Das Max Moritz Racing Team sorgte in der 70er Jahre für einige der heute noch bekanntesten Rennwagen. Die unterschiedlichen Porsche im knallorangen Jägermeister-Dress sind legendär. Mit einem brandneuen Buch kann man ab sofort in diese Zeit zurückblicken und erfährt einige echte Anekdoten. Autor Jürgen Lewandowski, bekannt durch zahlreichen Bücher, war auch Teil der Mannschaft und kann so einen sehr direkten Einblick vom damaligen Teamleben wiedergeben.
Das Buch kommt mit einer stattlichen Größe daher, und schon der Titel mit einem Porsche 935 im Flug wird einige Fans sicher begeistern. Schnell entdeckt man dann im Inhalt auch schöne Aufnahme des Porsche 934 mit Foto Quelle-Kriegsbemalung. Ein ebenfalls bunter Hund in der Szene. Dann nimmt das Buch mit einem Vorwort vom Autor langsam aber sicher auch textlich Fahrt auf. Ein Blick auf die Menschen rund um die Rennstrecke bietet vorab noch eine Doppelseite mit alten Aufnahmen auf der sich viele bekannte Persönlichkeiten entdecken lassen. Dann folgt der Blick auf den Werdegang von Max Moritz, der sich im jungen Alter 20 Jahre schon selbstständig machte. Mit dem beiden Buben aus der Geschichte von Wilhelm Busch hat der Unternehmer natürlich nix zu tun. Aber schon früh nutzte er diese Parallelität um frühe Formen von Marketing zu betrieben. Der Aufstieg zum angesehen Händler erfolgte recht schnell, auch begünstigt durch die Lage im gut situierten Reutlingen. Im Jahr 1950 wurde Max Moritz zudem einer der ersten Porsche-Händler und bot neben Volkswagen auch die Sportwagen aus Zuffenhausen an. Das Max Moritz Autohaus wurde erfolgreichster Händler für Volkswagen und Porsche in Deutschland und 1970 kam mit Audi auch die dritte Marke hinzu.
Dann blickt das Buch auf die Geschichte des Max Moritz Racing Team, welches Ende 1969 gegründet wurde. Unter der Leitung von Rudolf Sauter wurde ein Porsche 914/6 für den Renneinsatz vorbereitet. Der erste Einsatz im Jahr 1970 verlief allerdings noch wenig erfolgreich, man hatte augenscheinlich noch nicht genügend optimiert. Trotz eines Anrufs von Manfred Jantke, damals Leiter der Presseabteilung und des Rennteams bei Porsche, wurde die Idee weiterverfolgt den 914/6 zu optimieren. Jantke bat dringend darum, auf weitere Renneinsätze mit dem 914/6 zu verzichten um einen Imageschaden für das Modell zu verhindern. So entstand dann in der Werkstatt von Max Moritz einer der besten 914/6 für den Einsatz auf der Rennstrecke. Hiervon entstanden drei Fahrzeuge die für lange Zeit als schnellster GT in der 2-Liter-Klasse galten und somit die Basis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung lieferten. Im Jahr 1971 nahm das junge Team mit dem 914/6 dann sogar die Strapazen der 24 Stunden in Le Mans auf sich. Leider schied man aber um 4 Uhr morgens mit Getriebeprobleme aus, der 914/6 lag in seiner Klasse dabei in Führung. Das Team war weitere dreimal in Le Mans vertreten, jeweils mit einem Porsche 911 Carrera RS bzw. RSR. Lediglich 1975 konnte das Ziel mit einem 19. Platz im Gesamtklassement erreicht werden. Das Buch zeigt auch noch den Einsatz bei der Targa Florio im Jahr 1973 und gibt einen zunächst noch groben Überblick auf die Aktivitäten von 1973 bis 1979.
Bis hierhin zeigt das Buch die wichtigsten Aktivitäten des Max Moritz-Teams im Überblick und der Leser kann sich um eine umfangreiche Bebilderung freuen. Die zeitgenössischen Aufnahmen zeigen tolle Rennszenen und blicken auch immer wieder auf die Mannschaft. Die nun folgenden Kapitel setzen den Fokus auf weitere Personen und Rennwagen. Teilweise sind diese auch von Gastautoren verfasst. Zunächst blickt Jürgen Lewandowski auf seinen eigenen Werdegang in Verbindung mit dem Max Moritz Racing Team. Hierbei werden spannenden Anekdoten zu Tage gefördert, die für einen hohen Spaßfaktor beim Lesen sorgen und beste Unterhaltung liefern. Die reiche Bebilderung ist auch hier scheinbar schon obligatorisch und zieht sich durch das ganze Buch. Nachdem auch Manfred Jantke von seinen Erlebnisse mit dem Rennteam aus Reutlingen erzählt hat, folgt ein Blick auf den Teamchef Rudi Sauter der über Reinhardt Stenzel, Helmut Kelleners, Edgar Dören, Manfred Schurti, Eckhard Schimpf und das erste Heimspiel zu erzählen weiß. Zwischendurch erzählen auch unterschiedlichen Rennfahrer kurz von Ihren Erlebnissen mit Max Moritz.
Dann blickt das Buch auf Reinhardt Stenzel, Edgar Dören und Manfred Schurti. Drei der wichtigsten Rennfahrer die mit dem Max Moritz Team lange verbunden waren und mit ihren Porsche 934 und 935 für Aufsehen sorgten. Alle Texte hierzu liefert Uwe Mahla. Stenzel war mit dem Foto Quelle Porsche 934 unterwegs und Edgar Dören war mit dem Sponsoring von Valvoline und später Weralit ein ebenfalls bekannter Akteur. Mit dem Jägermeister-Gruppe 5-Porsche 935 fuhr sich Manfred Schurti in die Spitzengruppe der Deutschen Rennsport-Meisterschaft. Hier trat das kleine Team von Max Moritz gegen die Kölner Teams von Georg Loos und den Kremer-Brüder an. Alle vertrauten dabei auf Rennwagen von Porsche und so sorgte die Konstellation in der großen Division für einige spannende Rennen. Schurti konnte von seinen Erfahrungen als Porsche-Testfahrer profitieren und die zumeist mit besserem Material ausgestatteten Kölner Teams ein ums andere Mal ärgern.
Wie es zu der Verbindung von Max Moritz zum Sponsor Jägermeister kam erzählt Eckhard Schimpf. Er war damals Rennfahrer und gleichzeitig Vermittler der Jägermeister-Sponsorgelder. Seine erste Begegnung folgt durch den Kauf eines 914/6 von Max Moritz, welches er im Rennsport einsetzte und gleichzeitig der erste Rennwagen mit der legendären orangen Lackierung wurde. 1976 startete Max Moritz dann mit zwei Porsche 934 in der DRM mit Reinhardt Stenzel und Helmut Kelleners am Steuer. Schimpf erzählt auch noch weitere, interessante Geschichten unter anderem von einer Erpressung in Italien und die Story von verlorenen Rad.
Mit Wolfgang Zanker blickt auch ein ehemaliger Mechaniker des Max Moritz Racing Teams zurück auf eine spannende Zeit und Markus Simpfendörfer blickt zurück auf das Neuffener Bergrennen welches die Heimveranstaltung von Max Moritz war. Hier konnte der kleine Rennstall seine Rennwagen dem heimischen Publikum in Aktion präsentieren. Erich Kahnt blickt dann zurück auf die Einsätze von Jürgen Lässig, der durch das Sponsoring von Boss für einen weiteren, unvergessenen Porsche 934 sorgte. Auch die Zeit nach 1979 und dem offiziellen Ausstieg von Max Moritz aus dem professionellen Rennsport fehlen im Buch nicht. So ganz konnte man die Finger nicht von der Rennerei lassen und unterstützte weiterhin Privatfahrer wie eben Jürgen Lässig. Im Porsche 944 Cup konnte man wieder tolle Erfolge einfahren und sogar der DTM-Titel konnte unter dem Banner der AZR-Team eingefahren werden. Ein mysteriöses Rennfahrzeug ist der Porsche 928 GT „R“ der offiziell nicht existierte und die nur wenigen Einsätze werden ebenfalls, so gut es möglich war, nachvollzogen.
Es folgt noch ein Blick auf einige Modellautos ehe schließlich alle Rennen im Überblick präsentiert werden. Hier findet der Leser alle Einsätze der Max Moritz-Rennwagen wieder, übersichtlich sortiert nach Chassisnummern und gespickt mit weiteren Fotos von den Einsätzen.
Fazit: Das Buch zeigt alles rund um die Einsätze der Rennwagen des Max Moritz Racing Team, deren Rennwagen vielen Fans auch heute noch unvergessen sein dürften. Dabei stehen die 70er Jahre im Fokus und gerade die Rennwagen Porsche 934 und Porsche 935 sind auf zahlreichen Aufnahmen zu finden. Auch der 914/6 spielt aber eine entscheidene und spannende Rolle. Die Texte sind durch die unmittelbaren Verbindungen der Autoren sehr authentisch und bieten einen direkten Blick in die damalige Szene. Eine nähere Umsetzung ist wohl kaum möglich. Auch die zahlreichen Bilder zeigen viele noch unbekannte Motive aus Privatarchiven und begeistern ein ums andere Mal. Das es dabei zu einigen wenigen Wiederholungen kommt fällt kaum in Gewicht.
Technisch ist das Buch solide ausgeführt und zeigt weder beim Druck noch bei der Bindung echte Schwächen.
Zum Preis von knapp 70 Euro kann sich der Leser zurückbekamen in die 70er Jahre und einen Blick hinter die Kulissen des Max Moritz Teams werfen. Die Nähe zum Team ist allen Autoren anzumerken und liefert eine begeisternd echte Darstellung. Die tolle Aufnahme tragen einen großen Teil dazu bei und machen das Buch zur Empfehlung!
Eine besonders edle Ausführung mit handgefertigtem, gesticktem Hardcover ist ebenfalls erhältlich. Die Edition ist lediglich in 200 signierten und per Hand nummerierten Exemplaren erhältlich und ist es echtes Schmuckstück. Mit 189 Euro aber auch nicht gerade günstig.
Bibliografie:
Titel: Max Moritz Racing Team – 1970-1978
Autoren: Jürgen Lewandowski
Umfang: 304 Seiten, über 300 Farb- und S/W-Bilder
Format: 240 x 300 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 11/2016
Preis: 69,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-945-39704-6
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorsport-books.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: VIEW GmbH, Marco Rassfeld
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