Schon liegt die November-Ausgabe der Motor Klassik in den Regalen der Zeitschriften-Händler. Im Vorwort klärt Hans-Jörg Götzl darüber auf wie es sich anfühlt in einem Ford 12M P4 Coupé bei einer Klassik-Veranstaltung mitzufahren. Entgegen der doch oftmals üblichen Fahrzeuge wie Mercedes-Benz SL oder Austin-Healey zog der gut bürgerliche Ford die Blicke intensiv auf sich. Es muss also keinesfalls ein Vermögen kosten einen anerkannten Klassiker zu fahren und gleichfalls Beachtung zu finden. Schließlich sind viele Alltagsklassiker von gestern heute schwerer zu finden, als die damals schon hochpreisigen Prestige-Automobile. Wahre Worte.
Zwei kleine Gran Turismo aus England stellen sich im Doppel-Fahrbericht der Kritik. Der MGB GT und der Triumph GT6 zeigen ihr Können und wecken die Begierde der Leser. Mit optisch durchaus gelungenen Coupé-Varianten zu den entsprechenden Roadstern wollten die englischen Hersteller den immer strengeren Anforderungen an die Automobile vor allem in den USA entgegenwirken. Hier wurden offene Automobile bald sogar fast unverkäuflich, da sie als unsicher galten. Ein weiterer, bei weiten interessanterer Aspekt zur Schaffung der Coupés ist die Verwandtschaft zum Motorsport. So konnte Triumph mit einer Coupé-Version des Spitfire 1965 sogar einen Klassensieg beim 24 Stunden Rennen von Le Mans feiern. Diese Version war noch eine Spezialanfertigung, die Serienversion gab es erst ab 1966 im Handel. Der Triumph wirkt wie ein kleiner Ferrari und zeigt sich durch das Design besonders begehrenswert. Durch das höhere Gewicht verlangten die Coupé nach mehr Leistung gegenüber der Roadster um weiterhin sportliche Fahrleistungen zu bieten. Triumph baute so gleich einen Sechszylinder in den GT6 ein und mit 95 PS die gegen 865 kg antreten ist der Fahrspaß garantiert. Der MG wirkt im ganzen ein wenig unspektakulären, aber keinesfalls langweilig. Seine ebenfalls 95 PS liefert ein Vierzylinder-Motor und dieser muss mit 1025 kg auch schon deutlich mehr Masse bewegen. In jedem Falle sind die Coupés natürlich wetterfeste Alternative zu den Roadstern und können auch bei herbstlichem Wetter bedenkenlos eingesetzt werden. Eine höhere Exklusivität bieten sie durch geringere Stückzahlen zudem. Natürlich klärt die Motor Klassik auch über die technischen Stärken und Schwächen auf und gibt wichtige Tipps in der Kaufberatung. Klasse Typen diese kleine England-Coupés!
Auf Shopping-Tour begab sich Frank Mühling der herausfinden wollte, ob Klassiker im Herbst günstiger angeboten werden. Dabei besuchte er die Classic Remise in Düsseldorf, die Klassikstadt in Frankfurt und die Motorworld in Böblingen. Die Auswahl an Fahrzeugen blickt in sämtlichen Preiskategorien und zeigt wirklich interessante Fahrzeuge. So begutachtet Mühling einen fast noch neuen Fiat 127 der ersten Serie von 1971 mit keinen 70.000 Kilometer auf dem Tacho der für stattliche 7.450€ angeboten wird. Ein weiterer Kleinwagen ist ein klassischer Mini von 1997 mit guter Ausstattung für 10.500€. Sicher auch keinesfalls ein Sonderangebot, aber die Suche geht weiter. Ein Jaguar XJ ist oftmals schon sehr günstig zu erwerben, allerdings sind diese Angebote oft mit einem ordentlichen Wartungsstau versehen und schnell verdoppelt sich die Investition. Ein seltener, weil technisch komplett durchreparierter XJ6 aus dem Baujahr 1976 steht in Düsseldorf, der Händler ruft aber auch stramme 15.950€ auf. Dabei sind noch einige optische Mängel am Wagen zu finden. Ein Lancia Fulvia ist generell schon in einer höheren Preisregion angesiedelt und das gefahrene Exemplar muss laut Händler 25.950€ bringen. Dabei glänzt der Lancia mit überholter Technik, fachmännisch geschweißter Karosserie, einer guten Nachlackierung und einem originalen Interieur. Mit 26.000 € ist ein MGC GT eine seltene Alternative die in der gleichen Preisliga spielt. Und einen japanischen Exoten hierzulande ist der Datsun 260Z der mit einer fragwürdigen Neulackierung zunächst eher abschreckt, und mit 23.280€ kann das Exemplar aus Sammlerhand zudem auch nicht als Schnäppchen durchgehen. Als weiterer Exot kann der BMW 2000 tii Touring gelten, der im Idealzustand aber auch mit optimistischen 36.500€ eingepreist ist. Mit überholter Hydropneumaitk glänzt ein Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 der für 48.900€ angeboten wird. Den höchsten Preis ruft aber eine Legende auf: Ein Porsche 911 2.7 der aus der USA importiert wurde. Mit interessanter Lackierung und frisch revidiertem Motor soll der Sportwagen 59.911€ bringen. Das Fazit fällt also relativ ernüchternd aus, denn echte Schnäppchen sind nicht zu finden. Die Auswahl ist allerdings auch im Herbst noch groß, aber die Preise allerdings ebenso.
Nachdem der Redaktions-Alfa Romeo Spider beim letzten Motor Klassik Award verlost wurde, war die Sehnsucht nach einem neuen Klassiker augenscheinlich groß. In der Oktober-Ausgabe kann der neue Redaktions-Roadster vorgestellt werden. Wiederum aus italienischer Produktion und mit einer langen Modellhistorie. Der als Fiat 124 Spider geborene und im Baujahr 1984 inzwischen als Pininfarina Spidereuropa laufende Klassiker steht der Redaktion nunmehr bis zum nächsten Award zur Verfügung. Nach lange internen Diskussion ob und wenn ja welcher neuer Klassiker für den harten Einsatz in der Redaktion in Frage kommt, war der Fiat 124 Spider ein interessanter Kandidat. Mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis und dem gebotenen Fahrspaß stellt er ein logisches Erbe des Alfa Romeo Spider dar. Aus dritter Hand und mit einer Laufleistung von 136.000 km stellte das erworbene Exemplar für etwa 15.000€ eine gute Basis dar. Dazu ist der Spidereuropa durchgängig gewartet worden und zeigt so eine technisch solide Basis. Durch die augenscheinlich gute Pflege der Vorbesitzer lassen sich weder Rost- noch Schweißspuren entdecken. Einsätze im Winter wurden wohl bewusst vermieden. Mit der tollen Farbe Azzurro metallizzato wirkt das Fahrzeug zudem sehr elegant. In Kürze steht der TÜV-Termin an und damit verbunden das Anbringen eines H-Kennzeichen. Die Redaktion von Motor Klassik kann sich also auf einen neuen Weggefährten freuen, ebenso wie die Leser, die den Spidereuropa in zahlreichen Berichten in der Zukunft entdecken können. Eine gute Wahl!
Bergrennen sind heute in erste Linie Breitensport aber waren in der Vergangenheit wichtige Rennen in der internationalen Rennszene. Hier engagierten sich im Laufe der Jahre viele Hersteller mit großen Einsatz und lieferten sich legendären Schlachten auf dem Weg zu Berg. Dabei wurden oftmals normale Straßenabschnitte genutzt und dies machte einen großen Teil des Charmes aus. Eine ganz besondere Bergrennstrecke liegt in Dorf Shelsley Walsh in England. Die Rennstrecke gilt als älteste aktive Rennstrecke der Welt, die ersten Rennen wurde im Jahr 1905 ausgetragen. Im Jahr 1930 gelang Hans Stuck in einem Austro-Daimler ein neuer Streckenrekord, der drei Jahre lang Bestand hatte. 1936 rückte Stuck erneut an und wollte den Rekord zurückholen, mit einem Auto Union Typ C. Der 16-Zylinder-Rennwagen ist ein wahres Biest mit dem Stuck den inzwischen von Ramon Mays auf ERA gehaltenen Rekord brechen wollte. Am Renntag machte ihm allerdings das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Nun kehrte der Auto Union-Rennwagen in Form eines Replika von Audi Tradtion nach Shesley Walsh zurück. Auf Steuer niemand geringerer als Hans-Joachim Stuck, der Sohn von Hans Stuck. Da alle Typ C als verschollen gelten, ließ Audi eine Replika erstellen, die ebenfalls mit 16-Zylinder-Motor ausgestattet ist und am Berg mit Zwillingsreifen antrat. Eine Leistung von über 500 PS stand Stuck damals wie heute zur Verfügung um die genau 1.000 Yards lange Strecke zu bezwingen. Natürlich ging es um den Showeffekt und Stuck war nicht auf der Jagd nach einem neuen Rekord. Eine emotionale Fahrt war es aber für den Sohn des damaligen Rennfahrers ebenso wie für Tony Moody, der die Veranstaltung organisiert hat. Neben tollen Aufnahmen vom Einsatz Stuck’s im klassischen Auto Union zeigen sich auch allerhand andere kuriose Fahrzeuge die den Berg in Angriff nahmen.
Weitere Themen in der Motor Klassik November 2016: Gleich drei sportlich BMW-Limousinen zeigen sich im Fahrbericht – der 2002 tii, der 323i (E21) und der 325E (E30), einen Tag alleine im BMW Museum durfte Alf Cremers erleben und schildert seine Eindrücke und passend dazu gibt es einen kurzen Blick auf 100 Jahre BMW. Im Porträt zeigt sich der Königswellen-Experte Karl Hloch, die Restaurierung zeigt eine feine Corvette C1, ein Überblick über Versicherungen deckt die unvermeidbaren Folgekosten auf und in der Service Station wird der Mercedes-Benz R107 mit Sechszylinder-Motor vorgestellt. Ein Blick auf der Rennstrecke zeigt ein kurzer Bericht zur FHR HTGT Trophy in Assen und in einem weiteren Fahrbericht treffen sich mit dem Citröen 11 CV, der Peugeot 203 und dem Simca Aronde gleich drei klassische, französische Alltagsklassiker.
Fazit: Solides Heft mit tollen Fahrzeugen und vielen hilfreichen Informationen aus der Welt der klassischen Automobile.
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Audi UK, Marco Rassfeld
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