Über 50 Jahre ist der Ford Mustang mittlerweile auf dem Markt erhältlich und ist somit eine Institution in den USA. Aber auch in Europa ist der Sportwagen bestens bekannt und das trotz der Tatsache, das er bis vor einem Jahr nie offiziell auf dem Markt erhältlich war. Sicher waren auch seine zahlreichen Auftritte in diversen Film- und TV-Produktionen aus den USA an seiner Bekanntheit hierzulande beteiligt. Ein neues Buch aus dem Motorbuch Verlag zeigt nun „The Art of Mustang“ …
Das Buch zeigt sich bei ersten Blick im großem Format und liefert auf dem Titel eine tolle Aufnahme eines Shelby GT350 aus dem Jahr 1967. Aufgemacht ist das Buch mit mattem Finish, welches den ersten Eindruck durchaus positiv gestaltet. Auf einen Schutzumschlag wurde allerdings verzichtet. Beim ersten Aufschlagen zeigt sich dann schnell und großflächig ein blauer Mustang Mach 1 aus dem Jahr 1969. Alle in dem Buch verwendeten Bilder wurden von Fotograf Tom Loeser angefertigt und zeigen eine moderne Bildsprache mit der Technik der „Bildmalerei“. Diese unterstreicht den optisch hohen Anspruch und die Wiedergabe der einzelnen Modelle wird in bestechender Form umgesetzt. Nach dem Inhaltsverzeichnis und der Einführung beginnt der Start des Buches mit dem Blick auf den ersten Abschnitt der Mustang-Historie. Durch die Vorstellung des Ford Mustangs wurde gleich eine neue Fahrzeugklasse geschaffen. Kompakte Coupés oder Cabrios mit zumeist großvolumigen Motoren, die Pony Cars. Durch den durchschlagenden Erfolg fand der Mustang dann auch schnell Nachahmer wie z.B. den Chevrolet Camaro. Nach einer kurzen Einführung, die auf die Entstehung und Geschichte der ersten Mustang-Generation zurückblickt, stellt das Buch gleich neun Fahrzeuge dieser stilbildenden Generation vor.
Mit einem 1964 1/2 Ford Mustang Hardtop beginnt die bildgewaltige Präsentation eines der ersten Modelle. In Wimbledon-Weiß scheint dieses Exemplar direkt aus der Werbekampagne zur Einführung Modells zu stammen, lediglich die Speichenräder sind da nicht ganz passend. Neben den hochwertigen Bildenr, die auch einige Blicke auf interessante Details zulassen liefert ein begleitender Text wichtige Informationen zu Modell und auch zu dem vorgestellten Exemplar. So kann der Leser im Laufe der Buches die große Vielfalt der Mustangs kennenlernen und sich zudem mit den Einzelschicksalen der in Szene gesetzten Exemplare auseinandersetzen. Ein besonders Exemplar ist auch das zweite Modell, der Shelby GT350 School Car, welches in der Rennfahrerschule von Carroll Shelby zum Einsatz kam. Es ist eins von nur drei Exemplare die eigens für den Einsatz in der Schule mit diversen Updates aus dem Speed Shop von Shelby ausgestattet wurden und somit eine echte Rarität mit beeindruckender Geschichte. Mit dem Modelljahr 1965 zog der legendäre 289 cui große V8-Motor in alle Modelle des Mustang ein und ein honiggoldenes Exemplare präsentiert die Basis. Nachdem Shelby sich mit sportlichen einen Namen gemacht hatte, entstanden durch die Mietwagenfirma Hertz ein limitiertes Sondermodell auf Basis des GT350. Der GT350H wurde nur in 1.000 Exemplare gebaut und sein Markenzeichen waren die goldenen Streifen. Weitere Modelle der ersten Generation die im Buch vorgestellt werden: 1966 GT351 Drag Car, 1967 Shelby GT350, 1968 Trans-Am Coupe, 1968 GT350 und GT 500 und schließlich noch ein 1968 1/2 Cobra Jet Fastback.
Abschnitt 2 blickt dann auf die Ära der Muscle-Mustang und zeigt die Modelle von 1969 bis 1976. So stellen das Buch hier die unterschiedlichen Evolutionen des Mustang I vor und zeigt ebenfalls den Mustang II. Das erste Modell ist gleich ein legendäres – der Boss 429 aus dem Jahr 1969. Dieser war ein Modell zur Homologation eines neuen Motors für die NASCAR. Durch die Konkurrenz von Chrysler mit dem brandneuen 426 Hemi-Motor wurde diesen zu einer echten Gefahr und Ford musste zwingend nachlegen. Mit dem Boss 429 schufen sie schließlich einen Motor der in der Serie im Mustang eingebaut wurde, obwohl die Rennen mit dem Torino Talladaga bestritten wurden. Um den großen Motor zu platzieren musste dabei die Motorhaube mit einer Hutze versehen werden. Die Leistung war mit beachtlichen 375 PS angegeben und Ford konnte 859 Exemplare herstellen. Der Mach 1 aus dem Jahr 1969 war hingegen für die beliebten Beschleunigungsrennen konzipiert und sollte hier gegen die Chevrolet Super Sports-Modelle und den Pontiac GTO antreten. Das vorgestellte, blaue Exemplare ist schon von der ersten Doppelseite bekannt und ein echter Augenschmaus. Wie sich gleiche Modelle im Laufe der Zeit entwickeln können zeigt der Blick auf den Boss 302 aus dem Jahr 1970. Zum einen präsentiert das Buch ein perfektes Exemplar, des erneut zur Homologation verwendeten Modells und gleichzeitig wird auch ein klassischer Scheunenfund ins rechte Licht der Kamera gerückt. Die jeweilige Farbkombination aus Gelb und Schwarz ist dabei absolut überzeugend. Das nächste Modell ist wiederum ein Boss, diesmal aus dem Modelljahr 1971, ebenfalls in geld-schwarz und folgerichtig ein Boss 351. Beeindruckend ist das dieses Exemplar immer noch in erster Hand ist und sich in einem sehr guten Zustand befindet. Immer mehr zeigt sich schon die optische deutliche Entwicklung weg vom Ur-Modell mit damals modernem Design und einer immer weiter wachsenden Größe. Auch die zwei weiteren Modelle, der Grande von 1972 und der Cobra II von 1976 zeigen deutlich den Weg in die 80er Jahre. Der Cobra II ist schon ein Exemplar des Mustang II, der ab 1973 erhältlich war und wieder deutlich kompakter gestaltet wurde.
Durch die Ölkrise ist die schnelle Leistungsexplosion in den 70er Jahre auch schnell wieder abgeklungen und der Mustang der dritten Generation war im Jahr 1979 sogar mit einem Vierzylinder mit gerade einmal 89 PS erhältlich. Aber die Kurve zeigte dann bis heute immer wieder kontinuierlich nach oben und im dritten Abschnitt des Buches folgt der Blick auf die langlebigen Fox-Mustang. Fox war eine Modellplattform von Ford auf der auch der Fairmont aufgebaut war. Das erste Modell dieser Modellreihe, welches im Buch vorgestellt wird ist der 20th Anniversary GT350 von 1984. Das limitierte Modell war mit V8-Motor erhältlich der 175 PS leistete und auch mit Vierzylinder-Turbo-Motor der immerhin 145 PS abrufen konnte. Ein Großteil der 5.260 hergestellten Exemplare trug den V8 unter der Haube und somit ist das vorgestellte Exemplar mit Vierzylinder eine wahre Rarität. Auch der SVO von 1986 trug einen Vierzylinder unter der Haube und konnte mit 175 PS inzwischen die gleiche Leistung wie der V8 aufbringen. Die Presse feierte den SVO als „ein weiteren Meilenstein beim Comeback der Muscle Cars“. Die Produktion wurde begrenzt um eine hohe Exklusivität zu gewährleisten und es entstanden so keine 10.000 Exemplare. Ein besonders extremes Exemplare ist der JBA Dominantor aus dem Jahr 1989. Der mit umfangreichen optischen und technischen Maßnahmen umgebaute Mustang kommt mit Wide-Body-Kit daher und einer beeindruckenden Leistung von 450 PS die mithilfe von Kompressor erreicht wurde. Somit ist der massive Heckflügel im Stil des Ferrari F40 keinesfalls nur Show. Doch auch Ford selbst setzte seinen Fokus wieder mehr auf die sportlichen Modelle und so zeigt das Buch noch den 1993 SVT Cobra, den 1995 Cobra „Hardtop“ Convertible, den Bullitt GT von 2001 und den SVT Cobra Convertible aus dem Jahr 2003. Im selben Jahr kam mit dem Mach 1 eine weitere legendäre Modellbezeichung zurück in die Verkaufsräume von Ford und schloss die Lücke zwischen den GTs und den SVT Cobras.
Schließlich zeigt der vierte und gleichzeitig letzte Abschnitt im Buch auf die Zeit von 2005 bis 2015. Hier obliegt der Start dem GT/CS aus dem Jahr 2007. Die Generation V des Mustang kam mit Retro-Deisgn und direkter Verbindung zum Ur-Modell auf den Markt und konnte schnell begeistern. Der GT/CS war ein Sondermodell welches ebenfalls ein klassisches Modell aus dem Jahr 1968 zitierte, den California Special. Dieses Modell wurde damals lediglich 4.117 mal gebaut und ist heute ein gesuchtes Sammlerstück. Die Neuinterpretation zeigt sich mit optischen Updates sportlicher als die regulären GT und konnte sich so fast doppelt so oft verkaufen wie das Vorbild von 1968. Auch der Shelby war schließlich schnell wieder zurück und wird in Form eines GT500 aus dem jähr 2008 zum ersten Mal präsentiert. Mit Kompressor war eine Leistung von 500 PS möglich die sich im Laufe der Jahre immer weiter steigern konnte. Neben California Special und Shelby tauchte auch der Boss wieder auf. Mit dem Boss 302 Laguna Seca schuf Ford ein rennstreckenoptimiertes Sondermodell das mit 444 PS keineswegs über zu wenig Leistung verfügte. Auch für die immer noch beliebten Drag Rennen stellte Ford mit dem Cobra Jet einen speziellen Mustang her. Mit kompletten Rennausstattung konnten die Rennfahrer bei Ford ein konkurrenzfähiges Fahrzeug erwerben und das Buch stellt ein Exemplar aus dem Modelljahr 2014 vor. Die Evolution des GT500 wurde schon angesprochen und die letzte Ausbaustufe dieses Modells stellte Ford im Jahr 2014 vor. In diesem leistete der GT500 unglaublich 662 PS und konnte mit beeindruckenden Fahrleistungen überzeugen. Gleichzeitig war der GT500 damals das stärkste Serienfahrzeug in den USA. Bis heute ist der 2014er GT500 der stärkste je gebaute Ford Mustang. Das letzte vorgestellte Modell ist der Mustang 50 Year Limited Edition der neusten Modellgeneration. Das Modell wurde in Hommage an den ersten Mustang nur 1.964 mal produziert und war sofort ein Sammlerstück. Mit einigen besonderen Designmerkmalen ausgestattet und einer Leistung von 435 PS aus einem 5,0-Liter-V8-Motor kann dieses Modell den würdigen Abschluss des Buches liefern.
Fazit: Das Buch über den Ford Mustang zeigt 31 Modelle aus der umfassenden Geschichte des ersten Pony Cars. Dabei zeigen die Autoren einen tollen Querschnitt durch eine lange Modellhistorie und stellen viele Top-Fahrzeuge vor. Die bildgewaltige Umsetzung ist ganz im Sinne des Titels „Art of the Mustang“ und zeigt die Modelle in einem besonderen Licht. Dabei zeigen sich auch immer wieder tolle Details und auch einige historische Abbildungen finden sich wieder. Die Text erläutern zu jedem Modell die Entstehungsgeschichte und blicken dann auf das präsentierte Exemplar. Sicher wird auch der ein oder andere Autokenner noch ein Modell entdecken können, welches ihm noch nicht bekannt war. Eine Auflistung der technischen Daten und der Produktionszahlen lässt sich leider nicht finden, im Buch steht eben die Kunst im Vordergrund.
Die technische Umsetzung ist dabei leider nicht ganz perfekt. Beim Druck werden die erstklassigen Aufnahmen sehr gut umgesetzt und zeigen eine hohe Qualität. Bei der Bindung hingegen fällt leider negativ auf. Bei jedem Aufschlagen bekommt der Leser ein deutliches Knacken zu hören und das Buch hat eine gewisse Grundspannung in sich. Schwer zu beschreiben aber oftmals ein Merkmal von Bücher aus China-Produktion. Ein Blick in das Impressum bestätigt dies. Schade.
Zum Preis von 39,90€ zeigt das Buch tolle Bilder aus der umfangreichen Mustang-Historie und dabei wurden ausnahmslos interessante Exemplare ausgewählt. Für Fans des Mustang ein Muss und auch für Automobilsten optische ein echte Freude.
Bibliografie:
Titel: Art of the Mustang
Autoren: Tom Loeser, Donald Farr
Umfang: 240 Seiten, 240 Farbbilder
Format: 230 x 305 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 09/2016
Preis: 39,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-613-03912-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld
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