf der Insel verboten sind handelte es sich um den sogenannten Elektro-Laster, den DKW im Jahr 1955 in 100 Exemplaren herstellte. Zielkunden waren die Deutsche Post, Ämter oder die Elektrizitätswerke. Bis in die 80er Jahre waren die Elektro-Laster auf Wangerooge im Dienst und hatten ihren Anschaffungspreis sicher lange wieder eingefahren. Mit 8.000 DM kostete das Modell nicht mehr als der gewöhnliche Schnell-Laster. 4.000 DM für die Batterie und 1.500 DM für das Ladegerät wurden allerdings extra berechnet. Ein Elektro-Laster wurde nun unter der Regie von Audi Tradition aufwendig restauriert und wagte eine Ausfahrt auf der ostfriesischen Insel. Eine tolle Story mit tollen Bildern zeigt eine Reise zurück in die Vergangenheit.

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Der sportliche Hintergrund der italienischen Marke Alfa Romeo liegt weit zurück und brachte zahlreichen Erfolge ein. Die letzten großen Erfolg vor dem Rückzug in Jahr 1953 waren der Gewinn der ersten beiden Formel 1-Weltmeisterschaften in den Jahren 1950 und 1951 durch Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio. Als Alfa Romeo im März 1967 den Tipo 33/2 präsentierte war die Erwartungshaltung und die Freude gleichermaßen groß. Der neue Rennwagen entstand mit Hilfe von Carlo Chiti, der bereits an den letzten Erfolgen in den 50er Jahren beteiligt gewesen war. Nach einem erfolgreichen Abstecher zu Ferrari kehrte er schließlich zu Alfa Romeo zurück und entwarf gemeinsam mit den Designern Orazio Satta Puliga und Giuseppe Busse das extrem niedrige Chassis für den Tipo 33. Nur durch die Tatsache, das es sich beim vorgestellten Fahrzeug um ein offenes Daytona-Modell handelt konnte der 1,88m große Autor im Rennwagen Platz nehmen. So berichtet er von den interessanten Fahreindrücken mit erstaunlicher Offenheit und stellt eine schnelle Neigung zum Driften fest. Die Leistung von 270 PS reißt heutzutage niemanden mehr vom Hocker, aber bei einem Gewicht von nur 580 kg werden die meisten wieder schnell hellhörig. Ein wunderschöner Rennwagen in einem schönen Bericht.

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Weitere Themen in der Ausgabe 23 der deutschen Octane: Vorstellung des modernen Klassikers Rolls-Royce Dawn, der Jaguar E-Type in London, das Shooting zur neuen Kollektion von GPO und eine Ausfahrt im teuersten Mercedes-Benz des Baujahres 1960 – dem 300 d Cabriolet D. Die Cabriolets MGA Twin-Cam, Alfa Romeo Giulietta Spider und Porsche 356B 1600 Super stellen sich in einem intensiven Bericht vor und auch der skurrile Fiat 500C Belvedere Spiaggina, besser bekannt als Jolly wird vorgestellt. Auf Zeitreise begibt sich Octane in dieser Ausgabe mit dem britischen Urgestein Ken Brittain, der Volvo 164 wird in der Kaufberatung vorgestellt und der kleine Renault 5 Alpine findet sich unter kurz & gut. Dazu wieder eine hohe Anzahl an interessanten Standards, die das Magazin wie immer um aktuelle Themen ergänzen.

Fazit: Sehr umfangreiche Bericht mit erstklassigen Fotos bilden die Basis jeder Octane und auch diese Ausgabe kann damit glänzen. Die große Spreizung vom DKW Elektro-Laster bis hin zum Alfa Romeo Tipo 33/2 zeigt die große Weitsicht. Ein tolles Magazin für Freunde der klassischen Automobile.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Octane, Marco Rassfeld