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Magazin – Octane Ausgabe 26

Ausgabe 26 der deutschen Octane bietet wieder einen Blick auf faszinierende Automobile und bringt echte Highlights für die Leser mit. Vorab stehen im Roadbook zur Einstimmung auf die Festtage die Wünsche von Gabriele Spangenberg und Berthold Dörrich auf dem Papier. Hier wird einerseits vom privaten, extravagant ausgestattetem Automuseum geträumt während auf die anderen Seite der gemütliche Saisonausklang in den Fokus gestellt wird und die hierzulande recht schwache automobile Kost im TV kritisiert wird. Eine kurzweilige Einstimmung, die das ein oder andere Lächeln auf die Lippen zaubert.

Die spanische Marke Pegaso stellte in geringen Stückzahlen in den 50er Jahren bezaubernde Sportwagen her. Durch den vielfältigen Einsatz diverser Karosseriebauer war kaum ein Fahrzeug exakt wie ein zweites. Die deutsche Octane blickt auf den Pegaso Z-102 Berlineta ENASA Cúpula. Passenderweise ein Unikat, zumindest sehr wahrscheinlich. Der Ursprung der UFO-fömigen Karosserie ist heute nicht mehr eindeutig zu belegen, aber das Magazin zeigt dazu die möglichen Theorien auf und der Einfluss von Touring ist sehr wahrscheinlich. Eine gewisse Ähnlichkeit zum Alfa Romeo Disco Volante ist auch nicht von der Hand zu weisen. So oder so ist die Form sehr außergewöhnlich und dadurch sehr interessant. Das Exemplar zeigt auch einige ungewöhnliche Details in der Bedienung, so wird der Start ohne Kenntnisse kaum möglich und das Schalten erfolgt spiegelverkehrt. Das Fahrverhalten wird anschaulich geschildert, einfach ist der einmalige Pegaso aber keinesfalls zu fahren. Auch die Geschichte des Cúpula wird nachvollzogen und sein Erst-Besitzer war der damalige Diktator der Dominikanischen Republik Rafael Trujillo. Nach einigen Umwegen und auch Verwandlungen mit silbernen Lack und roter Innenausstattung landete der Pegaso Mitte der 80er Jahre bei Peter Kaus. Dieser zeigte den Wagen im Rahmen seiner Rosso Bianco Collection auch auf diversen Veranstaltungen. Nach der Auflösung der Sammlung gelangte der Z-102 in das holländische Louwman-Museum. So kam es dazu, das bei einer umfangreichen Restaurierung das Fahrzeug wieder in seinen Zustand des Jahres 1953 gesetzt wurde und heute perfekt da steht. Ein beeindruckendes Fahrzeug mit gleich mehreren beeindruckenden Geschichten.

Der Titelheld ist ein weiterer Exot, aber entgegen des Pegaso sogar noch exklusiver. Hinter dem Vixen GT steckt kein Automobil-Hersteller, sondern ein Rennfahrer der sich seinen Traum vom eigene Fahrzeug erfüllte. Der heute kaum bekannte Ian Stronach schuf mit dem Vixen GT eine Blaupause für die erfolgreichen Rennwagen der Zukunft. So schuf er einen der ersten Mittelmotor-Coupés mit Gitterrohrrahmen um 1962 in kompletter Eigenregie. Dieser verfügt über eine modifizierte Front von einem Cooper-Jaguar Mark II und war angeblich der erste Wagen mit integriertem Heckspoiler. Natürlich griff Stronach auch auf einige funktionierende Komponenten zurück und so stammt z.B. die Aufhängung von Triumph. Als Motor sollte ein 3,5-Liter-V8 von GM verbaut werden, mangels geeigneter Exemplare setzte Stronach aber einen seiner Rennmotoren in den Vixen GT. Der 1,6-Liter-Ford-Kent-Motor verfügte über stattliche 160 PS und schaffte so spielend einen Topspeed von 190 km/h. Dennoch veräußerte er seinen Wagen schnell und viele Besitzer sollten den Vixen GT auf diversen Rennstrecken rund um die Welt bewegen. Der mit einer Aluminium-Karosserie ausgestattete Vixen GT gelangte schließlich in die Hände von Didier van der Linden, der auf der Suche nach einem neuen Projekt war. Im erbärmlichen Zustand erwarb van der Linden den Vixen GT und baute ihn wieder auf. Dabei konnte er sogar auf die Hilfe von Ian Stronach zurückgreifen, der sogar technische Zeichnungen neu anfertigte. Herausgekommen ist ein faszinierendes Automobil, welches auch bei Kennern für einige Fragen sorgt. Optisch gleich er dem Original bis auf die nun silberne statt ursprünglich roten Lackierung sehr, aber unter der Haut steckt optimierte Technik. So sitzt nun der angedachte V8-Motor unter Haube und leistet 280 PS, bei gerade ein 880 kg Gewicht. Auch andere Komponenten wie die Aufhängung, die Bremsen und das Getriebe wurden ausgetauscht. Der ursprüngliche Plan von Stronach war übrigens drei Exemplare des Vixen GT zu fertigen, stellte aber lediglich die Rohrahmen her. Diese sind heute auch im Besitz von van der Linden und dieser möchte diese Fertigung nun endlich abschließen. Eine tolle Story über eine echte Rarität.

Ebenfalls wiederauferstehen wird der Iso Grifo A3/C, die Rennversion des Iso Grifo die in den sechziger Jahren die Aufmerksamkeit auf die Serienversionen der sportlichen Modelle von Iso richten sollte. Firmengründer Renzo Rivolta stellte mit dem Grifo den zweiten Sportwagen von Iso vor, welches eine Kombination aus italienischer Form und amerikanischer Technik war. Parallel wurden auf dem Turiner Autosalon die Renn- und Serien-Version des Grifo präsentiert. Maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war Giotto Bizzarrini, der zuvor bei Ferrari gearbeitet hatte und auch den Ferrari 250 GTO entwarf. Beider Version unterschieden sich deutlich und der A3/C hatte eine bessere Gewichtsverteilung und auch einen niedrigen Schwerpunkt durch die Verlegung des V8-Motor um 40 Zentimeter nach hinten. Nach nur 22 produzierten A3/C trennten sich aber die Wege von Rivolta und Bizzarrini und nach einem Jahr war die A3/C als Bizzarrini erhältlich. Hinter dem Projekt der nur neunmal produzierten Continuation Series steht der ehemalige Ingenieur und Testfahrer von Iso, Roberto Negri und sein Sohn Federico Negri. Durch die Legitimation von Piero Rivolta, den Sohn von Renzo Rivolta erhalten die neuen Grifo A3/C auch weiterführende Chassisnummern. Da sich Roberto Negri nach der Schließung von Iso alle verbleibenden Werkzeuge und Teile sicherte, stammen viele Teile auch noch aus Originalbeständen. Einige technische Neuerungen, die vor allem zu Sicherheit beitragen, werden aber dennoch berücksichtigt. Die Karosserie der Vorführwagen ist bewusst aus unbehandeltem Aluminium ausgeführt um die handwerkliche Fertigung zu verdeutlichen. Schon mit einem 300 PS starken Chevrolet-V8-Motor zeigt der Iso Grifo A3/C Continuation Series hervorragende Fahrleistungen. Eine beeindruckend authentische Wiedergeburt.

Die amerikanische Marke Graham ist heute kaum noch bekannt und entstand im Jahr 1928, als die Brüder Joseph, Robert und Ray Graham die Paige-Detroit Motor Company aufkauften. Die Brüder hatten vorher in der Glasproduktion neuartige Verfahren entwickelt und boten kurze Zeit später auch Umbau-Kits für das Ford Model T an. So wurde das Model T zum kleinen Lastwagen und die Brüder arbeiteten wenig später als Direktoren bei Dodge. Die Übernahme der Paige-Detroit Motor Company kostete die Brüder vier Millionen Dollar, sowie einer weiteren, zugesicherten Investition von vier Million Dollar. Graham-Paige Motors Cooperation war fortan der Namen und die ersten Modelle unter dem Markennamen Graham kamen 1930 auf den Markt. Das Paige verschwand nun endgültig. Die aufkommende Weltwirtschaftskrise wurde zur Gratwanderung für Graham und Ray Graham starb an den Folgen eines Nervenzusammenbruchs. 1938 führte Graham nur eine Modellreihe im Programm und machte mit außergewöhnlichem Design unter den Slogan Spirit of Motion auf sich aufmerksam. Durch die Neigung nach vorne von Kühlergrill, Kotflügeln und Radausschniite vermittelte der Graham 97 schon im Stand eine starke Dynamik. Dieses ungewöhnliche Design kam allerdings bei den amerikanischen Käufern nicht gut an und wurde von den Amerikanern oft abfällig als Sharknose bezeichnet. Ein spezielles dieser Modelle ist der in der Octane vorgestellte Saoutchik Convertible. Mit über fünf Meter Länge und einem Gewicht von 1.500 kg stellt der Graham ein gewichtiges Pfund Automobil dar. Durch RM Auto Restaurations in Chatham, Kanada wurde dieses Modell mit viele Hingabe perfekt restauriert. So zeigt sich das Exemplar im perfekten Concours-Zustand und die ungewöhnlichen Türen können ihre beeindruckende Funktion unter Beweis stellen.

Weitere Themen in der Octane 26: Ein Bericht zum Ford GT 40 mit der Chassis-Nummer P/1046 zeigt den Gewinner der diesjährigen Historic Motoring Awards in der Kategorie Restauration und führt zurück nach Le Mans ins Jahr 1966. Ein Spezial zeigt auf 12 Seiten diverse Uhren und ein Blick nach Kuba zeigt einen ungewöhnlichen Auto Union und DKW-Club. Der Original Mercedes-Benz 300 SL von Aga Khan wird vorgestellt und der passende Blick auf die Einsätze im Motorsport mit dem 300 SL fehlen auch nicht. Auf Zeitreise geht die Octane mit dem FIVA-Präsidenten Patrick Rollet und im Marktplatz stellt sich der noch unterschätzte Porsche 968 vor. Dazu auch wieder eine Menge an Standards, die viel rund um die Szene der Klassiker und Sportwagen bietet.

Fazit: Viele echte Raritäten bietet die neuste Ausgabe der deutschen Octane und zeigt die lebhafte Vielfalt der Automobile. Für automobileaffine Mitmenschen wird es schwer sich dem Charme der Octane zu entziehen.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Octane. Marco Rassfeld